Feodosija

Feodosija

Feodossija, auch Theodosia, (ukrainisch Феодосія/russisch Феодосия; altgr. Θεοδοσία mittelgr. Κάφφας, krimtatarisch und türk. Kefe) (im Mittelalter Kaffa/Caffa) ist eine Hafenstadt auf der Krim (Ukraine) mit etwa 90.000 Einwohnern (mit eingemeindeten Vororten), diese sind in der Mehrzahl ethnische Russen. Die Stadt ist ein touristisches Zentrum und ist verwaltungstechnisch neben der eigentlichen Stadt in die 5 Siedlungen städtischen Typs (Koktebel/Коктебель, Kurortne/Курортне, Ordschonikidse/Орджонікідзе, Prymorskyj/Приморський, Schtschebetowka/Щебетовка) und 11 Dörfer (Berehowe/Берегове, Blyschnje/Ближнє, Wynohradne/Виноградне, Krasnokamjanka/Краснокам'янка, Nanikowe/Нанікове, Nassypne/Насипне, Pidhirne/Підгірне, Pionerske/Піонерське, Sonjatschne/Сонячне, Stepowe/Степове, Juschne/Южне) unterteilt.

Wahrscheinlich nahm die Schwarzer Tod genannte Seuche im Mittelalter vom damaligen Kaffa aus den europäischen Ursprung, als infizierte Genueser Flüchtlinge diese nach einer mongolischen Belagerung in den Jahren 1346/1347 entlang der Handelswege der Genueser Kolonien verbreiteten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Karte der Krim mit Feodossija

Antike

Feodossija wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Kolonisten aus Milet als Theodosia gegründet und wurde in chronologischer Reihenfolge von folgenden Völkern beherrscht (Griechen, Römer, Goten, Byzantiner, Russen, Mongolen (Goldene Horde), Venezianer, Genueser, Türken, Krimtataren). Die Waräger nutzten die Stadt zur Verschiffung von Sklaven.

Der vordem griechische Stadtstaat Theodisia gehörte ab 355 v. Chr. zum Bosporanischen Reich, ab 107 v. Chr. zum Königreich Pontos. Nach der römischen Zeit ab 63 v. Chr., in der die Stadt zum Regnum Bospori gehörte, einem Vasallenstaat Roms als Nachfolger des Bosporanischen Reiches, wurde Theodosia im 4. Jahrhundert n. Chr. während der Invasion der Hunnen zerstört.

Mittelalter

Im 5. Jahrhundert entstand hier die Alanen-Siedlung Ardabda („Sieben Götter“), die wiederum im 6. Jahrhundert durch die Chasaren zerstört wurde.

Ab 1239 herrschte die Goldene Horde über die Krim. Nachdem sie Mitte des 13. Jahrhunderts vom Khan der Goldenen Horde die Erlaubnis zur Gründung einer Niederlassung bekamen, gründeten die Genueser 1266 eine Kolonie in der Siedlung Kafa, italienisch Caffa, in der Nähe des heutigen Feodossija. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts hatten die Genueser die Vorherrschaft über Caffa und zum Teil die umliegenden Gebiete und größere Abschnitte der Küste der Krim, die sie trotz wiederholter militärischer Auseinandersetzungen mit den Tatarenherrschern weitgehend bewahren konnten.

Die Stadt bekam in dieser Zeit zunehmende Bedeutung als Umschlagplatz für große Teile des Schwarzmeerhandels, den die Genueser, aber auch Venezianer, muslimische und andere Kaufleute betrieben. Dies belegt auch der Ausbau eines Handelshafens in dieser Zeit. Von Caffa aus wurden jährlich umfangreiche Ladungen an Handelswaren verschiedenster Art ins südliche Schwarze Meer, aber auch nach Westen Richtung Konstantinopel und weiter nach Europa oder das östliche Mittelmeer (Ägypten: Hier war insbesondere der Absatz von Sklaven aus dem Schwarzmeerraum sehr hoch) gebracht. Dieser blühende internationale Handel brach großenteils zusammen, als nach dem Fall Konstantinopels 1453 die Passage des Bosporus als Zugang zum Schwarzen Meer für die christlichen Kaufleute nicht mehr möglich war.

Neuzeit

In der folgenden Zeit gehörte Feodossija / Caffa zum Osmanischen Reich (endgültige Kapitulation 1475, nachdem aber bereits seit 1455 Tribut an den osmanischen Sultan entrichtet werden musste). In osmanischer Zeit hieß die Stadt Kefe. Vom 14. bis zum 17. Jahrhundert beherbergte die Stadt den größten Sklavenmarkt der Krim, einen der größten der gesamten Region. In den Jahren 1616, 1628 und 1667 kam es wiederholt zu Feldzügen der Saporoscher Kosaken nach Kefe zur Befreiung christlicher Sklaven.

Im Jahr 1783 erfolgte der Anschluss der Krim an das Russische Reich, und die Stadt Kefe wurde in Anlehnung an den alten griechischen Namen Theodosia in Feodossija umbenannt.

