Flammöl

Flammöl
Amerikanische Soldaten mit Flammenwerfer im Zweiten Weltkrieg

Der Flammenwerfer ist eine Kriegswaffe aus der Gruppe der Brandwaffen, die dazu dient, einen langen Strahl einer brennenden Flüssigkeit unter hohem Druck auf ein Ziel zu sprühen. Die Waffe wurde bereits in der Antike verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau und Funktionsprinzip

Deutsche Truppen 1917 an der Westfront mit Flammenwerfer
Kanadischer Wasp-Flammenwerferpanzer aus dem Zweiten Weltkrieg

Ein Flammenwerfer besteht prinzipiell aus zwei meist auf dem Rücken getragenen zylindrischen Tanks; einem größeren, in dem sich das Flammöl befindet, und einem kleineren, nur etwa halb so großen Druckgasbehälter, mit dem Treibgas. Abweichend hiervon existieren auch Modelle mit drei Tanks, bei denen das Flammöl einfach auf zwei Behälter aufgeteilt ist, um eine symmetrischere Gewichtsverteilung und kompaktere Bauweise zu erreichen, aber auch Modelle, bei denen ein Tank kugelförmig ist und der zweite als Röhre um die Kugel gewickelt ist. Bei einigen Zündsystemen kann auch eine zusätzliche kleine Gasflasche (ca. 0,5 l) zur Speisung der Zündflamme erforderlich sein.

Als Treibgas finden in der Regel Druckluft, Kohlendioxid oder auch Stickstoff Verwendung. Es werden aber auch brennbare Gase wie Propan und Butan eingesetzt, wobei dann das Treibgas gleichzeitig zur Speisung der Zündflamme verwendet wird. Die mancherorts angegebene Nutzung von Wasserstoff als Treibgas beruht jedoch auf einem Missverständnis im Zusammenhang mit dem Wasserstoff-Zündsystem des Standardflammenwerfers FmW 41 der deutschen Wehrmacht.

Das Flammöl besteht im einfachsten Fall aus gewöhnlichem Dieselkraftstoff oder leichtem Heizöl. Benzin ist im reinen Zustand ungeeignet, da es zu schnell verbrennt. Dieselöl brennt länger und heißer, und obwohl damit bereits ein zufriedenstellender Betrieb des Flammenwerfers möglich ist, wird in der Regel ein weiter optimiertes Gemisch verwendet. So werden zum Beispiel Benzin oder Kerosin zugesetzt, um den relativ hohen Flammpunkt des Diesel - oder Heizöles herabzusetzen, damit ein zuverlässiges Durchzünden, auch bei sehr niedrigen Temperaturen oder widrigen Witterungseinflüssen, gewährleistet ist. Gleichzeitig werden dem Flammöl Verdickungsmittel zugesetzt, um ein vorzeitiges Zerstäuben zu verhindern und damit die Wurfweiten zu vergrößern. Dadurch wird auch bessere Haftfähigkeit an Panzerfahrzeugen erreicht. Die Eigenschaften der Brennflüssigkeit nähern sich dabei denen von Napalm an.

Ein druckfester, mineralölbeständiger Gummischlauch, der oft mit einem schützenden Metallgeflecht überzogen ist, verbindet die Tanks mit dem entfernt einem Gewehr ähnelnden Brenner. Im Brenner selbst befindet sich ein selbstschließendes Ventil, ein Abzugsmechanismus und am Ende eine Düse mit einer Zündvorrichtung.

Wenn das Ventil durch den Abzug geöffnet wird, drückt das Treibgas das Flammöl durch den Schlauch ins Flammenrohr, an dessen Ende es beim Austritt aus der Düse vom Zündsystem entzündet wird.

Reichweite und Kapazität

Flammenwerfer auf einem US-Kampfboot in Vietnam

Die Reichweite eines Flammenwerfers ist abhängig von der Mündungsgeschwindigkeit des Flammöls, der Zusammensetzung und Konsistenz des Flammöls sowie vom Öldurchsatz der Düse. Die Mündungsgeschwindigkeit hängt wiederum vom Treibgasdruck im Behälter und der Länge des Schlauches ab. Auch Windrichtung und -geschwindigkeit haben einen erheblichen Einfluss auf die Reichweite.

