- Benediktinerkongregation von St. Ottilien
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Die Benediktinerkongregation von St. Ottilien (Missionsbenediktiner) ist eine Kongregation innerhalb der Benediktinischen Konföderation. Charakteristisch ist die Verbindung der benediktinischen Lebensform mit dem Einsatz in der Mission bzw. heute auch dem Engagement für die jungen Kirchen vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika. Parallel zur Männerkongregation existiert auch eine Frauengemeinschaft, die Missions-Benediktinerinnen von Tutzing.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Kongregation
Im Jahre 1884 gründete der Beuroner Benediktinerpater Andreas Amrhein in Reichenbach in der Oberpfalz ein Missionshaus mit einem männlichen und einem weiblichen Zweig, in der Absicht, dass daraus klösterliche Gemeinschaften entstehen sollten, was damals von staatlicher Seite noch nicht möglich war. Die neu entstandene Gemeinschaft übersiedelte 1887 nach Emming nahe Landsberg am Lech (heute Sankt Ottilien). 1896 kam es dort zur offiziellen Gründung eines Männer- und eines Frauenklosters; Letzteres zog 1904 nach Tutzing am Starnberger See um.
Bereits 1887 wurden Missionare in das damalige Deutsch-Ostafrika ausgesandt. Die Gemeinschaft wuchs rasch und konnte bald Tochterniederlassungen in Bayern gründen, vor allem zur Heranbildung von Nachwuchs. So entstand 1901 ein Zweig in St. Ludwig am Main, der 1914 die ehemalige Benediktinerabtei Münsterschwarzach wiederbesiedelte, sowie 1904 ein weiterer Ableger in Schweiklberg in Niederbayern, jeweils verbunden mit einer Klosterschule. Auch das Missionsfeld weitete sich aus: Schon 1909 kam eine Neugründung in Seoul hinzu.
Nachdem die Ostafrikamission bereits mehrfach unter Aufständen zu leiden hatte, stürzte der Erste Weltkrieg die Arbeit der Missionsbenediktiner in eine tiefe Krise: Außer personellen Verlusten war in dem nun unter britischer Herrschaft stehenden Tanganjika-Gebiet die Arbeit der deutschen Missionare unmöglich geworden; nur durch Schweizer Mitbrüder war eine gewisse Fortsetzung möglich. So wandte man sich neuen Aufgaben zu, vor allem in Ostasien und Südafrika (Zululand), und begann zugleich die Basis über Deutschland hinaus zu erweitern, zunächst in Uznach (Schweiz), dann auch in Venezuela und den USA.
In Ostasien wurde 1920 der Kongregation ein größeres Missionsgebiet in Nordkorea und in der Mandschurei (bzw. Mandschukuo) zugewiesen, sodass anstelle der Abtei Seoul zwei neue Abteien in Tokwon (in der Nähe von Wonsan, Nordkorea) und Yenki (China) gegründet wurden. Die Machtübernahme der Kommunisten nach dem Zweiten Weltkrieg brachte das gewaltsame Ende dieser Klöster; besonders in Korea wurden einige Mönche ermordet oder in Konzentrationslager deportiert, wo weitere von ihnen umkamen. In der Folge gelang aber die Neugründung einer koreanischen Abtei in Waegwan (Südkorea).
In Deutschland kam 1928 auf Ersuchen der Stadt Meschede dort eine weitere Niederlassung hinzu. Während der NS-Herrschaft war die Kongregation in Deutschland vielerlei Repressalien ausgesetzt, bis 1941 alle Klöster aufgehoben und z.T. in Lazarette umgewandelt wurden.
Nach dem Krieg und der Wiedererrichtung der deutschen Klöster galt es, sich auf die Unabhängigkeitsbestrebungen der afrikanischen Völker einzustellen. Dazu wurde verstärkt einheimischer Nachwuchs herangebildet, der in der Folge Leitungsfunktionen in den Missionsgebieten übernehmen konnte. In den Jahrzehnten seither hat der internationale Charakter der Kongregation immer mehr zugenommen: Viele Mönche stammen nun aus der indigenen Bevölkerung; zugleich haben sich die Einsatzorte und -länder weiter ausgeweitet.
Klöster der Missionsbenediktiner
Zur Kongregation gehörten 2010 23 selbständige Klöster (zumeist Abteien) sowie weitere abhängige Niederlassungen.[1] Stammkloster der Kongregation ist die Erzabtei St. Ottilien; der Erzabt von St. Ottilien ist zugleich Abtpräses der Kongregation. Unselbstständige Häuser sind blau hinterlegt, ihre Liste ist unvollständig.
