- Erzbahntrasse
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Die Erzbahn in Bochum war eine Eisenbahnstrecke zur Versorgung der Hochöfen des Bochumer Vereins mit Eisenerz. Sie nahm ihren Anfang in Gelsenkirchen am Rhein-Herne-Kanal und führte über etwa neun Kilometer südlich zum ehemaligen Bochumer Verein am Rande der Bochumer Innenstadt.
Die Eisenbahntrasse wurde vom Rhein-Herne-Kanal in mehreren Ausbaustufen errichtet, und somit geben die Brücken einen Einblick in die jeweilige Brückenbautechnik über einen Zeitraum von 30 Jahren. Baubeginn war 1901 und es wurde unter anderem das Stahlwerk Schalker Verein an die Eisenbahn angeschlossen. Aufgrund zahlreicher vorhandener Verkehrsverbindungen in Ost-Westrichtung im Verlauf der Erzbahn wurde die Strecke auf einem ca. 15 Meter hohen Damm mit 15 Brücken verlegt. Mit der Errichtung der Pfeilerbrücke wurde 1918/19 die Zeche Alma in Gelsenkirchen an die Bahn angeschlossen. Erst in der letzten Ausbaustufe 1930 wurde die Strecke bis zum Stahlwerk Bochumer Verein ausgebaut und diente dem Erztransport. Gleichzeitig war sie ein wichtiger Gleisanschluss für die Zeche Carolinenglück und deren Kokerei, die nur einige Kilometer nördlich des Bochumer Vereins lag.
Nach Beendigung des Hochofenbetriebs beim Bochumer Verein in den sechziger Jahren wurde die Erzbahn nicht mehr benötigt und verfiel allmählich. Frühere Pläne zur anderweitigen Nutzung der Trasse wurden nicht ausgeführt, damit blieb ein Grünzug in Nord-Südrichtung in einem dicht besiedelten Gebiet erhalten. Von 2002 bis 2008 wurde die Trasse zu einem Radweg zurückgebaut. Dadurch konnte der Westpark kreuzungsfrei an den Emscher-Radweg angebunden werden. Der Verlauf der Strecke auf einem Damm ermöglicht einen ausgezeichneten Blick auf die umliegende Industrie- und Siedlungslandschaft. Im Zuge der Strecke befinden sich einige größere, zum Teil spektakuläre Brückenbauwerke, zu denen die neugebaute Erzbahnschwinge über die Gahlensche Straße, die Pfeilerbrücke und die Grimbergbrücke zählen.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung der Trasse
Die Erzbahntrasse hat eine Gesamtlänge von neun Kilometern und beginnt am Westpark in Bochum (westliche Innenstadt). Nordwestlich der Jahrhunderthalle führt die Strecke über die Erzbahnschwinge, die zuerst parallel zu der noch befahrenen Werkbahnverbindung der Thyssen-Krupp-Werke verläuft. Nach der Überquerung des Ruhrschnellweges A 40 tangiert der Weg das Gelände der Zeche Carolinenglück, die lange Zeit die Kokskohle für den Bochumer Verein lieferte. Über Schacht 2 steht ein um 1856 errichteter unscheinbarer Malakow-Turm und über Schacht 3 eines der seltenen deutschen Strebengerüste der Bauart Zschetzsche, das um 1912 errichtet wurde. Der Schacht wird noch befahren und dient der zentralen Wasserhaltung. Die Stilllegung der Zeche erfolgte 1964. Neben der Trasse haben sich nach der Zechenstilllegung Industriebetriebe (Bochumer Verzinkerei, Schrottplatz) angesiedelt.
Im weiteren Verlauf tangiert der Weg die Siedlung Dahlhauser Heide in Bochum-Hordel. Der Bahndamm überragt hier das Gelände um zehn bis zwölf Meter. Der wuchtige Malakow-Turm (Schacht 1 der Zeche Hannover) ragt über den Baumspitzen empor. In Wattenscheid-Günnigfeld wird mit einem längeren Brückenbauwerk die gleichnamige Straße überquert. Am Abzweig Ückendorf ist 2005 über die Trasse der Kray-Wanner-Bahn der Anschluss zum Zollverein-Radweg geschaffen worden. Von hier kann über einen durchgängig fertiggestellten Radweg die Zeche Zollverein in Essen-Stoppenberg erreicht werden.
Auf der Erzbahntrasse folgt ein besonders eindrucksvoller Abschnitt, die Pfeilerbrücke. Der erste Teil überspannt die Güterbahnstrecke Herne-Wanne-Gelsenkirchen. Es folgt ein Zwischenteil aus 21 Feldern, die aus genieteten Kastenprofilen bestehen. Auf den Profilen liegt jetzt der Radweg auf. Im Zuge der Sanierung wurden Geländer angebracht. Es wurden genietete Stahl- und Betonstützen verwendet. Den letzten Teil bildet die Brücke über die Strecke der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft.