Flammenwerfer von 1915 hatten eine Aktionszeit von bis zu drei Minuten und eine Reichweite von ca. 20 m.

Die effektive Schussweite eines frühen Ein-Mann-Tornister-Flammenwerfers liegt etwa zwischen 20 und 25 m, die maximale Reichweite bei ca. 30 m. Während des Kalten Krieges entwickelte Tornister-Modelle wie der sowjetische LPO-50 hatten Reichweiten bis etwa 70 m, wobei hier keine Treibgasflasche benutzt wurde, sondern der Flammstoff von einem pyrotechnischen Gasgenerator aus dem Tornister gedrückt wurde.

Die Reichweite größerer und schwererer Modelle, z. B. bei ortsfest installierten Flammenwerfern oder bei Flammpanzern, kann allerdings auch bis zu 100 m betragen.

Die Kapazität vieler im Zweiten Weltkrieg üblichen Modelle reichte je nach Länge des einzelnen Flammstoßes für 2 bis 15 Würfe.

Geschichtlicher Überblick

Das Altertum

Griechisches Feuer

Die Ursprünge des Flammenwerfers reichen zurück bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. Im Jahr 678 zerstörte die byzantinische Flotte die Schiffe der Sarazenen mit dem „Griechischen Feuer“, einer Mischung aus Schwefel, gebranntem Kalk, Erdölprodukten und anderen Substanzen wie Harzen und vielleicht Kalisalpeter, die auch auf dem Wasser brannte. Chronisten berichten übereinstimmend von dünnflüssigen Stoffgemischen („flüssiges Feuer“), so dass Erdöldestillate nach Art des Benzins die Grundlage darstellten. Das Gemisch wurde mittels einer einfachen Balg- oder Kolbenpumpe durch Kupfer- oder Bronzerohre gepumpt und brennend auf den Gegner geschleudert. Durch die strikte Geheimhaltung sicherte dieser technologische Vorsprung der byzantinischen Flotte eine Vormachtstellung, die selbst dann noch Bestand hatte, als Byzanz selbst keine bedeutende Rolle mehr spielte. Auch im Landkrieg wurde das „flüssige Feuer“ verwendet.

Der nächste technologische Fortschritt gelang den Chinesen mit der Einführung einer Pumpe mit zwei Kammern. Diese ermöglichte es in einer einzigen Bewegung in der einen Kammer anzusaugen und gleichzeitig aus der anderen auszustoßen. Bei der rückläufigen Bewegung tauschen dann die Kammern mittels Ventilen ihre Funktion und die nun gefüllte Kammer wird geleert, während die andere wieder ansaugt. Erst damit wurde ein durchgängiger, wenn auch pulsierender, Strahl möglich.

Noch bis ins 13. Jahrhundert setzte man Waffen dieser Art im Seekrieg ein und ihre Verbreitung reichte von Europa über den Mittelmeerraum bis hin nach China.

Mit der Entdeckung und steigenden Verbreitung des Schießpulvers verlor sie jedoch zunehmend an Bedeutung und kam schließlich gänzlich außer Gebrauch.

Die Wiederentdeckung

Die Wiederentdeckung und Entwicklung des ersten Flammenwerfers im neuzeitlichen Sinne wird im Allgemeinen dem deutschen Ingenieur und Feuerwehrmann Richard Fiedler zugeschrieben. Bereits im Jahre 1901 übergab er die ersten Modelle seines Flammenwerfers zur Erprobung an die deutsche Armee. Eines seiner Erprobungsmodelle war ein „tragbares“ Gerät, das aus einem einzelnen, etwa 1,20 m hohen, zylindrischen Metallbehälter bestand, der in seinem Inneren horizontal in zwei Teile aufgeteilt war. Der obere Abschnitt war mit dem Flammöl befüllt, während sich im unteren Teil des Behälters das unter Druck stehende Treibgas befand. Durch Niederdrücken eines Hebels presste das Treibgas das Flammöl durch einen Gummischlauch zu einem stählernen Mündungsstück mit einem einfachen Docht als Zündvorrichtung. Diese Waffe konnte, für zwei Minuten und unter enormer Entwicklung dichten Ölqualms, einen etwa 18 m weiten Flammenstrahl feuern. Wiederholte Feuerstöße von kürzerer Dauer waren indes nicht vorgesehen, da die primitive Zündeinrichtung für jeden Schuss komplett erneuert werden musste.

