- Fischerschach
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Chess960, ursprünglich auch Fischer Random Chess genannt, ist eine von Schach-Großmeister Bobby Fischer entwickelte Schachvariante mit 960 möglichen unterschiedlichen Ausgangsstellungen. Genaugenommen ist es eine Verallgemeinerung des Schachspiels durch eine fast beliebige Anordnung der bekannten Schachfiguren auf der Grundreihe jeder Partei.
Zum ersten Mal vorgestellt wurde diese Variante am 19. Juni 1996 in Buenos Aires. Fischers Ziel war es, eine Schachvariante zu entwickeln, die mehr Gewicht auf die Kreativität und das Talent des Spielers legte, als auf das Auswendiglernen und Analysieren von Eröffnungen. Dies sollte durch zufällige Eröffnungsstellungen erreicht werden, die ein Auswendiglernen von Eröffnungszügen wenig hilfreich erscheinen lassen.
Die Regeln für Chess960 wurden 2009 vom Weltschachverband FIDE als Bestandteil der Schachregeln in ihr Regelwerk („Laws of Chess“, Anhang F) aufgenommen.
Inhaltsverzeichnis
Eröffnungsstellungen
a b c d e f g h 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 a b c d e f g h Eine der 960 möglichen Startpositionen. Die Eröffnungsstellungen im Chess960 müssen die folgenden Regeln erfüllen:
- Die weißen Bauern stehen auf ihren üblichen Positionen.
- Alle übrigen weißen Figuren stehen in der ersten Reihe.
- Der weiße König steht zwischen den weißen Türmen.
- Ein weißer Läufer steht auf weiß, der andere auf schwarz.
- Die schwarzen Figuren werden entsprechend den weißen spiegelsymmetrisch platziert. Steht zum Beispiel der weiße König auf b1, so wird der schwarze König auf b8 gestellt.
Die Anzahl von 960 möglichen Startpositionen ergibt sich aus kombinatorischen Überlegungen: Für jeden Läufer gibt es 4 mögliche Felder; nach deren Positionierung bleiben für die Dame noch 6, dann für die beiden Springer 5 bzw. 4 Möglichkeiten. Der Rest ist zwingend, da der König zwischen den beiden nicht unterscheidbaren Türmen steht. Bei Unterscheidbarkeit der Springer ergäben sich somit 4×4×6×5×4 = 1920 mögliche Eröffnungspositionen. Da aber auch die Springer nicht unterscheidbar sind, ist diese Zahl noch zu halbieren, was dann zu den 960 Variationen führt.
Ist die Eröffnungsstellung erst einmal gefunden, wird praktisch eine normale Schachpartie gespielt. Alle Figuren folgen den aus dem normalen Schach bekannten Regeln.
Rochaden
Rochaderegeln
Wie im normalen Schach ist es auch im Chess960 jedem Spieler einmal pro Spiel erlaubt zu rochieren. Da die Positionen des Königs und der Türme nicht den regulären Positionen entsprechen müssen, muss die Rochade neu definiert werden:
- Nach der c-Rochade (entspricht der langen Rochade) steht der König auf der c-Linie, der rochierende Turm auf der d-Linie.
- Nach der g-Rochade (entspricht der kurzen Rochade) steht der König auf der g-Linie, der rochierende Turm auf der f-Linie.
- Das bedeutet, dass die Endpositionen der beteiligten Figuren jeweils genau denen der zugehörigen Positionen im normalen Schach entsprechen.
- Entgegen der sonst üblichen Einschränkung, dass der König bei der Rochade kein besetztes Feld überschreiten darf, darf er beim Chess960 das Feld überschreiten, auf dem der rochierende Turm gestanden hat. Dies ist allerdings die einzige Figur, deren Platz der König bei der Rochade überqueren darf.
Weiter gelten diese herkömmlichen Regeln:
- Alle Felder zwischen Start- und Zielfeld (inklusive) von König und rochierendem Turm müssen frei von weiteren Figuren sein.
- Ein Spieler darf nur dann rochieren, wenn zuvor weder der betreffende Turm noch der König bewegt wurden.
- Der König darf weder vor noch nach der Rochade im Schach stehen und kein bedrohtes Feld überqueren.
Als Folgerung erhält man:
- Jeder Spieler kann höchstens einmal pro Spiel rochieren.
