Farbfernseher

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Start des Farbfernsehens

Als Farbfernsehen bezeichnet man eine Art des Fernsehens, bei der (im Unterschied zum Schwarz-Weiß-Fernsehen) nicht nur die Helligkeitswerte aufgenommen und wiedergegeben werden, sondern auch die Farben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Seit dem 18. Jahrhundert weiß man, dass sich Licht von (fast) beliebigem Farbton synthetisieren lässt, indem man das Licht der Farben Rot, Grün und Blau - je nach Bedarf gewichtet - überlagert. Rot, Grün und Blau sind die Primärfarben der additiven Farbmischung. Die Primärfarben entsprechen ausgewählten Spektrallinien innerhalb des Farbspektrums, das entsteht, wenn weißes Sonnenlicht durch ein Prisma in die Spektralfarben aufgefächert wird. Es genügt, die drei Spektrallinien, die Rot, Grün und Blau darstellen, mit entsprechender Gewichtung zu überlagern, um - gemäß dem Prinzip der additiven Farbmischung - den Farbeindruck von weißem Licht oder einer beliebigen anderen Lichtfarbe zu erzeugen.

Fast gleichzeitig mit der Entwicklung des Fernsehens überhaupt experimentierte man auch mit dem Farbfernsehen. Bei den ersten Versuchen wurde entweder mit drei Kanälen gearbeitet, wo jeweils ein Bild in einer der drei Grundfarben übertragen wurde, oder der Übertragung mittels eines Kanals und schnell rotierender Farbfilter vor der Kamera und dem Empfänger. Hierbei musste allerdings eine wesentlich höhere Anzahl von Einzelbildern übertragen werden, damit der Eindruck eines flimmerfreien Bildes entsteht. Der amerikanische Fernsehsender CBS stellte 1943 ein Farbfernsehsystem mit schnell rotierendem Farbfilter vor. Übertragen wurden Fernsehbilder mit nur 405 Zeilen und 144 Bildern pro Sekunde. Das Bild war zwar sehr gut, jedoch waren die Empfänger durch die sehr viel größere Farbfilterscheibe vor dem kleinen Bildschirm sehr klobig, laut und nicht kompatibel mit dem inzwischen eingeführten System mit 525 Zeilen und 25 Vollbildern pro Sekunde.

Frankreich führte 1948 einen neuen Sendestandard mit 819 Zeilen pro Bild ein.

Einführung in Deutschland

Der Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik Deutschland erfolgte am 25. August 1967 um 10:57 Uhr anlässlich der Internationalen Funkausstellung (IFA) in West-Berlin durch den berühmten Druck auf den roten Knopf (der eine Attrappe war) durch Willy Brandt, dem damaligen Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland. Dabei geschah ein kleines Missgeschick: Bevor der Knopf schon ganz gedrückt war, schalteten die Techniker bereits das Farbsignal auf Sendung – man begründete es anschließend mit einem sehr empfindlichen Taster.

Verkaufte Farbfernsehgeräte in Westdeutschland 1967-1978 in Mio. Stück
Farbfernsehkamera. Briefmarke von 1982.

Um 9:30 Uhr übertrugen die Fernsehsender ARD und ZDF die Begrüßungsmoderation durch Edith Grobleben vom Sender Freies Berlin (SFB) noch in schwarz/weiß, die Verabschiedung dann in Farbe. Ab 14:30 Uhr zeigten ARD und ZDF gemeinsam als Testsendung den französischen Spielfilm "Cartouche der Bandit" mit den Hauptdarstellern Jean-Paul Belmondo und Claudia Cardinale. Am gleichen Abend zeigte das ZDF seine erste farbige Fernsehshow mit der 25. Ausgabe von "Der goldene Schuss" mit Vico Torriani; die ARD folgte einen Tag später um 16:30 Uhr mit einem Bericht von Gerd Ruge über die Expo 67 in Montréal und am Abend den "Galaabend der Schallplatte", präsentiert von Dietmar Schönherr. Den Massendurchbruch schaffte das Farbfernsehen in Deutschland mit der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland.

Mit dem Start des 2. DFF-Programms am 3. Oktober 1969 wurde das Farbfernsehen in der DDR eingeführt. Am selben Tag wurde auch der Berliner Fernsehturm eingeweiht. Zur Farbübertragung wurde jedoch anders als in Westdeutschland das SECAM-System verwendet. Gegenseitiger Empfang (Kompatibilität) in schwarzweiß blieb jedoch möglich. Um in der Bundesrepublik Deutschland das DDR-Programm auch farbig sehen zu können, wurden bald von der Industrie PAL/SECAM-Decoder („DDR-Farbe“) zu Preisen von bis zu 300,- DM (incl. Einbau) angeboten.

