- Stall
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Mit Stall (auch Stallung; eigentl. Standort, Stelle) bezeichnet man meist ein zur separaten Unterbringung von Haustieren dienendes Gebäude oder Gebäudeteil eines landwirtschaftlichen Betriebes (Bauernhofs).
Für jede Tierart und Nutzungsrichtung gibt es bestimmte Bauformen, die sich an den nach der jeweils gehaltenen Tierart unterschiedlichen Erfordernissen hinsichtlich Fütterung, Bewirtschaftung, Wärmeregulierung und Sauerstoffzufuhr ausrichten. Insbesondere die Konstruktion großer Ställe muss an zahlreiche Gegebenheiten angepasst werden.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeiner Aufbau
Stallgebäude sind heute meist Hallen mit einer Stallgasse und einem oder mehreren Ständen oder Boxen (Koben) für je ein oder mehrere Tiere mit angemessener Fressplatzbreite.
Die Stallgasse liegt meist mittig, und zu einer oder zu beiden Seiten dieses Ganges sind die Boxen angeordnet. Die Eingänge der Boxen (Boxentüren) liegen meist zur Stallgasse hin, falls die Tiere über diese geführt werden.
Vor allem bei älteren Gebäuden befindet sich über dem Stall oftmals der Heuboden.
Rinder
Einzelhaltung
- mit Anbindefixierung:
- Langstand,
- Mittellangstand und
- Kurzstand
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- Für Details siehe auch: Anbindestall
- mit Sperrfixierung:
- Sperrboxenstand,
- Schwenkboxenstand („System Ryholm“) und
- Mobilboxenstand („Unicar-System“).
Jungtiere (Kälber) werden meist die ersten 2 Lebenswochen in Kälberhütten (auch Iglu, Außenhütte) gehalten. Ab der 8. Woche besteht Gruppenhaltungspflicht.
Gruppen- oder Herdenhaltung:
- Laufstall:
- Liegeboxenlaufstall, besonders geeignet für Milchvieh,
- Fressliegeboxenlaufstall, besonders geeignet für Milchvieh,
- Tretmiststall, besonders geeignet für Jungtieraufzucht und Mutterkuhhaltung
- Tieflaufstall, besonders geeignet für Jungtieraufzucht und Bullenmast und
- Laufstall mit befestigtem oder teilbefestigtem Boden: planbefestigt, Spaltenboden oder eine Mischform.
Der Laufstall ist bei Neubauten Standard, da er Vorteile bezüglich der Tiergesundheit und Arbeitswirtschaft aufweist.
Die Versorgung mit Wasser erfolgt über Tränken; die Futterversorgung über Tröge oder Futtertische.
Ausgewachsene Rinder erzeugen Sommer wie Winter eine große Wärmemenge. Das Rind bevorzugt Temperaturen von -5 °C bis +8 °C. Es wird zwischen Kalt- und Warmstall unterschieden:
- In einem Kaltstall (Außenklimastall) besteht ein Temperaturunterschied von +5 °C zum Außenklima. Er steht quer zur Hauptwindrichtung und hat an den Längsseiten ausreichend offene Flächen, so dass eine Querlüftung vorliegt. In modernen Ställen ist vielfach eine Stallseite offen. Je nach Temperatur wird die Zuluft bzw. Querlüftung durch verstellbare Curtains (eng. = Vorhang) geregelt.
- In einem Warmstall wird der Luftaustausch meistens durch Zwangslüftung oder die passive First-Trauf-Lüftung vollzogen. Passive Belüftungssysteme nutzen das geringere spezifische Gewicht der durch die Tiere erwärmten Luft, die nach oben steigt und durch den First entweichen kann. Unter dem Gesichtspunkt des Kuhkomforts wird zur Zeit immer mehr zur Errichtung von Außenklimaställen tendiert.
Schweine
Bei der Schweinehaltung gibt es verschiedene Bauformen, die auch auf den jeweiligen Haltungsabschnitt abgestimmt sind.
Schweinemast
Die Schweinemast erfolgt in Gruppen, weswegen der Schweinemaststall in Abteile unterteilt ist. Der Warmstall wird zwangsbelüftet und die Versorgung mit Wasser erfolgt über Nippeltränken. Die Futterversorgung ist wiederum sehr vielgestaltig, grob kann zwischen Flüssigfütterung, Automatenfütterung und Trockenfütterung (alle Verfahren stark automatisiert) und bei kleinen Beständen Handfütterung unterschieden werden.
Sind die Funktionsbereiche Liegen und Misten getrennt, heißt die eingestreute Variante Dänische Aufstallung; bei strohloser Aufstallung wird teilweise ein Spaltenboden verwendet. Sind die Funktionsbereiche kombiniert und eingestreut, handelt es sich um einen Tiefstreustall, bei der strohlosen Variante ist der gesamte Boden mit Spalten versehen.
