Falun-Gong

Falun-Gong
Emblem von Falun Gong

Falun Gong (法轮功, auch 法轮大法 Falun Dafa) ist eine aus China stammende neue religiöse Bewegung auf der Basis von Qi Gong. Falun Gong wurde erstmals 1992 in der Volksrepublik China in der Öffentlichkeit vorgestellt und hat sich seitdem weltweit verbreitet. Hauptwerk ist das vom Gründer Li Hongzhi verfasste Zhuan Falun.

Falun Gong wurde im Westen hauptsächlich durch das Verbot 1999 in China und die darauffolgende staatliche Verfolgung bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Anhänger praktizieren die Falun-Gong-Übungen

Der Name 'Falun Gong' setzt sich aus 'Falun' (= 'Rad des Gesetzes') und 'Qigong' (traditionelle chinesische Übungen zur Kultivierung von Körper und Geist) zusammen. Li Hongzhi gilt als der Gründer von Falun Gong, er stellte 1992 die Technik der Öffentlichkeit vor. Seiner Aussage nach existierte die Technik bereits lange zuvor. Sie soll Falun Xiulian Dafa genannt und nur von Meister zu Schüler weitergegeben worden sein.

Basis von Falun Gong ist das Buch Zhuan Falun, welches von Li Hongzhi verfasst und 1995 veröffentlicht wurde. Das Buch soll immer wieder und wieder gelesen werden, um sich auf dem Kultivierungsweg voranzubringen. Daneben hat Li noch über 20 weitere Bücher über Falun Gong geschrieben. Wichtig für die Falun-Gong-Praktizierenden ist neben dem Hauptwerk Zhuan Falun eine Sammlung kurzer Artikel, die in Chinesisch ursprünglich in Gedichtform geschrieben waren und die ebenfalls zur moralischen Anleitung dienen.

Das Emblem von Falun Gong zeigt einen roten Kreis mit einem großen goldenen Swastika-Symbol, der von einem orangefarbenen Ring mit vier weiteren Swastika-Symbolen und vier Yin-und-Yang-Symbolen umschlossen ist. Falun Gong verwendet die „linksdrehende” Swastika in ursprünglich-traditioneller Bedeutung und hat keinerlei Bezüge zum „rechtsdrehenden” Hakenkreuz des Nationalsozialismus.

Inhalte

Laut Li Hongzhi sei Falun Gong ein Kultivierungsweg gegen den von ihm beobachteten Sittenverfall und das daraus resultierende zunehmende Leiden der Menschheit.

Falun Gong enthält Elemente der buddhistischen und daoistischen Philosophie. Es beinhaltet zwar ähnliche Elemente, wie sie auch im Buddhismus, Daoismus, der traditionellen chinesischen Medizin, und dem Qigong vorkommen, diese werden aber vorwiegend von Li Hongzhi neu gedeutet und zusammengeführt. Von Anhängern wird Li Hongzhi oft in chinesischer Tradition 'Meister Li' genannt.

Im Rahmen von Falun Gong werden fünf Qigong-Übungen praktiziert, vier davon im Stehen und eine Übung wird im Lotossitz als Meditation ausgeführt. Dies sind im einzelnen:

  1. Buddha streckt 1000 Hände aus (Fo Zhan Qian Shou Fa): Der Körper wird gestreckt und entspannt.
  2. Gebotsrad-Pfahlstellung (Falun Zhuang Fa): Die Arme werden in vier verschieden Positionen kreisförmig für eine längere Zeit hochgehalten.
  3. Verbinden von Himmel und Erde (Guan Tong Liang Ji Fa): Die Arme werden ab- und aufwärts bewegt. Dadurch soll das Qi des Körpers mit dem des Kosmos vermischt werden.
  4. Gebotsrad-Himmelskreis (Falun Zhoutian Fa): Man streicht mit den Handflächen an bestimmten Linien nahe der Körperoberfläche entlang. Dies soll die Energie im Körper zum Fließen bringen.
  5. Verstärkung der übernatürlichen Kräfte (Shentong Jiachi Fa): Diese Übung wird im Gegensatz zu den vorherigen nicht im Stehen, sondern im Lotossitz ausgeführt. Hier werden Armbewegungen und Meditation ausgeführt.