Name Ort Patrozinium Konvent (Mönche/Novizen)
Stand: 15. April 2010gegründet Land Kontinent Erzabtei St. Ottilien St. Ottilien Herz Jesu 121/3 1887 Deutschland Europa Abtei Münsterschwarzach Münsterschwarzach Hl. Felicitas 114/5 (788) 1914 Deutschland Europa Abtei Schweiklberg Vilshofen an der Donau Hl. Dreifaltigkeit 40/- 1904 Deutschland Europa Abtei Königsmünster Meschede Christkönig 53/1 1928 Deutschland Europa Priorat Jakobsberg (zu St. Ottilien) Ockenheim Hl. Nothelfer 1960 Deutschland Europa Priorat Damme (zu Münsterschwarzach) Damme Hl. Benedikt 1963 Deutschland Europa Cella St. Benedikt (zu Königsmünster) Hannover Hl. Benedikt 1988 Deutschland Europa Abtei St. Georgenberg-Fiecht Fiecht Hl. Georg 10/- um 950/1967 Österreich Europa Abtei St. Otmarsberg Uznach Hl. Otmar 21/1 1919 Schweiz Europa Monasterio Benedictino Nra. Sra. de Sopetrán (zu Güigüe) Sopetrán Hl. Maria Spanien Europa St. Benedict's Abbey Peramiho Peramiho Hl. Benedikt 58/3 1888 Tansania Afrika Benedictine Abbey Ndanda Ndanda Hl. Maria, Hilfe der Christen 64/9 1906 Tansania Afrika Benedictine Abbey Hanga Songea Hl. Maurus 103/4 1958 Tansania Afrika St. Raphael's Priory Uwemba (zu Peramiho) Uwemba Hl. Raphael 1931 Tansania Afrika Benedictine Abbey Mvimwa Sumbawanga Hl. Geist 54/4 1997 Tansania Afrika Kurasini (zu Ndanda) Daressalam Hl. Maurus 1894 Tansania Afrika Benedictine Priory Kipalapala (zu Hanga) Tabora Hl. Johannes Evangelist 1974 Tansania Afrika Benedictine Priory Tigoni Tigoni Christus Friedenskönig 41/9 1978 Kenia Afrika Benedictine Abbey Inkamana Vryheid Herz Jesu 35/6 1922 Südafrika Afrika Christ the King's Priory Tororo Christkönig 20/3 1984 Uganda Afrika Benedictine Monastery Katibunga (zu Hanga) Katibunga Hl. Therese von Lisieux 14/3 1987 Sambia Afrika Monastère de l'Incarnation d'Agbang Agbang Inkarnation Christi 24/3 1988 Togo Afrika Waegwan Abbey Waegwan-ri Hl. Maurus und Hl. Placidus 131/2 1952 Südkorea Asien St. Benedict's Priory Digos Digos Hl. Benedikt 21 1983 Philippinen Asien St. Michael's Benedictine Hermitage Kumily Kumily Hl. Michael 10/2 1987 Indien Asien Abtei Yenki Yenki 5/0 2001 China Asien Cella ULF (zu Uznach) Osornoe 2006 Kasachstan Asien Abadía Benedictina de San José Güigüe Valencia Hl. Joseph von Avila 10/1 1923 Venezuela Südamerika Kloster El Rosal Santafé de Bogotá Hl. Benedikt 8/1 1961 Kolumbien Südamerika Priorat St. Benedict Center and Benedictine Mission House (zu Münsterschwarzach) Schuyler (Nebraska) Christkönig 1935 USA Nordamerika St. Paul's Abbey Newton Hl. Paulus 5/- 1924 USA Nordamerika Abhängiges Priorat Havanna Havanna 6/- 2008 Kuba Amerika Gesamt 968/60 Liste der Erzäbte und Abtpräsides
- Norbert Weber
- Chrysostomus Schmid
- Suso Brechter
- Viktor Josef Dammertz
- Notker Wolf
- Jeremias Schröder
Literatur
- P. Frumentius Renner (Hrsg.): Der fünfarmige Leuchter. Beiträge zum Werden und Wirken der Benediktinerkongregation von St. Ottilien. 4 Bände. Eos-Verlag, St. Ottilien 1979–1993.
- P. Frumentius Renner: St. Ottilien. Sein Werden und Wirken. = Mini-Leuchter. 4. erweiterte Auflage. Eos-Verlag, St. Ottilien 1985, ISBN 3-88096-015-1.
Weblinks
- Kongregation von St. Ottilien
- Klöster der Kongregation auf der Homepage der Confoederatio Benedictina Ordinis Sancti Benedicti
- Eintrag über Benediktinerkongregation von St. Ottilien auf ORDEN online
Einzelnachweise
- ↑ Missionsblätter der Benediktiner-Missionare von Uznach, Ausgabe September-Oktober 2010
Kategorien:- Benediktinische Orden
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