Akropolis, Athen

Akropolis, Athen
Die Akropolis

Die Akropolis (altgr. ἡ Ἀκρόπολις τῶν Ἀθηνῶν - hē Akrópolis tôn Atʰēnôn; neugr. η Ακρόπολη της Αθήνας, i Akrópoli tis Aθínas, d.h. „Die Oberstadt von Athen“) in Athen ist sicherlich die bekannteste Vertreterin der als Akropolis bezeichneten Stadtfestungen des antiken Griechenland, weshalb man meist, wenn man von „der Akropolis“ spricht, die Athener Akropolis und ihre bemerkenswerten Gebäude meint. Den ältesten Teil der Stadt Athen ließ Perikles nach der Zerstörung durch die Perser unter Leitung des berühmten Bildhauers Phidias von den Architekten Iktinos und Kallikrates sowie Mnesikles neu bebauen.

Auf einem flachen, 156 Meter hohen Felsen stehen die zwischen 467 v. Chr. und 406 v. Chr. erbauten Propyläen, das Erechtheion, der Niketempel und der Parthenon-Tempel, in dem eine Statue der Göttin Athene gestanden haben soll. Eine Kopie derselben steht im Akropolis-Museum in Athen.

Die Akropolis in Athen ist seit 1986 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Nach Theodor Heuss ist die Akropolis neben Golgota und dem Kapitol einer der Hügel, auf denen Europa gründet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nordwestseite der Akropolis
Das Erechtheion auf der Akropolis in Athen von Südwesten
Fotografie von Bonfils: Die Akropolis und der Zeustempel im Vordergrund (1868)
Seit dem 19. Jahrhundert ist der Akropolishügel ein beliebtes Touristenziel
Das Akropolismuseum von der Akropolis aus gesehen

Die Akropolis von Athen ist der große der Stadtgöttin Athene geweihte Burgberg im Herzen von Athen. Siedlungsspuren weisen bis in die Jungsteinzeit zurück. In mykenischer Zeit war sie der Sitz der Könige, die Schutz- und Zwingburg der Stadt. Später, im demokratischen Athen, wurde sie als Sitz der Götter (Tempelbezirk) ausgebaut und verlor ihre Verteidigungsfunktion. Nach dem Sieg über die Perser wurde Athen als Vormacht des Attischen Seebundes ab 448 v. Chr. unter Perikles zum Zentrum der hellenischen Welt. Diese Macht und den damit verbundenen Reichtum wollte man auch durch Bauwerke demonstrieren, zumal die Perser bei ihrer Einnahme der Stadt 480 v. Chr. die Haupttempel der Akropolis aus archaischer Zeit zerstört hatten (Überreste sieht man im dortigen Museum).

So wurde die Akropolis unter Perikles durch die Baumeister Iktinos, Mnesikles und Kallikrates unter der Leitung des genialen Bildhauers Phidias völlig neu gestaltet. Die Propyläen des Architekten Mnesikles entstanden als großartige Eingangsanlage am Kopf einer neuen Zugangsrampe. Im Nordflügel befand sich unter anderem eine Pinakothek.

Der als Parthenon bekannte Athena-Tempel, der Haupttempel der Anlage mit dem Bildnis der Pallas Athena, wurde neu errichtet. Hierzu wurde der Schutt des weiter nördlich gelegenen alten Athena-Tempels zur Aufschüttung eines neuen gewaltigen Plateaus genutzt. Dieses bildete das Fundament des neuen Tempels, den man bewusst aus der Achse des alten Tempels rückte, so dass man von den Propyläen aus das gesamte Bauwerk mit einem Blick erfassen kann und nicht nur die eine (Schmal-) Seite, wie beim alten Tempel. Der Parthenon liegt am Kopf des alten Tempelbereiches, der heute das freie Zentrum der Anlage bildet. Hier wurden dann unter freiem Himmel die Opferhandlungen der panathenischen Festtage abgehalten.

