Euler'sche Zahl

Euler'sche Zahl

Die eulersche Zahl e = 2,718281828459... (nach dem Schweizer Mathematiker Leonhard Euler) ist eine irrationale und sogar transzendente reelle Zahl.

Die eulersche Zahl ist die Basis des natürlichen Logarithmus und der (natürlichen) Exponentialfunktion, die aufgrund dieser Beziehung zur Zahl e häufig kurz e-Funktion genannt wird. Sie spielt in der Infinitesimalrechnung (Differential- und Integralrechnung) eine wichtige Rolle.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Die Zahl e kann unter anderem durch Grenzwertbildung definiert werden. Die beiden bekanntesten Darstellungen lauten:

e = \lim_{n\to\infty} \left(1+\frac{1}{n}\right)^n   als Grenzwert einer Folge bzw. Funktion (je nachdem, ob man n\in\Bbb N oder n\in\Bbb R voraussetzt) und
e = \sum_{k=0}^{\infty}{\frac{1}{k!}} = 1 + \frac{1}{1!} + \frac{1}{2!} + \frac{1}{3!} + \frac{1}{4!} + \cdots als Reihe.

Mit k! wird dabei die Fakultät 1\cdot 2\cdot\ldots\cdot k bezeichnet. Beide Darstellungen entsprechen dem Funktionswert exp(1) = e1 der Exponentialfunktion (oder „e-Funktion“) an der Stelle 1; die Reihenschreibweise entspricht zudem der Taylorentwicklung der Exponentialfunktion um den Punkt Null an der Stelle 1 ausgewertet.

Eigenschaften

Die eulersche Zahl e ist eine irrationale (Beweis) und transzendente Zahl (Beweis nach Charles Hermite, 1873). Sie lässt sich also (wie auch die Kreiszahl π nach Ferdinand von Lindemann 1882) weder als Bruch zweier natürlicher Zahlen noch als Lösung einer algebraischen Gleichung endlichen Grades darstellen und besitzt eine unendliche nichtperiodische Dezimalbruchentwicklung.

In der eulerschen Identität

e^{\mathrm i\cdot\pi} = -1

werden fundamentale mathematische Konstanten in Zusammenhang gesetzt: Die ganze Zahl 1, die eulersche Zahl e, die imaginäre Einheit der komplexen Zahlen und die Kreiszahl π.

Herkunft des Symbols e

Der Buchstabe e für diese Zahl wurde zuerst von Euler 1736 in seinem Werk Mechanica benutzt. Es gibt keine Hinweise, dass dies in Anlehnung an seinen Namen geschah, ebenfalls ist unklar, ob er dies in Anlehnung an die Exponentialfunktion oder aus praktischen Erwägungen der Abgrenzung zu den viel benutzten Buchstaben a, b, c oder d machte. Obwohl auch andere Bezeichnungen in Gebrauch waren, etwa c in d'Alemberts Histoire de l'Académie, hat sich e durchgesetzt.

Weitere Darstellungen für die eulersche Zahl

Die eulersche Zahl lässt sich auch durch

e = \lim_{n\to\infty} \frac{n}{\sqrt[n]{n!}}

oder durch den Quotienten aus Fakultät und Subfakultät beschreiben:

e = \lim_{n\to\infty} \frac{n!}{!n}

Eher von exotischem Reiz als von praktischer Bedeutung ist die catalansche Darstellung

e=\sqrt[1]{\frac{2}{1}}\cdot\sqrt[2]{\frac{4}{3}}\cdot\sqrt[4]{\frac{6\cdot 8}{5\cdot 7}}\cdot\sqrt[8]{\frac{10\cdot 12\cdot 14\cdot 16}{9\cdot 11\cdot 13\cdot 15}}\cdots

Die Kettenbruchentwicklung von e weist folgendes Muster auf, welches sich bis ins Unendliche fortsetzt:

e = [2; 1, 2, 1, 1, 4, 1, 1, 6, 1, 1, 8, 1, 1, 10, 1,\dots] = 2+\cfrac{1}{1+\cfrac{1}{2+\cfrac{1}{1+\cfrac{1}{1+\cfrac{1}{4+\cfrac{1}{1+\cfrac{1}{1+\cfrac{1}{6+\ldots}}}}}}}}

Die ersten 200 Nachkommastellen von e

Die Dezimalbruchentwicklung von e mit Nennung der ersten 200 Nachkommastellen lautet:

e = 2,71828182845904523536028747135266249775724709369995
95749669676277240766303535475945713821785251664274
27466391932003059921817413596629043572900334295260
59563073813232862794349076323382988075319525101901...

Anschauliche Interpretationen der eulerschen Zahl

Zinseszinsrechnung

Das folgende Beispiel macht die Berechnung der eulerschen Zahl nicht nur anschaulicher, sondern es beschreibt auch die Geschichte der Entdeckung der eulerschen Zahl: Ihre ersten Stellen wurden von Jakob Bernoulli bei der Untersuchung der Zinseszinsrechnung gefunden.

Den Grenzwert der ersten Formel kann man folgendermaßen deuten: Jemand zahlt am 1. Januar einen Euro auf der Bank ein. Die Bank garantiert ihm eine momentane Verzinsung zu einem Zinssatz p=100 %  pro Jahr. Wie groß ist sein Guthaben am 1. Januar des nächsten Jahres?