Das Praktizieren der Übungen ist aber laut Li nur ein Teil des Weges, mehr Wert als auf das Lesen des Buches und das Praktizieren der Übungen soll auf das moralische Verhalten im Alltagsleben gelegt werden. Der Mensch soll sich kultivieren, indem er Gutes tut und Schlechtes vermeidet. Dies schließt ein, dass er persönliche Bedürfnisse zurückstellt und sich stärker dem Gemeinwohl widmet, er soll nicht aus niederen Beweggründen mit anderen in Konflikt geraten und nicht streiten. Dadurch wird das Xinxing (Geistige Natur) erhöht, und damit letztendlich die Kultivierungsenergie. Wenn jeder Einzelne jedoch nicht auf die Kultivierung seines Xinxing achte, wird die Ausführung der Übungen keinen Erfolg zeigen.

Die Menschen sollen laut Zhuan Falun aufgrund ihrer Egozentrik von höheren kosmischen Ebenen vertrieben worden sein. Als letzte Chance verharren sie in dieser Welt, ohne von den anderen Welten zu wissen. Die früheren Untaten hätten sich in Form von Yeli, das heißt schlechtem Karma, angesammelt, und dieses müsse man abbauen, um zur Erlösung zu gelangen. Wenn man nicht egoistisch handelt oder denkt, und in Harmonie mit den drei kosmischen Eigenschaften lebt, schreite man auf dem Kultivierungsweg voran. Die kosmischen Eigenschaften sind dabei:

  • 真 Zhēn – Wahrhaftigkeit (wörtlich: wirklich, wahr)
  • 善 Shàn – Aufrichtigkeit/Barmherzigkeit (wörtlich: gut, freundlich)
  • 忍 Rěn – Nachsicht (wörtlich: dulden, ertragen)

Wenn man auf diesem Pfad voranschreitet, kann man laut dem Zhuan Falun zur Erlösung gelangen. Im Laufe der Kultivierung können auch besondere Fähigkeiten entstehen, Kultivierungsfähigkeiten genannt. Wenn man jedoch Falun Gong mit dem Ziel betreibt, diese Fähigkeiten zu erhalten, würde man nichts erreichen, da man dadurch in der Kultivierung nicht voranschreite.

Indem Falun Dafa Wahrhaftigkeit und Barmherzigkeit gleichermaßen betont, vollführt es laut Li Hongzhi eine Synthese aus Taoismus mit dem Schwerpunkt Wahrhaftigkeit und dem Buddhismus mit dem Schwerpunkt Barmherzigkeit.

Organisation

Falun Gong entstand in China und hatte dort zu Beginn der Verfolgung 1999 laut chinesischen Medien etwa 70 Millionen, laut Falun Gong 100 Millionen Anhänger. Genaue Zahlen ließen sich schon damals nicht nennen, da es keine offizielle Mitgliedschaft gibt. Mit dem Verbot der Bewegung sind zuverlässige Zahlen noch schwieriger zu ermitteln. Derzeit soll es nach Angaben von der chinesischen Regierung 2 Millionen Anhänger in China geben, Falun Gong dagegen geht unverändert von 100 Millionen aus.

Übungsmaterialien werden kostenlos im Internet verbreitet, das Zhuan Falun und die anderen Bücher kann man kostenlos im Internet lesen (siehe Weblink unten). Dies hat zur weltweiten Verbreitung von Falun Gong beigetragen. Nach Angaben der Bewegung soll es in über 60 Ländern Praktizierende geben. In Deutschland gibt es etwa 1000 bis 2000, in der Schweiz 500 bis 1000 Menschen die Falun Gong praktizieren. In Taiwan gibt es schätzungsweise 300.000 Praktizierende.

Falun Gong behauptet, unpolitisch und nur lose organisiert zu sein. Tatsächlich engagieren sich aber viele Anhänger, um auf die Verfolgung von Falun Gong aufmerksam zu machen: durch Flugblätter, Webseiten, in politischen Foren und durch gewaltlose Aktionen wie Sitzblockaden. In vielen Ländern der Welt wurden Vereine gegründet. Falun-Gong-Anhänger verbreiten Drucksachen und betreiben ein weitverzweigtes Netz von Webseiten, um die Weltöffentlichkeit auf die Verfolgung in China und auf die Bewegung an sich aufmerksam zu machen. Die Organisation ist aber recht locker. Hauptziele solcher Vereine sind die Einstellung der Verfolgung in China und Unterstützung neuer Praktizierender durch das Anbieten von Kursen, der Verbreitung des Zhuan Falun und von weiteren Informationsmaterialien.

