Eskhaq Khnanisho

Eskhaq Khnanisho


Mar Yosip Khnanisho X. (* 1893; † 3. Juli 1977 in Bagdad) war ein Metropolit und Patriarchatsverwalter der autokephalen ostsyrischen „Kirche des Ostens“.

Khnanisho (Hnanišoc) war über Generationen der Bischofsname des jeweils amtierenden Metropoliten (Matran) von Rustaqa und Shamezdin des Nochiya-Stammes im Hakkari-Gebiet. Er wirkte im Dorf Deira beim ehemaligen Kloster Mar Isho (= Hnanišoc), dessen Namen er trägt. Zehn Metropoliten in Folge entstammten ein und derselben Familie (Beth d'Matran). Da einzig verbliebener residierender Hierarch im Rang eines Erzbischofs, gehörte zu seinen Ehrenpflichten die Ordination des Katholikos-Patriarchen von Qudshanis.

Mar Yosip Knanisho war Neffe und designierter Nachfolger (natar kursi) seines Onkels Mar Eskhaq (Isaak) Khnanisho IX. (* 1848, amt. 1884–1918). 1912 von diesem zum Priester geweiht, vertrat er seinen Onkel in den Weltkriegsjahren 1914–1916 am Sitz des Patriarchen in Qudshanis. Dort ordinierte ihn Mar Shimun XXI. am 10. August 1914 zum Bischof. Nach dessen gewaltsamen Tod war Mar Yosip Mitzelebrant seines Onkels bei der Patriarchenweihe von Mar Shimun XXII. 1918 in Urmia (Iran). Bei der folgenden panikartigen Flucht von dort in den Irak 1918 starb Mar Eskhaq und wurde bei Kermanshah beigesetzt. Als Nachfolger empfing sein Neffe im Flüchtlingslager Baquba bei Bagdad im Dezember 1918 durch Mar Polos Shimun XXII. († 1920) die Weihe zum Metropoliten. 1920 vollzog er selbst die Ordination von Mar Shimun XXIII., seines minderjährigen Neffen, zum Katholikos-Patriarchen der „Kirche des Ostens“.

Das erzwungene Exil von Mar Shimun XXIII. in Europa und später in den USA machte Mar Khnanisho X. ab 1933 zum ranghöchsten Repräsentanten und faktischen Vorsteher seiner Kirche im Irak und im ganzen Orient, zumal die drei restlichen Mitglieder des assyrischen Episkopats ein distanziertes Verhältnis zu Shimun XXIII. pflegten. Nach Verlassen des Flüchtlingslagers siedelte er sich mit seinen Landsleuten aus Shamezdin im Nordirak an und residierte bis 1961 im Dorf Harir. Anschließend wirkte er in der Landeshauptstadt Bagdad. Für den Fortbestand zweier traditioneller bischöflicher Häuser sorgte er durch die Bischofsweihe von Mar Isho Sargis von Jilu (1951, † 1966), Mar Andreos Yawallaha von Berwari (1957; † 1973) und des jugendlichen Mar Yosip Sargis von Jilu (1966; amtiert in Bagdad), jeweils als Nachfolger ihrer verstorbenen Onkel. In der unruhigen Situation nach der überraschenden Heirat Mar Shimuns XXIII. wurde er 1973 zum Patriarchatsverwalter bestellt. Einer seiner Schüler und Verwandten, Mar Dinkha von Teheran, erlangte 1976 das Amt des erstmals seit Jahrhunderten wieder durch Wahl bestellten Katholikos-Patriarchen der autokephalen „Kirche des Ostens“.

Mar Yosip wirkte 63 Jahre als Bischof und Metropolit. Zu schon Lebzeiten als Amtsträger und Person hochgeachtet, wird er heute von vielen christlichen Assyrern als Heiliger verehrt. Er ist in der Mart Maryam Kirche zu Bagdad beigesetzt.

Literatur

  • Jean Maurice Fiey: Pour un Oriens Christianus Novus. Répertoire des diocèses syriaques orientaux et occidentaux. Steiner, Stuttgart 1993, 87f. 126. ISBN 3-515-05718-8
  • J. F. Coakley: The Church of the East since 1914. In: Bulletin of the John Rylands Library of Manchester 78, 3 (1996) 179-198.

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