Leopold II. (HRR)

Leopold II. (HRR)
Leopold II. als Großmeister des Goldenen Vlies

Leopold II. (* 5. Mai 1747 in Wien; † 1. März 1792 ebenda) war Erzherzog von Österreich aus dem Haus Habsburg-Lothringen, von 1765 bis 1790 (als Peter Leopold) Großherzog der Toskana sowie von 1790 bis 1792 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Böhmen, Kroatien und Ungarn.

Er hat mit einer Politik der Aufklärung das Großherzogtum Toskana zu einem Musterstaat gemacht. In der kurzen Zeit als Kaiser und Herrscher über die Habsburgermonarchie war er bestrebt, die Unruhen als Folgen der überstürzten Reformpolitik seines Vorgängers zu beenden. Auch außenpolitisch versuchte er ausgleichend zu wirken. Der Krieg mit den Osmanen wurde beendet und ein Ausgleich mit Preußen gefunden. Seine Haltung gegenüber der Französischen Revolution war zwiespältig. Einerseits begrüßte er die konstitutionelle Monarchie, andererseits hat er die Dynamik der Bewegung unterschätzt und ungewollt mit der Pillnitzer Deklaration zum Ausbruch des Ersten Koalitionskrieges beigetragen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühe Jahre

Franz I. Stephan und Maria Theresia mit elf Kindern

Leopold wurde als neuntes Kind der Erzherzogin Maria Theresia von Österreich und des römisch-deutschen Kaisers Franz Stephan von Lothringen geboren und auf den Namen Petrus Leopoldus Ioannes Antonius Joachim Pius Gotthardus getauft.[1] Der für die Habsburger ungewöhnliche Vorname Peter geht auf den Wunsch seiner Patin Elisabeth von Russland zurück. Er hatte vier Brüder, darunter der spätere Kaiser Joseph II. oder Maximilian Franz, der spätere Kurfürst von Köln. Außerdem hatte er elf Schwestern, von denen allerdings fünf früh starben. Unter diesen befand sich auch Marie Antoinette, die spätere französische Königin.

Leopold erhielt eine hervorragende der Aufklärung verpflichtete Erziehung. Einflussreich war der Ajo Franz Graf Thurn-Valassina. Dieser diente Leopold auch später als Oberstkämmer und Berater in der Toskana. Auch dessen Bruder Anton Graf Thurn-Valassina gehörte zu seinen Vertrauten und diente später als Obersthofmeister. Der bedeutendste seiner Lehrer war der Rechtsgelehrte, Universitätsprofessor und Freimaurer Carl Anton Martini. Von diesem wurde er auch in die Naturrechtslehre eingeführt. Die Lektüre philosophischer Werke hat seine Mutter stark beunruhigt und sie empfahl ihm, als er schon in der Toskana regierte, seinen Beichtvater bei der Auswahl der Lektüre hinzu zu ziehen.[2] Leopold interessierte sich besonders für Naturwissenschaften und Technik. Er sprach neben deutsch auch französisch und ein wenig tschechisch und beherrschte Latein. Er erlernte auch Italienisch, dass später die von ihm bevorzugte Umgangssprache wurde. Auch in anderen Fächern mit Ausnahme der Fähigkeit sich schriftlich auszudrücken, zeigte er gute Fähigkeiten. Von der Mutter erbte er ein „gutes, großmütiges und mitleidiges Herz,“ vom Vater Nüchternheit bis hin zur Pedanterie, aber auch starke Sinnlichkeit. Von ihm erbte er auch das Interesse an neuen Techniken und Wissenschaften.[3]

Bereits früh war er ein Faktor in der Heiratspolitik des Kaiserpaares. Schon im Alter von sechs Jahren war er als Ehemann der Maria Beatrice d'Este, der Erbin des Herzogtum Modena, vorgesehen. Nach dem frühen Tod seines älteren Bruders Karl (1745–1761) wurde er dann allerdings für die Nachfolge im Großherzogtum Toskana vorgesehen und sein Bruder Ferdinand sollte die Erbin von Modena heiraten.

Zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder nahm er 1764 an der Krönung von Joseph II. teil. In der Folge lernte er durch Reisen auch den böhmischen und ungarischen Teil des habsburger Reiches kennen. Im Jahr 1765 reiste er zusammen mit den Eltern nach Innsbruck, um von dort seiner Braut der spanischen Prinzessin Maria Ludovica entgegen zu reisen. Die offizielle Eheschließung war bereits in Vertretung am 16. Februar 1764 in Madrid geschlossen worden. Die Hochzeit fand am 5. August in Innsbruck statt. Bei dem Aufenthalt in Innsbruck starb der Kaiser. Der Triumphbogen in der Stadt erinnert sowohl an die Hochzeit wie auch an den Tod des Vaters.[4] Aus der Ehe gingen sechzehn Kinder hervor. Kurze Zeit später starb sein Vater und er übernahm die Herrschaft in der Toskana, die damit zur habsburgischen Sekundogenitur wurde.

Großherzog der Toskana

Ära Orsini-Rosenberg

Der junge Erzherzog Leopold (links) und sein Bruder Kaiser Joseph II.

Die wirtschaftliche Lage des Großherzogtums war ausgesprochen schwierig als Leopold die Macht übernahm. Ein Grund dafür war die letzte große Hungersnot, die Italien heimsuchte und die zu dieser Zeit allmählich zu Ende ging. Allerdings waren die Probleme auch strukturell bedingt. Unter den letzten Herrschern aus dem Haus Medici stagnierte die Entwicklung. Auch Leopolds Vater hat sich nicht wirklich intensiv um das Land gekümmert und ließ es von Beauftragten verwalten.[5] Aus diesem Grund kam die Forderung Josephs II. nach der Herausgabe der „toskanischen Reservekasse“ für Leopold sehr ungelegen. In dem folgenden Konflikt mit dem Kaiser war er unterlegen, was die Beziehungen zwischen den Brüdern auf Dauer verschlechtern sollte.

Als Großherzog machte Leopold sich einen Namen als Initiator vieler Reformen im aufklärerischen Sinn, allerdings behutsamer und gemäßigter als sein Bruder Kaiser Joseph II. Von dem bisherigen Leiter der toskanischen Regierung Marchese Antoniotto Botta Adorno wurde die Leitung an Franz Xaver Wolfgang von Orsini-Rosenberg übergeben. Mit diesem begann die Zeit großer Reformen im Großherzogtum. Dabei arbeitete Orsini-Rosenberg eng mit einheimischen Persönlichkeiten zusammen. Der reglementierte Getreidehandel wurde teilweise freigegeben. Eine systematische statistische Erhebung über die Wirtschaft des Landes sollte Grundlagen für zukünftige Entscheidungen legen. Im Jahr 1766 wurde der Handel mit Getreide, Mehl und Brot unter Beteiligung des Großherzogs per Gesetz freigegeben. Dies sorgte im Ausland, insbesondere unter den Physiokraten, für Aufmerksamkeit.

In den folgenden Jahrzehnten machte Leopold die Toskana mit einer stetigen Reformpolitik zu einem Musterstaat. Zwar hat er stets auch die habsburgischen Interessen in Italien und im Mittelmeerraum im Auge gehabt, gleichwohl hat er versucht gegenüber Maria Theresia und dem Kaiser eine eigenständige Rolle zu spielen. Im Inneren wurde die Generalpacht aufgehoben und 1768 die Steuereinnahme verstaatlicht. Es wurden Maßnahmen getroffen, um das weitere Anwachsen des unproduktiven Vermögens zur toten Hand zu verhindern. Es wurde die Erbpacht für bäuerlichen Besitz eingeführt. Auch griff die Regierung in kirchliche Rechte ein. So wurde das Asylrecht aufgehoben und kirchliche Gefängnisse dem Staat unterstellt. In der Kirchenpolitik gab es durchaus Gemeinsamkeiten zwischen Leopold und Joseph II. Beide besuchten demonstrativ gemeinsam die Konklave von 1769. Im Jahr 1770 reiste Leopold mit seiner Frau nach Wien. Gleichzeitig beendete auch Orsini-Rosenberg seinen Dienst im Großherzogtum. Auch später kam es zu verschiedenen persönlichen Kontakten Leopolds mit seiner Familie.

