Feldmarschallstab

Feldmarschallstab

Der Marschallstab ist ein Stab, der vom Marschall als Insignie seiner Würde getragen wird. Er ist vergleichbar dem Großadmiralstab bei der Marine.

Marschallstab von Generalfeldmarschall v. Richthofen (Drittes Reich) – Replik

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Die Bezeichnung Marschall kommt aus dem Fuhrpark der mittelalterlichen Fürsten. Der „Marstall“ war das Gebäude, in dem Pferde samt Zubehör aufbewahrt wurden. Der „Marschall“ war der Pferdeknecht oder Stalldiener. Später wurde aus dem Marschall der Stallmeister und weiter wurde er zum hohen Hof- oder Reichsbeamten. An fürstlichen Höfen hieß der Oberaufseher der inneren Haushaltung, der Hofdienerschaft und der Hoffeste „Hofmarschall“. Während der Reisen des Hofes war er Oberstallmeister und Führer der beweglichen Habe des Fürsten.

Bei feierlichen Gelegenheiten trug der Hofmarschall einen langen Stab als Zeichen seiner Würde und machte bei Hof an der Marschallstafel, einer Nebentafel für die Personen, welche nicht an der fürstlichen Tafel selbst Plätze erhielten, den Wirt. Die Person des Hofmarschalls mit dem langen Stab sieht man heute noch am englischen Hof. Aus dem Marschallstab (Kommandostab) wurde im Mittelalter ein Würdeabzeichen der höchsten militärischen Befehlshaber. Beim Militär ist Generalfeldmarschall (auch „Feldmarschall“, „Marschall der Armee“ o. dgl.) der höchste Dienstgrad.

Marschallstäbe wurden nur zur Paradeuniform getragen.

Marschallstäbe in verschiedenen Ländern

Römisches Reich

In der römischen Frühzeit, später auch in der Diktatur war dem König, Prätor, Konsul und zuletzt auch dem Diktator eine Gruppe von Liktoren zugeordnet, die die Funktion der Leibwächter ausübten. Ihr Zeichen war das Liktorenbündel (lat. fasces). Ursprünglich waren die Fasces einfache Gerten, die als harmlose Schlagwaffe benutzt wurden. Später wurden die Fasces als Rutenbündel mit einer Beilklinge als Hoheitszeichen dem Würdenträger vorangetragen. Diese Fasces wandelten sich über die folgenden Jahrhunderte zu einem bloßen Ehrenzeichen.

Heiliges Römisches Reich

Bereits die Feldmarschälle des Heiligen Römischen Reiches trugen Kommandostäbe, die aber sehr unterschiedlich gearbeitet waren. Prinz Eugen führte einen Kommandostab, der aus zwei zusammengeschweißten Musketenläufen gearbeitet war und viele Durchbrechungen aufwies.

Nach dem Untergang des Heiligen Römischen Reiches 1806 wurden keine Marschälle mehr ernannt.

Preußen

Preußischer Marschallstab von 1895

Beim Tode von Arthur Wellesley, Herzog von Wellington führte Preußen den Marschallstab wieder ein. Wellington war ehrenhalber Generalfeldmarschall der preußische Armee, vor seiner Beerdigung wurde festgestellt, dass er zwar einen englischen Marschallstab mit ins Grab bekommen sollte, aber – weil nicht vorhanden – keinen preußischen. So wurde im Schnellverfahren ein preußischer Marschallstab gefertigt und mit in das Grab gelegt.

Der preußische, 30 cm lange Feldmarschallstab zeigte auf himmelblauem Samt abwechselnd goldene Königskronen und heraldische Adler. An den Querschnittflächen war der schwarze heraldische königliche Adler auf weißem Grund angebracht.

Die Marschallstäbe der anderen deutschen Staaten ähnelten meist den preußischen Stäben dieser Zeit, mit Abweichungen in Bayern und Württemberg.[1]

Interimsfeldmarschallstab

Der Interimsfeldmarschallstab (im täglichen Dienst getragen) gab es nur bei den Deutschen Streitkräften. Der Stab war von Kaiser Wilhelm II. gestiftet worden. Er glich einem Reitstock mit goldener Königskrone am oberen Ende. Mitunter wurden Marschallstäbe besonders angefertigt, so für das 50-jährige Militärjubiläum von König Albert von Sachsen und zum 90. Geburtstag des Feldmarschalls Helmuth von Moltke (mit Diamanten besetzte Marschallstäbe der preußischen Ausführung).[1]

Deutsches Reich

Da sich das Deutsche Heer auf die Bundesstaaten verteilte wurden Marschallstäbe im Deutschen Kaiserreich wie vor 1871 von den Bundesstaaten verliehen.

Wehrmacht nach 1933

Wilhelm Keitel 1942 mit Marschalstab
Erich Raeder 1940 mit Großadmiralsstab

Im Deutsches Reich 1933 bis 1945 gab es in Folge des aufblühenden systematischen Personenkults erstmals einheitliche Marschallstäbe für alle Reichsteile. Adolf Hitler beförderte am 20. April 1936 Werner von Blomberg zum Generalfeldmarschall und verlieh ihm einen Marschallstab. In der Folge wurden unterschiedliche Marschallstäbe für Heer und Luftwaffe gefertigt.

