- Evolutionärer Stammbaum
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In einem evolutionären Stammbaum werden die vollständigen Verwandtschaftsbeziehungen von Teilen des Tier- oder Pflanzenreichs graphisch dargestellt. Der Grad der (genetischen) Verwandtschaft von zwei systematischen Gruppen an den Blättern bemisst sich nach dem vertikalen Abstand zu dem Verzweigungspunkt, an dem ihre beiden Linien zu einem Ast zusammenkommen. Die moderne Form des Stammbaumes ist das Dendrogramm. In ihm wird eine Besonderheit gut sichtbar, denn es verzweigen sich auf jeder Stufe stets genau zwei Äste. Dies geht letztendlich darauf zurück, dass ein Gen während des Kopiervorgangs zwei Kopien hinterlässt, nämlich seine Vorlage und das Duplikat. Populationen, die zeitgleich in drei, vier oder mehrere Subpopulationen getrennt werden und unterschiedliche Arten entwickeln, bilden deshalb keine Verästelungen zu mehreren, sondern es lassen sich im nachhinein stets mehrere hierarchisch gestaffelte zweier-Abzweigungen ordnen.
Beispiel: Ein Stammbaum (Dendrogramm) der Kurzschwanzflugsaurier
Kurzschwanzflugsaurier (Pterodactyloidea) Nyctosaurus Ornithocheiroidea Ornithocheiroiridea Pteranodontoidea Cycnorhampus Normannognathus Pterodactylidae =Germanodactylidae Ctenochasmatidae Dsungaripteridae Azhdarchoidea Tapejara Tupuxuara Azhdarchidae Inhaltsverzeichnis
Die historische Stammbaum-Metapher
Die Darstellung als "Baum" kommt von früheren Vorstellungen des Lebens als Fortschritt von niedrigeren zu höheren, komplexeren Formen. Obwohl diese Theorien veraltet sind, sind diese "dazugehörigen" Bilder noch weit verbreitet. Zu den Bäumen in der Graphentheorie besteht ebenfalls eine strukturelle Verwandtschaft.
Historisch war die Darstellung des Stammbaumes oft in direkter Baumform gebräuchlich.
Die Stammfluss-Metapher
Eine Veränderung der Metapher des Stammbaumes in die eines Stammflusses wurde von Richard Dawkins vorgeschlagen. Erklärt man das Kladogramm als sich verzweigendes Fluss-System, so hat das einige Vorteile, da diese Metapher keine Höherentwicklung suggeriert und zudem die Möglichkeit der Vorstellung zulässt, dass Wasser eines Armes auch wieder in einen anderen Arm gelangen kann, wie das beim Austausch von Gensequenzen in der mikrobiotischen Lebenswelt oft vorkommt. Erst wenn die Flussarme mächtiger geworden sind und sich ihr eigenes Tal geschaffen haben, wird der Austausch von Gensequenzen zunehmend unwahrscheinlicher. Dies ist bei keimbahnbesitzenden Vielzellern der Fall. Die Stammflussmetapher verdeutlicht das Kladogramm auf dieselbe Weise wie der Stammbaum und ist insbesondere eine alternative populäre Darstellungsweise, keine Theorie.
Siehe auch
Weblinks
- Online-Version eines evolutionären Stammbaums, erstellt im Rahmen einer diesem Thema gewidmeten Ausgabe der Zeitschrift Science.
- Evolutionärer Stammbaum von nahezu allen über 4.500 rezenten Säugetierarten, publiziert in der Zeitschrift Nature (Vol. 446, 29. März 2007, PMID 17392779)
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