Etoliko

Etoliko
Blick auf die Stadt Etoliko mit Brücken

Etoliko (griechisch Αιτολικό (n. sg.), auch Aitoliko) ist eine Lagunenstadt mit etwa 5.300 Einwohnern in der griechischen Region Westgriechenland im Bereich des Deltas des Flusses Acheloos, an der Straße von Mesolongi nach Astakos, abseits der Hauptstraße von Mesolongi nach Agrinion und Arta.

Bis zu seiner Eingemeindung nach Mesolongi zum 1. Januar 2011 war Etoliko eine selbständige Gemeinde, die zuletzt 1997 durch Eingemeindung einiger Nachbarorte auf über 7.000 Einwohner angewachsen war. Diese Gemeinde ist heute einer von drei Gemeindebezirken der Gemeinde Mesolongi.

Sie ist zwischen den antiken Städten Pleuron (die den Namen eines Sohnes des mythologischen Vaters Aitolos trägt, während die in der Nähe liegende antike Stadt Kalydon den Namen des anderen Sohnes trägt) und Oiniadai gelegen. Der Name der kleinen Landstadt Etoliko erinnert als einziger noch an den hier in der Antike wohnhaften Stamm der Aitoler, der im 4. und 3. vorchristlichen Jahrhundert einen Städtebund gründete und damit eine wichtige politische Rolle spielte.

Inhaltsverzeichnis

Die Stadt

Die Altstadt von Etoliko liegt auf einer Insel zwischen zwei Lagunen, deren eine, die Lagune von Etoliko, sich nach Norden erstreckt, und deren andere, die Lagune von Mesolongi (der antike Kynia-See), weitläufig und immer breiter werdend sich weit im Süden, an Mesolongi vorbei, in den Golf von Patras und damit in das Ionischen Meer ergießt, wo an dieser Stelle am 7. Oktober 1571 Seeschlacht von Lepanto (heute Naupaktos) ihren blutigen Verlauf nahm. Die Insel wird mit zwei schmalen Brücken, von denen die Bewohner von Etoliko gerne ihre Angeln auswerfen, über den Wasserverbindungen zwischen den beiden Lagunen (die östliche Brücke ist außerordentlich langgestreckt mit zahlreichen Pfeilern), mit dem Festland nach Osten und nach Westen hin verbunden. Gezeitenkräfte lassen hier regelmäßig in wechselnder Richtung starke Strömungen entstehen.

In der Kirche der Taxiarchen ist die historische Quelle zu sehen, die während der türkischen Belagerung der Stadt im Unabhängigkeitskrieg auf der sonst trinkwasserlosen Insel die Belagerten mit Frischwasser versorgte. Die Quelle soll sich durch türkischen Artilleriebeschuss aufgetan haben. Im Vorhof der Kirche liegt das Grab der Kyra Basilikis, der Ehefrau Ali Paschas von Ioannina.

An der Promenade im Westen der Insel kann man unter Palmen den Sonnenuntergang direkt am Wasser in einem der Restaurants genießen. Dort und in den Tavernen von Aitoliko sind besondere Spezialitäten geräucherter Aal und Avgotaracho, in Wachs gehüllter Fischrogen.

Das Delta und die Lagunen

Lagunenfischer

Das Delta des Acheloos ist nach der weiter im Süden an der großen Mesolongi-Lagune liegenden Bezirkshauptstadt benannt, das Mesolongi-Delta, das größte Griechenlands. Die Mesolongi-Lagune, eine der größten Lagunen des Mittelmeerraumes, ist im Durchschnitt nur 1,5 Meter tief. Sie ist vom Golf von Patras durch Sandbänke getrennt und wird von dort mit Seewasser versorgt, während die Etoliko-Lagune bis zu 30 Meter tief und brackig ist.

Wirtschaftlich von Bedeutung sind neben der Landwirtschaft die weitflächigen Salinen zwischen Etoliko und Mesolongi, die Fischzucht in den Lagunen sowie Fischfang. Die Lagunen sind mit die fischreichsten Gewässer Griechenlands. Die Fischer der Lagune können wegen des flachen Wassers hier ihre Boote auch staken, brauchen aber wegen der riesigen Lagune und der großen Entfernungen auch einen. An verschiedenen Stellen finden sich Pilades, Fischerhütten auf Pfählen. Bebauung und Abwasser sind im gesamten Deltabereich streng reglementiert, ein großer Teil steht unter Naturschutz, es herrscht Jagdverbot. In diesem Gebiet leben u. a. über 170 Vogelarten.