Die Brücke über die Elfrieden- bzw. Gelsenkircher Straße besteht aus zwei Teilstücken. Während der östliche als Radweg umgebaut worden ist, liegen auf dem westlichen Teil noch die Gleise. Die Trasse bildet nunmehr die Grenze zwischen den Städten Gelsenkirchen und Herne. In kürzeren Abständen folgen Brückenbauwerke, und es wird die Emschertalbahn passiert. Östlich hat man einen Blick auf den Schacht Pluto-Wilhelm, der wie Schacht XII der Zeche Zollverein auch von Fritz Schupp entworfen wurde. Die Höhe des Bahndammes über dem Geländeniveau nimmt im weiteren Verlauf kontinuierlich ab.
Es folgt der Doppelbrückenaufleger an der Wilhelmstraße. Der über dem Umgebungsniveau liegende Bahndamm flacht zum Hafen hin ab. Die Trasse führt entlang der Pluto-Halde, die bislang kaum zugänglich ist. Auf der westlichen Seite verläuft der kanalisierte Hüller Bach. Die Autobahn A 42 wird unterquert und im Anschluss wird der Hafen-Grimberg am Rhein-Herne-Kanal in Gelsenkirchen erreicht, der den Endpunkt der ehemaligen Erzbahn darstellt.
In neuer Weiterführung verläuft der Radweg hier zunächst neben der Grimbergstraße auf Gelsenkirchener Stadtgebiet. Der Hüller Bach wird mit einer neuen errichteten Brücke für den Fuß- und Radweg überquert. Kurz dahinter erreicht man die östliche Begrenzung der ZOOM Erlebniswelt (ehemaliger Ruhrzoo), in deren Landschaft Einblicke möglich sind. Eine Brücke über den Rhein-Herne-Kanal ist am Nordost-Zipfel des Zoos errichtet worden, die als Grimbergbrücke bezeichnet wird. Die Brückenteile wurden mit Hilfe eines Schwimmkranes am 25. Oktober 2008 zusammengefügt. Die offizielle Einweihung des letzten Teilabschnitts der Erzbahntrasse fand im Rahmen eines Festaktes am 26. Oktober 2008 statt. Die Freigabe der Grimbergbrücke für die Öffentlichkeit erfolgte Ende April 2009.
Mit der Querung des Kanals wird das Waldgebiet des Emscherbruches erreicht. Von dort bestehen die Anschlüsse an den Kanalradweg oder der Emscherradweg an. Über diese Radwege kann u.a. in östlicher Richtung die König-Ludwig-Trasse erreicht werden, die wiederum längerfristig bis in das Münsterland ausgebaut werden soll.
Die Brücken im Einzelnen
km Bezeichnung Abbildung Anmerkung Ort 0,0 Erzbahnschwinge Die Erzbahnschwinge befindet sich an der Jahrhunderthalle in Bochum. Auf ihr verlässt man den Westpark in Richtung Nordwesten. Konstruiert wurde diese Brücke von Jörg Schlaich. Bochum 0,5 Brücke über den Marbach und das Güterbahngleis An der Werksbahn zwischen den Kruppbetrieben in Bochum. Von Südwesten her gesehen.
Bochum 0,6 Brücke über die Rheinische Bahn Genietete, eingleisige und 46 Meter lange Fachwerkbrücke von 1928 Bochum 1,0 Brücke über die A 40 Zweigleisig, auf der einen Seite Stahlblech-Sichtschutz, auf der anderen Seite Gitter. Bochum 1,1 Brücke über die Darpestraße Die Brücke über die Darpestraße befindet sich neben der A 40 in Bochum. Im Hintergrund ist der Schacht 3 der Zeche Carolinenglück zu sehen. Der Schacht wird für die zentrale Wasserhaltung weiterhin offen gehalten. Ansicht von Süden her.