Zweiter Weltkrieg

Nachdem die deutsche Wehrmacht am 3. November 1941 die Stadt erobert hatte, wurde die jüdische Bevölkerung Feodossijas von Angehörigen des Sonderkommandos 10b (SS-Sturmbannführer Alois Persterer) der Einsatzgruppe D unter der Führung von Otto Ohlendorf aufgefordert, sich registrieren zu lassen. Am 1. Dezember 1941 erfolgte dann die „Umsiedlung“, die Internierung in einem Ghetto, der jüdischen und krimtschakischen Einwohner der Stadt. Drei Tage später, am 4. Dezember 1941, wurden große Teile der jüdischen Bevölkerung zusammen mit Krimtschaken, Zigeunern und angeblichen Kommunisten durch das Sonderkommando ermordet, das dabei von den Rückwärtigen Diensten der 11. Armee (Generaloberst Erich von Manstein), insbesondere der Ortskommandantur II 915 und der Feldgendarmerie-Abteilung der Feldkommandantur 810 (Feldgendarmerie-Leutnant Karl Rudolf Pallmannn) aktiv unterstützt wurde.[1] [2]

Von den 3.248 Juden, die vor vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion in Feodossija lebten, wurden bis Ende 1941 2.000[3] - 2.500 ermordet[4]. Nach einer Meldung an das Reichssicherheitshauptamt wurden zwischen dem 16. November 1941 und dem 15. Dezember 1941 im Einsatzgebiet der Einsatzgruppe D (die gesamte Krim) insgesamt 17.645 Juden, 2503 Krimtschaken, 824 Zigeuner und 212 angebliche Kommunisten erschossen.[5]

Als im Zuge der Kertsch-Feodossijaer Operation die Stadt kurzzeitig durch die Roten Armee befreit wurde, sorgte die Entdeckung der Massengräber für Übergriffe auf deutsche Soldaten und Kollaborateure. Dabei sollen nach Erkenntnissen der deutschen Wehrmachtuntersuchungsstelle u.a. die etwa 160 zurückgelassenen Patienten des dortigen deutschen Hauptlazaretts von Rotarmisten ermordet worden sein.[6] Infolge dessen wurden nach der Rückeroberung der Stadt durch die Wehrmacht Rotarmisten und diejenigen Juden, die sich während der ersten Besetzung hatten verstecken können, verantwortlich gemacht und ermordet.[7] [8]

Nachkriegszeit

1954 wurde Feodosija zusammen mit der restlichen Krim von der damaligen Russischen SFSR an die Ukrainische SSR transferiert. Heute gehört die Autonome Republik Krim zur unabhängigen Ukraine.

Im Jahr 1976 wurde mit dem Bau des Kernkraftwerks Krim begonnen, der 1989 unvollendet eingestellt wurde.

Sehenswürdigkeiten

Festung Caffa

Persönlichkeiten

Literatur

  • Balard, Michel: Caffa, in: Lexikon des Mittelalters 2, Sp. 1370-1371.
  • Karpov, Serghej P.: La navigazione veneziana nel Mar Nero XIII - XV sec. Ravenna 2000. ISBN 88-7567-359-4
  • Joachim Winsmann: Mein Feodossia. Norderstedt 2005. ISBN 3-8334-3340-X

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Herausgegeben von Eberhard Jäckel, Peter Longerich, Julius H. Schoeps Argon, Berlin 1993, ISBN 3-87024-300-7, s.v. Krim
  2. Norbert Kurz: Die Krim unter deutscher Herrschaft, 1941–1944. Germanisierungsutopie und Besatzungsrealität. Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, Band 5. Herausgegeben von Klaus-Michael Mallmann. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2005, ISBN 3-534-18813-6, S. 200–201.
  3. Martin Gilbert, The Routledge Atlas of the Holocaust. 2002, S. 64, 83
  4. The Encyclopedia of Jewish Life Before and During the Holocaust. Herausgegeben von Shmuel Spector, Geoffrey Wigoder und Elie Wiesel, NYU Press 2001, ISBN 0-8147-9356-8 s.v. Theodosia
  5. Einsatzgruppe D, Ereignismeldung Nr. 150 vom 2. Januar 1942 zitiert in: Helmut Krausnick, Hans-Heinrich Wilhelm: Die Truppe des Weltanschauungskrieges: Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD 1938-1942. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1981, ISBN 3-421-01987-8, S. 424 u. S. 494.
  6. Alfred de Zayas "Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle" Universitas Verlag, München, 7. erw. Ausgabe 2001, Kapitel 19, S. 308-317
  7. Norbert Kurz: Die Krim unter deutscher Herrschaft, 1941–1944. Germanisierungsutopie und Besatzungsrealität. Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, Band 5. Herausgegeben von Klaus-Michael Mallmann. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2005, ISBN 3-534-18813-6, S. 201.
  8. Bericht von Major Teichmann, Ortskommandeur Feodosia an Korück 553 vom 28. Februar 1942 zitiert in: Marcel Stein, Field Marshal Von Manstein, A Portrait. The Janus Head 2007, ISBN 1-906033-02-1, S. 372

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