Einordnung

Falun Gong bezeichnet sich selbst als nicht religiös, sondern als eine Variante des Qigong, deren Ziel rein die körperliche und geistige Vollkommenheit ist. Falun-Gong-Mitgliedern steht es frei, einer beliebigen Konfession anzugehören. Nach Li Hongzhi stärke Falun Gong in einer sich schnell ändernden Gesellschaft Moral und Ethik und schaffe Richtlinien für seine Anhänger (Lit.: Chan, S.673ff).

In einem Artikel der Washington Post vom 9. November 1999 schreibt John Pomfret: „Es war Herr Jiang der anordnete, dass Falun Gong als „Sekte“ gebrandmarkt werden soll und forderte daraufhin, dass ein Gesetz verabschiedet werden soll, welches „Sekten“ verbiete, sagte eine Partei-interne Quelle.“[1]

Auch in den Medien wird Falun Gong seitdem häufig als Sekte, Kult oder neue Neue Religiöse Bewegung eingeordnet.[2][3]

Geschichte

Im Mai 1992 veröffentlichte Li Hongzhi erstmals die Lehren von Falun Gong in der Stadt Changchun. Dies geschah in Form öffentlicher Veranstaltungen, wie Übungsgruppen oder Vorlesungen. Aus seinen Vorträgen auf diesen Veranstaltungen entwickelten sich Übungsmaterialien und schließlich das Buch Zhuan Falun, welches 1995 erschien. 1993 erhielt er den Titel „Beliebtester Qigong-Meister“ und Falun Gong die höchste Auszeichnung auf einer staatlich organisierten Gesundheitsmesse.

Chinesische Beobachter berichten auch, dass Falun Gong anfangs durchaus Zustimmung in der Regierung hatte. Gutachten und Erfahrungen hätten gezeigt, dass deren Methoden der Volksgesundheit zuträglich seien. Viele Mitglieder von Regierung und Partei sind oder waren selbst Teil der Bewegung. Anfang der neunziger Jahre hatte sich der damalige Ministerpräsident Zhu Rongji erfreut darüber gezeigt, dass dem staatlichen Gesundheitssystem durch den gesunden Lebenswandel der Falun-Gong-Mitglieder viele Millionen an Ausgaben für das Gesundheitssystem erspart blieben, die das Land nutzbringend auf anderen Gebieten einsetzen könne.[4] Erst als sie zunehmend politische Bedeutung bekommen habe, sei die weitere Ausbreitung von offizieller Seite unterdrückt worden.

Im April 1999 erschien in der Universitätszeitung von Tianjin ein Qigong-kritischer Artikel. Falun Gong fühlte sich durch den Artikel angegriffen, am 19. April wurden mehrere Mitglieder bei einem Sitzstreik verhaftet. Daraufhin versammelten sich 10.000 Anhänger am 25. April vor dem Petitionsbüro in Peking, um gegen die Verhaftungen eine Petition einzureichen. Als bekannt wurde, dass die Praktizierenden wieder freigelassen worden waren, löste sich die Ansammlung auf.

Der Vorfall diente als Begründung für das Verbot von Falun Gong am 22. Juli 1999. Bereits am 20. Juli wurden 1000 namentlich bekannte Falun-Gong-Praktizierende verhaftet. Nach dem Verbot wurden über 10.000 Falun-Gong-Praktizierende, die nach Peking gingen, in Fußballstadien interniert, und im ganzen Land wurden bei Hausdurchsuchungen viele hunderttausend Falun-Gong-Bücher beschlagnahmt und vernichtet. Zusätzlich gab es eine große Propagandakampagne gegen Falun Gong.