Nach der Zinseszinsformel ist das Kapital nach n Verzinsungen Kn = K0(1 + p / 100)n, wobei K0 das Startkapital, p der Zinssatz, und n die Anzahl der Verzinsungen sind.

In diesem Beispiel sind K0 = 1 und p = 100, wenn der Zinszuschlag jährlich erfolgt, oder p = 100 / n, wenn der Zinszuschlag n mal im Jahr erfolgt.

Bei jährlichem Zuschlag wäre K_1= 1 \cdot (1+1)^1 = 2{,}00. Bei halbjährlichem Zuschlag hat man p = 100 / 2, also K_2 = 1 \cdot(1+1/2)^2 = 2{,}25, also schon etwas mehr. Bei täglicher Verzinsung (p = 100 / 365) erhält man K_{365}= 1 \cdot(1+1/365)^{365}= 2{,}714567. Wenn man momentan verzinst, wird n unendlich groß, und man bekommt die oben angegebene erste Formel für e.

Wahrscheinlichkeitsrechnung

e ist auch häufig in der Wahrscheinlichkeitstheorie anzutreffen (siehe auch Exponentialfunktion, Stochastik): Angenommen, ein Bäcker gibt für jedes Brötchen eine Rosine in den Teig und knetet gut durch. Nachher enthält statistisch gesehen jedes e-te Brötchen keine Rosine. Die Wahrscheinlichkeit p, dass bei n Brötchen alle n Rosinen in anderen Brötchen sind, ergibt im Grenzwert für n\to\infty (37%-Regel):

p = \lim_{n\to\infty}\left(\frac {n-1}{n}\right)^n = \lim_{n\to\infty}\left(1-\frac {1}{n}\right)^n = \frac{1}{e}

Sonstige Eigenschaften

Die zwei Teilkurven der impliziten Funktion xyyx = 0 schneiden sich im Punkt P(e / e). Mehrdimensionale Verallgemeinerungen dieser Funktion setzen sich im n-dimensionalen Raum aus  \frac{n^{2}-n}{2}+1 Teilkurven zusammen, die sich alle in einem Punkt schneiden, dessen Koordinaten sämtlich e betragen. Der Beweis hierfür ist nicht leicht zu führen.

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Euler'sche Zahl — Konstante e = 2,71828..., die z.B. durch erklärt ist und in der Mathematik und Statistik eine wichtige Rolle spielt, u.a. als Basis der natürlichen Logarithmen. Vgl. auch ⇡ Exponentialfunktion, ⇡ Exponentialverteilung …   Lexikon der Economics

  • Euler’sche φ-Funktion — Die ersten tausend Werte von Die eulersche Funktion (auch eulersche Funktion genannt) ist eine zahlentheoretische Funktion. Sie gibt für jede natürliche Zahl n an, wie viele positive ganze Zahlen …   Deutsch Wikipedia

  • Euler'sche Identität — Veranschaulichung in der komplexen Zahlenebene Die eulersche Identität bezeichnet die Formel und bildet das Bindeglied zwischen trigonometrischen Funktionen und den komplexen Zahlen. Dabei bezeichnet …   Deutsch Wikipedia

  • Fermat'sche Primzahl — Eine Fermat Zahl, benannt nach dem französischen Mathematiker Pierre de Fermat, ist eine Zahl der Form wobei n eine natürliche Zahl ist. Die ersten Fermat Zahlen sind 3, 5, 17, 257, 65537, … (Folge A000215 in OEIS) Eine Fermat Zahl, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Fermat-Zahl — Eine Fermat Zahl, benannt nach dem französischen Mathematiker Pierre de Fermat, ist eine Zahl der Form wobei n eine nichtnegative ganze Zahl ist. Die ersten Fermat Zahlen sind 3, 5, 17, 257, 65537, … (Folge A000215 in OEIS) Eine Fermat Zahl, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Bernoulli-Zahl — Die Bernoulli Zahlen oder bernoullischen Zahlen Bn sind eine Folge rationaler Zahlen, die in der Mathematik in verschiedenen Zusammenhängen auftreten: als Entwicklungskoeffizienten trigonometrischer, hyperbolischer und anderer Funktionen, in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Goldbach'sche Vermutung — Unter der goldbachschen Vermutung wird heute allgemein die Behauptung verstanden: Jede gerade Zahl größer als 2 kann als Summe zweier Primzahlen geschrieben werden. („binäre“ oder „starke“ goldbachsche Vermutung.) Mit dieser Vermutung haben sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Euklid'sche Geometrie — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

  • Barnes'sche G-Funktion — Die Barnessche G Funktion, typischerweise mit G(z) bezeichnet, ist eine Funktion, die eine Erweiterung der Superfakultäten auf die komplexen Zahlen darstellt. Sie steht in Beziehung zur Gammafunktion, der K Funktion und der Konstanten von… …   Deutsch Wikipedia

  • Logarithmus — 1. Begriff/Bedeutung: Der L. ergibt sich durch eine Umkehrung des ⇡ Potenzierens in der Gleichung:xn = y: n = logxy(gelesen: n ist der L. y zur Basis x). Der L. von y zur Basis x ist die Zahl, mit der x zu potenzieren ist, um y zu erhalten. Für… …   Lexikon der Economics

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”