Die deutschen Streitkräfte führten die neue Waffe allerdings erst 1911 bei der Truppe ein. Es wurde ein neues Sonderregiment mit zwölf Kompanien aufgestellt und mit Flammenwerferapparaten ausgestattet.


Im Ersten Weltkrieg

Ursprünglich wurden Flammenwerfer im Ersten Weltkrieg in Deutschland als Waffe gegen befestigte Stellungen und Bunker entwickelt und auch eingesetzt. Der Gegner sollte durch die Angst vor dem Feuer demoralisiert, in Panik versetzt und aus den Stellungen getrieben und durch die Flammen verbrannt werden.

Ein Flammenwerfer-Angriff aus dem ersten Schützengraben 1918

Flammenwerfer wurden erstmals 1914 im Ersten Weltkrieg von der deutschen Armee während der Kämpfe in den Argonnen eingesetzt. Im weiteren Kriegsverlauf, mit Beginn des Grabenkriegs im Winter 1914/15, suchte die deutsche Armeeführung dringend nach neuen Möglichkeiten, um wieder Bewegung in die erstarrten Frontlinien zu bringen und den zermürbenden und äußerst verlustreichen Stellungskrieg zu beenden. Um den Feind aus seinen befestigten Stellungen, Schützengräben und Bunkern herauszutreiben, erschien der massive Einsatz von Flammenwerfern neben dem Einsatz von Gas für die Militärs sehr vielversprechend.

Der erste großangelegte Einsatz von Flammenwerfern erfolgte am 26. Februar 1916 gegen die französischen Truppen bei der Schlacht um Verdun. Der nächste Einsatz fand fünf Monate später in der Nacht vom 29. auf den 30. Juli 1916 gegen britische Stellungen und Gräben um Hooge nahe Ypern statt. Dieser wohl erfolgreichste Flammenwerfereinsatz des Ersten Weltkriegs, bei dem mit nur sechs deutschen Flammenwerfern die eingegrabenen britischen Verbände in Stärke von zwei Bataillonen zur Flucht gezwungen wurden, war für die deutsche Militärführung ausschlaggebend. Beeindruckt von diesem überwältigenden Erfolg gehörten Flammenwerfer von da an zum festen Ausrüstungsbestandteil der deutschen Angriffsverbände. Insgesamt waren die Kämpfe um Hooge aus deutscher Sicht jedoch ein Fehlschlag. Es gelang nicht, den Raum, den die Flammenwerfer geschaffen hatten, mit nachrückenden Truppen zu sichern und so war der Frontverlauf mit Ende der Kampfhandlungen nahezu unverändert.

Im Einsatz zeigten sich allerdings auch schnell bestimmte Nachteile der sich noch im Frühstadium ihrer Entwicklung befindlichen Flammenwerfer. Obwohl sie getragen werden konnten, waren sie für den Einsatz im Feld zu groß und zu schwer und trotz oder sogar wegen des primitiven Aufbaus schwierig zu bedienen. So gab es zum Beispiel noch keine selbst regelnden Ventile, die den Druck konstant halten konnten, so dass die Ventile an den Tanks permanent mittels Handrädern nachgestellt werden mussten. Je nach Typ waren auf diese Weise bis zu drei Mann allein zum Betrieb des Flammenwerfers notwendig und da diese Bedienmannschaft keine weiteren Waffen tragen und verwenden konnte, wurden ihr zusätzlich noch zwei einfache Soldaten zu ihrer Verteidigung zur Seite gestellt. Somit war ein Flammenwerfertrupp mit seinem Gerät ziemlich auffällig, langsam und in der Beweglichkeit stark eingeschränkt – für einen Infanteristen auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs denkbar schlechte Voraussetzungen zum Überleben. Darüber hinaus war der Flammenwerfer selbst auch noch äußerst empfindlich gegen Beschuss und Splitterwirkung, mit den entsprechend katastrophalen Folgen für die Bedienmannschaft selbst und allen anderen im näheren Umkreis. Auch kam es gelegentlich vor, dass die Waffe beim ersten Einsatz ohne ersichtliche Ursachen in den Händen ihres Trägers explodierte. Vom Gegner ausgemachte Träger eines Flammenwerfers zogen unverzüglich dessen konzentrierte Feuerkraft auf sich. Zudem wurden Flammenwerferträger auch nur sehr selten gefangen genommen, besonders dann nicht, wenn ihre Ziele den Einsatz der Waffe überlebten. Vom Feind gestellt zu werden, bedeutete in der Regel die Massakrierung.