- Entspricht die Eröffnungsposition der des normalen Schach, so sind auch die normalen Rochaderegeln gültig.
- König und Turm können keine Figuren überspringen, außer sich gegenseitig.
- Durch die Rochade kann keine Figur geschlagen werden.
- In einigen Eröffnungspositionen können nach der Rochade Positionen besetzt sein, die beim normalen Schach frei sind. (Zum Beispiel kann die a-Linie nach der großen Rochade besetzt sein.)
- In einigen Eröffnungspositionen kann es vorkommen, dass nur der Turm oder nur der König bei der Rochade gezogen wird. Dies tritt auf bei Ta1/b1, Kc1; Th1, Kg1 bzw. Ke1, Td1; Ke1, Tf1
- Es ist möglich, dass König und Turm bei der c-Rochade in die gleiche Richtung ziehen. Dies tritt auf bei Kb1,Ta1 ; Kf1,Te1 und Kg1,Te1/f1 (bzw. entsprechend auf der 8. Reihe)
Der Rochadevorgang
Beim Spiel mit einem menschlichen Gegner an einem physischen Brett wird empfohlen, dass der König bei der Rochade erst außerhalb des Bretts neben sein zukünftiges Feld gestellt wird, dann der Turm auf seine Endposition gesetzt und abschließend der König auf seine Endposition gesetzt wird. Diese Regel ist leicht zu befolgen und zeigt den geplanten Zug unmissverständlich an.
Inzwischen besteht eine Regelung der WNCA, dass bei der Rochadeausführung die Berührungsreihenfolge keine Rolle spielt. Alle an einem Zug beteiligten Figuren dürfen beliebig berührt werden. Bei Rochaden sind das König und Turm, bei Schlagzügen sind es ziehende Figur und Beutefigur. Gerade bei Spielern, die sich neu mit Chess960 befassen, kann es jedoch angebracht sein, eine Rochade anzukündigen, um so Missverständnissen vorzubeugen. Wird mit einer Schachuhr gespielt, so kann das Drücken der Uhr als Zeichen gelten, dass ein Rochadezug nun vollständig ausgeführt wurde.
Mehrdeutigkeiten der Rochaderegeln
Viele Publikationen der Rochaderegeln scheinen unglücklicherweise mehrdeutig zu sein. Zum Beispiel schreiben die Erstpublikationen von Eric van Reem und chessvariants.com nicht ausdrücklich vor, dass die Felder zwischen dem König und seiner neuen Position frei sein müssen. Als Resultat meinten einige Spieler, die sich darauf stützten, dass der König bei der Rochade andere Steine überspringen dürfe.
2003 befragte David A. Wheeler viele aktive „Fischer Random Chess“-Spieler, unter ihnen Eric van Reem, Hans-Walter Schmitt und R. Scharnagl, um so die exakten Regeln zu ermitteln. Alle waren sich einig, dass der König kein besetztes Feld queren dürfe, mit Ausnahme des Feldes des rochierenden Turms.
Schon im klassischen Schach ist eine Rochade solange untersagt, wie eine Figur zwischen König und Turm steht. Da das Chess960 eine kompatible Obermenge des herkömmlichen Schachspiels darstellt, dürfen also bei einer Rochade weder dritte Figuren übersprungen noch etwa geschlagen werden.
Rochade bei Spiel auf Computern oder Schachservern
Bei Spielen am Computer gegen ein Programm oder auf einem Schachserver ist normalerweise ein gesonderter Menüeintrag oder eine Schaltfläche für die kurze und lange Rochade vorhanden. Auch erkennen gute Schachprogramme bei einigen Zügen des Königs, dass nur eine Rochade gemeint sein kann, und komplettieren den Zug von sich aus. Folgende Gesten werden empfohlen: der König zieht auf sein mindestens zwei Schritte weit entferntes Rochadezielfeld oder aber ansonsten auf den beteiligten Turm, um somit Verwechslungen mit möglichen einfachen Königszügen zu vermeiden. Bei einigen Programmoberflächen ist auch die textuelle Eingabe der Rochade als "0-0" oder "0-0-0" möglich.
Es existieren verschiedene Ansätze, einem Programm über seine GUI eine Rochade eindeutig zu signalisieren. Eine klare Regelung findet sich z.B. in SMIRF: ist das Zielfeld des Königs mindestens zwei Felder entfernt, so zieht der König dorthin, andernfalls 'schubst' der König kurz den beteiligten Turm zur Rochade.
