Ferkelerzeugung

Ferkelerzeugung
Muttersau mit Ferkeln im Kastenstand

Unter Ferkelerzeugung versteht man das gezielte Vermehren von Schweinen zur Gewinnung von Schweinefleisch in spezialisierten Ferkelproduktionsbetrieben. Diese Betriebe dienen der Erzeugung von Babyferkeln mit einem Gewicht von etwa 8 kg und einem Alter von rund vier Wochen, oder von Mastläufern mit einem Gewicht von etwa 25 kg nach acht Wochen. Diese Tiere werden anschließend meist in speziellen Aufzucht- und Mastbetrieben bis zu einem Endgewicht von etwa 120 kg weitergemästet.

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Spanferkel zum Verkauf in einem spanischen Supermarkt

Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch ist in den Industrienationen enorm steigend, ebenso aber auch die Ansprüche des Konsumenten. Zum anderen wird aber auch der Fleischmarkt zunehmend kurzlebig, und reagiert enorm auf Marketingerscheinungen infolge ernährungswissenschaftlicher und popularer Moden, und Rezeption einer Fleischart und Skandale in der Presse. Noch immer nimmt das Schwein in Europa die Hauptstellung am Fleischmarkt ein: In Österreich etwa lag der Fleischverbrauch 2002 bei 98,9 kg, den größten Anteil nahm Schweinefleisch mit rund 58,3 kg ein, gefolgt von Rind und Kalbfleisch mit 18,6 kg und Geflügelfleisch mit rund 17,5 kg.[1] Nach BSE hat sich der Trend zum Rind, der seit den Achzigerjahren bestand, umgekehrt, und geht heute wieder Richtung Schwein und Geflügel (2007: 58,0 % Schwein, 18,2 Rind/Kalb, 19,8 Geflügel, Restbetrag Schaf und Ziege, Pferd, Innereien, Sonstiges)[2] – die Zahlen liegen für andere mitteleuropäische Länder analog.[3]

Heute ist Mischrassenzucht – also von Sauen, die der Mast und der Reproduktion dienen, wie auch die älterer geschnittener Eber – wie bei allen anderen Fleischnutztieren nicht mehr rentabel, daher hat sich die Schweinehaltung zunehmend auf die Produktion von Jüngstvieh verlegt, und sich in dieser Sparte zunehmend spezialisiert, um sowohl Produktivität wie auch Qualität zu steigern, aber auch die Artgerechtigkeit der Haltung zu berücksichtigen. Hierbei bildet auch die Ökologische Landwirtschaft keine Ausnahme[3], auch der ökologisch bewusste Kunde favorisiert das Fleisch der Ferkel.

Das Babyferkel wird traditionell als Spanferkel vermarktet, zunehmend aber auch als Schnittfleisch der gehobenen Küche, Mastläufer dienen der Schnittfleich und Fleischwarenproduktion (Fleisch älterer Tiere als 20-22 Wochen ist nahezu unverkäuflich und wird verwertet).

Produktionsverfahren

In der heutigen Schweineaufzucht[4] werden Mutterschweine künstlich besamt, und nur in selteneren Fällen noch von einem Eber gedeckt. Nach 114 Tagen Tragezeit ferkelt die Muttersau ab, die jungen Ferkel bleiben zwischen 3 und 4 Wochen bei der Mutter (spänen, ‚an den Zitzen saugen‘).

Eine Sau ferkelt rund 2,3 mal pro Jahr, woraus sich dann bei etwa 11,5 geborenen Ferkeln nach Abzug der Verluste heute rund 21,5–22,5 abgesetzte Ferkel (Absetzferkel) pro Sau und Jahr ergeben.[5] Die Zahlen lagen 2000 noch bei etwa 18,5–19,5 (Österreich),[6] was den Fortschritt der Ferkelproduktion als fachspezialisiertem landwirtschaftlichen Betriebszweig zeigt.

Verbreitet wird heute Gruppenabferkelung betrieben, wobei in ein-, zwei-, drei- oder vierwöchigem Rhythmus gedeckt und abgesetzt wird. Die Vorteile liegen in Arbeitseinsparung, Gruppenrausche, gezielter Geburtsüberwachung und Impfterminen, höhere Aufzuchtleistung (Wurfausgleich), Unterbrechung von Infektionsketten und größeren Ferkelpartien, Nachteile sind der höhere Stallplatzbedarf durch das Führen mehrerer Herden, und die höhere Eberbelastung.[7]

Literatur

  • Kluesserath, Hottelmann, Stiewe: Ferkelerzeugung: Einfluesse von Tiermaterial, Haltung, Fuetterung und Hygiene auf die Tiergesundheit. Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe, 1979
  • Jürgen Weiß, Wilhelm Pabst, Susanne Granz, Karl Ernst Strack: Tierproduktion. Georg Thieme Verlag, 2005, ISBN 3830441401, Die Ferkelerzeugung S. 451ff
  • Schweinemast und Ferkelerzeugung. Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft, 2003 (ISBN 3769006240)

Deutschland

  • Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg (Hrsg.): LSZ Babyferkel Schweinereport. (pdf). 

Österreich:

  • Leopold Kirner; Landwirtschaftskammer Österreich (AgrarNet.at) (Hrsg.): Betriebszweigauswertung in der Schweinehaltung in Österreich - biologische Kennzahlen der Ferkelproduktion aus dem Jahr 2000. (doc). 

Einzelnachweise

  1. AMA, ÖSTAT, zit. nach Markt für Schweine und Schweinefleisch in Österreich. In: Statistiken. VÖS - Verband österreichischer Schweinebauern. Abgerufen am 30. März 2009.
  2. Statistik Austria (Hrsg.): Versorgungsbilanz für Fleisch nach Arten 2002 bis 2007. In: Land- und Forstwirtschaft → Preise, Bilanzen → Versorgungsbilanzen für den tierischen Sektor. 21. August 2008 (pdf ; Stand: 30. März 2009). 
  3. a b Christel Simantke; BAT e.V. Universität Kassel (Hrsg.): . (pdf). 
  4. Hubert Fachberger: Ferkelproduktion. Herdenmanagement. eduhi-Info (Der education highway - das oberösterreichische Bildungsnetz). Abgerufen am 30. März 2009. (ppt)
  5. AgrarNet.at (Hrsg.): Ergebnisse der Betriebszweigauswertung Ferkelproduktion 2006. (pdf). 
  6. Lit. Kirner: Betriebszweigauswertung. 2000, Tabelle 2. 
  7. Fachberger: Ferkelproduktion. Folie 6 Gruppenabferkelung.

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