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Der Kürschner aus Jost Ammans Ständebuch, 1568

Ein Kürschner (veraltet auch Buntfutterer, Pelzer oder Wild- und Grauwerker) ist ein Handwerker, der Tierfelle zu Pelzkleidung verarbeitet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zunftwappen (18. Jhdt.) aus Schässburg/Transsylvanien

Bereits in der jüngeren Steinzeit waren Mützen und Accessoires aus Pelz sowie Pelzfutter, wie etwa das Hamsterfell wichtige wärmende wie schmückende Kleidungselemente, im Zusammenspiel mit Textilien aus Fasern, Bast und Wolle[1]. Schon die älteste erhaltene Pelzbekleidung, die des Manns vom Hauslabjoch, Ötzi[2] weist fortgeschrittene, heute noch verwendete Elemente und Techniken auf. Ötzi trug eine Jacke, die nach außen getragene helle und dunkle Fellstreifen kombiniert, in Überwendlingstechnik sorgfältig vernähte Beinlinge aus Fellstücken und bei den Schuhen einen Materialmix aus Bärenledersohlen und Hirschfellobermaterial und einem haltgebenden und isolierendem Innenschuh aus Pflanzenmaterial und -gewebe.

Bereits im 9. Jahrhundert ist althochdeutsch und altsächsisch das Wort kursina (Pelzrock) belegt. Davon abgeleitet haben sich die Handwerksbezeichnungen Kürsner und Kursener. [3] Als eines der ersten Handwerke schlossen sich die Kürschner zu Zünften zusammen. Die ältesten bekannten Satzungen stammen aus dem Raum Rouen (Frankreich) aus der Zeit um 1160. Zu weiteren Zunftgründungen kam es 1226 in Basel, 1272 in Wien, 1273 in Breslau, 1277 in Braunschweig und 1280 in Berlin. Oft wurden auch gemeinsame Zünfte mit anderen Handwerken gegründet, wie zum Beispiel in Braunschweig mit den Weißgerbern und den Handschuhmachern oder in Basel mit den Schneidern.

Kürschner beim Spannen eines Rohfelles (1832)

Das Kürschnerhandwerk war dicht verbreitet. So hatte die Augsburger Zunft (gegründet 1368) um 1475 bereits 86 Meister, um 1536 gar 107 Meister. In Leipzig gab es 1555 immerhin 45 Meister, in Breslau 1499 sogar 92 Meister. Mit der Einführung neuer kostbarer Stoffe am Ende des 16. Jahrhunderts verliert das Kürschnerhandwerk zunächst an Bedeutung.

Das Kürschnerhandwerk ist ein Saisongewerbe. Von Oktober bis Dezember werden die größten Einnahmen erzielt. Deshalb nutzte man die warmen Monate zum Zurichten (Gerben) der Felle. Als Service wurden auch Pelzwaren in den Sommermonaten geschwefelt und gelüftet, um der Kleidung eine möglichst hohe Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Schädlingsbefall zu geben.

Im 18. Jahrhundert waren die Messen in Leipzig (Brühl), Frankfurt/Main und Braunschweig Hauptmärkte des deutschen Rauchwarenhandels. Breslau und Groß-Glogau waren Zentren für Rauchwaren aus Russland, Polen und Böhmen.

Schon in der frühen Neuzeit entwickelte sich eine Arbeitsteilung, bei der Stückwerker und Tafelmeister beschäftigt wurden. Bis zur späteren weiteren Produktionsteilung gerbte der Kürschner seine Felle noch selbst. Dafür war er auf fließendes Wasser angewiesen; die Redensart „Jemandem schwimmen die Felle weg“ zeugt noch davon. Der Umgang mit Fellen toter Tiere hatte zur Folge, dass die Kürschnerei zu den unreinen Handwerken gerechnet wurde. Durch die starke Geruchsbelästigung und Lärmentwicklung bei der Verarbeitung waren die Kürschner oft gezwungen, sich an den Fließgewässern am Rand der Städte niederzulassen. Oft durften die Felle nur in einem von der Zunft verwalteten Hof zubereitet werden.