Falls elektronische Schachbretter, die anhand von Sensoren die Positionen der Figuren erkennen, verwendet werden, sollte man erst König und Turm vom Brett nehmen und sie anschließend auf ihre neuen Positionen stellen.
Das Spiel
Die Untersuchung der Eröffnungen von Chess960 steckt noch in den Kinderschuhen, aber es gibt auch hier einige fundamentale Grundregeln. Dazu gehören die Grundsätze:
- Schütze deinen König!
- Kontrolliere die zentralen Felder!
- Entwickle deine Figuren schnellstmöglich, beginnend mit den niederwertigsten!
- Einige Eröffnungspositionen haben ungeschützte Bauern, auf deren Schutz man besonders achten sollte.
Es wurden Stimmen laut, die argumentieren, dass mit jeder Eröffnungsposition zwei Spiele mit Farbwechsel für die Spieler gemacht werden sollten, da einige Eröffnungspositionen für Weiß sehr vorteilhaft sein könnten.
Die Notation
Da die Eröffnungsposition in der Regel eine andere ist als im normalen Schach, muss sie in der Notation mit vermerkt werden.
Spiele, die mittels der Portable Game Notation (PGN) notiert werden, können die Eröffnungsposition mit Hilfe der Forsyth-Edwards-Notation (FEN) als Wert des „FEN“-Tags, festhalten. Die Rochade wird, wie im normalen Schach, als O-O bzw. O-O-O notiert.
Es wird behauptet, um „Fischer Random Chess“-Partien in PGN korrekt zu notieren, müsse ein zusätzliches „Variant“-Tag gesetzt werden, um die Regeln zu identifizieren. Das stimmt so nicht, und es spiegelt nur Unzulänglichkeiten des Winboard-Protokolls wider. Tatsächlich ist es ausreichend, das „SetUp“-Tag in Verbindung mit dem „FEN“-Tag zur eindeutigen Charakterisierung z.B. einer Chess960-Startposition zu benutzen. Traditionelle Partien sind bereits am Fehlen dieses Tags zu erkennen. Aus den in einer FEN kodierten Rochaderechten ist eindeutig zu bestimmen, ob es sich um die künstlichen Winboard Varianten „normal“, „nocastle“ oder „fischerandom“ handelt. Wenn ein Schachprogramm diese Informationen möglicherweise nicht auswertet, liegt es also nicht etwa an der PGN.
Ein Beispiel: [SetUp „1“] [FEN „nrbbkqnr/pppppppp/8/8/8/8/PPPPPPPP/NRBBKQNR w KQkq - 0 1“]
Rochaderechte in der FEN betreffen gewöhnlich den äußerst stehenden Turm einer betroffenen Seite. FEN ist dazu in der Lage, alle möglichen Eröffnungspositionen von Fischer Random Chess zu erfassen. Aber sie schafft es nicht, alle jene Positionen einer Partie zutreffend zu kodieren, bei denen zwei Türme auf einer Seite des Königs stehen, und eine Rochade speziell mit dem inneren Turm zulässig ist. Es wurde eine Modifikation von FEN (X-FEN) entwickelt, um dieses Problem zu lösen, indem nur in genau solchen Fällen der Spaltenbuchstabe (groß bei Weiß) das zugehörige traditionelle Symbol („K“, „k“, „Q“ oder „q“) ersetzt. Diese abwärts kompatible Erweiterung führt dazu, dass die Darstellungen der 18 Pseudo-FRC Startstellungen (König und Türme auf traditionellen Positionen) gleich bleiben.
Methoden zur Ermittlung der Startposition
Es gibt viele Methoden, die Eröffnungsstellung auszulosen. Bei großen Turnieren wird einfach mit einem Computer (oder Würfeln) eine Zufallszahl zwischen 1 und 960 ermittelt und daraus eine Stellung abgeleitet. Diese Startposition wird dann etwa für alle Teilnehmer sichtbar an eine Wand projiziert und damit bekanntgegeben.