Sonstiges

  • In der Anfangszeit wurden den wenigen (der erhöhten Kosten wegen) Farbproduktionen im alltäglichen Schwarz/Weiß (bezogen sowohl auf die fehlende Farbdarstellbarkeit der vorhandenen Mattscheiben wie den überwiegenden Anteil von Sendeminuten) seitens der Fernsehanstalten zum Hinweis und als Kaufanreiz kurze Teaser von ca. zehn Sekunden Dauer vorangestellt. Im Ersten öffnete sich – von einer Fanfare akustisch untermalt – blumig eine Farbrosettengrafik mit dem zentralen Schriftzug: „in Farbe“; im ZDF wurden stattdessen sich drehende Glaswürfel gezeigt, in denen sich – wie in einem Prisma – das Licht (schwach) farbig brach.
  • Die Tagesschau der ARD wurde erst ab 1970 in Farbe ausgestrahlt. Übertragungen aus dem Plenarsaal des Bundestages in Bonn erfolgten sogar noch bis Ende der 1970er Jahre in Schwarz/Weiß.
  • Heinz Reincke spielte die Hauptrolle in der ersten Fernsehserie, die in Deutschland in Farbe ausgestrahlt wurde: Adrian der Tulpendieb (gedreht bereits 1966), die schon während des Versuchsprogramms ausgestrahlt wurde.

Einführung in Österreich

Der Österreichische Rundfunk sendete erstmals am 1. Januar 1969 in Farbe. Die erste Sendung, welche in Farbe ausgestrahlt wurde, war das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.

Andere Länder

Großbritannien

Das zweite Programm der BBC startet am 1. Juli 1967 mit Farbsendungen nach dem PAL-System. Mit der Umstellung der Zeilenzahl (Auflösung) von 405 auf die heute üblichen 625 Zeilen folgte das erste Programm am 20. November 1969

Rumänien

Dort gibt es ab 1968 ein zweites Fernsehprogramm in schwarz-weiß. Erst 1983 begann die Übertragung in Farbe.

Technik

  • Zur detaillierten technischen Beschreibung des Farbfernsehens siehe Farbübertragung.

NTSC

Bei der Einführung des Farbfernsehens war eine Bedingung, dass die neue (Farb-)Fernsehnorm kompatibel zur Norm des alten Schwarz-Weiß-Fernsehens sein musste – die in der Bevölkerung vielfach schon vorhandenen Schwarz-Weiß-Geräte sollten also auch die neuen Farbsendungen anzeigen können, wenn auch natürlich nicht farbig. Dies wurde zunächst 1954 in den USA durch das NTSC-Verfahren gelöst, ein ingenieurtechnischer Geniestreich mit nur einem kleinen Schönheitsfehler: Bei einem NTSC-Empfänger muss der Farbton von Hand eingestellt werden. Der Betrachter orientiert sich dabei an der Natürlichkeit der menschlichen Haut- und Gesichtsfarbe. Infolge von Störungen auf dem Übertragungsweg musste diese Einstellung aber von Hand oft mehrmals während einer Sendung vorgenommen werden. Der Ärger darüber führte zu umgangssprachlichen Bezeichnungen wie „Slimming machines“ (Abmagerungsmaschinen) für das Fernsehgerät oder die Interpretation der Abkürzung als „Never The Same Color“ (Niemals dieselbe Farbe). Erst mit der Einführung der Ultraschall-Fernbedienung im Jahr 1957 wurde die Farbtonkorrektur bequemer.

PAL

Die Verfahren PAL und SECAM, die in Europa gebräuchlich sind, wurden erst Mitte der 1960er Jahre eingeführt (zehn Jahre später als in den USA), besitzen aber bei der damals einzig existierenden terrestrischen analogen Übertragung deutlich bessere Qualität bei der Farbtondarstellung. Sie kommen ohne manuellen Farbtonabgleich aus. PAL zum Beispiel, entwickelt durch den Ingenieur und Fernsehpionier Walter Bruch, kompensiert Störungen, indem es zu einer Farbtonabweichung deren negative Kopie addiert, was sich in der Summe gegenseitig aufhebt. Analog zur Neuinterpretation von NTSC gibt es auch für die Abkürzung PAL eine scherzhafte Erklärung: "Pay Additional Luxury" (Bezahle für zusätzlichen Luxus).

SECAM

Nicht zuletzt aus politischen Gründen wurde in Frankreich das SECAM-Verfahren entwickelt, das auch im gesamten Ostblock sowie anfangs auch im französischsprachigen Teil Belgiens, sowie in Griechenland verwendet wurde. Es hat eine ähnliche Fehlerkorrektur wie das PAL-System - allerdings auch einige übertragungstechnische Nachteile.

Weblinks


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