Selbstregierung

Leopold II. und Maria Ludovica von Spanien im Kreise ihrer Familie 1776 in Florenz

Seither wurde die Politik im Wesentlichen von Leopold selbst bestimmt. In dieser Zeit der Selbstherrschaft wurden die Zünfte abgeschafft, eine Handelskammer gegründet, die Gewerbefreiheit und eine neue Gemeindeordnung eingeführt. Des Weiteren wurden schrittweise die alten Verwaltungsstrukturen modernisiert und das Land in einen Einheits- und Flächenstaat verwandelt. In diesem Zusammenhang gehört auch die Reform des Gesundheitswesen und der Polizei. Die Armee wurde aufgelöst und durch eine Bürgermiliz ersetzt.

Diese Reformpolitik griff naturgemäß in zahlreiche Interessen und alte Gewohnheiten ein. Bemerkenswert ist, dass Leopold die Maßnahmen zunächst in Teilgebieten des Landes auf ihre Praktikabilität testete, ehe im ganzen Großherzogtum eingeführt wurden.

Leopold war im Grunde ein noch entschiedenerer Anhänger eines reformierten Katholizismus als sein Bruder Joseph. Aber insbesondere auch wegen der Nähe des Kirchenstaates ging er zunächst deutlich vorsichtiger bei der Umsetzung vor. Seit 1778/79 wurde das Reformtempo erhöht. Es wurden die Pfarrbezirke neu zugeschnitten und Leopold ging gegen verschiedene Aspekte der Volksfrömmigkeit vor. Leopold übersandte 1786 den Entwurf zu einer umfassenden antikurialen Kirchreform an die Bischöfe des Landes. Er erlitt mit seinen Anhängern bei einer Bischofsversammlung im Jahr 1787 gegenüber den Vertretern des Status quo eine klare Niederlage. Außerdem kam es sogar zu Protesten innerhalb der Bevölkerung. Dies führte dazu, dass Leopold auf dem Feld der Kirchenreform zurückhaltend wurde.

Durch längere Aufenthalte in Wien in den 1770er Jahren lernte er das Regierungshandeln und die Arbeit der Behörden der Habsburger Monarchie aber auch den Zustand der Familie noch besser kennen. In seinen privaten Aufzeichnungen werden dabei deutliche Vorbehalte gegenüber dem zentralistischen Absolutismus seines Bruders deutlich. Statt einer Ausweitung der Bürokratie plädierte Leopold für eine Ausweitung der ständischen Selbstverwaltung, für eine Bauernbefreiung, religiöse Toleranz, Gewerbefreiheit und der Abschaffung der Zensur. Unmittelbar nach seiner Rückkehr in die Toskana plante er trotz Bedenken seiner Mitarbeiter die Einführung einer repräsentativen Verfassung. Dabei orientierte er sich einerseits an bestehenden ständischen Strukturen wie etwa in Ungarn, in den österreichischen Niederlanden oder in Tirol. Auf der anderen Seite spielten Vorbilder wie die Schweiz oder Pennsylvania eine Rolle. Einen ersten Entwurf legte Leopold 1779 seinem Vertrauten Francesco Maria Gianni vor. In den folgenden Jahren arbeiteten beide daran weiter, ehe 1782 eine kleine Gruppe weitere Berater und Gutachter hinzu gezogen wurden. Verschiedene vor allem außenpolitische Umstände und Konflikte mit dem Kaiser verhinderte eine Umsetzung.