Trotz der Unreinheit ihres Handwerks gehörten Kürschner in Europa zu den angesehensten und ratsfähigen Handwerkern. In Asien hingegen waren aufgrund von buddhistischen, hinduistischen und schintoistischen Vorstellungen und Vorgaben Beschäftigte in der Fleisch- und Leder und Pelzverarbeitung besonderen Vorbehalten unterworfen[4]. Meist kauften Kürschner Felle direkt von Jägern und Bauern, um die verarbeitetetn Pelze nach der Verarbeitung direkt an die Endverbraucher abzugeben. Konflikte gab es mit Weißgerbern, Täschnern, Handschuhmachern und Pergamentern, da oft nur eine begrenzte Menge Felle und Häute zum Verarbeiten vorhanden war.

Die Arbeit mit der Nadel wurde meist im Wochenlohn, die Zurichtung häufig im Stücklohn bezahlt. Ab etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts trennten sich die beiden Hauptprozesse völlig, es gab jetzt die Bankkürschner (Zurichter) und die Nadelkürschner. Die (Nadel-)Kürschner spezialisierten sich bald noch einmal in Halbfabrikatehersteller und die Kürschner für die fertige Pelzbekleidung, Engros oder Detail.[5]

Pelzmode Anfang des 20. Jahrhunderts
Ausbildung an der Kürschnerschule in Leipzig (1949)

Die ersten Aufzeichnungen über Arbeitstechniken sind uns erst aus dem 18. Jahrhundert überliefert, aufwändige Formveränderungen der verarbeiteten Felle hat es, wie man auf zahllosen alten Bildern sehen kann, bis in diese Zeit vermutlich nicht gegeben. Die Entwicklung des Kürschnerhandwerks nahm mit der Erfindung der Pelznähmaschine um 1872 durch Joseph Priesner [6] und der Beschäftigung weiblicher Arbeitskräfte einen rapiden Aufschwung. Bald fehlten im ganzen Westen Europas Facharbeitskräfte, in Frankreich, in England, in der Schweiz, in Italien, in Belgien, in Holland, aber auch in Nordamerika, um der großen Nachfrage zu genügen. Obwohl es dort eine alteingesessene, moderne Pelzwarenindustrie gab, sah man sich gezwungen, ausländische Kürschnergesellen anzuwerben. Dafür kamen damals nur Mittel- und Osteuropa in Betracht, besonders Deutschland, Skandinavien, Österreich-Ungarn und der Balkan. Es setzte ein in der Branche einmaliger „Zug nach Westen“ ein. Tausende nahmen diesen Weg, der bis nach Nordamerika führte. Die Wanderung begann um 1874, hatte ihren Höhepunkt um 1900, um dann bis zum ersten Weltkrieg wieder abzuflauen.[7]

Nach 1850 war die Gegend um die Straße Brühl in Leipzig ein Zentrum des europäischen Rauchwarenhandels. In und um Leipzig entstanden zahlreiche Rauchwarenzurichtereien. Modetrends wurden von Messen in Paris übernommen. Leipzig wächst bis 1914 zu der bedeutendsten Handelsmesse für Rauch- und Pelzwaren aus aller Welt. Durch den Ersten Weltkrieg verliert die Stadt zunächst ihre Bedeutung als Zentrum des internationalen Rauchwarenhandels, kann sie aber ab etwa 1922 mit der Eröffnung einer großen Rauchwarenniederlassung der Sowjetunion teilweise wieder erlangen. 1928 wird in Leipzig die damals bedeutendste Kürschnerschule eröffnet.

Nach 1945 kommt es zu einer geteilten Entwicklung des Kürschnerhandwerks in Deutschland.

  • In der DDR werden Kürschner zur Bildung von Genossenschaften genötigt. Zudem werden dort vorwiegend Felle aus der Kleintierzucht verarbeitet. Obwohl in den größeren staatseigenen Betrieben auch für westdeutsche Konzerne produziert wird, bleibt das Niveau der Manufakturen im Wesentlichen auf dem vor dem Krieg stehen.
  • In der Bundesrepublik Deutschland entwickelt sich das Handwerk zunächst weiter, da der Bedarf für Pelze steigt. Die Ende des 19. Jahrhunderts begonnene Pelztierzucht nahm nach dem Krieg mit der schnell zunehmenden Nachfrage weiter zu. Seit etwa 1980 werden Pelztierfarmen kritisiert und angegriffen, Protestaktionen von Tierschützern führten zu einer Verschärfung der Verordnungen und Gesetze in Deutschland und Europa. Von militanten Tierrechtlern, die das Recht auf die Nutzung von Tieren generell bestreiten, werden dabei im Rahmen ihrer Protestaktionen immer wieder Straftaten begangen.

