Faschinenmesser

Faschinenmesser
Preußisches Faschinenmesser mit Sägerücken aus dem Jahr 1810

Das Faschinenmesser (von ital. Faschine = Reisigbündel) ist ein breitklingiges Hiebmesser mit einer meist 50 bis 60 Zentimeter langen, geraden Klinge, das vom letzten Viertel des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts vom Militär Europas in vielen Waffengattungen eingesetzt wurde. Es diente ursprünglich dem Abschlagen von Zweigen und Ästen zum Herstellen von Reisigbündeln, die zum Bau von Bollwerken und Unterständen benötigt wurden. Oft war die Klinge mit einer Sägezahnung versehen, einerseits, um größere Äste zurechtschneiden zu können, aber hauptsächlich, um faserige Materialien (wie z. B. Gurte) zu zertrennen.

Französisches Faschinenmesser (Sabre de troupes a pied Mle 1831) von Talabot aus dem Jahr 1832

Faschinenmesser sind oft eine Mischung aus Werkzeug und Waffe, sie wurden meistens von den Pionieren beim Bau von militärischen Objekten eingesetzt. Im deutschen Sprachgebrauch wird in der Regel unterschieden zwischen Infanterie-, Artillerie- und Pionier-Faschinenmessern. Die Unterschiede liegen zumeist in der Klingenlänge und -breite, wobei die Infanterie zumeist die leichteren und die Pioniere die schwereren Ausführungen verwendeten. Faschinenmesser können nicht nur wie Bajonette, sondern auch wie Kurzschwerter aussehen. Manche dieser Waffen, wie z. B. das Kurzschwert der französischen Armee aus dem Jahre 1831 (Bild links), hatten eher den Charakter eines Seitenwehrs und wurden vom Soldaten zusätzlich zu einem aufpflanzbaren Bajonett (Dillenbajonett) geführt.

Im jagdlichen Bereich werden Blankwaffen mit ähnlicher Funktion benutzt, deren Bezeichnung Praxe oder Standhauer ist. Diese wurden während der Jagd verwendet, um den Stand des Jägers und sein Schussfeld von Bewuchs freizuschlagen. Diese Funktion wird heute durch das vielseitigere Waidblatt erfüllt.

Literatur

  • Gerhard Seifert: Fachwörter der Blankwaffenkunde. Deutsches Abc der europäischen blanken Trutzwaffen. (Hieb-, Stoß-, Schlag- und Handwurfwaffen). Verlag Seifert, Haig 1981.
  • Gerhard Seifert: Einführung in die Blankwaffenkunde. Bezogen auf die europäischen blanken Trutzwaffen. Verlag Seifert, Haig 1982.
  • Rolf Selzer: Die frühen königlich sächsischen Infanterie-Faschinenmesser M/1845. 2006, Online (PDF; 515 KB).
  • Rolf Selzer: Das herzoglich braunschweigische Faschinenmesser von 1853. 2006, Online (PDF; 548 KB).
  • Rolf Selzer: Das französische Faschinenmesser Mle 1831 in der preußischen Armee. 2006, Online (PDF; 442 KB)
  • Rolf Selzer: Der hannoversche „Pionierdegen preussischer Art“. Online (PDF; 185 KB)
  • Weitere Beiträge zu deutschen Faschinenmessern auf der gleichen Website seitengewehr.de

Weblinks


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