Findlinge auf Rügen

Findlinge auf Rügen

Dieser Artikel dient der übersichtlichen Zusammenfassung der Findlinge um und auf Rügen. Bei einem Findling handelt es sich um einen heute meist einzeln liegenden sehr großen Steinblock, der durch Gletscher während der Eiszeiten in seine heutige Lage transportiert wurde. Vor der Etablierung der Eiszeittheorien rankten sich um die riesigen „Erratischen Blöcke“ viele Geschichten und Sagen. Gerade auf Rügen befindet sich wegen der speziellen Lage der Insel während der vergangenen Eiszeiten und durch die andauernde Küstenerosion eine große Menge interessanter Findlinge. Bereits in der Jungsteinzeit errichteten die Menschen aus Findlingen Großsteingräber, die auch auf Rügen noch zahlreich erhalten sind. Bis in das 19. Jahrhundert wurden viele der großen Findlinge als „Steinbruch“ benutzt, um aus ihnen Baumaterial für Denkmäler (z. B. 1854 die Preußensäulen bei Neukamp und Groß Stresow oder für den Ernst-Moritz-Arndt-Turm auf dem Rugard), Pflastersteine zur Straßenbefestigung und Mühlsteine zu gewinnen. Heute haben Findlinge einen anderen Stellenwert und gelten als erhaltenswerte Naturdenkmäler.

Die wichtigsten Daten zu den größten Findlingen auf der Insel Rügen können der untenstehenden Tabelle entnommen werden, weiterführende Informationen findet man in den jeweiligen Artikeln zu den einzelnen Findlingen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Der Uskam vor Sassnitz

Auf der Ostseeinsel Rügen und deren unmittelbarer Umgebung existieren besonders viele große Findlinge auf engem Raum. Zum einen gilt Rügen (speziell die Halbinsel Jasmund) als Gletscherstromscheide zwischen dem Beltstrom und dem Oderstrom der Weichseleiszeit, wodurch sich ein für Mittelmoränen typisches Geröllband entwickelt hatte und zum anderen sind viele Findlinge durch Küstenerosion (besonders durch die Meeresbrandung) freigelegt worden und heute an den Stränden der Steilküsten anzutreffen. Hier fielen sie im Laufe der Zeit aus der Geschiebemergelschicht, die an vielen Stellen während der Eiszeit der mächtigen Kreideschicht überlagert wurde. Die Hauptrichtung des Gletscherstroms kam von der relativ nahe gelegenen heutigen Insel Bornholm, weshalb einige der besonders großen Findlinge auf Rügen von dort stammen.

Findling, aus deren innerer Struktur und Zusammensetzung ihr Ursprungsgebiet bestimmbar ist, nennt man Leitgeschiebe. Die Herkunft lässt sich durch Angaben in der Geschiebebestimmungsliteratur, aber auch durch Vergleich mit Gesteinsproben aus dem Anstehenden ermitteln. Für Rügen existiert solch eine Nordische Sammlung an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Durch die Bestimmung der Herkunft dieser Großgeschiebe ließen sich die Richtungen der einzelnen Gletscherströme überhaupt erst ermitteln.

Zu den gesetzlich geschützten Geotopen gehören auf Rügen solche Findlinge aus kristallinem und metamorphem Gestein, die ein Mindestvolumen von 10 m³ haben.[1] Von den meisten Findlingen lässt sich allerdings das genaue Volumen nicht bestimmen, da sie normalerweise zu einem Teil im Boden verborgen sind. Die Größenangaben in der Liste beruhen daher auf den allgemein überlieferten Schätzungen, die auch von den meisten Geologen in ihren Veröffentlichungen verwendet werden. In der Liste ist zusätzlich das oberirdisch vermessene Volumen angegeben; der im Erdreich verborgene Teil ist hierbei also nicht berücksichtigt. Der Näherungsfaktor 0,6 korrigiert hierbei erfahrungsgemäß die Abweichung von der Quaderform.

Tabelle

Rang Geotopname Volumen/(oberirdisch)1) Masse Geotop G22) Ort
1. Findling Buskam 600 m³ (206 m³) 1600 t 83 bei Göhren (Nordstrand/östlich), 300 m vom Ufer entfernt in der Ostsee
2. Findling Nardevitz 104 m³ (71 m³) 281 t 75 400 m nördlich von Nardevitz auf dem Feld, von Büschen umwachsen
3. Findling Blandow 65 m³ (54,5 m³) 175 t 81 von Blandow (Bushaltestelle) aus Weg zum Strand und von dort ca. 200 m östlich im Wasser
4. Findling Siebenschneiderstein 61 m³ (32,5 m³) 165 t 68 am Gellort, 1 km nordwestlich vom Kap Arkona
5. Findling Schwanenstein 60 m³ (54 m³) 162 t 73 100 m östlich des Hafens von Lohme im Wasser
6. Findling Uskam (Klein Helgoland) 41 m³ (40,5 m³) 110 t 66 370 m ostnordöstlich des Sassnitzer Kurplatzes (Konzertmuschel), 15 m vom Ufer entfernt im Wasser
7. Findling Jastor 34 m³ (32,5 m³) 91 t 537 an der Zufahrt zum neuen Fährhafen Sassnitz
8. Findling Opferstein von Quoltitz 27 m³ (14,5 m³) 73 t 72 1 km nordöstlich der Wüstung Quoltitz vor dem NSG links unter Bäumen
9. Findling Jasmund 27 m³ (21 m³) 73 t 82 NP Jasmund, am Strand zwischen Kollicker Ort und Kollicker Bach
10. Findling Möwenstein (Ummanz) 27 m³ (13,5 m³) 73 t 91 Befindet bei Tankow auf der Insel Ummanz direkt hinter dem Deich auf der Weide
(Vogelschutzgebiet!)

1) Überirdisch vermessener Anteil nach der Formel Länge × Breite × Höhe × 0,6 (Näherungsfaktor)
2) Die in Mecklenburg-Vorpommern gesetzlich geschützten Geotope sind beim Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie in einem Kataster zusammengefasst. Sie sind mit der Signatur „G2“ und einer Nummer eindeutig gekennzeichnet.

Siehe auch

Literatur

  • Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Geschützte Findlinge der Insel Rügen. Greifswald 2005. (fachliche Kompetenz: Institut für Geographie und Geologie, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald)

Quellen

  1. Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern Findlinge

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