Für einzelne Partien wurde auch bereits eine Schachuhr auf den Markt gebracht, die auf Knopfdruck eine zufällige Startposition für Chess960 anzeigt.[1]
IDs für Startpositionen
Jede Eröffnungsposition im Chess960 besitzt eine eindeutige numerische ID. Folgende Methode weist jeder möglicher Startposition eine ID zwischen 0 und 959 zu und umgekehrt. In jedem der folgenden Schritte wird eine Ganzzahldivision mit Rest durchgeführt, der Rest wird in dem Schritt zur Positionierung einer oder mehreren Figuren verwendet, das Ergebnis dient als Zahl für den nächsten Schritt. Startzahl für den ersten Schritt ist die ID, eine Zahl zwischen 0 und 959 (jeweils einschließlich).
- Zuerst wird die ID durch 4 dividiert. Der Rest ergibt die Position des weißen Läufers: 0=b, 1=d, 2=f, 3=h.
- Das Ergebnis wird nochmals durch 4 dividiert. Der Rest ergibt die Position des schwarzen Läufers: 0=a, 1=c, 2=e, 3=g.
- Das Ergebnis wird nun durch 6 dividiert. Der Rest ergibt die Anzahl der freien Felder von links gezählt, bis die Dame gesetzt wird. Befindet sich beispielsweise auf dem zweiten und dritten Feld (b- und c-Reihe) die Läufer und beträgt der Rest der Division 2, wird die Dame auf das fünfte Feld von links gesetzt (e-Reihe).
- Die Ganzzahlquotient der letzten Division liegt zwischen 0 und 9 einschließlich. Der Wert gibt die Position der verbleibenden Figuren an.
Die Zuordnung geht einfach von links nach rechts über die freien Felder:
Ganzzahlquotient Anordnung der verbliebenen Figuren 0 Springer Springer Turm König Turm 1 Springer Turm Springer König Turm 2 Springer Turm König Springer Turm 3 Springer Turm König Turm Springer 4 Turm Springer Springer König Turm 5 Turm Springer König Springer Turm 6 Turm Springer König Turm Springer 7 Turm König Springer Springer Turm 8 Turm König Springer Turm Springer 9 Turm König Turm Springer Springer Umgekehrt kann die ID wie folgt aus der Startposition berechnet werden:
- ID = (Position des weißen Läufers (b=0, d=1, f=2, h=3)) +
-
- 4 × (Position des schwarzen Läufers (a=0, c=1, e=2, g=3)) +
- 16 × (Position der Dame, von links bei 0 beginnend gezählt und Läufer ausgelassen) +
- 96 × (Code)
Die normale Schach-Startposition errechnet man damit beispielsweise folgendermaßen:
- ID = (2, weißer Läufer auf f) +
-
- 4 × (1, schwarzer Läufer auf c) +
- 16 × (2, Dame auf d, Läufer auf c auslassend) +
- 96 × (5, Code)
- = 518
Computerprogramme können mit Hilfe dieses Algorithmus leicht eine zufällige Startposition ermitteln, indem sie eine Zufallszahl im Bereich 0 bis 959 erzeugen und die zugehörige Aufstellung daraus generieren.
Mit einem Würfel
Hans L. Bodlaender schlug folgende Methode vor, um die Eröffnungsstellung mit nur einem Würfel auszuwürfeln:
- Der erste Wurf gibt das Feld für den schwarzfeldrigen Läufer von Weiß vor. Dabei werden die schwarzen Felder entsprechend der Augenzahl von links beginnend gezählt (a1, c1, e1, g1). Da die Würfe 5 und 6 keine Entsprechungen haben, werden sie wiederholt.
- In derselben Weise wird anschließend der weiße Läufer positioniert. Hierbei entsprechen die Felder b1, d1, f1, h1 den Würfen 1 ,2, 3, 4.
- Der nächste Wurf gibt, wieder von links gezählt, die Position der Dame auf den verbliebenen freien Feldern an.
- Die nächsten Würfe positionieren die Springer auf den verbliebenen freien Feldern. Für den ersten Springer muss bei einer 6 erneut geworfen werden, für den zweiten bei 5 und 6.
- Zum Schluss wird ein weißer Turm auf das von links erste freie Feld gestellt, der König auf das zweite und ein Turm auf das verbliebene letzte Feld.
Mit dieser Methode lassen sich 960 verschiedene Eröffnungspositionen erzeugen, die mit gleicher Wahrscheinlichkeit auftreten. Eine dieser Positionen ist die normale Schacheröffnungsposition, die dann zu einem normalen Schachspiel führt.