Die einzige relativ sichere Methode zum Einsatz der Flammenwerfer bestand also darin, sie aus dem Schutz des eigenen Schützengrabens heraus abzufeuern. Damit beschränkte sich die sichere Nutzung auf Gebiete, in denen sich die Gräben der Gegenseite in Reichweite des Flammenwerfers, also weniger als 35 Meter entfernt, befanden – was im Kriegsverlauf nicht oft vorkam.

Briten und Franzosen testeten in dieser Zeit ebenfalls Flammenwerfersysteme, verwarfen die Entwicklung aber bald.

Die deutsche Armee setzte die Nutzung von Flammenwerfern, üblicherweise in Gruppen zu je sechs Geräten, in mehr als 600 Einsätzen den ganzen Krieg über fort.

Eine Besonderheit am Flammenwerfer-Einsatz im Ersten Weltkrieg war auch der häufige Versuch, einzelne brennende Soldaten zu erschießen, um ihnen die Qualen des Feuertodes wenigstens teilweise zu ersparen. Dies wurde im Zweiten Weltkrieg meistens unterlassen, es sei denn, dass brennende Feinde eine Gefahr für die eigenen Soldaten darstellten oder dass eigene Soldaten in Flammen standen.

Zweiter Weltkrieg

Deutscher Soldat in Nordfrankreich
Ein US-Soldat mit einem deutschen Flammenwerfer, wohl ein Abwehrflammenwerfer 42

Gelangte der Flammenwerfer in den Konflikten zwischen 1918 bis 1939 (Spanischer Bürgerkrieg, Unruhen in Deutschland und den ehemaligen Ländereien der K.u.k.-Monarchie) eher selten zum Einsatz, so wurde er zu Beginn des Zweiten Weltkriegs und des Krieges zwischen Japan und China umfassend reaktiviert. Da durch den technologischen Fortschritt ein schneller Bewegungskrieg an der Tagesordnung war, wurden Flammenwerfer vor allem in Straßenkämpfen gegen besetzte Häuser und Stellungen eingesetzt. Durch das sofortige Verteilen des Flammöls in geschlossenen Räumen stellte sich dabei eine verheerende Wirkung ein. Auch gegen Panzer konnte ein Flammenwerfer erfolgreich eingesetzt werden. Daher war diese Waffe nahezu überall in Europa effektiv einzusetzen. Die Wehrmacht setzte die Flammenwerfer 35 ein und setzte bis zum Ende des Krieges auf diese Infanteriewaffe. In Asien setzten zunächst vor allem die Japaner Flammenwerfer ein. Gegen die leicht gebauten und größtenteils aus Holz bestehenden Häuser in den ländlichen Regionen Chinas erwiesen sie sich erwartungsgemäß als sehr effizient. In Großbritannien versuchte man Defensiv-Flammenwerfer für die Home Guard herzustellen, die Ergebnisse waren aber nicht allzu vielversprechend und wurden nie eingesetzt. Die russische Armee produzierte einen Flammenwerfer, dessen Tank einem üblichen Infanterierucksack ähnelte und dessen Strahlrohr einem normalen Gewehr möglichst detailgetreu nachempfunden war, um den Flammenwerferschützen wie einen normalen Infanteristen aussehen zu lassen, damit er möglichst wenig Aufmerksamkeit erregte und den Überraschungseffekt ausnutzen konnte. Ein Versuch, auch den Flammenwerfer besser zu schützen war diesen anstelle einer Bordkanone in einen Panzer zu integrieren. Das Ergebnis war auf deutscher Seite der Flammpanzer III. Es erwies sich jedoch, dass die Fahrzeuge im Kampf gegen andere Kampfwagen hoffnungslos unterlegen waren. Sie konnten sich nicht mehr auf entsprechende Distanzen verteidigen. Die Versuche mit dem Flammpanzer III wurden nach schweren Verlusten in der Operation Zitadelle eingestellt. Auch die Alliierten stellten Versuche an, die sie jedoch nach den ersten entmutigenden Ergebnissen wieder einstellten.

