Feh (Kleidung)

Feh (Kleidung)
Almutia aus Fehwammen
Kathedrale von Chartres: Der Kürschner zeigt Kunden Fehwammenfutter (zwischen 1215-1240)

Feh bezeichnet das graue Winterfell mit weißer Bauchseite der östlichen (sibirischen) Unterart des Eichhörnchens. Für einen einfachen Fehmantel werden, je nach Modell und Mode, ca. 80 Fehfelle benötigt, meist werden jedoch das Rückenfell und das Bauchfell getrennt verarbeitet. Kleidung aus Feh diente in früherer Zeit als Statussymbol, im Mittelalter war es zeitweilig nur dem Adel und hohen Würdenträgern gestattet, Feh zu tragen (siehe auch das Cape des Stiftsherren, die Almutia).

Schönwerk in der Manessischen Liederhandschrift (zwischen 1305 und 1340)

Damals unterschied man Rotwerk (Sommerfelle oder Feh mit rotbraunem Rücken), Grauwerk und Schwarzwerk (Felle mit dunkelgrauem Rücken). Wurden Rücken und Wamme (Bauch) in einem verarbeitet, so wurde die Bezeichnung Buntwerk gebraucht. Der Rücken allein hieß Kürsch, Grauwerk, Kleingrau oder auch Kleinspalt. Setzte man auf die Mitte der Fehwamme die Ohren auf, so trug es den Namen Schönwerk. Wurde allein von Werk gesprochen, so wurde darunter immer Eichhörnchen bzw. Feh verstanden.

Die zeitweise enorme Verbreitung sieht man in der Mannessischen Liederhandschrift. Sie zeigt Fehfutter, Fehbesätze, Kopfbedeckungen, sogar Kronen aus Fehfell in der Verarbeitung zu Schönwerk in den meisten Personendarstellungen der insgesamt 138 Miniaturen.

Falsches Werk waren Imitationen vor allem aus weißen oder bläulichen Hermelin, im Gegensatz zum reinen Werk.[1]

Wird heute für nichtrussische Eichhörnchenfelle im Handel die Bezeichnung Feh verwendet, sollte die Herkunft mit angegeben werden, z. B. Amerikanisch Feh.

Die charakteristische Zeichnung des Buntwerks, das neben Zobel und Hermelin zu den begehrtesten Pelzwerken des Mittelalters gehörte, findet sich als meistgebrauchtes Zeichen in den Wappen der Kürschner.

Der Ort der Fehzurichtung (Gerbung) und Fehtafelfabrikation war bis zum Ersten Weltkrieg Weißenfels. Dort beschäftigten sich fast alle berufstätigen Frauen sich bis zur Einführung der Pelznähmaschine im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in Heimarbeit mit dem Nähen von Fehfuttern.[1] Nach dem Krieg wurde die Fellart „durch die hohen Preise vom Markt genommen“ und die dortigen Kürschner mussten sich „bedeutend umstellen“.[2]

Eichhörnchenhaare werden unter der Bezeichnung Fehhaar auch zu feinen Pinseln verarbeitet. Vorzugsweise wird der Schwanz, fachsprachlich „Schweif“, von russischen und kanadischen Eichhörnchen verwendet. Pinsel aus Fehhaar werden unter anderem als Rouge- und Puderpinsel, Aquarellpinsel oder zum Auftragen von Blattgold verwendet.

Einzelnachweise, Quellen

  1. a b Paul Larisch: Die Kürschner und ihre Zeichen. Beiträge zur Geschichte der Kürschnerei, 1928. Selbstverlag, Berlin, S. 52-56, 148
  2. A. Feldmann, Berlin: Das deutsche Kürschnerei-Hausgewerbe. In: IPA, Internationale Pelzfach-Ausstellung, Internationale Jagd-Ausstellung, Leipzig, 1930. Amtlicher Katalog., S. 254

Christian Franke/Johanna Kroll: Jury Fränkel’s Rauchwaren-Handbuch 1988/89, 10. überarbeitete und ergänzte Neuauflage, Rifra-Verlag Murrhardt

Siehe auch

 Commons: Bilder von Fehkleidung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Fehfelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Verarbeitung von Fehfellen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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