Veränderte Konsumgewohnheiten wie der Siegeszug der Freizeitmode auch bei festlichen Anlässen, eine erhebliche Marktsättigung nach der Massenproduktion in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Fokussierung auf den Nerzpelz als Statussymbol, der Konkurrenzdruck der Billiglohnländer und nicht zuletzt eine Reihe sehr warmer Winter führte zu einer deutlichen Reduzierung der Kürschnerbetriebe.[8][9]

Berufsbild heute

Jacke aus gefärbtem Blaufuchs

Neben der Herstellung, Reparatur und Pflege von Pelzen zählt auch die Kundenberatung, Modellentwurf und Materialauswahl zu den Aufgaben des Kürschners.

Die Kürschnerei ist seit 2004 in Deutschland ein zulassungsfreies Handwerk. Somit können auch Gesellen einen eigenen Betrieb führen, ohne über langjährige Berufserfahrung oder einen Meisterbrief zu verfügen. Kürschner/in ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und umfasst neben den handwerklichen Fähigkeiten auch die Vermittlung von kaufmännischen Kenntnissen.

Nach dem früher eher klassischen Pelz ist in den letzten Jahrzehnten für den Kürschnerberuf Design und modische Stilsicherheit immer wichtiger geworden. Der Aufgabenbereich des Kürschners umfasst jedoch nach wie vor die komplette Herstellung eines Pelzes, Entwurf und Schnittherstellung, das Sortieren, Schneiden und Nähen der Felle, das Zwecken (Glattspannen), Abgleichen, Beheften, Zusammennähen, Ausfertigen und Füttern des Pelzteils. Hinzu kommen das Nähen der Stoffhüllen für Pelzinnenfutter, die Verarbeitung von Leder und Stoff in Zusammenhang mit der Pelzverarbeitung und die Herstellung von Kleinpelzen wie Schals, Muffs oder einfache Hutformen. Ein erheblicher Teil seiner Arbeit in den Sommermonaten besteht in der Pflege der Kundenpelze: Pelzumgestaltung, Reparatur, Reinigung, Pelzaufbewahrung und sonstigen Servicearbeiten.

Je nach Größe des Handwerksbetriebs erfolgt nach dem Ende der Ausbildung oft eine Spezialisierung der Tätigkeit in den „Schneide“- und den „Nähkürschner“, das heißt alle Näharbeiten werden von dem Pelznäher beziehungsweise der Pelznäherin ausgeführt. Für das Nähen mit der Pelznähmaschine erfolgt häufig eine erneute Arbeitsteilung, insbesondere auch für das Nähen der sogenannten „Auslassarbeiten“ (Verlängern der Felle durch Schnittanlagen). - Der Meister leitet neben seiner normalen Kürschnerarbeit in der Regel die Werkstatt, er führt die Kundengespräche, erstellt die Schnittmuster und erledigt die Anproben. Falls er nicht, wie meist, gleichzeitig der Inhaber des Betriebs ist, überschneiden sich die Tätigkeiten insbesondere im Einkauf der Ware, der Modellentwicklung, der Kalkulation und im Verkauf im Geschäft.

Der Wareneinkauf für Felle und Konfektion erfolgt über Großhändler und auf der Mailänder Rauchwarenmesse Mifur, für Felle auf internationalen Auktionen, entweder direkt durch den Inhaber und/oder den Meister oder über Kommissionäre.

Die Ausbildung erfolgt in den Betrieben des Kürschnerhandwerks. Der schulische Teil der Ausbildung erfolgt meist im Blockunterricht in der Berufsschule in Fürth (Bayern), die Vorbereitung auf die weiterhin mögliche Ablegung der Meisterprüfung oft auf der Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode.

