- Erzherzog Leopold Wilhelm
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Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich (* 5. Jänner 1614 in Wiener Neustadt; † 20. November 1662 in Wien) war mehrfacher Bischof, Statthalter der spanischen Niederlande, Feldherr und hat vor allem Bedeutung als Kunstmäzen.
Leben
Leopold Wilhelm von Österreich war der jüngste Sohn von Kaiser Ferdinand II., also ein Bruder Ferdinands III.. Als jüngerem Sohn wurde ihm vom Vater die klassische Karriere als Kirchenfürst bestimmt, er war Hochmeister des Deutschen Ordens, Bischof von Halberstadt, Magdeburg, Olmütz, Passau, Breslau und Straßburg, eine Ämterkumulierung, die in dieser Vielfalt nicht üblich war. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er als Feldherr. Zweimal übertrug ihm sein Bruder den Oberbefehl über das kaiserliche Heer im Dreißigjährigen Krieg (Sept. 1639 bis Feb. 1643 und Mai 1645 bis Dez. 1646), während seiner Statthalterschaft in den Spanischen Niederlanden (Feb. 1647 bis Mai 1656) kämpfte er für Spanien gegen die Franzosen.
Viele Bilder und Büsten stellen Leopold Wilhelm von Österreich mit Harnisch und Marschallstab dar. Im Dreißigjährigen Krieg konnte er immerhin 1640 die Schweden aus Böhmen verdrängen und 1645 eine Vorhut der Schweden in der Brigittenau schlagen, so dass sie davon absahen, Wien anzugreifen. Als Statthalter der Spanischen Niederlande schloss er 1648 Frieden mit der Republik der Vereinigten Provinzen, den heutigen Niederlanden, und kämpfte auch gegen Frankreich.
Mit Hingabe und Talent verfasste er zahlreiche italienische Gedichte.
Leopold Wilhelms eigentliche Bedeutung liegt allerdings in seiner Kunstsammlung, die er in den Spanischen Niederlanden zusammentrug und die von David Teniers betreut und in zahlreichen Galeriebildern (u. a. in Wien, München, Brüssel) dokumentiert wurde. Er sammelte vor allem niederländische und italienische Meister z. B. Venezianer des 16. Jahrhunderts. Ein guter Teil seiner Sammlung stammt aus den Versteigerungen englischer Adeliger, die von den kunstfeindlichen Puritanern unter Cromwell vertrieben bzw. hingerichtet wurden. Diese Sammlung wurde an seinen Neffen Leopold I. vererbt, so dass sie in kaiserlichen Besitz kam. Der überwiegende Teil befindet sich noch heute im Kunsthistorisches Museum Wien.
Leopold Wilhelm war, nach dem Tod seines Bruders Kaiser Ferdinand III., ein Kandidat für die Nachfolge als Kaiser. Er unterstützte jedoch seinen Neffen Leopold I., der die Nachfolge seines Vaters im Sommer 1658 antrat.
Leopold Wilhelm wurde in der Neuen Gruft der Wiener Kapuzinergruft beigesetzt.
Literatur
- Gigi Beutler: Die Kaisergruft; Wien 1992
- Renate Schreiber: „ein galeria nach meinem humor“ – Erzherzog Leopold Wilhelm; Wien 2004
Weblinks
- Leopold Wilhelm von Österreich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 402.
- Artikel Leopold Wilhelm von Österreich im Österreich-Lexikon von aeiou
- Literatur von und über Leopold Wilhelm von Österreich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Vorgänger
Fürstbischof von Passau
1625–1662Nachfolger
Vorgänger
Fürstbischof von Straßburg
1626–1662Nachfolger
Vorgänger
Fürstbischof von Halberstadt
1628–1648Nachfolger
säkularisiert und an Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg
Vorgänger
Fürsterzbischof von Magdeburg
1631–1638Nachfolger
Vorgänger
Fürstbischof von Olmütz
1637–1662Nachfolger
Vorgänger
Hochmeister des Deutschen Orden
1641–1662Nachfolger
Vorgänger
Emmanuel de Moura Cortereal
Statthalter der habsburgischen Niederlande
1647–1656Nachfolger
Vorgänger
Fürstbischof von Breslau
1656–1662Nachfolger
Personendaten NAME Leopold Wilhelm von Österreich ALTERNATIVNAMEN Leopold Wilhelm von Habsburg KURZBESCHREIBUNG Statthalter der spanischen Niederlande, Bischof, Feldherr und Kunstmäzen GEBURTSDATUM 5. Januar 1614 GEBURTSORT Wiener Neustadt STERBEDATUM 20. November 1662 STERBEORT Wien
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