- FALINTIL
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Die Forças Armadas de Libertação Nacional de Timor Leste FALINTIL (Bewaffnete Kräfte zur nationalen Befreiung Osttimors) war der militärische Arm des osttimoresischen Widerstands gegen die indonesische Besatzung zwischen 1975 und 1999.
Ursprünglich wurde sie als Parteiarmee der FRETILIN gegründet. In den Machtkämpfen gegen die UDT um die Vorherrschaft, die vor Ausrufung der Unabhängigkeit von Portugal 1975 ausbrachen, unterstützten die FRETILIN Osttimoresen, die bisher in der portugiesischen Armee gedient hatten. Sie bildeten den Kern der am 20. August 1975 gegründeten FALINTIL.
Neun Tage nach Ausrufung der Unabhängigkeit am 28. November 1975, begannen die Indonesier mit der Invasion von Osttimor. Schon zuvor war es bei der Besetzung der Grenzgebiete zu Kämpfen mit der FALINTIL gekommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die FALINTIL 2.500 ausgebildete Soldaten, 7.000, die etwas militärisches Training durch Portugal erhalten hatten und 10.000 Kämpfer, die nur eine kurze militärische Ausbildung genossen hatten. Auf dem FRETILIN-Kongress vom Mai 1976 in Soibada wurde Nicolau dos Reis Lobato offiziell zum militärischen Kommandant erhoben. Bis Dezember 1978 wurden die Basen der Widerstandsbewegung von der indonesischen Armee weitgehend zerstört und über 80 Prozent der FALINTIL-Kämpfer getötet. Lobato wurde bei der „Operation Einkreisung“ verletzt und kurz darauf von den Indonesiern am 31. Dezember 1978 gestellt. 1981 wurde Xanana Gusmão in einer geheimen Nationalkonferenz in Lacluta zum neuen Chef der FALINTIL gewählt.
War der Guerillakrieg durch die FRETILIN bis zum Tod Nicolau dos Reis nicht die Regel gewesen, begann Xanana Gusmão gezielt mit dieser Taktik für die Unabhängigkeit zu kämpfen. Verschiedene timoresische Gruppierungen bekämpften die Besatzer mit Unterstützung aus der Bevölkerung vom Gebirge aus. Bei den Auseinandersetzungen verübte das indonesische Militär massive Menschenrechtsverletzungen und Gräueltaten (unter anderem Mord und Vergewaltigungen). Am 10. Juni 1980 griffen FALINTIL-Einheiten den Fernsehsender in Marabia, das Waffenlager in Becora und militärische Einrichtungen in Dare und Fatunabe am Rande der Hauptstadt Dili an. Es war der erste größere Angriff, auch „levantamento“ (port.: Erhebung, Aufstand) genannt, seit der fast völligen Zerschlagung der Widerstandsbewegung im Jahre 1978. Das indonesische Militär tötete als Reaktion darauf über 100 Menschen und folterte oder verbannte Angehörige von Widerstandskämpfern auf die als Gefängnisinsel benutzte Insel Atauro.
Kommandeure der FALINTIL Rogerio Lobato 1975? Nicolau dos Reis Lobato Mai 1976 – 31. Dezember 1978 † Xanana Gusmão 1981 – 20. November 1992
(verhaftet)Ma'huno Bulerek Karathayano 1992 – 5. April 1993 (verhaftet) Nino Konis Santana April 1993 – 11. März 1998 † Taur Matan Ruak 1998 – 1. Februar 2001
(Umwandlung der FALINTIL in F-FDTL)Der stellvertretende Verantwortliche, Colonel Purwanto, begann geheime Verhandlungen mit dem Rebellenführer Xanana Gusmão, die am 23. März 1983 im Waffenstillstand endeten. Die FALINTIL verübten am 8. August 1983 in Kraras (Viqueque Distrikt) einen Überfall auf eine Einheit der indonesischen Armee, bei dem 16 Soldaten ums Leben kamen. Bei der Vergeltungsaktion des Militärs starben 300 Einwohner des Dorfes, zahlreiche Personen wurden verhaftet, andere konnten in die Berge fliehen. Andere Quellen geben an, dass die Indonesier die Waffenruhe gebrochen hatten. Dies war der Anlass für die großangelegte Operation „Operasi Sapu Bersih“ („Reiner Tisch“) des indonesischen Militärs im August des Jahres.[1] Im September 1983 folgte die Operasi Persatuan. Von August 1983 bis Juni 1984 erfolgten schwere Bombardements durch die indonesische Luftwaffe, die auch die Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft zog.
Am 20. August 1987 wurde die FALINTIL von Gusmão von einer Parteiarmee der FRETILIN zu einer nationalen Armee des osttimoresischen Widerstands umgewandelt. Gusmão blieb ihr Anführer. 1988 trat Xanana Gusmão aus der FRETILIN aus, um im neu gegründeten Dachverband des timoresischen Widerstands CNRM (später CNRT) als Vorsitzender eine parteipolitisch neutrale Position vertreten zu können.
Am 20. November 1992 wurde Gusmão schließlich bei einer großangelegten Aktion des indonesischen Militärs mit 40.000 Soldaten in einem Haus in Lahane bei Dili gefangen genommen. Die Führung der FALINTIL übernahm Ma'huno Bulerek Karathayano (wirklicher Name: Gomes da Costa), der bereits am 5. April 1993 ebenfalls von den Indonesiern gefangen wurde. Ihm folgte Nino Konis Santana, der am 11. März 1998 bei einem Unfall ums Leben kam.
1999 machte die internationale Eingreiftruppe INTERFET der indonesischen Besatzung ein Ende, nachdem sich die Bevölkerung in einem Referendum für die Unabhängigkeit ausgesprochen hatte. Die FALINTIL-Kämpfer wurden in vier Camps gesammelt in Uaimori (Subdistrikt Viqueque), Atelari (Subdistrikt Laga), Poetete (Subdistrikt Ermera) und Ai-Assa (Subdistrikt Bobonaro). Den Kämpfern wurde verboten, ihre Waffen außerhalb der Lager mitzunehmen. Bei der Überführung in die Sammellager kam es zu zahlreichen Problemen, da einige Kämpfer dies ablehnten. Einer der bekanntesten FALINTIL-Führer, Cornelio Gama (heute bekannter als L7, der Führer der Bande Sagrada Familia) verließ das Lager zusammen mit einigen Getreuen. Es waren die Folgen von Frustration und Hilflosigkeit, die zu solche Entscheidungen führten. Probleme mit der Versorgung führten zu Nahrungsmittelengpässen und Fällen von Tuberkulose und Malaria in den Lagern. Am 12. September 2000 beschloss das Übergangskabinett Osttimors die Gründung der Verteidigungskräfte Osttimors FDTL. Am 1. Februar 2001 wurde in einer Zeremonie in Aileu die Umwandlung der FALINTIL in die FDTL offiziell vollzogen. FALINTIL-Kommandant Taur Matan Ruak wurde als Brigadegeneral zum Kommandeur der Streitkräfte ernannt. Die restlichen Kämpfer wurden ins Zivilleben entlassen. Gruppen innerhalb der FALINTIL sahen sich bei der Auswahl der rekrutierten Soldaten benachteiligt, nannten sie undemokratisch und brachen mit der neuen Regierung. Dazu gehören die Sagrada Familia, Colimau 2000 und Esnaco. Sie bilden heute teils kriminelle Banden in Osttimor.
Siehe auch
Quellen
- ↑ Human Rights Watch : East Timor: Remembering History April 1993 (PDF)
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