Später hatte Leopold sogar die Absicht geäußert, das Großherzogtum zu einer konstitutionellen Monarchie zu machen. So erklärte er 1789: „Der Gedanke, den Souverän der Nation über Zustand und Verwaltung ihrer Finanzen Rechenschaft ablegen zu lassen, dünkt mich rühmenswert, gerecht und nützlich, denn die Finanzen gehören wie alles übrige dem Volke, und der Souverän ist nur der Verwalter, somit zur Rechenschaft verpflichtet“ und setzte, wohl unter dem Eindruck der französischen Revolution ebenso wie der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, im folgenden Jahr hinzu: „Ich glaube, dass jedes Land ein Grundgesetz oder einen Vertrag zwischen Volk und Souverän haben soll, welches die Macht des letzteren beschränkt; dass, wenn der Souverän dieses Gesetz nicht hält, […] man ihm zu gehorchen nicht mehr verpflichtet ist. Ich glaube, dass die ausübende Gewalt dem Souverän, die gesetzgebende aber dem Volke und seinen Repräsentanten zusteht… Denn der einzige Zweck der Gesellschaften und der Regierungen ist das Glück der Individuen.“[6]

Joseph II. plante die Toskana direkte an die Habsburgermonarchie anzuschließen. Außerdem zwang er Leopold seinen Sohn Franz mach Wien zu schicken, damit dieser auf die Übernahme der Herrschaft vorbereitet werden könnte.

In den letzten Jahren als Großherzog hat Leopold mit seiner Justizreform noch einmal europaweit beachtete Zeichen gesetzt. Im Jahr 1786 schaffte er Todesstrafe und Folter ab und machte die Toskana so zum ersten Staat ohne Todesstrafe. Im übrigen wurden die Schuldhaft abgeschafft und für Verbrechen und Vergehen galten im Vergleich mit anderen Staaten nur milde Strafen. Geplant war noch eine umfassende Reform des Bildungswesens, zu dem es aber nicht mehr gekommen ist.

Kaiser

Allegorie mit der Übernahme der Reichskrone
Leopoldsäule in Frankfurt am Main-Seckbach, anlässlich der Krönung 1790 errichtet

Nach Josephs überraschendem Tod übernahm Leopold die Herrschaft. Wahlspruch: Pietate et concordia, „durch Frömmigkeit und Eintracht“

Die politische Lage zu Beginn seiner Herrschaft war außerordentlich schwierig. Da war einmal der Krieg gegen das osmanische Reich. Da war zum anderen ein drohender Krieg mit Preußen und Polen. Auch waren die österreichischen Niederlande in der Brabanter Revolution mit preußischer Hilfe abgefallen. Es drohten Aufstände in Ungarn und vielleicht sogar in Tirol. Auch unter dem böhmischen und österreichischen Adel gab es Unzufriedenheit als Folge der Reformpolitik von Joseph II. Innenpolitische versuchte er durch Entgegenkommen oder durch das Ausspielen verschiedener Akteure gegeneinander die Lage zu entschärfen. Die überstürzten Reformen seines Bruders nahm er teilweise wieder zurück. Teilweise ging er wie im Fall der österreichischen Niederlande aber auch militärisch vor.

Das entscheidende Problem war indes das Verhältnis zu Preußen. Er schloss am 27. Juli 1790 mit dem Land die Reichenbacher Konvention ab. Damit war die Gefahr eines Krieges beendet. Gleichzeitig bedeutete dies die Anerkennung Preußens als gleichberechtigte Macht. Das europäische Mächtegleichgewicht, wurde damit entscheidend verändert. Waren Preußen und Österreich sich einig, konnten sie auch die Verhältnisse im Reich nach ihrem Willen umgestalten.[7] Auch konnten Ungarn und die österreichischen Niederlande nicht mehr mit preußischer Unterstützung rechnen.