Geschichte

Um 900 n. Chr. wurde der byzantinische Flottenstützpunkt Naupaktos (Lepanto) am Golf von Korinth Hauptstadt des Themas (Verwaltungsbezirk) Nikopolis. Die neue Hauptstadt wurde durch die Anlage von Festungen im Vorfeld gesichert. Eine dieser Festungen war Aitoliko, günstig zur Verteidigung auf der Insel in den Lagunen gelegen. Seit dem 12. Jahrhundert führt die sich inzwischen zur Stadt entwickelte Inselfestung den Namen Anatolikon. Eine erste schriftliche Erwähnung aus dieser Zeit stammt vom jüdischen Reisenden Benjamin von Tudela, der 1172/73 in seinem Reisebericht vermerkt: „Von dort ist es eine halbe Tagesreise bis Anatolikon, das an einem Nebenarm des Meeres liegt.“ 1406 vertreibt der Herr von Kefalonia (der größten der Ionischen Inseln), Carlo I. Tocco, die Albaner aus Anatolikon. Allerdings zwingen die Venezianer die Tocchi, ihre Einnahmen aus den Salzgärten und Fischgewässern von Anatolikon mit ihnen zu teilen. Etwa 1430 wurde Anatolikon türkisch.

Während des griechischen Unabhängigkeitskrieges vom osmanischen Reich Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Etoliko ein wichtiger Ort des Widerstands. Das für Angreifer nur schwer zugängliche Etoliko erlebte drei türkische Belagerungen. 1823 konnten in einer ersten Belagerung, zusammen mit Mesolongi (wo Lord Byron im April 1824 starb), die nur etwa 500 griechischen Verteidiger 15.000 Türken erfolgreich widerstehen. Ebenfalls wurde eine zweite Belagerung abgewehrt. Erst in einer dritten Belagerung konnte Etoliko, etwa gleichzeitig mit Mesolongi (11. April 1826), von den Türken wieder eingenommen werden. 1829 erkannte im Vertrag von Adrianopel die Hohe Pforte die Autonomie Griechenlands an und Etoliko wurde frei.

Zitat

Kostis Palamas (1859–1943):

Du kamst mit einem Korsarenschiff,
ein Versteck suchtest du und Unterschlupf,
du ankertest hier, um zu planen
neuen Raub und weiteren Mord.
Korsar, du warst verliebt
in den See, den ruhigen,
und bist Fischer geworden.

Literatur

  • Siegfried Lauffer (Hrsg.): Griechenland, Lexikon der historischen Stätten. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1. Aufl., Verlag C.H.Beck, München 1989, ISBN 3-406-333028
  • Liebscher, Mike: Griechenland, Naturreiseführer, 1. Aufl., NTV Natur- und Tier-Verlag, Münster 2003, ISBN 3-931587-82-7


38.44722222222221.369166666667

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Messolonghi-Etoliko Lagoons — The Mesolonghi Aitoliko lagoons complex is located in the north part of the Gulf of Patras in the central west coast of Greece (38o.25 38o.50 N, 21o.10 21o.50 E). It is one of the most important Mediterranean lagoons. It is a shallow area of 150… …   Wikipedia

  • Geschichte von Messolongi — Gemeinde Messolongi Δήμος Μεσολογγίου (Μεσολόγγι) DEC …   Deutsch Wikipedia

  • Mesolongion — Gemeinde Messolongi Δήμος Μεσολογγίου (Μεσολόγγι) DEC …   Deutsch Wikipedia

  • Messolonghi — Gemeinde Messolongi Δήμος Μεσολογγίου (Μεσολόγγι) DEC …   Deutsch Wikipedia

  • Messolongi — Gemeinde Messolongi Δήμος Μεσολογγίου (Μεσολόγγι) DEC …   Deutsch Wikipedia

  • Missolonghi — Gemeinde Messolongi Δήμος Μεσολογγίου (Μεσολόγγι) DEC …   Deutsch Wikipedia

  • Missolunghi — Gemeinde Messolongi Δήμος Μεσολογγίου (Μεσολόγγι) DEC …   Deutsch Wikipedia

  • Aitoliko — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung …   Deutsch Wikipedia

  • Ätoliko — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung …   Deutsch Wikipedia

  • Mesolongi — Gemeinde Mesolongi Δήμος Ιεράς Πόλης Μεσολογγίου (Μεσολόγγι) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”