FKGP (Partei)

FKGP (Partei)

Die Független Kisgazda-, Földmunkás- és Polgári Párt (deutsch: Unabhängige Partei der Kleinlandwirte, der Landarbeiter und des Bürgertums) war in der Zeit unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg die Sammlungspartei der bürgerlichen Rechten in Ungarn, 1988 wurde sie wiedergegründet. An die alten Erfolge (1945: 57%; unter kommunistischem Druck 1947: 15,4%) konnte die neu-alte Partei im postkommunistischen Ungarn allerdings nicht mehr anknüpfen. Während der 1990er Jahre erhielt sie um 10% der Stimmen und weniger, bei den vorletzten Parlamentswahlen vom 7. und 21. April 2002 stürzte sie auf 0,8% ab und verlor ihre Sitze im Parlament. Ein spezifisches Problem der politischen Bauernbewegung in Ungarn besteht in der traditionell scharfen Unterscheidung von Stadt und Land.

Inhaltsverzeichnis

Alte FKGP vor 1949

Die FKgP wurde 1930 durch Ferenc Nagy und Zoltán Tildy als Interessenvertretung der Kleinlandwirte gegründet. Ein zentrales Anliegen war es auch, den Lebensstandard der Landarbeiter und der städtischen Mittelklasse zu verbessern. Nicht zuletzt zielte die Politik der FKgP auf eine großangelegte Landreform ab, die die z.T. noch existierenden Großgrundbesitz-Strukturen abschaffen sollte. In ihrer ideologischen Orientierung war die FKgP christlich ausgerichtet.

In den 1930er bis in die 1940er Jahre war die FKgP eine Oppositionspartei im Rahmen des (halb-)autoritären Regierungssystems unter Reichsverweser Admiral Miklós Horthy.

1945 stellte die FKgP drei Mitglieder der demokratischen Gegenregierung in Debrecen, die die Sowjetunion im von deutscher Besatzung befreiten ungarische Gebiet einrichtete.

Bei den Parlamentswahlen im November 1945 gewann die FKgP eine deutliche Mehrheit der Wähler für sich, während Kommunisten und Sozialdemokraten sich jeweils mit 14% der Wählerstimmen begnügen mussten. Der Parteiführer Zoltán Tildy wurde daraufhin Ministerpräsident. Sein Nachfolger im Amt war Ferenc Nagy. 1946 wurde die Republik ausgerufen, deren erster Präsident am 2. Februar 1946 Zoltán Tildy wurde. Obwohl die Kommunistische Partei zu diesem Zeitpunkt nur 17 Parlamentsmitglieder stellte, setzte die Sowjetunion eine sozialistische Regierung durch. Bei der unter massivem Druck der Besatzungsmacht stehenden Parlamentswahlen in Ungarn 1947 erreichte die FKgP noch 15,4. Auch zur Zeit der nahezu vollständigen Machtdurchsetzung des kommunistischen Machtanspruchs 1947 konnte die FKgP mit Lajos Dinnyés zunächst noch den Ministerpräsidenten stellen. Zuvor waren Ministerpräsident Nagy, Präsident Tildy und Béla Varga, der Parlamentsvorsitzende, ihrer Ämter enthoben worden. Vorsitzender der FKgP wurde der prokommunistische István Dobi, der 1948 als Nachfolger Dinnyés' seinerseits Ministerpräsident wurde und 1949 der Partei der ungarischen Werktätigen beitrat.

1949 und 1956, Auflösung und Verbot der FKgP

1949 wurde die FKgP in die Volksfront integriert, die von der Partei der ungarischen Werktätigen angeführt wurde. Der Ausrufung der Volksrepublik nach den Parlamentswahlen von 1949 folgte dann die (informelle) Auflösung der FKgP.

Während des Ungarischen Volksaufstands Im Oktober 1956 lebte die FKgP kurzzeitig wieder auf. Tildy wurde als FKgP-Mitglied in die Volksregierung von Imre Nagy aufgenommen. Nach der Niederschlagung des Volksaufstands durch Truppen des Warschauer Paktes wurde die FKgP in Ungarn offiziell verboten.

Die FKgP seit 1988

1988 wurde die FKgP wieder gegründet. Bei den ersten Parlamentswahlen nach dem Ende des Kommunismus erhielt die FKgP im April 1990 11% der Wählerstimmen und damit 44 Parlamentssitze. Damit war die FKgP drittstärkste Partei in diesem ersten ungarischen Parlament, nach dem Ungarischen Demokratischen Forum (MDF) und der Allianz der Freien Demokraten (SzDSz). Die FKgP war Mitglied im ersten Kabinett der Regierung József Antall (MDF), trat jedoch bereits 1991 nach politischem Streit über die Rückgabe enteigneten Landes aus der Regierung aus. Eine markante Figur der Partei war József Torgyán.

Seit 2002 ist die FKgP nicht mehr im ungarischen Parlament vertreten. Auch bei den jüngsten Parlamentswahlen vom April 2006 konnte die FKgP, die nun mit der MIÉP und Jobbik kooperierte, nicht mehr reüssieren.

Vorsitzende der FKgP 1945-1949 und seit 1988

Zoltán Tildy 1945-1947
István Dobi 1947-1949
István Prepeliczay 1988-1990
Ferenc József Nagy 1988-1991
Ferenc József Nagy + József Torgyán 1991
József Torgyán 1991-2002
Miklós Réti seit 2002

Wahlergebnisse

Jahr Stimmen Prozent Mandate
1990 576.315 11,37 44
1994 476.272 8,82 26
1998 597.820 13,15 48
2002  ? 0,8 --
2006  ?  ? --

Quelle

Literatur

Schmidt[-Schweizer], Andreas S.: Die Unabhängige Kleinlandwirte-Partei im gegenwärtigen Ungarn: Versuch einer politischen "Wiederbelebung". In: Südosteuropa Mitteilungen, 32 (1992) 4, S. 281-301.

Weblinks


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