Fechtbücher

Fechtbücher
fol. 2r of the Cod. 44 A 8, zwei Fechter in den Huten "vom Tag" und "Alber"

Fechtbücher sind mittelalterliche Manuskripte und Buchdrucke über das Schwertfechten und den Kampf mit Nahkampfwaffen. In Europa sind sie seit dem späten Mittelalter verbreitet, während der Renaissance wurden sie in hohen Auflagen gedruckt.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Bild eines Fechters, aus dem Codex Wallerstein. Man sieht die gängigen Waffen in Fechtbüchern: Scheibendolch, Langes Schwert, Mordaxt, Lanze (Speer), Buckler und Einhandschwert am Boden.

Das älteste bekannte Fechtbuch ist das Manuskript i.33, Tower-Museum, London (ehemals LB Gotha, Ms. membr. I, 115), welches wahrscheinlich um 1300 von einem Mönch auf Lateinisch verfasst wurde, mit eingestreuten deutschen Fachbegriffen. Für die deutschsprachige Fechtliteratur ist Johannes Liechtenauers "Kunst des langen Schwertes" grundlegend, die zahlreiche Nachfolgewerke initiierte. Sigmund Ringeck, Peter von Danzig, Jud Lew, Hans von Speyer und Johannes Lecküchner gaben die Lehre ausschließlich in literarischer Form weiter, im Spätmittelalter geschah dies hingegen ausschließlich ikonographisch durch Hans Talhoffer und Paulus Kal. Zur spätmittelalterlichen deutschsprachigen Fechtliteratur zählen weiters die Werke Peter Falkners, Jörg Wilhalms und Paulus Hector Mairs.

Ein grundlegendes Werk der italienischen Fechtschule ist Fiore dei Liberis 1410 geschriebenes "Flos duellatorum". In der Renaissance erschienen fernerhin "Opera Nova" (1517) von Achille Marozzo, "Trattato die Scienza d'Arme con vn dialogo di filosofia" (1553) von Camillo Agrippa und "Ragione di adoprar sicuramente l'Arme si da offesa, come da difesa" (1570) von Giacomo di Grassi. Die italienische Fechtschule beeinflusste grundlegend die spanische, die im Werk "Filosofia de las armas" (1569) von Jeronimo Sanches da Carranza ihren Ausdruck fand. Die spanische Fechtschule erwies sich ferner als grundlegend für die französische und englische Fechtliteratur. Vor Mitte des 17. Jahrhunderts fand die mittelalterliche Tradition des Langschwertfechtens ein Ende.

Inhalt

Fechtbücher beschreiben den Kampf mit Blankwaffen, mit und ohne Schild und Harnisch, sowie auch das Ringen. Dabei werden dem Leser Stellungen, Garden und Hiebe vermittelt. Oftmals muss bei der Textanalyse von einer Verschlüsselung ausgegangen werden, was das Verständnis erschweren kann. Viele Fechtbücher waren als Gedächtnisstützen und nicht als didaktische Werke gedacht. Ausserdem sind Bilder der Stellungen und Techniken im Buch nur sehr rudimentär dargestellt, so dass manche Darstellungen nur sehr wage interpretiert werden können.

Moderne Darstellungen

Im Zuge einer Wiederbelebung der mittelalterlichen Fechttradition kommen zunehmend neue Fechtbücher auf den Markt, die sich an historische Vorbilder anlehnen und diese reproduzieren. Moderne Fechtbücher sind vorrangig auf die Bedürfnisse von Reenactment und Schaukampf zugeschnitten.

  • Christian Henry Tobler: Modernes Training mit dem langen Schwert nach Liechtenauer. Aus d. Engl. übers. von Jan H. Sachers. G&S-Verlag, Zirndorf 2007. ISBN 978-3-925698-05-7.
  • Konrad Kessler: Kampf mit dem langen Schwert: vom mittelalterlichen Gefecht zum modernen Sport. Weinmann, Berlin 2007. ISBN 978-3-87892-091-5.
  • Herbert Schmidt: Schwertkampf: der Kampf mit dem langen Schwert nach der Deutschen Schule. (Fotos: Stefan Grdic.) Wieland, Bad Aibling 2007. ISBN 978-3-938711-19-4.

Weblinks

Literatur

  • Fechten, Fechtwesen, III. Fechtliteratur in Deutschland und Italien (H.-P. Hils), IV. Französischer Bereich (Ph. Contamine). In: LexMA, IV, Sp. 326f.

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