Mit dem Abkommen sicherte er sich insbesondere auch die Kaiserwahl. Hatte sein Vorgänger keine wirkliche Reichspolitik mehr betrieben, wollte Leopold dies ändern. Die Wahl lief keineswegs automatisch auf ihn heraus. Allerdings fand sich kein Gegenkandidat. Immerhin versuchten einige Fürsten die Gelegenheit zu nutzen, um die ohnehin beschränkten kaiserlichen Rechte noch weiter zu schwächen und diesen zu einem primus inter pares zu machen.[8]

Leopold wurde schließlich durch Wahl am 30. September und Krönung am 9. Oktober 1790 in Frankfurt am Main als Leopold II. Kaiser. Die Krönung zum ungarischen König in Preßburg erfolgte am 15. November 1790 und die Krönung zum König von Böhmen in Prag fand am 6. September 1791 statt. Die Krönung in Frankfurt war das letzte große Ereignis des Heiligen Römischen Reiches. Man hoffte auf eine lange Friedenszeit unter einem als Titus verklärten fähigen Herrscher. Mozart komponierte anlässlich der Krönung in Prag die Oper La clemenza di Tito.[9]

Der Aufstand in den Niederlanden brach zusammen und die kaiserlichen Truppen konnten ohne Probleme das Land wieder besetzen. Der Kaiser versprach allerdings die Freiheiten wieder herzustellen, wie sie zur Zeit Maria Theresias bestanden hatten.[10] Mit dem osmanischen Reich wurde ein Waffenstillstand und 1791 ein Friedensvertrag geschlossen. Der Frieden von Sistowa machte dem osmanischen Reich erhebliche Zugeständnisse. Belgrad wurde an die Osmanen zurückgegeben und von kleinen Grenzänderungen abgesehen kam es zu keinen territorialen Gewinnen des Habsburgerreiches. Den ungarischen Reichstag hatte er zum Einlenken bewegt und den Adel in Böhmen und Österreich kam er durch die Rücknahme verschiedener Reformmaßnahmen von Joseph II. entgegen. Ohne an den grundlegenden Reformen seines Bruders etwas zu ändern, kam er auch in der Kirchenpolitik den Kritikern entgegen. Die Übertragung toskanischer Einrichtungen auf die größere Ebene erwies sich als schwierig. Immerhin orientierte sich ein Polizeiverfassung für Wien am toskanischen Vorbild.[11]

Allerdings baute er auch eine Geheimpolizei auf, um sich über die Entwicklung auf dem Laufenden zu halten.[12] Er versuchte auch mit Hilfe der geheimem Polizei die öffentliche Meinung für eine Reformpolitik ähnlich der in der Toskana zu gewinnen. Er bediente sich dabei Unterstützer und Mitarbeiter, die unter Franz II. zum Kern der „Jakobiner“ in Wien wurden.

Leopold stand Anfangs der französischen Revolution aber auch der polnischen Verfassung von 1791 positiv gegenüber, sah er darin doch einen vergleichbaren Geist wie in seiner Politik in der Toskana. Die revolutionäre Dynamik hat er allerdings unterschätzt. Auf Drängen der französischen Emigranten verfasste er das Rundschreiben von Padua vom 6. Juli 1791 zu Gunsten des französischen Königspaares. Im August 1791 proklamierte er zusammen mit König Friedrich Wilhelm II. von Preußen und einigen adligen Emigranten die Pillnitzer Deklaration. Diese betonte das Interesse an einer vollständigen Restauration der Monarchie in Frankreich. Auch kündigte man eine militärische Intervention an, sofern alle übrigen europäischen Mächte sich daran beteiligen würden. Dies bedeutete bei aller Rhetorik de facto eine Absage an eine Intervention, da klar war, dass keineswegs alle Mächte sich daran beteiligen würden. Die Pillnitzer Erklärung sollte die Franzosen einschüchtern und zu einem gemäßigten Verhalten bewegen. Das Gegenteil war allerdings der Fall. Die Erklärung verstärkte die französische Kriegsbereitschaft und verschlechterte die Position von Ludwig XVI. und Marie Antoiniette. Diese Politik war einer der Gründe für den ersten Koalitionskrieg [13] Angesichts der gerade erreichten Überwindung der Kriegsgefahr mit Preußen und dem Frieden mit den Osmanen wollte Leopold keinen Krieg mit dem revolutionären Frankreich. Kurz vor seinem Tod erkannte er allerdings die Gefahr, die von einem revolutionären Frankreich ausging. Er schloss mit Preußen am 7. Februar 1792 eine Defensivallianz, lehnte aber weiterhin eine Intervention in Frankreich selbst ab.