Propaganda und Gegenpropaganda

Im Zuge der Verfolgung wirkt die chinesische Regierung mit Propaganda auf die Bevölkerung ein, um die Bewegung als gefährlich darzustellen. Medien, die Falun Gong nicht als Sekte darstellen, werden in China vom Staat unterdrückt. In einigen Städten kam es zu Bücherverbrennungen, in denen Materialien der Bewegung verbrannt wurden.[5][6]

Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua sollen sich am 23. Januar 2001 auf dem Tiananmen-Platz fünf Menschen selbst verbrannt haben. Eine 36-jährige Frau kam ums Leben, ihre 12-jährige Tochter starb später im Krankenhaus.[7] Die Staatsführung behauptet, es habe sich dabei um Falun-Gong-Praktizierende gehandelt, wohingegen Falun-Gong-Praktizierende dies bestreiten und der Regierung die Inszenierung dieses Vorfalls vorwerfen, auch CNN berichtet von diesen Zweifeln von Falun Gongs. [8] Eine nachbearbeitete Videoanalyse des Vorfalls[9] zeigt, dass ein Beteiligter nicht aufgrund der Flammen zusammenbricht, sondern von einem Mann in einem Militärmantel geschlagen wird. Die International Education Development (IED) hält dieses Video für glaubwürdig. Eine Überlebende des Vorfalls, die 19-jährige Chen Guo erhob später schwere Vorwürfe gegen Falun Gong und bestätigte für einen Artikel der Regierungszeitung People's Daily die Angaben der chinesischen Regierung.[10]

Die Selbstverbrennung auf dem Tiananmen-Platz wird von der chinesischen Regierung propagandistisch aufbereitet: Es sei ein Beweis, dass die Bewegung gefährlich sei und ihre Mitglieder in den Selbstmord treiben könne. Im Ausland werden über die chinesischen Botschaften eine Vielzahl von chinesischen Vereinigungen, Politikern und Sektenbeauftragten mit Nachrichten über Falun Gong aus der Sicht der chinesischen Regierung versorgt.

Innerhalb Chinas hat Falun Gong kaum eine Möglichkeit zur Öffentlichkeitsarbeit, da die Verbreitung von Informationen über Falun Gong und über die Verfolgung hart bestraft wird. Im Ausland aber ist dagegen die Bewegung sehr aktiv, um die westlichen Medien auf die Verfolgung aufmerksam zu machen. So wird immer sehr stark die Friedlichkeit und Harmlosigkeit der Bewegung, vor allem aber die staatliche Verfolgung gegen die Gruppe betont. Falun-Gong-Anhänger haben viele verschiedene Webseiten aufgebaut, um ihren Standpunkt ausführlich darzustellen. In öffentlichen Web-Foren zeigt sich ebenfalls eine Aktivität von Anhängern der Bewegung. Mit der Webseite china-intern.de betreibt die Bewegung ein nach eigenen Angaben unabhängiges deutschsprachiges Informationsportal zu China, dessen Inhalte die Sicht von Falun Gong reflektieren.[11]

Falun Gong nutzt den in den USA ansässigen Satellitenfernsehsender NTDTV (New Tang Dynasty TV) für die Verbreitung eigener Programme. Etwa 20 % der Sendezeit werden zur Berichterstattung über Falun Gong und verwandte Themen verwendet. Am 5. März 2003 kaperten Falun-Gong-Mitglieder Frequenzen des Kabelfernsehens in der Stadt Changchun und ersetzten das normale Programm durch Werbung für die Bewegung,[12] zuvor war am 4. März schon ein Fernsehsender in der Stadt Changdu, zum selben Zweck, besetzt worden.[13] Falun Gong hat darüber hinaus die Signale des chinesischen Satelliten Sinosat I vom 23. bis 30. Juni 2002 gestört und konnte auf diese Weise eigene Filme vollständig in ganz China aussenden.[14]

Ebenso berichtet die frei verteilte Zeitung Epoch Times im Sinne von Falun Gong und greift die KPC an. So wurden 2004 die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei [15] veröffentlicht, in denen die Partei scharf angegriffen wird. Im Zuge dessen wird zum Austritt aufgerufen.

Sandsturm

Falun-Gong-Anhänger haben den Film Sandsturm (chin. 沙塵暴 / 沙尘暴, shā chén bào) produziert, in dem die Verfolgung durch das Büro 610 thematisiert wird. Hauptfigur ist der Polizist He Tian Ying (Rong Tian), der mit der Umerziehung von Falun-Gong-Praktizierenden beschäftigt ist. Eine Praktizierende (Lily Liang) widersteht trotz aller Folter und sagt ihm, dass er sich durch seine schlechten Taten nur selbst schade, da diese letztlich auf ihn selbst zurückfallen. Die schlechte Moral der Gesellschaft werde zwangsläufig auf sie als Ganzes zurückfallen und sich in einer Katastrophe äußern. Dies entspricht der Philosophie von Falun Gong.