Lottofee
David J. Coffin regte folgende Methode an, die keine Computer, Münzen, Würfel oder Tabellen benötigt:
- Ziehe die 8 Figuren nacheinander aus einem nicht einsehbaren Beutel (hier kommt die Lottofee ins Spiel), und stelle sie in der Reihenfolge, in der sie gezogen werden auf die Felder a1 bis h1!
- Wenn die Läufer auf derselben Farbe stehen, vertausche das am weitesten links stehende Paar aus a1-b1, c1-d1 und e1-f1, das einen Läufer enthält.
- Wenn der König nicht zwischen den Türmen steht, tausche die Positionen von König und nächststehendem Turm.
Auf diese Art können zwar alle möglichen Eröffnungspositionen gezogen werden, aber nicht alle haben die gleiche Wahrscheinlichkeit. Die stochastische Analyse zeigt, dass die Eröffnungen mit den Läufern auf a1-b1, c1-d1, e1-f1 oder g1-h1 lediglich halb so wahrscheinlich sind wie die übrigen Positionen.
Auch R. Scharnagl hat eine Methode, um den Fall zweier gleichfarbiger Läufer bei der Methode Lottofee zu korrigieren, bestätigt aber, dass auch seine Methode nicht für gleiche Wahrscheinlichkeiten aller möglichen Positionen sorgen kann. Er gibt aber auch zu bedenken, dass das Hauptziel von Fischer Random Chess trotzdem erreicht werde.
Eine stochastisch korrekte Methode, mit gleichfarbigen Läuferfeldern umzugehen, stammt von David Wheeler: Erst wird durch zufällige Wahl zwischen linkem und rechtem Läufer (zum Beispiel durch Wahl eines Bauern aus verdeckten Händen) entschieden, welcher Läufer umziehen muss. Anschließend wird das zugehörige Feld der anderen Farbe ermittelt, indem die schwarzen Figuren in den Beutel geworfen werden und ein einmaliges Ziehen dann festlegt, welche Position der Läufer erhält, zum Beispiel durch die Zuordnung Turm = 1. Feld, Springer = 2. Feld, Läufer = 3. Feld und Dame oder König = 4. Feld.
Es wurden viele andere Methoden zur Ermittlung der Eröffnungsposition gefunden, aber viele haben das Problem, dass nicht alle möglichen Positionen gleich wahrscheinlich sind.
Nicht zufällige Setups
Die Eröffnungsposition muss nicht unbedingt zufällig sein. Es kann zum Beispiel eine Turnieraufstellung festgelegt werden, oder die Spieler einigen sich auf eine Eröffnungsposition.
Edward Northam empfahl folgendes Vorgehen, um die Eröffnungsposition ohne Hilfsmittel erzeugen zu können:
- Läufer, Springer und Dame werden aussortiert.
- Die Spieler - Schwarz zuerst - nehmen abwechselnd nach Belieben eine der Figuren und stellen sie auf einen freien Platz. Die einzige Einschränkung ist, dass der zweite Läufer nicht auf derselben Farbe aufgestellt werden darf wie der erste.
- Nachdem alle fünf Figuren platziert worden sind, wird der König auf das mittlere der drei verbleibenden freien Felder gesetzt und die Türme auf die übrigen beiden.
Ein Vorläufer dieses Verfahrens war 1921 das Freischach, das von Erich Brunner entwickelt wurde.
Geschichte
Das erste „Fischer Random Chess“-Turnier wurde 1996 in Jugoslawien gespielt und wurde von Péter Lékó gewonnen.
2001 erwarb sich Lékó - durch einen Sieg gegen Michael Adams in einem 8-Partien-Match im Rahmen der Mainzer Chess Classic - das Recht, 2003 um die Weltmeisterschaft zu spielen. Für dieses Match gab es keine Qualifikation (die es auch bei den ersten normalen Schachweltmeisterschaften nicht gab), aber beide Spieler waren zu dieser Zeit unter den besten 5 der normalen Schach-Weltrangliste. Lékó wurde ausgewählt, da er zum einen viele Neuerungen in die Schachtheorie eingebracht hatte und zum anderen Sieger des vorjährigen Turniers war. Dazu hatte er mit Fischer selbst Fischer Random Chess gespielt. Adams wurde gewählt, weil er die Weltrangliste im Blitzschach anführte und als extrem starker Spieler in ungewöhnlichen Situationen galt. Das Match endete denkbar knapp mit 4,5 : 3,5.