Tod und Nachfolge

Grab von Kaiser Leopold II. in der Kapuzinergruft

Er starb völlig unerwartet am 1. März 1792. Dies nährte Gerüchte über einen Giftmord. Als Urheber wurden Freimaurer, Jesuiten oder französische Agenten verdächtigt. Ein weiteres Gerücht war, dass der Kaiser an der Einnahme eines selbst hergestellten Aphrodisiacums starb. Diese Gerüchte haben wohl keinen realen Hintergrund, vielmehr starb der Kaiser eines natürlichen Todes. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Franz als Franz II., der sich von der Reformpolitik seiner beiden Vorgänger abwandte.

Nachkommen

Leopold II. heiratete am 5. August 1765 in Innsbruck Infantin Maria Ludovica (1745–1792), Tochter König Karls III. von Spanien aus dem Hause Bourbon und seiner Gattin Prinzessin Maria Amalia von Sachsen.

  1. ∞ 1788 Elisabeth von Württemberg (1767–1790)
  2. ∞ 1790 Maria Theresia von Neapel-Sizilien (1772–1807)
  3. ∞ 1808 Maria Ludovika Beatrix von Österreich-Este (1787–1816)
  4. ∞ 1816 Karoline Auguste von Bayern (1792–1873)
  1. ∞ 1790 Maria Louisa von Neapel-Sizilien (1773−1802)
  2. ∞ 1821 Maria Anna von Sachsen (1796–1865) Tochter des Maximilian von Sachsen (1759–1838)
  1. ∞ 1799 Alexandra Pawlowna Romanowa (1783–1801)
  2. ∞ 1815 Hermine von Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym (1797–1817)
  3. ∞ 1819 Maria Dorothea von Württemberg (1797–1855)

Vorfahren

Ahnentafel Leopold II.
Ururgroßeltern

Nikolaus Franz von Vaudémont (1609-1670)
∞ 1634
Claudia von Lothringen (1612-1648)

Kaiser
Ferdinand III. (1608-1657)
∞ 1651
Eleonora von Mantua (1630-1686)

König
Ludwig XIII. (1601-1643)
∞ 1615
Anna von Österreich (1601-1666)

Kurfürst
Karl I. Ludwig (1617-1680)
∞ 1650
Charlotte von Hessen-Kassel (1627-1686)

Kaiser
Ferdinand III. (1608-1657)
∞ 1631
Maria Anna von Spanien (1606-1646)

Kurfürst
Philipp Wilhelm (1615-1690)
∞ 1653
Elisabeth Amalia von Hessen-Darmstadt (1635-1709)

Fürst
Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (1633-1714)
∞ 1656
Elisabeth Juliane von Holstein-Norburg (1634-1704)

Albrecht Ernst I. zu Oettingen (1642–1683)

Christine Friederike von Württemberg (1644–1674)

Urgroßeltern

Herzog Karl V. Leopold (1643-1690)
∞ 1678
Eleonore von Österreich (1653-1697)

Philipp I. von Bourbon (1640-1701)
∞ 1671
Elisabeth von der Pfalz (1652-1722)

Kaiser Leopold I. (1640-1705)
∞ 1676
Eleonore Magdalene von der Pfalz (1655-1720)

Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel (1671-1735)
∞ 1690
Christine Luise von Oettingen (1671-1747)

Großeltern

Herzog Leopold Joseph von Lothringen (1679-1729)
∞ 1698
Élisabeth Charlotte de Bourbon-Orléans (1676-1744)

Kaiser Karl VI. (1685-1740)
∞ 1708
Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel (1691-1750)

Eltern

Kaiser Franz I. Stephan (1708-1765)
∞ 1736
Maria Theresia (1717-1780)

Leopold II.