Es kommt zu einem starken Sandsturm, in dem viele Menschen sterben. Der Polizist und seine Frau Tong Mou (Zeng Ziyu) werden in ihrer Wohnung eingeschlossen, ohne Strom, Telefon und mit wenig Nahrung und Wasser. Ihre Tochter war an der Schule und wartete darauf, abgeholt zu werden, ihr Schicksal ist ungewiss.

Während seine Frau langsam an einer Krankheit stirbt, reflektiert der Polizist über seine Taten und findet zu Falun Gong. Am Ende des Films erfährt er, dass seine Tochter von engagierten Falun-Gong-Anhängern zusammen mit vielen anderen Menschen gerettet wurde.

Sandsturm wurde auf mehreren kleineren Filmfestivals auf der ganzen Welt ausgezeichnet.[16]

Rezeption

Die chinesische Staatsführung begründet die Verfolgung vor allem damit, dass Falun Gong eine schädliche Sekte sei, da Anhänger manipuliert und in den Selbstmord getrieben würden.

Das Falun-Dafa-Informationszentrum vertritt die Auffassung, dass die Titulierung als Kult in erster Linie „dazu diene, die öffentlichen Sympathien für die angeschlagenen Falun-Gong-Praktizierenden zu untergraben, indem Misstrauen statt Mitgefühl geschürt werde. Zweitens werde der Fokus weg von rechtswidrigen Taten der Partei zu den Opfern verlagert, indem die Integrität in Frage gestellt wird. Drittens werde Falun Gong entmenschlicht, um den Weg für noch mehr Rechtsverstöße zu ebnen; so erhöhten sich Folter und Gewalt in hohem Maße in den darauffolgenden Jahren.“[17] Nach Meinung von David Kilgour entspricht die Schlussfolgerung Ownbys der vieler unabhängiger Beobachter, einschließlich seiner eigenen und der David Matas, dem Mitverfasser des Berichts über den Organraub. Nach Kilgour seien Praktizierende „[…] gute Bürger und Mitglieder ihrer jeweiligen Zivilgesellschaft“.[18]

Auf der anderen Seite wird Falun Gong durch einige westliche Organisationen unterstützt, beispielsweise von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)[19] oder Religioustolerance. Laut Angaben Falun Gongs wurde Li Hongzhi von verschiedenen Seiten für den Friedensnobelpreis nominiert. Falun Gong bekam weltweit mehr als 1200 Auszeichnungen[20] von verschiedenen Organisationen.

Das OLG Dresden entschied am 2. Mai 2005, dass es nicht zu beanstanden ist, Falun Gong als Werturteil im Rahmen der Meinungsfreiheit als Psychosekte zu bezeichnen, die ein elitäres und sektiererisches Gruppenbewusstsein entwickle. Hiergegen hatten der Deutsche Falun Dafa e.V. und ein Vereinsaktivist geklagt, mit der Begründung, der Begriff sei völlig irreführend, diffamierend und keinesfalls durch die Meinungsfreiheit gedeckt, im Urteil heißt es jedoch: „Da mithin die Behauptung, Falun Gong sei eine Psychosekte, wahr ist, ist die beanstandete Äußerung nicht rechtswidrig.“[21]

Verfolgung

Seit 1999 ist Falun Gong im Zuge der Verfolgung bestimmter religiöser Gruppen in der Volksrepublik China verboten. Falun-Gong-Anhänger leiden in der Volksrepublik China unter massiven Repressionen. Auch eine Reihe von Menschenrechtsverletzungen werden im Zusammenhang mit der Verfolgung beklagt.

In China wurden bis jetzt über 100.000 Falun-Gong-Praktizierende in Arbeitslager, Straflagern und psychiatrischen Anstalten inhaftiert. Es ist in zahlreichen Fällen von Folterungen berichtet worden. 3251 Todesfälle durch Folter sind dokumentiert, nach Schätzungen könnten es tatsächlich über 10.000 Tote sein (Stand März 2009)[22]. Schon bei Verdacht auf Mitgliedschaft bei Falun Gong können diese Leute ohne Gerichtsurteil bis zu drei Jahre lang in Zwangsarbeitslagern eingeliefert werden.