Sowohl Stroh- als auch Spaltenböden haben Vor- und Nachteile. Strohaufstallung ist bei großen Beständen teurer und arbeitsintensiver, ist aber artgerechter. Der ökonomische Vorteil von Spaltenböden kommt vor allem bei großen Beständen zum Tragen. Da dabei aber auch große Mengen Gülle anfallen, muss dieser wertvolle Dünger mittels Güllefaß auf die Felder ausgebracht oder nachgenutzt werden.
Ferkelerzeugung
Bei der Ferkelerzeugung gibt es den Deck- und Wartestall, wo die Sauen besamt oder vom Eber gedeckt werden. Die Sau wird dabei einzeln im Kastenstand oder in Gruppen in Laufställen gehalten. Im Abferkelstall liegt die Sau in einer Abferkelbucht, wo die Sau entweder frei abferkeln kann oder der mit einem Abferkelkäfig ausgestattet ist sowie eine meist mit Rotlichtlampen geheizte Stelle haben, um ihren Wärmebedarf zu decken. An Nippeltränken können die Sauen trinken und das Futter wird mechanisch zur Verfügung gestellt oder von Hand ausgeteilt.
Pferde
Anbindehaltung in Ständern ist bei Pferden in Deutschland nur noch in Ausnahmefällen (Zirkus) oder vorübergehend erlaubt. Früher wurden in der Landwirtschaft die Arbeitspferde überwiegend so gehalten, da die Aufstallung im Ständer platz- und arbeitssparend war[1]. Da die Tiere regelmäßig ausgiebig bewegt wurden, waren körperliche Schäden und Untugenden selten – im Gegensatz zum heutigen Reitpferd, das oft nur eine Stunde am Tag bewegt wird. In einem Boxenstall stehen die Tiere alleine im Gebäude und haben teilweise einen Auslauf (Außenbox). In Deutschland überwiegt der Boxenstall als Haltungsform, weil er für den Reiter den Vorteil hat, dass das Tier schnell verfügbar und geringer verschmutzt ist.
Die Gruppenhaltung kann in Sammelboxen oder Laufställen erfolgen. Hierbei wird auch zwischen Warm- und Kaltstall oder Ein- und Mehrraumstall unterschieden. In einem Kaltstall herrscht das Außenklima vor, was aus Sicht der Krankheitsprävention vorzuziehen ist. Laufställe sind meistens mit einem Auslauf (auch Paddock) versehen und als Offenfrontstall gebaut. In einem Mehrraumstall sind die Funktionsbereiche Fressen, Liegen und Laufen getrennt.
Für weiter Informationen siehe auch: Pferdehaltung
Geflügel
Bei der Geflügelhaltung ist die Stallform ebenfalls stark von der Nutzungsrichtung abhängig.
Mastgeflügel
Zum Mastgeflügel zählen Hähnchen (auch: Broiler), Puten und wirtschaftlich weniger bedeutend Gänse, Enten, Tauben, Strauße und Wachteln. Die Ställe für Hähnchen und Puten unterscheiden sich nicht stark. Entweder werden die Tiere in geschlossenen Ställen mit Zwangslüftung oder in Ställen mit freier Lüftung (siehe auch Querlüftung) gehalten. Letztere werden Naturstall oder Louisianastall genannt. Der Boden ist hier nicht befestigt und wird mit einer ca. 35 cm dicken Schicht aus gehäckseltem Stroh oder Weichholzhobelspänen eingestreut. In der Längsrichtung sind die Versorgungseinrichtungen für Futter und Wasser angebracht, die nach Mastende hochgezogen werden, damit der Stall gereinigt werden kann. Der geschlossene Stall ist massiv gebaut, meist mit verdunkelten Fenstern und kann beheizt und gekühlt werden. Bei der Erwärmung wird entweder der ganze Raum geheizt oder nur punktuell die sogenannten Kükenringe. Es werden offene oder geschlossene Gasstrahler oder Heizkanonen eingesetzt. Gekühlt wird entweder mit sogenannten Cooling pads werden, wobei hier Wasser verdunstet oder mit der sogenannten Sprühkühlung, bei der feiner Wasserdampf durch Hochdruckanlagen erzeugt wird und verdunstet. Die Beleuchtung muss in Deutschland mindestens 20 Lux betragen, die Notfallbeleuchtung 2 Lux. Bei Neubauten muss die Einfallfläche für Tageslicht mindestens 3% der Stallgrundfläche betragen. Die Verwendung von blau-grünem Licht soll die Tiere beruhigen und Kannibalismus senken.