Literatur

  • Alfred von Arneth (Hrsg.): Joseph II. und Leopold von Toscana. Ihr Briefwechsel von 1781–1790. 2 Bände. Braumüller, Wien 1872.
  • Alfred von Arneth (Hrsg.): Marie-Antoinette, Joseph II. und Leopold II. Ihr Briefwechsel. Braumüller, Wien 1866 (Digitalisat).
  • Johann Georg Jacobi: Trauerrede auf Leopold den Zweyten, Röm. Kaiser, und König, als die hohe Schule zu Freyburg im Breisgau für Denselben die feyerlichen Seelen-Andachten begieng, in der Universitätskirche gehalten. Freiburg im Breisgau 1792 (Digitalisat).
  • Helga Peham: Leopold II. Herrscher mit weiser Hand. Styria, Graz u. a. 1987, ISBN 3-222-11738-1.
  • Adam Wandruszka: Leopold II. Erzherzog von Österreich, Großherzog von Toskana, König von Ungarn und Böhmen, Römischer Kaiser, 2 Bände (Band I: 1747–1780, Band II: 1780–1792), Wien, München 1963 und 1965.
  • Friedrich Weissensteiner: Die Söhne Maria Theresias. Kremayer & Scheriau, Wien 2004, ISBN 3-218-00726-7.
  • Karl Schwarz: Leopold II.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 1505–1507.
  • Adam Wandruszka: Leopold II.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, S. 260–266.
  • Heinrich von ZeißbergLeopold II.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 322–336.

Einzelnachweise

  1. Adam Wandruszka: Leopold II. Band I: 1747–1780. Wien, München 1963, S. 16.
  2. Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Wien, 1992 S.337
  3. Lorenz Mikoletzky: Leopold II. In: Die Kaiser der Neuzeit, 1519-1918 : Heiliges Römisches Reich, Österreich, Deutschland. München, 1990 S.277f.
  4. Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Wien, 1992 S.337
  5. Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Wien, 1992 S.338
  6. Zitiert nach Herre, Maria Theresia, S. 319.
  7. Lorenz Mikoletzky: Leopold II. In: Die Kaiser der Neuzeit, 1519-1918 : Heiliges Römisches Reich, Österreich, Deutschland. München, 1990 S.283
  8. Lorenz Mikoletzky: Leopold II. In: Die Kaiser der Neuzeit, 1519-1918 : Heiliges Römisches Reich, Österreich, Deutschland. München, 1990 S.283
  9. Lorenz Mikoletzky: Leopold II. In: Die Kaiser der Neuzeit, 1519-1918 : Heiliges Römisches Reich, Österreich, Deutschland. München, 1990 S.284
  10. Lorenz Mikoletzky: Leopold II. In: Die Kaiser der Neuzeit, 1519-1918 : Heiliges Römisches Reich, Österreich, Deutschland. München, 1990 S.284
  11. Lorenz Mikoletzky: Leopold II. In: Die Kaiser der Neuzeit, 1519-1918 : Heiliges Römisches Reich, Österreich, Deutschland. München, 1990 S.284
  12. Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Wien, 1992 S.340
  13. Elisabeth Fehrenbach: Vom Ancien Regime zum Wiener Kongress. München, 2001 S.45f.

Weblinks

 Commons: Leopold II. – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Eintrag über Leopold II. (HRR) im Lexikon des Niederösterreichischen Landesmuseums

Vorgänger Amt Nachfolger
Franz II. Stephan Großherzog der Toskana
1765–1790
Ferdinand III.
Joseph II. Kaiser des heiligen römischen Reiches
König in Germanien, Böhmen, Ungarn, Kroatien, Slawonien, Dalmatien, Galizien und Lodomerien
Erzherzog von Österreich
Herzog von Mailand, Luxemburg, Steyer, Krain, Kärnten, etc.

1790–1792
Franz II.

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