Die chinesische Regierung hat die Existenz von Zwangsarbeitslagern, oder „Laogai“ immer abgestritten. In den USA gibt es inzwischen die „Laogai Research Foundation“, die vom Menschenrechtsaktivisten Harry Wu gegründet wurde und die die Existenz von Arbeitslagern nicht bezweifelt.[23] Am 10. Mai 2007 verabschiedete der Deutsche Bundestag eine Resolution, die das System verurteilt. [24]

Laut Falun-Gong-Angaben wurde die Verfolgung über spezielle Polizeistellen organisiert, die am 10. Juni 1999 gegründet wurden. Abgeleitet von diesem Datum (auf Chinesisch/Englisch '6-10') werde diese Organisation kurz Büro 610 genannt. Laut Aussage der Regierung wurde diese Behörde inzwischen geschlossen. Zeugenaussagen aus dem Jahre 2005 belegen die Existenz der Organisation.[25]

Falun-Gong-Anhänger initiieren international Unterschriftensammlungen, um eine Menschenrechtsklage gegen Jiang Zemin zu erreichen. Im Januar 2004 wurden in 12 Ländern 16 Verfahren wegen Völkermordes, Folter und Verbrechen gegen die Menschheit gegen Jiang und andere wichtige Führungspersönlichkeiten Chinas eröffnet, aufgrund der Rolle, die sie in der Verfolgung Falun Gongs gespielt haben. Auch in Deutschland wurde Jiang Zemin mittlerweile wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angezeigt. In Spanien wurde die Klage inzwischen abgewiesen.

Vorwürfe

Die chinesische Regierung wirft Falun Gong vor, den Tod von mehr als tausend Anhängern mitverursacht zu haben. Grund hierfür sei die Ablehnung der Schulmedizin und die Idee, dass Leiden und Krankheiten einen Grund haben und ertragen werden müssen, um das schlechte Karma abzubauen. Einige Anhänger sollen an ihren Krankheiten gestorben sein, andere durch Schmerzen in den Suizid getrieben worden sein. Die angebliche Selbstverbrennung auf dem Tiananmen-Platz zählt als Hauptbeispiel dafür.[26]

Li Hongzhi werden vor allem monetäre Interessen vorgeworfen. So soll er laut Angaben der chinesischen Regierung 1993 und 1994 allein 1,2 Millionen Yuan eingenommen haben.

Ian Denis Johnson, Berichterstatter des Wall Street Journals und Pulitzer-Preisträger des Jahres 2001 für seine Dokumentation der Notlage von Falun-Gong-Praktizierenden, ist skeptisch: Die „Opfer“ durften niemals unabhängig interviewt werden, was es „fast unmöglich machte, ihre Behauptungen nachzuweisen;“ der Anteil der angeblich geistesgestörten Falun-Gong-Anhänger konnte niemals richtig mit der allgemeinen Bevölkerung verglichen werden. „Die Gruppe entsprach nicht den verschiedenen Definitionen eines Kults,“[27] da Falun Gong-Praktizierende nicht isoliert von der Gesellschaft leben; sie heiraten außerhalb der Gruppe, sie haben Freunde, die nicht praktizieren, sie haben eine normale Arbeit und sie glauben nicht, dass „das Ende der Welt bevorsteht;“ sie spenden keine großen Geldsummen an Falun Gong und was am Wichtigsten ist: sie glauben weder, dass Selbstmord akzeptabel sei, noch körperliche Gewalt.[27]

Historische Hintergründe

Eine mögliche Erklärung für das harte Vorgehen der Regierung gegen Falun Gong bietet die chinesischen Geschichte. Immer wieder wurden in der Vergangenheit Aufstände und Unruhen durch Volksreligionen ausgelöst, obwohl diese nicht unbedingt primär politische Ziele verfolgten. Einige Kaiserdynastien wurden sogar durch solche religiösen Unruhen gestürzt. Beispiele sind Gelbe Turbane, Rote Turbane, Taiping-Aufstand und Boxeraufstand.

Nach der Machtübernahme der Kommunisten im Jahr 1949 gelang es ihnen, die Bedeutung der Religionen zurückzudrängen. Die Kulturrevolution, die 1966 begann und erst 10 Jahre später mit dem Tode Maos endete, markierte den Höhepunkt dieser Politik und führte zur Zerstörung zahlreicher Klöster und überwiegend dem Verbot jeglicher religiöser Praxis.