2002 veranstalteten bei den Chess Classic in Mainz die Chess Tigers ein Chess960 Open mit über 130 Teilnehmern und über 50 Titelträgern. Einer von ihnen war kein Geringerer als Peter Swidler. Er strauchelte zwar zu Beginn des Turniers, doch nach einer furiosen Aufholjagd hievte er sich noch auf Platz 1 und qualifizierte sich so für ein offizielles Match um die Weltmeisterkrone. Zudem wurde 2002 Fischer Random Chess / Chess960 auch von ChessVariants.com zur "Recognized Variant of the Month" für April 2002 gewählt und der jugoslawische Großmeister Svetozar Gligorić veröffentlichte sein Buch Shall We Play Fischerandom Chess?, das dieser Variante zu mehr Popularität verhalf.
Ein Jahr später wurde dann im Rahmen der Chess Classic die erste offizielle Chess960-Weltmeisterschaft zwischen Peter Swidler und Péter Lékó ausgetragen, welche der Russe mit 4,5 : 3,5 für sich entschied. Das parallel laufend Chess960-Open zog 179 Spieler an, darunter 50 Großmeister. Es wurde von Levon Aronian, dem in Deutschland lebenden Armenier und Juniorenweltmeister von 2002, gewonnen. Dieser erwarb sich so das Recht den ersten offiziellen Chess960-Weltmeister der Geschichte im kommenden Jahr zu fordern.
Swidler verteidigte im Rahmen der Mainzer Chess Classic 2004 seinen Weltmeistertitel gegen Levon Aronian durch einen 4,5 : 3,5-Erfolg wieder denkbar knapp. Beim offenen Chess960-Turnier (dem FiNet-Open) nahmen 207 Schachspieler teil. Sieger wurde Zoltán Almási aus Ungarn, der damit 2005 gegen den nun schon zweifachen Weltmeister Swidler spielen durfte.
Und auch 2005 wiederholte sich die Geschichte, als Swidler mit 4,5 : 3,5 gegen Almasi siegte und damit den Hattrick schaffte. Als sein Herausforderer hat sich Levon Aronian qualifiziert, da er wiederum das FiNet-Open gewann und so 2006 einen zweiten – diesmal erfolgreichen – Versuch hatte, Chess960-Weltmeister zu werden. Parallel wurde 2005 die erste Chess960 Computer-Weltmeisterschaft ausgetragen, die überraschend das Programm Spike von Ralf Schäfer und Volker Böhm gewann.
Im Jahr 2006 wurde Swidler von seinem Herausforderer Aronian 5 : 3 besiegt, so dass Aronian Chess960-Weltmeister ist. Die Computer-Weltmeisterschaft wurde in diesem Jahr von Shredder gewonnen.
2007 verteidigte Aronian bei den Mainz Chess Classic erfolgreich seinen Titel gegen Viswanathan Anand, während Victor Bologan das Chess960-Open gewann. Rybka siegte bei der Chess960-Computer-Weltmeisterschaft.
2008 verteidigte Rybka seinen Chess960-Computer-Weltmeistertitel.
Weltmeister
Name Zeitraum Land Peter Leko inoffiziell 2001–2003 Ungarn Peter Svidler 2003–2006 Russland Levon Aronian seit 2006 Armenien Namensgebung
Diese Schachvariante ist unter verschiedenen Namen bekannt. Unter den ersten Namen, die ihr gegeben wurden, sind Fischer Random Chess und Fischerandom Chess.
Hans-Walter Schmitt (Vorsitzender der Frankfurt Chess Tigers e.V.) ist ein Verfechter dieser Schachvariante und er startete die Suche nach einem neuen Namen, der die folgenden Voraussetzungen erfüllen sollte:
- Er sollte keinen Bestandteil des Namens eines Großmeisters tragen.
- Er sollte keine negativ besetzten oder schwammigen Begriffe wie Random oder Freestyle enthalten.
- Er sollte weltweit verstanden werden.
Als Ergebnis dieser Suche wurde der neue Name Chess960 gefunden, abgeleitet von der Zahl möglicher Eröffnungspositionen.
Inzwischen sind die Begriffe Fischer Random Chess oder Fischerandom Chess weniger gebräuchlich als der neue Name Chess960.