Das an der Nordseite des Hügels gelegene Erechtheion ist der zweitgrößte Tempel der Anlage. Es handelt sich um ein mehreren Göttern und mythischen Helden der Stadt geweihtes komplexes Bauwerk. Die Anlage verdankt ihren Namen dem mythischen König Erechtheus, dessen Palast dort gestanden haben soll und der dort auch verehrt wurde. Im Osten beherbergte es einen Altar der Athena und das alte hölzerne Kultbild der Göttin, das im Zuge der Panathenäen neu eingekleidet wurde. Nach Westen, etwas tiefer gelegen, befand sich der Altar des Poseidon, der den Wettstreit um die Gunst der Athener gegen die Athena verlor. Man zeigte dort auch die Spuren, die Poseidons Dreizack im Fels hinterlassen haben soll. Der wohl bekannteste Flügel des Erechtheions ist die Korenhalle auf der südlichen, dem Parthenon zugewandten Seite, wo Frauengestalten (Karyatiden) die Säulen ersetzen. In der Gruft darunter ruhen die athenischen Urahnen; es wurden dort auch mehrere Götter verehrt. Unmittelbar westlich des Bauwerks stand der heilige Ölbaum, den Athene den Athenern geschenkt haben soll, die die Stadt daraufhin nach ihr benannten. Heute sieht man dort einen „Nachfolger“.

Der Niketempel liegt im Westen des Burghügels, südwestlich der Propyläen, und ist der kleinste und zierlichste Tempel der Anlage. Er wird Kallikrates zugeschrieben und wurde später als die übrige Anlage errichtet. Die Errichtung geschah nach der Regierung des Perikles und gegen dessen Wunsch. Geweiht ist er der Nike apteros, der „ungeflügelten“ Siegesgöttin.

Einmal im Jahr fanden die Panathenäischen Festspiele zu Ehren der Athena statt, es wurden ein baulicher Rahmen und eine Bühne erstellt. Der Festzug ging quer durch die Stadt vom Dipylon, dem großen viertürmigen Stadttor im Kerameikos, über die Agora und die breite Rampe hinauf zur Akropolis, wo der Göttin ihr neues Gewand überreicht wurde. Der Panathenäische Festzug ist auch das Bildmotiv des berühmten Parthenonfrieses (heute größtenteils in London, British Museum).

Weitere Bauten kamen römischer Zeit hinzu, darunter der Augustus und der Dea Roma geweihte Rundttempel östlich des Parthenon.

Im Mittelalter diente die Akropolis wieder als Festung. Unter den Byzantinern saß dort der Provinzgouverneur, während der Parthenon als Kirche der Jungfrau Maria die Athener Bischofskirche war. Diese Funktion erfüllte er auch nach der Eroberung durch die Kreuzfahrer im 13. Jahrhundert, nur unter katholischen Vorzeichen. In jener Zeit der „Frankenherrschaft“ dienten die Propyläen als Palast der Herzöge von Athen.

Nach der Eroberung durch die Osmanen 1456 wurde der Parthenon zur Moschee umfunktioniert und ein Minarett angebaut. In den Propyläen residierte zeitweise der Stadtkommandant, das Erechtheion, zuvor eine Kirche, diente als Harem (wohl wegen der Frauengestalten). Bis weit ins 17. Jahrhundert waren die antiken Baudenkmäler weitgehend intakt, sieht man von Überbauungen ab (etwa dem Ausbau der Propyläen zur Bastion). Die Katastrophe für die Akropolis kam 1687 mit der Belagerung durch die Venezianer unter Morosini, der wider besseres Wissen um die Bedeutung der Bauten den Parthenon beschießen ließ. Die Explosion des dortigen Pulvermagazins beschädigte den Tempel schwer, ebenso umliegende Bauten. Bereits einige Jahre vorher war ein Pulvermagazin in den Propyläen vermutlich durch Blitzschlag explodiert.

Die Zerstörung vollendete schließlich der britische Botschafter in Konstantinopel Lord Elgin, als er ab 1801 einen Großteil des Skulpturenschmucks des Parthenon sowie eine Kore vom Erechtheion, Reliefs vom Niketempel und andere Teile nach London brachte.