Diese wurde zu Beginn 1980er Jahre, korrespondierend mit der neuen Wirtschaftspolitik, liberalisiert, wonach religiöse Bewegungen, vor allem der Buddhismus in China, wieder erstarkten.

Als im Jahr 1999 Falun Gong Tausende Menschen zu öffentlichen Versammlungen mobilisieren konnte, schreckte dies die chinesische Staatsführung auf, und in Folge kam es zu einer stärkeren Eingrenzung dieser und anderer religiöser Bewegungen. Staatlich nicht anerkannte Religionsbewegungen werden verfolgt.

Ein Chronist dieser Entwicklungen ist etwa der Religionswissenschaftler Hubert Seiwert; siehe auch Religion in der Volksrepublik China.

Vorwurf der widerrechtlichen Organentnahme

Falun Gong erhebt zudem den Vorwurf der unautorisierten Organentnahme. Zwei Kanadier, David Kilgour, ein ehemaliger Staatssekretär, und der Rechtsanwalt David Matas veröffentlichten in einem Falun Gong nahen Verlag einen Artikel, in dem sie aus der Summe der Belege und Hinweise den Schluss ziehen, diesen Vorwürfen Glauben schenken zu müssen, darunter[18]:

  • telefonische Eingeständnisse von Krankenhäusern
  • belastende Informationen von Internetseiten chinesischer Krankenhäuser
  • geringe Wartezeiten für Organe (bis zu einer Woche im Vergleich zu Jahren in westlichen Ländern)
  • Blut- und Organuntersuchungen von Falun-Gong-Praktizierenden in Lagern bei sonst menschenunwürdiger Behandlung
  • Leichname, denen Organe fehlten.

In zwei Berichten vom Juli 2006 bzw. Januar 2007[28][29][18] behaupten beide Autoren, dass Falun-Gong-Mitglieder gezielt – und ohne Gerichtsverfahren – verhaftet und getötet würden, um ihnen anschließend Organe zu entnehmen.

Im März 2007 erschien in der österreichischen Zeitschrift "Profil" ein Interview mit dem UN-Sonderberichterstatter Manfred Nowak zu der Problematik. Nowak sagte wörtlich: „Die Vorwürfe sind so massiv, dass ich mich dazu erst dann äußern werde, wenn es wirkliche Beweise gibt. Jetzt ist jedenfalls die chinesische Regierung am Zug, die Indizienkette Punkt für Punkt durch entsprechende Fakten (z.B. die genaue Zahl der Hinrichtungen, die genaue Herkunft der transplantierten Organe) zu entkräften. Die massiven und von verschiedenen Seiten erhoben Vorwürfe einfach pauschal zurückzuweisen reicht jedenfalls nicht aus.“[30] Nowak erwähnte, dass er sich in Washington ausführlich mit dem renommierten Kritiker der chinesischen Regierung Harry Wu über diese Vorwürfe unterhalten habe, der sie für überzogen halte.

Nach einer neuen Verhaftungswelle im Jahr 2001 soll dem Bericht zufolge ein chinesischer Arzt des Krankenhauses Sujiatun in der nordwestlichen Provinz Liaoning seiner damaligen Ehefrau gestanden haben, in einem Krankenhaus etwa 2000 Gefangenen die Augen-Hornhaut[28] (nach anderen Berichten die Netzhaut) entfernt zu haben. Die Opfer seien getötet worden. Kritisiert wurde Kilgour, der die Frau selbst interviewt hatte, von dem chinesischen Menschenrechtler Harry Wu, der den Wahrheitsgehalt anzweifelte. Kilgour warf Wu vor, nicht sorgfältig genug recherchiert zu haben.

