José Maria Vasconcelos

José Maria Vasconcelos

Brigadegeneral Taur Matan Ruak (Tetum für Zwei scharfe Augen, Portugiesischer Name: José Maria Vasconcelos, * 10. Oktober 1956 in Osso-Huna, Distrikt Baucau/Portugiesisch-Timor) ist der Oberbefehlshaber der Verteidigungskräfte Osttimors. Davor war er der letzte Kommandant der FALINTIL, dem militärischen Arm des osttimoresischen Widerstands gegen die indonesische Besatzung (1975–1999).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kolonialzeit

Taur Matan Ruak wurde als Sohn von António de Vasconcelos und Albertina Amaral in Osso-Huna nahe Baguia im Osten der damaligen Kolonie Portugiesisch-Timor geboren. Er ist der älteste von acht Kindern, fünf Mädchen und drei Jungen. 1960 zog Ruak mit seinem Onkel nach Dili, wo er von 1963 bis 1968 die Grundschule besuchte.

In Baucau bekam Ruak 1971 eine Anstellung in der Pousada de Baucau (Hotel Flamboyant). Nur ein Jahr später organisierte er den ersten Streik der Hotelmitarbeiter gegen ungerechte Arbeitsverhältnisse. Ruak verlangte Gehaltserhöhungen, bessere Verpflegung und Respekt gegenüber den Angestellten. Seine Ziele erreichte er nicht. Ruak führt dies darauf zurück, dass das Gericht in Dili Partei für die Arbeitgeber ergriffen hatte.

Anfang 1973 erhielt Ruak eine Anstellung im Hotel Resende in Dili. Auch hier organisierte er 1974 einen Streik gegen die Arbeitsbedingungen. Auch dieser Streit endete erfolglos vor dem Gericht in Dili. In dieser Zeit kämpften auch andere Persönlichkeiten, die später eine Rolle in der politik spielten, für die Arbeiterrechte, so José Ramos-Horta und Xanana Gusmão.

Nach der Nelkenrevolution in Portugal 1974, begann der Entkolonisiserungsprozess. Nach einem kurzen Bürgerkrieg, setzte sich die linksorientierte FRETILIN durch und begann mit dem Aufbau einer Verwaltung. Ruak schloss sich in dieser Zeit der FRETILIN an.

Besatzungszeit

Nach dem Einmarsch Indonesiens am 7. Dezember 1975 ging Ruak als Mitglied der FALINTIL in die Berge zum Kampf gegen die Invasoren. Damals war die FALINTIL noch die Parteiarmee der FRETILIN, die nur neun Tage zuvor die Unabhängigkeit Osttimors von der Kolonialmacht Portugal ausgerufen hatte. Als Kämpfer der FALINTIL war Ruak an Gefechten mit der indonesischen Armee in Dili, Aileu, Maubisse, Ossu, Venilale, Watu-Lari und schließlich Laga beteiligt. 1976 erhielt Ruak sein erstes Kommando und stieg in der Hierarchie der FALINTIL bis 1979 zum Kompaniechef in den beiden Ostsektoren des Landes auf.

Ab 1977 begann die indonesische Armee gezielt Stützpunkte der FALINTIL zu zerstören. Am 22. November 1978 fiel die letzte Widerstandsbasis am Matebian. Ruak war unter den Kämpfern die Xanana Gusmão am Tag darauf am Monte Legumau wieder versammelte, um den Guerillakrieg neu zu organisieren. Im Dezember 1978 fiel der Chef der Bewegung Nicolau dos Reis Lobato. Gusmão wurde zum neuen Chef der FALINTIL und führte den Hauptwiderstand im Zentrum Timors, während Ruak in den Osten geschickt wurde, um dort den Guerillakrieg zu führen. Während Ruak nach FALINTIL-Überlebende der Vernichtungsaktion der indonesischen Armee suchte, wurde er am 31. März 1979 von ABRI-Einheiten der Indonesier bei Viqueque gefangen genommen. 23 Tage später gelang Ruak die Flucht.

Im März 1981 wurde Ruak zum Assistent des FALINTIL-Oberbefehlshaber und zuständig für die Operationen im Ost- und später im Zentralsektor. 1983 übernahm Ruak die strategische Planung von Kommandooperationen im Ponta Leste Sektor, dem östlichsten Teil Timors. Zwischen 1984 und 1986 diente er als Militärberater für Kommandooperationen im Westsektor. 1985 wurde Ruak zum stellvertretenden FALINTIL-Oberbefehlshaber ernannt und nach 1986 zuständig für alle Kommandooperationen in Osttimor. Im November 1992 wurde Gusmão durch die Indonesier gefangen genommen. Ma'huno Bulerek Karathayano übernahm die Führung bis zu seiner Verhaftung 1993, während Ruak zum Chief-of-Staff wurde. Karathayano folgte Nino Konis Santana bis dieser am 11. März 1998 bei einem Unfall starb. Nun wurde Ruak zum Kommandeur der FALINTIL.

1999 die FALINTIL beendete den bewaffneten Widerstand und am 30. August entschied sich die Bevölkerung Osttimors in einem Referendum für die Unabhängigkeit von Indonesien . Die Vereinten Nationen entsendeten eine internationale Eingreiftruppe (INTERFET), um für Ruhe und Ordnung zu sorgen, nachdem pro-indonesische Milizen die Bevölkerung terrorisierten. Die FALINTIL griff in den Konflikt, entsprechend den Verpflichtungen zum Waffenstillstand, nicht ein. Osttimor kam unter UN-Verwaltung und wurde für die Unabhängigkeit vorbereitet, in die es 2002 entlassen wurde. Bereits am 20. August 2000 wurde die FALINTIL in die neuen Verteidigungskräfte Osttimors umgewandelt. Taur Matan Ruak wurde zum Oberbefehlshaber und Brigadegeneral ernannt.

Unabhängigkeit

Anfang 2006 desertierten fast die Hälfte der Streitkräfte, nachdem Beschwerden über ungerechte Behandlung in der Armee erfolglos gewesen waren. Ruak entließ daraufhin die 591 Soldaten, was zu Protesten führte, die später in Gewalt umschlugen. Dies gilt als Auslöser der schwersten Unruhen in Osttimor seit der Unabhängigkeit in dessen Folge 150.000 Osttimoresen aus ihren Häusern fliehen mussten, über 37 Menschen starben und der Premierminister Marí Alkatiri zurücktreten musste. Der ethnische Konflikt zwischen östliche und westliche Osttimoresen trat offen vor. Die Vereinten Nationen empfahlen in einem Bericht zu den Unruhen von 2006 ein Ermittlungsverfahren gegen Taur Matan Ruak. Ruak und zwei Minister sollen für die Waffenverteilung an Zivilisten verantwortlich gewesen sein, die gegen die Rebellen eingesetzt wurden. Der Bericht kam zu dem Schluss, dass Ruak versagt habe, die Unruhen zu verhindern. Die Erschießung unbewaffneter Polizisten durch Soldaten am 24. April könne ihm aber nicht zur Last gelegt werden. Die Minister waren noch vor Alkatiri zurückgetreten und 2007 zu Haftstrafen verurteilt worden. Gegen Ruak wurde nicht ermittelt.

Familie

Taur Matan Ruak ist mit der Anwältin Isabel da Costa Ferreira verheiratet, die bis 2006 Vize-Justizministerin und Beraterin der Regierung Alkatiri für Menschenrechte war. Ihre Tochter heißt Lola.

Quelle


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