Etienne Geoffroy Saint-Hilaire

Etienne Geoffroy Saint-Hilaire
Étienne Geoffroy Saint-Hilaire

Étienne Geoffroy Saint-Hilaire (* 15. April 1772 in Étampes; † 19. Juni 1844 in Paris) war ein französischer Zoologe.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Geoffroy Saint-Hilaire (dies ist sein voller Nachname) studierte am Collège de Navarre in Paris Naturphilosophie, später Theologie und wurde Kanonikus in Sainte Croix in seiner Heimatstadt. Wieder in Paris studierte er Rechtswissenschaften und Medizin. Im August 1792 wurden von Jakobinern verschiedene seiner Lehrer und Kollegen verhaftet; er unternahm - unter Einsatz seines Lebens - einen Befreiungsversuch, der nur teilweise gelang. 1793 wurde er Zoologie-Professor am Musée d’Histoire Naturelle in Paris. Dort lernte er den Naturhistoriker Jean-Baptiste Lamarck kennen und verschaffte dem noch unbekannten Georges Cuvier eine Stelle als Assistent. Durch dieses Trio hatte das Museum großen Einfluss auf die Entwicklung der Paläo-Biologie im 19. Jahrhundert.

Gemeinsam mit Cuvier schrieb Geoffroy Saint-Hilaire fünf Artikel über die Naturgeschichte (Sur la classification des mammifères, 1795). In seiner Schrift Histoire des Makis, ou singes de Madagascar (1796) brachte er erstmals seine Ansicht von einem einheitlichen Plan in der Entwicklungsgeschichte der Lebewesen zum Ausdruck. Er begleitete Napoleons Truppen von 1798 bis 1801 als Wissenschaftler nach Ägypten. Im September 1807 wurde er Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften. Von 1809 an beschäftigte er sich als Professor für Zoologie an der Universität Paris intensiv mit Anatomie. 1818 erschien der erste Teil seiner Philosophie anatomique, dem vier Jahre später der zweite Teil folgte.

In seinen späten Lebensjahren befasste Geoffroy Saint-Hilaire sich vor allem mit organischen Missbildungen. 1840 erblindete er, einige Monate später erlitt er einen Schlaganfall und gab seine Ämter auf.

Leistung

In der Philosophie anatomique (1818-22) entwickelte Geoffroy die Theorie, dass der Körperbau von Wirbeltieren und Wirbellosen einen gemeinsamen Grundbauplan aufweist. Da es - nach seiner Ansicht - in der Entwicklung der Arten keine Sprünge gegeben hat, müssten selbst überflüssig gewordene Organe heute noch als Rudimente aufzufinden sein (wie etwa das os intermaxillare, das Goethe beim Menschen entdeckte). Sein früherer Mitstreiter Cuvier dagegen vertrat die Ansicht, dass es vier verschiedene Grundbaupläne im Tierreich gebe, auch war er Verfechter der Katastrophentheorie. Der sich daraus im Jahr 1830 entwickelnde Disput wurde als Pariser Akademiestreit bezeichnet. Er wurde europaweit verfolgt, auch Goethe - mit dessen Ansichten Geoffroy weitgehend übereinstimmte - schaltete sich ein.

Geoffroy entdeckte viele Ähnlichkeiten zwischen verschiedensten Wirbeltieren und gelangte zur Überzeugung, dass die Vögel von urzeitlichen Reptilien abstammten. Er war somit der erste, der eine fortdauernde Entwicklung zwischen fossilen und rezenten Lebewesen postulierte. Andererseits glaubte er nicht daran, dass es in der Gegenwart noch Artenentwicklung gebe.

Durch verschiedene Experimente erkannte er, dass Umwelteinflüsse Missbildungen bei Embryos von Wirbeltieren auslösen können. Er gilt zusammen mit Johann Friedrich Meckel von Helmsbach als Begründer der Teratologie, der Lehre der Missbildungen.

Im Jahre 1822 schlug er vor, dass die Segmente der Gliederfüßer und die Wirbelsäule der Säugetiere jeweils Beispiele für einen einheitlichen Organisationsplan der Tiere sind.

Durch seine vergleichenden Untersuchungen in Anatomie, Paläontologie und Embryologie gab Geoffroy Saint-Hilaire der modernen Evolutionstheorie entscheidende Anstöße.

Werke

  • Philosophie anatomique. 1818
  • Histoire naturelle des mammifères. 1820–1842 - 7 Bände
  • Philosophie zoologique. 1830

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Étienne Geoffroy Saint-Hilaire — (* 15. April 1772 in Étampes; † 19. Juni 1844 in Paris) war ein französischer Zoologe. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Etienne Geoffroy-Saint-Hilaire — Étienne Geoffroy Saint Hilaire Pour les articles homonymes, voir Geoffroy Saint Hilaire, Étienne, Geoffroy et Saint Hilaire. Étienne Geoffroy Saint Hilaire, né le 15 avril 1772 …   Wikipédia en Français

  • Etienne Geoffroy Saint-Hilaire — Étienne Geoffroy Saint Hilaire Pour les articles homonymes, voir Geoffroy Saint Hilaire, Étienne, Geoffroy et Saint Hilaire. Étienne Geoffroy Saint Hilaire, né le 15 avril 1772 …   Wikipédia en Français

  • Étienne geoffroy saint-hilaire — Pour les articles homonymes, voir Geoffroy Saint Hilaire, Étienne, Geoffroy et Saint Hilaire. Étienne Geoffroy Saint Hilaire, né le 15 avril 1772 …   Wikipédia en Français

  • Étienne Geoffroy Saint-Hilaire — Nacimiento 15 de abril de 1772 Étampes Fallecim …   Wikipedia Español

  • Étienne Geoffroy Saint-Hilaire — Pour les articles homonymes, voir Geoffroy Saint Hilaire , Étienne , Geoffroy et Saint Hilaire. Étienne Geoffroy Saint Hilaire …   Wikipédia en Français

  • Étienne Geoffroy Saint-Hilaire — Infobox Scientist name = Étienne Geoffroy Saint Hilaire box width = 300px image width = 200px caption = Geoffroy, aged about 70 birth date = April 15,1772 birth place = Étampes, Seine et Oise death date = June 19, 1844 death place = residence =… …   Wikipedia

  • Étienne Geoffroy Saint-Hilaire — Этьен Жоффруа Сент Илер Систематик живой природы Автор наименов …   Википедия

  • Geoffroy Saint-Hilaire — Saint Hilaire ist der Familienname folgender Personen: Hilarius von Poitiers, Kirchenlehrer des 4. Jahrhunderts, Heiliger, frz. Saint Hilaire Étienne Geoffroy Saint Hilaire (1772 1844), französischer Zoologe Isidore Geoffroy Saint Hilaire (1805… …   Deutsch Wikipedia

  • Geoffroy saint-hilaire —  Cette page d’homonymie répertorie les différentes personnes partageant un même patronyme. Le nom de Geoffroy Saint Hilaire a été porté par plusieurs scientifiques : Étienne Geoffroy Saint Hilaire (1772 1844), zoologiste français ; …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”