In der Putenmast können auch Sitzstangen, Strohballen oder erhöhte Ebenen als Strukturelemente im Stall aufgestellt werden. Aus der Sicht des Tierschutzes ist das wünschenswert (arttypisches Ruheverhalten, Beschäftigungsmaterial), aus arbeitswirtschaftlicher Sicht muss die Lösung gut durchdacht sein. Die Tiere dürfen auch nicht zu schwer sein, da sie sonst auf den Sitzstangen Ballengeschwüre und Defekte im Brustbereich bekommen können.
Legehennen
Folgende Formen der Legehennenhaltung können unterschieden werden:
In der Europäischen Union regelt eine Verordnung die Anforderungen an die Ställe. In Deutschland wurde diese Verordnung nicht 1:1 übernommen, sondern mit der Legehennenverordnung die Anforderungen verschärft.
Schafe und Ziegen
Die Einzeltierhaltung bei Schafe und Ziegen erfolgt nur noch selten, dabei werden diese mittels Ketten angebunden. Die Vorteile sind geringer Platzbedarf und gute individuelle Betreuung. Die Nachteile (Bewegungsmangel, fehlende Umweltreize) überwiegen aber, sodass diese Haltungsform aus Tierschutzsicht abzulehnen ist. Gruppenhaltung erfolgt im Boxenstall bei viel Platz und Gruppengrößen bis zu fünf Tiere. Vorteilhaft ist die Entwicklung der Lämmer, nachteilig ist der erhöhte Arbeitsaufwand. Als problematisch bei der Laufstallhaltung wird angesehen, dass unter den Ziegen Auseinandersetzungen mit Verletzungsfolge auftreten können. [2]. Das Futter wird im Trog (für Kraftfutter und Saftfutter) und einer Raufe (für Heu) angeboten. Tränkebecken sichern die Wasserversorgung. Größere Herden werden vorwiegend im Laufstall gehalten. Dabei können die Funktionsbereiche Fressen, Liegen und Laufen kombiniert sein, dann spricht man vom Einraumlaufstall. Beim Zweiraumlaufstall ist der Fressbereich erhöht und nicht eingestreut. Der Liegebereich kann ganz oder teilweise mit Rosten ausgestattet sein, dort wo keine Roste sind, kann auf den Holz- oder Betonboden Stroh eingestreut werden. Die Futterversorgung geschieht meistens am Fressgitter, welches aus verschiedenen Formen bestehen kann. Die Wasserversorgung ist wie im Boxenstall oder mit langen Trögen. Mit beweglichen Gattern kann der Stallraum unterteilt werden und so bestimmte Gruppen getrennt gehalten werden (z.B. laktierende und nicht-laktierende Tiere).
Neben- und Vorratsgebäude
Allgemein wird das Futter nah beim Stall gelagert, im besten Fall in separaten Räumen, damit bei staubigem Material die Stallluft nicht belastet wird und Feuchtigkeit aus dem Stall nicht das Futter verderben kann. In älteren bäuerlichen Ställen wird das Futter und die Einstreu oft im Dachboden über den Tieren gelagert. Es lässt sich von oben leichter an die benötigten Stellen transportieren und herabwerfen, trägt andererseits auch zur Wärmedämmung bei.
Bei großen Tierbeständen ist ein Büroraum sinnvoll, wo alle notwendigen Arbeiten direkt erledigt werden können. Ein weiterer Raum ist für Arbeitsgeräte vorzusehen.
Bei der Schweinehaltung mit großen Beständen ist besonderes die Trennung zwischen Stall und Außenbereich wichtig, um das Eintragen von Krankheitserregern zu verhindern. Man spricht auch vom Schwarz-Weiß-Prinzip. Dabei wird in einem speziellen Raum (Schleuse genannt) von der "normalen" Kleidung zur Stallkleidung gewechselt. Jeder, der den Stall betreten möchte, muss dann dort hindurch.
Siehe auch
Wiktionary: Stall – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenEinzelnachweise
- ↑ Michael Koch: Traditionelles Arbeiten mit Pferden. Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-7383-2, S. 20 f.
- ↑ Nina M. Keil u.a.: Laufstallhaltung für kleine Ziegenbestände. Einfache und kostengünstige Umbaulösungen. In: ART-Berichte. 727 (2010).
Literatur
- Reiner Brunsch, Otto Kaufmann, Thomas Lüpfert: Rinderhaltung in Laufställen. Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-4533-2
- Jens Marten: Pferdehaltung. AID, Bonn 1996. (AID, Band 1309)
- Dietbert Arnold: Pferdewirtprüfung [Bd.1] Stallklima. BOD, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-9960-7.
Weblinks
Commons: Ställe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Landwirtschaftsamt Baden-Württemberg: Planungshilfen für den Rinder-Stallbau. 2. August 2010.
Kategorien:- Bauform (Landwirtschaft)
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