Bochum 3,2 'Rote Brücke' 1926–1928 erstellte Brücke mit einer Spannweite von 45 Metern, die den etwa sechs Meter hohen Damm der ehemaligen Reichsbahnstrecke Gelsenkirchen-Wattenscheid nach Wanne überquert. Von Nordosten her gesehen
Bochum 3,6 Brücke über die Straße Am Blumenkamp Blickrichtung Nordwest Bochum 3,9 Brücke über Günnigfelder Straße Vermutlich 1928 montierte 99 Meter lange Brücke, die zur Nutzung als Radweg aufwändig restauriert wurde. Blickrichtung: Südosten
Bochum 4,7 Brücke über dem Weg zwischen Tierheim und Friedhof Nach der Stilllegung des Trasse wurde das Brückenteil demontiert. Im Zuge der neuen Nutzung wurde die Stahlbrücke auf den sanierten Widerlagern aufgesetzt. Herne 5,1 Brücke über die Hofstraße Der Brückenauflieger aus einem Stahlkasten und Geländerseilverspannung ist im Rahmen der neuen Nutzung 2005 anstelle des demontierten Brückenteils aufgesetzt worden. Herne 5,7 Pfeilerbrücke Blick aus NW, ca. 2/3 der Brückenlänge zu sehen Mit 344 m ist die Pfeilerbahn der längste Brückenabschnitt der Erzbahn. Sie wurde 1918–1919 errichtet, um die Zeche Alma an die Bahn anzuschließen. Die Fahrbahn der Brücke befindet sich 14 Meter über dem Erdniveau. Das Bauwerk überspannt mit zwei Fachwerkkonstruktionen von 33 Meter Länge die Güterbahnstrecke Gelsenkirchen-Wanne und mit 45,6 Metern die Köln-Mindener Eisenbahn. Dazwischen befinden sich 21 Stahlfelder mit einer Länge von jeweils 13,35 Metern, die mit dem Fundament verschraubt sind und so beim Auftreten von Bergschäden nachgerichtet werden konnten. Die Instandsetzung der Brücke ist Ende 2005 abgeschlossen worden. Während der Sanierung wurden die Kastenbrücken abgehoben. Gelsenkirchen 6,1 Brücke über Elfrieden- und Gelsenkircher Str. Die Brücke über die Elfrieden- bzw. Gelsenkircher Str. und den Hüller Bach wurde zwischen 1912 und 1914 errichtet. Aufnahme von November 2005
Gelsenkirchen/Herne 6,9 Brücke über die Florastraße Von Süden her gesehen. Herne 7,2 Brücke östlich des Gelsenkirchener Ostfriedhofs Der zweite Schienenstrang wurde zur Demonstration der ursprünglichen Strecke bewusst nicht abgebaut. Herne 7,5 Brücke über die Bickernstraße Bickerer Höfe Herne 7,8 Brücke über die Wilhelmstraße Die Spannweite dieser Brücke beträgt 20,2 Meter. Auf dieser Aufnahme von Dezember 2006 ist der Rad- und Wanderweg nördlich der Wilhelmstraße (im Hintergrund) noch nicht fertiggestellt.
Herne 9,5 Brücke über den Hüller Bach Die 2008 zwischen Zoo und Hafen gebaute Brücke über den Hüller Bach am Hafen Grimberg parallel zur Grimbergstraße in Gelsenkirchen-Bismarck von Nordwesten her gesehen Gelsenkirchen 10,2 Grimbergbrücke über den Rhein-Herne-Kanal Kurz vor der Fertigstellung am 28. Oktober 2008 Die asymmetrische Stahlkonstruktion überquert den Kanal in einem halbkreisförmigen Bogen. Nur an einem 48 Meter hohen Stahlpylon auf der Nordseite des Kanals hängend, hat die geschwungene Brücke eine Spannweite von rund 150 Metern. Die nördliche, 37 Meter lange Rampe wird durch Betonstützmauern gebildet, die südliche, 34 Meter lange Rampe als Erddamm hergestellt. Verbaut wurden über 600 Kubikmeter Beton und 235 Meter Großbohrpfähle für die Widerlager sowie 400 Tonnen Stahl und 465 Meter Seil für die Hängekonstruktion. Gelsenkirchen Weitere Bilder
Literatur
- Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Harnach, Dipl.-Betriebswirt Oliver Buckenauer, Dipl.-Ing. Ute Kartenberg: Historisch, technische Studie zur Erzbahn-Trasse. Oktober 2001.
- Regionalverband Ruhr, Fachbereich Freizeit und Tourismus (Hrsg.): Erzbahn-Emscherbruch (Themenroute 8 der „Route der Industriekultur“). Essen 2005, ISBN 3-932165-43-8.
Einzelnachweise
Weblinks
- Beschreibung dieser Themenroute als Teil der Route der Industriekultur
- Web-Diashow über den Umbau der Erzbahntrasse
- Pressemitteilung des RVR (Projektträger) zur Erzbahnschwinge
- Dokumentation des Wettbewerbs zur Kanalbrücke
- Ratgeber Servicezeit WDR, Text zur Sendung vom 9. September 2008
- Pressemitteilung RVR zur Freigabe des letzten Teilstückes des Fahrradweges und zur Montage der Brücke über den Rhein-Herne-Kanal
- Fuß- und Radwegbrücke über den Rhein-Herne-Kanal, Hafen Grimberg – Gelsenkirchen, Dokumentation des Wettbewerbes, Oktober 2006
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Themenrouten (aufsteigend nach Nummern): 1. Duisburg: Stadt und Hafen | 2. Industrielle Kulturlandschaft Zollverein | 3. Duisburg: Industriekultur am Rhein | 4. Oberhausen: Industrie macht Stadt | 5. Krupp und die Stadt Essen | 6. Dortmund: Dreiklang Kohle, Stahl und Bier | 7. Industriekultur an der Lippe | 8. Erzbahn-Emscherbruch | 9. Industriekultur an Volme und Ennepe | 10. Sole, Dampf und Kohle | 11. Frühe Industrialisierung | 12. Geschichte und Gegenwart der Ruhr | 13. Auf dem Weg zur blauen Emscher | 14. Kanäle und Schifffahrt | 15. Bahnen im Revier | 16. Westfälische Bergbauroute | 17. Rheinische Bergbauroute | 18. Chemie Glas und Energie | 19. Arbeitersiedlungen | 20. Unternehmervillen | 21. Brot, Korn und Bier | 22. Mythos Ruhrgebiet | 23. Historische Parks und Gärten | 24. Industrienatur | 25. Landmarken-Kunst | per Rad
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