- Fetale Inklusion
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Als foetus in foeto (lateinisch) oder auch fetus in fetu (andere lateinische Form, andere Deklination) wird ein sehr seltenes medizinisches Phänomen bezeichnet. Andere Bezeichnungen sind die Inclusio fetalis (lateinisch „der Einschluss des Fötus“) oder eingedeutscht die fetale Inklusion.
Hierbei entwickeln sich zunächst zwei Föten (Zwillinge) im Mutterleib. Anders als bei miteinander verwachsenden Siamesischen Zwillingen wird hier ein Fötus in den anderen einverleibt.
Gelegentlich kommt es durch bisher wenig erforschte Auslöserfaktoren (vielleicht durch Wachstumshormone oder Kanzerogene) nach Jahren oder Jahrzehnten vor, dass im überlebenden Zwilling noch erhaltene embryonale pluripotente Stammzellen beginnen, sich zu vermehren und sich unterschiedlich weit zu differenzieren, so dass im Körper des Überlebenden an untypischen Stellen (Bauchhöhle, Schädel) auf einmal Haare, Zähne oder anderes relativ gut ausdifferenziertes Gewebe vorgefunden werden kann, welches eventuell durch Beschwerden auffällt oder ein Zufallsbefund bei Untersuchungen aus anderem Grund (Ultraschall, Röntgenaufnahmen) oder bei einer Obduktion ist.
Es handelt sich um ein sehr seltenes Phänomen, das beispielsweise etwa 2003 in Kasachstan, im Juni 2005 in Bangladesch und im November 2006 in Chile auftrat. In den ersten beiden Fällen wurde der entwickelte, zwei Kilogramm schwere Fötus aus dem Bauch eines 7 Jahre beziehungsweise 16 Jahre alten Kindes herausoperiert, im letzteren Fall war der zehn Zentimeter große Fötus jedoch nur unvollständig entwickelt und wurde aus dem Bauch des ansonsten gesunden Jungen operativ entfernt. Der spektakulärste Fall ereignete sich 1999 in Indien bei dem 36-jährigen Sanju Baghat, aus dessen Bauch man einen teilweise ausdifferenzierten Menschen entfernte. Ein weiterer Fall wurde am 15. Mai 2008 in Griechenland bekannt. Dort wurde in der thessalischen Stadt Larissa einem neunjährigen Mädchen ein sechs Zentimeter langer Fötus aus dem Bauch operiert. Er war teilweise ausdifferenziert, mit langen Haaren, Wirbelsäule und Augen.
Weltweit sind etwa 90 Fälle bekannt.
Siehe auch
- Teratom
- Hamartom
- Ischiopagus parasiticus
- Eine ins Fantastische extrapolierte literarische Bearbeitung des Themas findet sich in Stephen Kings Roman Stark - The Dark Half.
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