Da der Flammenwerfer vor allem in der Offensive seine größten Trümpfe ausspielen konnte, wurde er gegen Ende des Krieges fast nur noch von den Alliierten eingesetzt. Hierbei verwendete vor allem die amerikanische Marineinfanterie den Flammenwerfer M2 bei Landeunternehmen in der Normandie und auf den zahlreichen Inseln im Pazifik. Japanische Mannschaften sollen dabei oft den Flammentod dem Aufgeben vorgezogen haben, während Flammenwerfermannschaften in der Normandie zum bevorzugten Ziel der deutschen Schützen in den Bunkern wurden und somit nur selten bis auf Schussweite an diese herankamen.

Koreakrieg

Gemäß den Erfahrungen, die man im Kampf gegen die Japaner gemacht hatte, wurden Flammenwerfer in dem für diesen Konflikt typischen Stellungskrieg als Angriffs- und Vernichtungswaffe für schwer befestigte Stellungen eingesetzt. Allerdings spielte er hier eine Nebenrolle.

Vietnamkrieg

Ein M67 A2-Panzer des US Marine Corps in Vietnam 1966

Bereits im Vietnamkrieg erwies sich der klassische Ein-Mann-Flammenwerfer als ein Auslaufmodell. Im dichten Dschungel hatte der Flammenwerferschütze oft mehr mit dem Gewicht und der Unhandlichkeit seiner Waffe als mit dem Feind zu kämpfen. Im dichten Gestrüpp hatte der Flammenwerfer überdies große Probleme, seine volle Wirkung zu entfalten. Geriet ein Soldat mit Flammenwerfer in einen Hinterhalt, so bedeutete das seinen sicheren Tod. Auch war das allgemein feuchte Wetter Gift für den Zündmechanismus. Wegen all dieser Nachteile wurden im fortschreitenden Kriegsverlauf kaum noch Flammenwerfer an die Truppen ausgegeben, lediglich wenige Flammpanzer wurden noch eingesetzt, ansonsten übernahmen Napalm-Bomben die Rolle des Flammenwerfers.

Die Zeit bis Heute

Allgemein

Generell kann man sagen, dass Flammenwerfer in der modernen Kriegsführung keinerlei Bedeutung mehr haben, obwohl in Brasilien und Taiwan sogar noch Ende 2003 Ein-Mann-Tornister-Flammenwerfer hergestellt und auch exportiert wurden.

Die grundlegenden Probleme und Unzulänglichkeiten, mit denen schon Fiedlers erste Modelle behaftet waren, konnten nicht gelöst werden. Tragbarkeit und geringes Gewicht bedeuten eine Reduzierung des Flammölvorrats, dem steht jedoch der Wunsch nach längeren und mehr Flammstößen mit größerer Reichweite entgegen – aber dies wäre wiederum nur mit einem größeren Flammölvorrat zu bewerkstelligen. Auch die große Empfindlichkeit gegen Beschuss und Splitter konnte bis heute nicht gelöst werden. Hinzu kommt die Möglichkeit einer spontanen Selbstentzündung und Explosionen des Geräts durch technisches Versagen oder Bedienfehler, selbst bei modernen Modellen. Mitunter gibt und gab es auch schwere Unfälle durch menschliches Versagen. So feuerte ein Rekrut der US-Armee bei der Ausbildung seinen Flammenwerfer senkrecht in die Luft ab, und das Napalmgel regnete anschließend auf ihn selbst nieder. Der Ausbilder, der ihm zur Hilfe eilte, kam ebenfalls zu Tode, als sich in Folge der Hitzeeinwirkung die Hand des Rekruten zusammenzog und den Flammenwerfer erneut abfeuerte, bis der gesamte Napalmvorrat aufgebraucht war.

Die Verwendung mechanisierter Flammenwerfer in Form von z. B. Flammpanzern löst zwar das Problem der geringen Reichweite und Menge des Flammöls und reduziert auch die Empfindlichkeit gegen Beschuss und Splitterwirkung, aber sie sind im Gegensatz zum Infanteristen zu Fuß nicht unter allen Umgebungsbedingungen einsetzbar. Im Häuserkampf, in urbaner Umgebung, sind sie nicht nur wenig bis gar nicht geeignet, sondern sogar selbst höchst verwundbar.