Heer
Die Marschallstäbe waren beim Heer mit rotem Samt bezogen. Sie trugen das Eiserne Kreuz und den Wehrmachtsadler. Auf den Knäufen war unten das Eiserne Kreuz und oben der Wehrmachtsadler eingelassen.[2]

Luftwaffe
Bei der Luftwaffe waren die Stäbe hellblau bezogen. Sie trugen wie beim Heer das Eisernes Kreuz und den Wehrmachtsadler, sowie zusätzlich noch das Balkenkreuz.

Marine
Seit 1900 führten Großadmirale der deutschen Marine an Stelle des Marschallstabes den Großadmiralstab und an Stelle des Interimsfeldmarschallstabes den Interimsgroßadmiralstab (ein Fernrohr).[1]

Generalfeldmarschall
Die Generalfeldmarschälle Friedrich Paulus, Ferdinand Schörner (beide Heer) und Robert Ritter von Greim (Luftwaffe) erhielten keinen Marschallstab. Generalfeldmarschall Paulus kapitulierte in Stalingrad kurz nach seiner Beförderung, was die Anfertigung eines Marschallstabes und eines Interimsstabes überflüssig machte. Schörner und von Greim wurden erst 1945 zum Generalfeldmarschall befördert. Es konnten, aufgrund der zu diesem Zeitpunkt in Deutschland herrschenden Kriegsverhältnisse, keine Marschallstäbe mehr angefertigt werden. Schörner konnte jedoch noch ein Interimsstab ausgehändigt werden.[1]

Reichsmarschall
Die formale Eigenschaft des ranghöchsten Befehlshabers einer Teilstreitkraft der Wehrmacht mit der ansonsten unter dem Oberbefehl Adolf Hitlers militärisch funktionslosen Bezeichnung des Reichsmarschalls erforderte im nationalsozialistischen Personenkult ein besonderes Ehrenzeichen für den Reichsluftfahrtminister, Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Reichsforstmeister und Reichsjägermeister Hermann Göring. Dieser verlieh sich zu seiner von ihm selbst betriebenen Beförderung zum Reichsmarschall einen besonders gearbeiteten Marschallstab.[3]

Interimsfeldmarschallstab

Der Interimsfeldmarschallstab war für Heer und Luftwaffe gleich und ähnlich dem Preußens. Im Unterschied hatte er aber einen glatten Knauf, sowie eine Ananas als Abschluss. Er war mit Wehrmachtsadlern verziert.[2]

British Empire

In Großbritannien wurden die Marschallstäbe bereits 1736 eingeführt und behielten seitdem ihre Form. Der Stab ist mit rotem Samt bezogen, auf dem englische Löwen aufgelegt sind. Am oberen Ende des Stabes ist ein berittener Ritter aufgesetzt, der einen Drachen tötet, was auf den Heiligen Georg zurückgeht.
Auch die Marschälle aus Armeen der früheren Kolonien des Britischen Empires erhielten diese Art von Marschallstäben, insbesondere Kanada und Australien.[1]

Frankreich

Details eines Französischen Marschallstabes

In Frankreich erhielten die Marschälle seit dem 18. Jahrhundert den Baton fleurdelisé, 20 Zoll lang, 1,5 Zoll stark, mit blauem Samt überzogen und mit heraldischen Lilien belegt. Auf die goldgefassten Enden sind auf einer Seite Name und Rang des Inhabers aufgebracht, auf der anderen das Motto Terror belli decus pacis („Schrecken im Krieg, Zierde in Friedenszeiten“). Die späteren kaiserlichen und republikanischen Marschallstäbe sind statt mit Lilien mit napoleonischen Adlern bzw. Sternen belegt.

Zitate zum Marschallstab

Es wird überliefert, Napoleon habe die Soldaten mit der Rede motiviert, dass ein jeder einen Marschallstab in der Patronentasche („giberne“) trage. Damit habe er sagen wollen, dass jeder gemeine Soldat die Möglichkeit besitze, ein Kommandierender zu werden.

Marschallstäbe in Museen

Die Marschallstäbe der im folgenden aufgeführten Generalfeldmarschälle befinden sich in Museen und können dort besichtigt werden:

Siehe auch

Literatur

  • André Stirenberg, André Hüsken: Mythos Marschallstab. Der Marschallstab in der preußischen und deutschen Geschichte von 1852 bis 1945. H.M. Hauschild, 2004. – ISBN 3-89757-252-4

Einzelnachweise

  1. a b c d e André Stirenberg, André Hüsken: Mythos Marschallstab. Der Marschallstab in der preußischen und deutschen Geschichte von 1852 bis 1945. H.M. Hauschild, 2004. – ISBN 3-89757-252-4
  2. a b Adolf Schlicht und John R. Angolia Die Deutsche Wehrmacht, Uniformierung und Ausrüstung 1933 - 1945, Band 1, Das Heer' Motorbuch Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-613-01390-8
  3. Adolf Schlicht und John R. Angolia Die Deutsche Wehrmacht, Uniformierung und Ausrüstung 1933 - 1945, Band 3, Die Luftwaffe Motorbuch Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-02001-7

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