Das Handwerkszeug des Kürschners

Kürschnermesser
Galonleder zuschneiden mit dem Kürschnermesser
  • Kürschnermesser, ursprünglich ein geschliffenes Stück Stahl, das auf dem angefeuchteten Wetzstein bei Bedarf spitz nachgeschliffen wurde. Heute bezeichnet der Begriff einen Klingenhalter in etwa der gleichen Form.
  • Zweckzange, Zange zum Greifen der Lederkanten und Aufnageln des Pelzes mit Zwecknägeln oder Stecknadeln beim „Zwecken“ (Glattspannen).
  • Das Aufnageln erfolgt heute meist mit der Zweckpistole (Pressluft- oder gelegentlich Elektrotacker, erstmals 1964)[10]; auf der
  • Zweckplatte, Zwecktisch zum Glattspannnen der angefeuchteten Fellteile, oft beheizbar und mit Ventilatoren
  • Abzwecker zum Herausziehen der Zwecknägel oder der Zweckklammern
  • Nahtroller, Rollholz und Streckholz zum Glätten der Nähte und Weichreiben der gezweckten Pelze
  • Messingkamm und Drahtbürste zur Haarbehandlung
  • Kopierrad zum Markieren von Merkmalen der Haarseite auf die Lederseite und zur Schnittmustererstellung
  • Grotzenstecher, Stechahle, zumindest dem Namen nach zum Anzeichnen des Grotzens (der Fellmitte) auf der Lederseite
  • Gelbstift (Fettstift), Kreiderad für Markierungen, Beschriftungen und weiteres Kennzeichnen auf der Fellabseite
  • Einstreichpinzette zum Einstreichen der Haare beim Nähen mit der Pelznähmaschine
  • Muffblöcke, Hutblöcke, zum Spannen verschiedener Muff- oder Hutformen, Kopfformen für die Anfertigung von Kolliers (Schals in Tierform)
  • Schere, Evelierschere, Nähnadeln, Bügeleisen

Die Maschinen des Kürschners

Pelznähmaschine von Joseph Priesner, Berlin, 1873
  • Pelznähmaschine, Einfaden-Blindstich-Nähmaschine zum Zusammenfügen der Fellteile.
    Die Anfänge dieser Nähmaschine mit Überwendlichstich reichen bis etwa 1800 zurück. Balthasar Krems aus Meyen in der Eifel ist die Grundkonstruktion dieser Maschine zuzuschreiben, die in ihren wesentlichen Merkmalen bis heute gleich geblieben ist. Um 1870 baute die Firma Rittershausen in Berlin die ersten Überwendlichmaschinen in großen Serien[11]
  • Pikiermaschine, Einfaden-Blindstich-Flachnähmaschine zum Aufbringen der Zwischenzutaten wie Pikierstoffe, Vliesstoffe oder Wattierungen
  • Bügelpresse anstelle des Pikierens zum Aufbügeln von Zwischenstoffen auf die Pelzlederseite
  • Nähmaschine zum Nähen des Innenfutters und für Schneiderarbeiten
  • Ledersteppmaschine
  • Klopfmaschine zum Entfernen von Staub, losen Haaren und Reinigungsmehl nach dem Läutern in der
  • Läutertonne, zum Reinigen mit Holzmehl und Weichschütteln von Pelzen.
  • Dampf-Steamer zum Aufblasen des Haars.
  • Bügelmaschine zum Glätten des Haars, insbesondere bei Pelzen in Samtoptik.
  • Auslass-Schneidemaschine, schneidet das Fell in schmale Streifen. Diese werden, geringfügig verschoben, zu Streifen in der Länge des Pelzteils (beispielsweise in Mantellänge) neu zusammengenäht.
  • Auslassmaschine, eine Konstruktion der Firma Pfaff, die den gesamten Vorgang des Schneidens in Auslassstreifen, verschieben der Streifen und wieder zusammennähen in einem automatisierten Arbeitsgang bewältigte. Wurde wegen des hohen Preises wohl nur in wenigen Exemplaren gebaut (etwa 1980er Jahre).
  • Staffiermaschine, zum Einnähen des Stofffutters, wird vereinzelt in der Konfektion benutzt.