Zwei-Tabellen-Darstellung
Das Chess960-Nummerierungs-Schema findet eine einfache Darstellung in Form zweier Tabellen. Zudem existiert eine direkte Ableitung von Startstellungen aus der jeweiligen Nummer von 1 bis 960.
Funktionsweise
Die beiden Tabellen dienen der raschen Zuordnung beliebiger Chess960-Startpositionen auf der Grundreihe von Weiß zu ausgelosten Zahlen zwischen 1 und 960 (bzw. 0 und 959). Suchen Sie zuerst in der Königstabelle dieselbe oder die nächst kleinere Nummer heraus. Bestimmen Sie dann die Differenz (0 bis 15) zur gelosten Zahl und bestimmen Sie in der Läufertabelle die dazu passende Läuferaufstellung. Platzieren Sie nun zuerst die beiden Läufer entsprechend auf die erste Grundreihe, sodann die sechs Figuren aus der gefundenen Zeile der Königstabelle auf die sechs dort verbliebenen freien Plätze. Die schwarzen Figuren werden abschließend spiegelsymmetrisch zur Grundreihe von Weiß aufgestellt.
Beispiel: Wir betrachten die Startposition 518. In der Königstabelle finden wir die Nr. 512 „TSDKST“. Für den Restwert 6 finden wir in der Läufertabelle an Nr. 6 „--L--L--“. Insgesamt ergibt sich also hierdurch für die SP-518 = 512+6 die bekannte Aufstellung „TSLDKLST“ für Weiß aus dem traditionellen Schach.
Königstabelle
Max. Positionierungs-Sequenz der übrigen Figuren 0 D S S T K T 336 S T K D T S 672 D T K S S T 16 S D S T K T 352 S T K T D S 688 T D K S S T 32 S S D T K T 368 S T K T S D 704 T K D S S T 48 S S T D K T 384 D T S S K T 720 T K S D S T 64 S S T K D T 400 T D S S K T 736 T K S S D T 80 S S T K T D 416 T S D S K T 752 T K S S T D 96 D S T S K T 432 T S S D K T 768 D T K S T S 112 S D T S K T 448 T S S K D T 784 T D K S T S 128 S T D S K T 464 T S S K T D 800 T K D S T S 144 S T S D K T 480 D T S K S T 816 T K S D T S 160 S T S K D T 496 T D S K S T 832 T K S T D S 176 S T S K T D 512 T S D K S T 848 T K S T S D 192 D S T K S T 528 T S K D S T 864 D T K T S S 208 S D T K S T 544 T S K S D T 880 T D K T S S 224 S T D K S T 560 T S K S T D 896 T K D T S S 240 S T K D S T 576 D T S K T S 912 T K T D S S 256 S T K S D T 592 T D S K T S 928 T K T S D S 272 S T K S T D 608 T S D K T S 944 T K T S S D 288 D S T K T S 624 T S K D T S 960 D S S T K T 304 S D T K T S 640 T S K T D S 320 S T D K T S 656 T S K T S D Läufertabelle
Rest Positionierung der Läufer a b c d e f g h 0 L L - - - - - - 1 L - - L - - - - 2 L - - - - L - - 3 L - - - - - - L 4 - L L - - - - - 5 - - L L - - - - 6 - - L - - L - - 7 - - L - - - - L 8 - L - - L - - - 9 - - - L L - - - 10 - - - - L L - - 11 - - - - L - - L 12 - L - - - - L - 13 - - - L - - L - 14 - - - - - L L - 15 - - - - - - L L Nummer zu gegebener Position
Die beiden Tabellen sind auch dazu geeignet, aus einer gegebenen Aufstellung die zugehörige Positionsummer abzuleiten. Liegt beispielsweise die Sequenz „TLLKSSDT“ vor, so zerlegt man sie in die Läufer-Positionierung „-LL-----“, für die man den Index 4 findet, und in die Folge der übrigen Figuren „TKSSDT“, welcher die Zahl 736 zugeordnet ist. Insgesamt ergibt sich also als Summe aus 736 + 4 die Positionsnummer 740.
Literatur
- Reinhard Scharnagl: Fischer-Random-Schach (FRC / Chess960). ISBN 3-8334-1322-0
Einzelnachweise
Weblinks
- Frankfurt Chess Tigers Chess960 Förderer (englisch/deutsch)
- FIDE Laws of Chess (gültig ab 1. Juli 2009) mit der Regeln für Chess960
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