- Etienne Cabet
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Étienne Cabet (* 1. Januar 1788 in Dijon, Frankreich; † 8. November 1856 in St. Louis, USA) war ein französischer Publizist, Politiker und Revolutionär.
Leben und Wirken
Nach Abschluss seines Jurastudiums 1812 gehörte er zunächst zu den Gegnern Napoleons; als nach dessen endgültiger Niederlage dessen Anhängern aber der Prozess gemacht wurde, übernahm er deren Verteidigung. So kommt er in Kontakt zur liberalen Opposition, und wird bald zu einer ihrer führenden Köpfe. Während der Julirevolution 1830 gehört er zu den Verschwörern, die Karl X. stürzen und durch den Bürgerkönig Louis Philippe ersetzen.
Enttäuscht von dem autoritären Verhalten und der sozialen Kälte des Bürgerkönigs wurde Cabet zum Sozialisten. Er geißelte in seinen Schriften die Zustände in Frankreich und förderte die Bildungsarbeit unter Arbeitern. Er veröffentlichte die oppositionelle Zeitung Le Populaire, die große Verbreitung fand, aber 1834 verboten wurde. Er wird wegen Majestätsbeleidung angeklagt und geht nach seiner Verurteilung für fünf Jahre ins Exil nach London.
Dort gelangt er in Verbindung zum Philanthropen Robert Owen, dessen Ideen in ihm die Plan reifen lassen, sozialistische Strukturen in Frankreich zu realisieren. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich arbeitete er journalistisch und politisch für soziale Erneuerung. In seinem unter einem Pseudonym veröffentlichten Roman Die Reise nach Ikarien (Original:Voyage en Icarie) entwarf er die Idee eines utopistischen Gemeinwesens, das dank moderner Industrie ein hohes Einkommen erzielt, in dem aber die Produktionsmitteln der Allgemeinheit gehören. Cabets Vision durchgehender Verstaatlichung, Militarisierung, Bücher- und Pressezensur sowie der Personenkult um den verstorbenen Führer Ikarus erinnern freilich an die späteren Praktiken des Stalinismus. Mit der Gründung von Arbeiterbildungsvereinen versucht er, seinem Ziel näher zu kommen.
Aufgrund seines aufbrausenden Temperaments und seines Geltungsbedürfnisses isoliert sich Cabet aber zunehmend. Er unterstützt die Revolution 1848, kann sich aber mit seinen sozialen Ideen, auch unter den Arbeitern, nicht durchsetzen. Er ruft zur Auswanderung in die USA auf und gründet 1848 mit Kolonisten in Nauvoo am Mississippi River sein Ikarien. Auch hier gerät er zunehmend in Konflikte mit den Kolonisten. Cabet verbietet als Präsident seiner maximal etwa 500 Personen zählenden Gemeinde Kosmetika, Schmuck, bunte Kleider. Es kommt auch zu Konflikten um die Verwendung der (vielfach durch Spenden) erwirtschafteten Überschüsse. 1855 kommt es zum Bruch mit den Ikariern. Cabet stirbt 1856 in St. Louis und erlebt das Scheitern seiner Utopie nicht mehr.
Weblinks
- Literatur von und über Étienne Cabet im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten NAME Cabet, Étienne KURZBESCHREIBUNG französischer Publizist, Politiker und Revolutionär GEBURTSDATUM 1. Januar 1788 GEBURTSORT Dijon STERBEDATUM 8. November 1856 STERBEORT St. Louis
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