Fachbegriffe der Kürschnerei

Festliche Dekoration einer Leipziger Kürschnerei (1904)
  • Anbrachen: Das Reparieren der Schadstellen im Fell
  • Auslassen: Das Verlängern der Felle auf Kosten der Breite durch V- bzw. A-förmige Schnitte (Gegensatz: Einlassen)
  • blau: Farbbezeichnung für die dunkelsten, blaustichigen Winterfelle, Gegensatz rot
  • Bleichen: Das Aufhellen dunkler Farben, oftmals um die Felle anschließend andersfarbig einzufärben. Auch für das zusätzliche Aufhellen bereits weißer Felle, in der Regel verbunden mit der Behandlung mit optischen Aufhellern. Im Rahmen einer Modellneugestaltung u. U. auch bei vergilbten, getragenen Pelzteilen möglich
  • Blenden: Nachdunkeln des Oberhaars durch nur leichtes Aufstreichen der Farbe, auch für das Dunkelfärben des Fellleders. Letzteres dient dazu auf der Haarseite das Durchscheinen des weißen Leders zu verhindern (Lederblenden)
Zobel-Thiliki-Body (Lederseite)
  • Body: Für die Verarbeitung eines Pelzteils vorbereitetes rechteckiges Fell(-stücken)teil, meist von Spezialbetrieben aus kleinen Fellen oder aus Resten zusammengesetzt
  • Eulanisieren: Allgemeine Bezeichnung für das insektensicher machen von Bekleidung oder Teppichen, ursprünglich durch die Chemikalie Chlorphenylid (Markenbezeichnung Eulan) der Firma Bayer AG
  • Färben: Häufig angewandte Veredlungstechnik, insbesondere um aktuelle Modefarben zu erzielen. Im Rahmen einer Modellumgestaltung oft auch bei getragenen Pelzen möglich. Das Fell kann ohne vorheriges Bleichen in der Regel nur dunkler als vorher gefärbt werden, in der Farbwahl sind durch die entstehenden Mischfarben die Farbmöglichkeiten eingeschränkt. Einen bei neuem Material möglichen, vorhergehenden Bleichprozess werden alte Pelze im Zusammenhang mit dem Färben eventuell nicht mehr aushalten.
geflochtener Kaninschal
Galonieren und Auslassen eines Fuchsfells (Skizze)
Luftgalonieren
  • Federn: Das Zwischennähen von schmalen Lederstreifen (Fachbegriff → Galonieren) in V-Form, oft verbunden mit dem → Auslassen
  • Female: Das weibliche Kleinpelztier, vor allem beim Nerz (auch: Fähe)
  • Finish: Die Endbehandlung fertig gearbeiteter Pelze z. B. durch Einstreichen und Aufrauen des Haares, durch → Klopfen, → Läutern, Weichschütteln, „Steamern“ des Haares mit Heißluftgebläsen, Bügeln des Haares mit speziellen Pelzbügelmaschinen. Einzelne dieser Prozesse können auch zur Auffrischung und Pflege getragener Pelze angewendet werden. Ausführung durch den Kürschner oder durch die Weitergabe an Spezialbetriebe
  • Galonieren: Das Zwischennähen von Lederstreifen, dient vor allem zur Vergrößerung der Fellfläche. Luftgalonieren: Hierbei wird das Leder bei langhaarigen, dichtbehaarten Fellen in kurzen Abständen eingeschnitten und gitterförmig auseindergezogen fixiert. Das Ergebnis ist ein besonders duftiges, weich fallendes Produkt bei gleichzeitiger Flächenvergrößerung.
  • Geflochtene, gewirkte Pelze: Felle werden in, zumeist schmalstmögliche, Streifen geschnitten und als „Fäden“ in textile Netze eingeflochten, verwebt oder verstrickt. Da als Ergebnis ein Produkt mit Haaren auf beiden Seiten entsteht, ist diese Arbeitstechnik besonders für Kleinteile wie Schals und Stolen geeignet, aber auch für Jacken (Strickjackenoptik) und Mäntel. Wegen des großen Arbeitsaufwandes meist aus Billiglohnländern (China)
  • Granne: Bei Fellen mit Oberhaar und Unterwolle das Oberhaar (z. B. alle Marderarten wie Nerz, Otter, Zobel, usw., keine Unterwolle haben beispielsweise Lamm und Zickel)
  • Grotzen: Der Fellrücken (meist am langhaarigsten, oft dunkler)
  • Hülle: Der Übermantel für ein Pelzinnenfutter
  • Kahlauer: Eine unbehaarte Stelle im Fell
  • Klopfen: Das Entfernen des losen Schmutzes und eventueller Insektenlarven durch Ausklopfen von Hand mit Rohr- oder Haselnussstöcken oder mit der Pelzklopfmaschine. Eine der Grundarbeiten des Kürschners im Rahmen der Pelzkonservierung
  • Konservierung: Die Pelz-Sommeraufbewahrung bei gleichzeitiger Pflege durch einen Pelzfachbetrieb
  • Läutern: Das Reinigen der Pelze durch Holzmehl
  • Male: Das männliche Kleinpelztier, vor allem beim Nerz (auch: Rüde)
  • Mutationsfarben: Durch plötzliche, sprunghafte, natürliche vererbbare Farbveränderung entstandene neue Fellfarben (insbesondere bei Nerz, Nutria)
  • Nourkulemi: Extra zu verarbeitende Kehlstücken, vor allem bei Nerz und Zobel
  • Nacktpelz: Alte, nur noch selten benutzte Bezeichnung für die mit der Lederseite nach außen zu tragenden Mäntel oder Jacken aus Lamm- oder Ziegenfell, auch „wie gewachsen“. Häufig bestickt (Trachtenpelz)
  • Pumpf: Das hintere Teil des Felles
  • rauch: Bezeichnung für dichtes, nicht straff anliegendes Haar. Auch die Rauche
  • Reinforcing: (= verstärken) Nachdunkeln der Felle durch die Behandlung mit Metallsalzen, insbesondere bei hellerer Unterwolle. Die Felle gelten weiterhin als naturell, also nicht gefärbt (insbesondere bei Nerz und Bisam)
  • rot: Gegensatz → blau
  • Rupfen: Das Entfernen des Grannenhaars (Ergebnis z. B. Samtnerz, Samtnutria, Samtwiesel, früher auch üblicherweise beim Haarseehund/Seal). Seit etlichen Jahren, soweit möglich, auch bei zertrennten, getragenen Nerzpelzen angewendet
  • Scheren: Das Kürzen des Haares durch Schermaschinen (Ergebnis z. B. Samtbisam, Samtnerzstücken, Biberlamm, Sealkanin). Auch beim zertrennten, getragenen Pelz möglich
  • Schnatte: Ein beim Entpelzen oder Zurichten entstandener Aufriss des Oberleders („Narbenbruch“) auf der Fellseite
  • Shearling: Die Haut eines frisch geschorenen Lammes, die zusammen mit der Wolle für die Weiterverarbeitung gereinigt und gefärbt wird
  • Schönen: Nicht rein weiße oder vergilbte weiße Felle werden chemisch aufgehellt, entweder durch die Behandlung mit optischen Aufhellern oder mit einem rotstichigen Blaufarbstoff
  • Thiliki: Extra zu verarbeitende Bauchstücken, vor allem bei Nerz und Zobel
  • Veredlung: Sammelbegriff für Veränderungen des Haares, z. B. durch Färben, Rupfen, Scheren oder der Lederseite durch Färben, Nappieren, Veloutieren, Bedrucken
  • Wamme: Die Bauchseite des Felles
  • Zurichten: Das Gerben von Fellen für Pelzzwecke
  • Zwecken: Das Glattspannen der auf der Lederseite angefeuchteten Pelzteile nach dem Zusammensetzen der Felle vor dem Abgleichen (in die endgültige Form schneiden)