Nach der Unabhängigkeit Griechenlands wurde der Tempelberg zur archäologischen Stätte erklärt und alle Bauten, die nicht aus der Antike stammten, entfernt. Davon betroffen waren byzantinische, fränkische und osmanische Bauten, sowie die durch Gemälde bekannte Moschee im Parthenon (gebaut 1687). Heutzutage wird diese Maßnahme oft als Geschichtsbereinigung kritisiert. Allerdings wäre es anders wohl kaum möglich gewesen, viele in spätere Bauten integrierte Architektur- und Skulpturenteile zu bergen (darunter den gesamten Niketempel, der zur Verstärkung der Festungsmauern benutzt wurde) oder Ausgrabungen durchzuführen (z. B. die archaischen Skulpturen aus dem „Perserschutt“, heute im Akropolis-Museum). Außerdem darf die ideologische Lage jener Zeit nicht unterschätzt werden (Begeisterung für die Antike, Gründung des Staates Griechenland)

Weitere Restaurierungen fanden nach dem 19. Jahrhundert vor allem in den 1930er-Jahren statt, wobei man in Unkenntnis der Folgen Eisenklammern verwendete, die anders als die antiken Klammern nicht vor Witterung geschützt waren. Die Korrosion schädigte den Marmor. Auch wurden Bauteile oft an falscher Stelle eingesetzt. Zu Korrektur dieser Fehler läuft seit den 1980er-Jahren ein neues, ehrgeiziges Restaurierungsprogramm. Davon fertiggestellt ist bislang nur das Erechtheion, der Niketempel befindet sich nach Sicherung der Fundamente im Wiederaufbau, während sich die Arbeiten an den Propyläen und am Parthenon (der am Ende vollständiger dastehen soll, als wir ihn bislang kennen) noch hinziehen.

Schließlich entsteht am Fuße der Akropolis ein von Bernard Tschumi entworfenes Neues Akropolis-Museum, mit dem Athen unter anderem seiner Forderung nach Rückgabe der Parthenonskulpturen aus London Nachdruck verleihen will. Das alte Museum auf dem Burgberg wird geschlossen und für Grabungen abgerissen (man vermutet dort die Werkstatt des Phidias).

Im Oktober 2007 wurde damit begonnen, Teile des Panthenonfrieses vom bisherigen Museum in das neue, 300 Meter tiefer gelegene zu transportieren.[2]

Bauwerke

Lageplan der einzelnen Bauwerke
  1. Parthenon
  2. Der alte Athena-Tempel
  3. Erechtheion
  4. Statue der Athena Promachos
  5. Propyläen
  6. Niketempel
  7. Eleusinion
  8. Heiligtum der Artemis Brauronia oder Brauroneion
  9. Chalkotheke
  10. Pandroseion
  11. Arrephorion
  12. Altar der Athena
  13. Heiligtum des Zeus Polieus
  14. Heiligtum des Pandion
  15. Odeon des Herodes Atticus
  16. Stoa des Eumenes
  17. Heiligtum des Asklepios (oder Asklepieion)
  18. Dionysostheater
  19. Odeon des Perikles
  20. Temenos des Dionysos
  21. Aglaureion

Panorama der Akropolis

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Panorama der Akropolis
Panorama der Akropolis

Literatur

  • Lambert Schneider, Christoph Höcker: Die Akropolis von Athen. Eine Kunst- und Kulturgeschichte. Primus, Darmstadt 2001, ISBN 3-89678-410-2. 
  • Ulrike Muss, Charlotte Schubert: Die Akropolis von Athen. Akademische Druck- und Verlags-Anstalt, Graz 1988, ISBN 3-201-01390-0. 
  • Frank Brommer: Die Akropolis von Athen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1985, ISBN 3-534-02847-3. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Theodor Heuss: Europa ist auf drei Hügeln gebaut. Golgota steht für Frieden, die Akropolis für Demokratie und das Kapitol in Rom für die Rechtsstaatlichkeit. (Datum unbekannt.)
  2. Umzug antiker Skulpturen an der Akropolis hat begonnen

37.97152777777823.7265277777787Koordinaten: 37° 58′ 17,5″ N, 23° 43′ 35,5″ O


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