Nach Berichten von Matas und Kilgour sollen zwischen 1994 und 1999 nach offiziellen Angaben 18.500 Organe verpflanzt worden sein. In den Jahren zwischen 2000 und 2005 seien es bereits 60.000 gewesen.[28] Vergleicht man diese Zahl aber anhand der Bevölkerungszahl, erscheint diese hohe Zahl nicht mehr spektakulär. Matas und Kilgour selbst geben für Kanada allein für 2004 1.773 Organtransplantationen an, was fast sechsmal so viele Transplantationen pro Einwohner in Kanada bedeutet.[18]

Literatur

  • Li Hongzhi: Zhuan Falun (Deutsche Version), Verlag Dexheimer, ISBN 3-932273-59-1 (Zhuan Falun im Web)
  • Thomas Heberer: Falungong – Religion, Sekte oder Kult? Eine Heilsgemeinschaft als Manifestation von Modernisierungsproblemen und sozialen Entfremdungsprozessen, ISBN 3-934601-38-3 (als PDF)
  • Manuel Hörth: Die Verfolgung von Falun Gong ISBN 3-932273-85-0 (als PDF)
  • Cheris Shun-ching Chan: The FG in China: A sociological perspective. in The China Quarterly, Sept. 2004, S. 665ff
  • Hubert Seiwert: Falung Gong — Eine neue religiöse Bewegung als innenpolitischer Hauptfeind der chinesischen Regierung. In Religion—Staat—Gesellschaft, Bd. 1, 2000, S. 119-144
  • Xing Shu: Das Lebensgeheimnis nach Falun Gong, Verlag W.Ludwig, 2000, ISBN 3-7787-3881-X
  • David Ownby: Falun Gong and the Future of China, Oxford University Press, 2008, ISBN 978-0-19-532905-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. John Pomfret: Sect Is Dividing China's Leadership. In: The Washington Post vom 9. November 1999
    wörtlich: “It was Mr. Jiang who ordered that Falun Gong be branded a “cult,” and then demanded that a law be passed banning cults, a party source said.”
  2. Der Falun-Gong-Kult
  3. Falun Gong: Sekte oder Lehre?
  4. Peter Sturm: Zu gesund, um zu leben? Zwei Kanadier behaupten, Falun-Gong-Mitglieder würden umgebracht, um ihnen Organe zu entnehmen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. April 2007. Letzter Zugriff am 25. Februar 2009.
  5. http://www.wsws.org/de/1999/aug1999/Falo-a11.shtml Bericht auf der World Socialist Web Site wsws.org
  6. http://www.uygur.org/de/wunn99/990729d.htm Bericht aus der TAZ auf uygur.org
  7. Artikel in Peoples Daily vom 17. Februar 2001
  8. Artikel auf CNN.com vom 24. Januar 2001
  9. Video über die Selbstverbrennung
  10. Artikel in Peoples Daily vom 10. April 2002
  11. http://de.clearharmony.net/articles/200305/9220.html
  12. http://religion.orf.at/projekt02/news/0204/ne020418_falun_fr.htm Bericht beim ORF
  13. http://religion.orf.at/projekt02/news/0204/ne020418_falun_fr.htm Bericht beim ORF
  14. Telepolis-Artikel
  15. Epoch Times Deutschland: Neun Kommentare über die Kommunistische Partei, 13. Mai 2005
  16. Auszeichnungen für den Film Sandsturm
  17. The Falun Dafa Information Center
  18. a b c d revidierte und erweiterte Fassung des Berichtes vom 31.Januar 2007
  19. Resolution der IGFM gegen die Verfolgung von Falun Gong
  20. Auszeichnungen für Falun Gong
  21. OLG Dresden, Az: 14 U 265/05, Urteil vom 2. Mai 2005
  22. Faluninfo mit Zahlen zu Todesfällen durch Folter
  23. Webseite von der Laogai Research Foundation
  24. Deutsche Welle Bericht vom 11. Mai 2007
  25. Hao Fengjun bezeugt vor dem Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Amerika die Existenz des Büros 610.
  26. Wieder auf dem Weg in ein herrliches Leben, Chinesische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland, 29. April 2004
  27. a b Johnson, Ian. Wild Grass: three stories of change in modern China. Pantheon books. 2004. pp 23-229
  28. a b c Tageszeitung Die Welt: Zwei Kanadier bezichtigen China des Mordes, Online-Version vom 30. März 2007
  29. Untersuchungsbericht zu den Anschuldigungen der Organentnahme an Falun Gong Praktizierenden in China,Der Report von David Matas und David Kilgour, 14. August 2006
  30. Manfred Nowak, Menschenrechtsjurist und UN-Sonderberichterstatter, über seine Untersuchungen gegen die chinesische Regierung, Profil 12. März 2007

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