Einzelnachweise

  1. Josef Winiger, Die Bekleidung des Eismanns und neuere Erkenntnisse zum Beginn der Weberei nördlich der Alpen in Der Mann im Eis: Neue Funde und Ergebnisse, K. Spindler ... [et al.] (Hrsg.). Von Konrad Spindler, Frank Höpfel, Werner Platzer, Mitwirkende Personen Konrad Spindler, Frank Höpfel Springer, 1995, ISBN 3211826262, S. 119 ff.
  2. [1] Tragekomfort in der Steinzeit – Wie schneidet Ötzis Kleidung gegen moderne Funktionskleidung ab? Rose-Marie Riedl, IDW, 25. Mai 2007
  3. Bruno Schier: Die Namen des Kürschners, 1949, Technologisches Pelzfach-Wörterbuch Nr. 4, Hermelin-Verlag, Leipzig
  4. mit einer der Gründe wieso Pelzverarbeitung und Herstellung nach wie vor hauptsächlich in Europa stattfindet und der asiatische Pelzhandel nach wie vor hauptsächlich im englisch geprägten Hong Kong abgewickelt wird
  5. Ohne Angabe des Autors: Der Produktionsprozeß im Kürschnergewerbe, Kürschner Zeitung, Nr. 28, Verlag Alexander Duncker, Leipzig, 1. Oktober 1933, Seite 598-600
  6. Walter Fellmann: Der Leipziger Brühl, Fachbuchverlag, Leipzig 1989, ISBN 3-343-00506-1
  7. P. Larisch: Die Kürschner und ihre Zeichen, 1928. Selbstverlag, Berlin
  8. Lexikon des Alten Handwerks, Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, Mechthild Wiswe, S134-139
  9. www.pelz-leder-weis.de
  10. Das Pelzgewerbe, 1964, Rifra Verlag, Berlin, Frankfurt/Main, Leipzig, 1964, S. 88.
  11. 100 Jahre Strobel 1883–1983, Selbstverlag Alfons Strobel, 1983

Weblinks


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