- Ewsd
-
EWSD ist ein Produktname für elektronische Telefonvermittlungssysteme der Firma Siemens. Die Bezeichnung ist auf die Abkürzung der Begriffe Elektronisches Wählsystem Digital zurückzuführen.
Inhaltsverzeichnis
Einsatzgebiet
Vermittlungsstellen vom Typ EWSD für öffentliche Telefonnetze können, wie Vermittlungsanlagen anderer Hersteller auch, entweder als Ortsvermittlungsstelle, als Fernvermittlungsstelle oder als Kombination aus beiden geliefert werden. Es gibt unterschiedliche Varianten für Festnetz und Mobilfunk. Kunden von EWSD-Vermittlungsanlagen sind z.B. Telekommunikationsfirmen wie die Deutsche Telekom, M-net, Versatel, COLT Telecom, QSC, Vodafone, dtms oder Arcor. Andere Firmen setzen Systeme anderer Hersteller ein. Siemens gibt an, EWSD-Anlagen in über 120 Länder verkauft zu haben.
Geschichte
Entwickelt wurde das System von der Siemens AG. Es war die zweite Generation elektronischer Wählsysteme der Firma Siemens nach dem System EWSA (Elektronisches Wähl System Analog). Firmen wie DeTeWe und Bosch bauten das System in Lizenz. Die erste EWSD-Anlage von Siemens wurde 1980 in Hamburg in Betrieb genommen, wo sie das bis dahin verwendete analoge Vermittlungsverfahren ablöste. Von DeTeWe wurde die erste EWSD zur Fernvermittlung 1985 in Betrieb genommen, ein Jahr später die erste von DeTeWe gebaute digitale Ortsvermittlungsstelle. DeTeWe PCN realisierte vermittelnde Netzknoten an über 180 Standorten. Die Deutsche Telekom verwendet EWSD von Siemens und System 12 von Alcatel. Der Anteil von EWSD-Anlagen überwiegt den des System 12.
Konstruktion
Die Baugruppen stecken vertikal in Baugruppenrahmen, deren Rückwand die elektrischen Verbindungen zwischen ihnen herstellt. Mehrere Baugruppenrahmen werden übereinander in einem Gestellrahmen untergebracht, der wie ein Schrank mit Türen auf Vorder- und Rückseite verschlossen wird. Die Baugruppen sind von vorne zugänglich, Kabel werden auf der Rückseite verbunden. In der obersten Ebene einer Gestellreihe befindet sich die Sicherungsschiene. In der untersten Ebene befinden sich Lüfter, die für eine Luftzirkulation im Schrank sorgen. Dadurch wird die Abwärme der Baugruppen abgeleitet. Ein EWSD-System kann aus mehreren Schränken bestehen, was als Gestellreihe bezeichnet wird. Die Kabel können über einen Flächenrost unter der Raumdecke oder über einen doppelten Boden zugeführt werden.
Hardware
Die Hauptkomponenten einer EWSD-Anlage sind
- CP (Central Processor oder Coordination Processor)
- MB (Message Buffer)
- CCNC (Common Channel Network Control), in neueren Switchen durch SSNC (Signalling System Network Control) abgelöst
- LTG (Line Trunk Group)
- DLU (Digital Line Unit)
- SN (Switching Network, Koppelfeld)
Alle zentralen Systemeinheiten sind redundant aufgebaut. So kann in einem Fehlerfall die nichtvermittelnde Seite den Betrieb sofort übernehmen.
Das Anschlussteil DLU nimmt die analogen sowie die ISDN-Teilnehmeranschlussleitungen auf und wandelt u.a. die analogen Signale in digitale Signale um (eine der BORSCHT-Funktionen einer Teilnehmerschaltung). Die digitalen Signale werden einem Kanal eines PCM-Systems zugeordnet. Digitale Anschlussleitungen, zum Beispiel ein ISDN-Basisanschluss, werden direkt einem PCM-Kanal zugeordnet. In der DLU wird der Verkehr konzentriert und an die LTG Typ B weitergeleitet. Dazu kommt noch die Aufnahme von PCM30-Systemen, zum Beispiel Primärmultiplexanschlüsse oder V5.2 gesteuerte Access Netze. Deren Anschaltung an das Koppelnetz erfolgt ebenfalls über LTG Typ B. Weitere Funktionen für die Steuerung der Verbindung, wie Erzeugen der Rufspannung und Aufnahme der Wahlinformationen (Impulswahlverfahren, Mehrfrequenzwahlverfahren) sind in die DLU integriert. Das Anschlussteil wird vom Gruppenprozessor gesteuert. DLU können in abgesetzten peripheren Einheiten (APE) betrieben werden. Für die Verbindung über PCM30 zu anderen Vermittlungsstellen wird die LTG Typ C verwendet. Dort wird auch die Signalisierung für diese Verbindungen terminiert. Verschiedene Signalisierungssysteme können dabei zum Einsatz kommen, zum Beispiel SS7, MFC R2, IKZ, E&M.
Das Koppelfeld besteht aus Raumkoppelstufen mit 4 Raumkoppelvielfachen, 16/16 (16 Eingängen und 16 Ausgängen) sowie einer Zeitkoppelstufe mit 16 Zeitkoppelvielfachen mit 4 Aus- und Eingängen (4/4). In der Zeitkoppelstufe findet die räumliche und die zeitliche Umsetzung der Kanäle statt. Die Steuerung übernimmt der Koordinationsprozessor CP.Folgende Arten der Koordinationsprozessoren gibt es:
- CP 103 mit max. 22.000 Verbindungsversuchen in der Hauptverkehrsstunde
- CP 112 mit max. 60.000 Verbindungsversuchen in der Hauptverkehrsstunde
- CP 113D mit bis zu einer Million Verbindungsversuchen in der Hauptverkehrsstunde
- CP 113C mit bis zu sechs Millionen Verbindungsversuchen in der Hauptverkehrsstunde (C für Compact)
- CP 113E mit bis zu zehn Millionen Verbindungsversuchen in der Hauptverkehrsstunde
Software
Die Software der EWSD nennt sich APS (Automatic Program System). Das APS befindet sich auf einer Festplatte und ist ein eigenes, von Siemens unter Beteiligung von Bosch speziell für EWSD-Anlagen entwickeltes Betriebssystem. Es ist vorwiegend in der Programmiersprache CHILL programmiert. Die Anwendersoftware ist vermittlungsspezifisch und dient unter anderem zur Verkehrslenkung, Wegsuche und zur Erfassung der Gebühren. Die Support-Software dient zum Generieren von Daten, Übersetzen von Programmen, Binden von Modulen sowie zur Verwaltung der Bibliotheken. Die Betriebs- und Datenkommunikationssoftware dient für die Zusammenarbeit der Wartungszentren und der Vermittlungsstellen.
Technische Daten
- Anzahl Teilnehmerleitungen bis 250.000
- Anzahl Verbindungsleitungen 240.000
- durchschaltbarer Verkehr 25.200 Erlang
- Verbindungsversuche in der Hauptverkehrsstunde 10 Millionen
- Betriebsspannungen 48 V -, 60 V -, 90 V -
- Verzonung (Gebührenzonen) 127 Zonen, je Zone 6 Tarife
- Tarifumschaltung im 15-minütigem Rhythmus
- Platzbedarf bei 10.000 Teilnehmerleitungen 35 m²
Weblinks
Wikimedia Foundation.