Die logische Konsequenz aus diesen Nachteilen war die Abkehr vom klassischen Flammenwerfer. Die Luftwaffe übernimmt dabei die Aufgabe der mechanisierten Flammenwerfer mit Brandbomben bei großflächigem Einsatz bzw. Aerosol oder thermobarischen Gefechtsköpfen, häufig in Kombination mit Lenkeinrichtungen zum Präzisionsabwurf, gegen harte Punktziele wie Bunker. Für den infanteristischen Einsatz ersetzen leichte Ein-Mann-Raketenwerfer wie die RPO oder M202 Flash den Flammenwerfer. Projektile dieser Art können bis zu einer Distanz von ca. 50 m, mit einer Abweichung von nur 50 cm vom anvisierten Ziel, punktgenau gegen kleine Objekt wie z. B. Öffnungen, Blenden, Sichtschlitze, Periskope und Waffen von Bunkern und Panzerfahrzeugen eingesetzt werden und übertreffen damit jeden Flammenwerfer in Genauigkeit und Reichweite. Einzelne Fahrzeuge, Gräben, Durchgänge, Bunker, Fenster und Türen können sogar bis etwa 200 m noch mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von 50 Prozent bekämpft werden. Selbst mechanisierte Flammenwerfer erreichen nur etwa die Hälfte dieser Reichweite, wobei allerdings Wirksamkeit und Genauigkeit im Bereich ihrer Maximalreichweite gegen null gehen. Der Beschuss einer größeren Fläche, Fahrzeug- oder Personenansammlungen ist mit diesen Raketenprojektilen sogar noch, ebenfalls mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von 50 Prozent, auf Distanzen von etwa 500 bis 600 m möglich.

USA

Einsatz eines kleinen Flammenwerfers im Irak um mögliche Sichtdeckungen abzubrennen

Nachdem die Weiterentwicklung von Flammenwerfern der M2 und M9 Serie bereits seit längerer Zeit eingestellt war, stellten die Streitkräfte der USA ihre Restbestände in den späten 1970ern, Anfang der 1980er Jahre, endgültig außer Dienst. Als Ersatz wurde der schultergestützte, wiederverwendbare 66 mm 4-fach-Raketenwerfer M202 Flash (Blitz) beschafft. Der Gefechtskopf (Typ M235) jeder einzelnen Rakete (Typ M74) besteht aus einem versiegelten Behälter gefüllt mit ca. 610 g gelierten Flammstoffs (us engl. „thickened pyrophoric agent“ kurz TPA) sowie einer kleinen bei Aufschlag gezündete Treibladung zur Verteilung des Brandgels über einen Radius von ca. 20 m. Als Brandgel findet Triethylaluminium (TEA) Verwendung. Eine Substanz die mit einer Temperatur zwischen 760 °C und 1200 °C brennt. In der Wirkung ist TEA mit Napalm vergleichbar.

Die M202(A1) Flash wurde ihrerseits Mitte der 1990er Jahre ebenfalls außer Dienst gestellt und eingelagert. Da in der Folgezeit keinerlei Ausbildung, Einweisung oder Übungen an den eingelagerten Waffen erfolgte und die Haltbarkeit derartiger Gefechtsköpfe bei etwa 10 Jahren liegt, ist davon auszugehen, dass zumindest die Landstreitkräfte der USA über keinerlei tragbare Brandwaffen verfügen.

Russland

Russland stellte seine Flammenwerfer ebenfalls in den späten 1960ern, Anfang der 1970er Jahre, außer Dienst. Als Ersatz für den LPO-50 Flammenwerfer wurde der schultergestützte, wiederverwendbare 122 mm Raketenwerfer RPO „Reys“ (Luchs) entwickelt. Ab 1984 wurde dieser dann sukzessive von seinem Nachfolger, dem schultergestützte 93 mm Raketenwerfer zur einmaligen Verwendung RPO-A „Shmel“ (Hummel), bzw. durch die Varianten der Serie (RPO-A/D/Z) ersetzt, deren Entwicklung auf die Erkenntnisse des Afghanistankriegs zurückzuführen ist. Beide Modelle werden von der russischen Armee als „Infanterie Raketen Flammenwerfer“ bezeichnet.

  • Die RPO besitzt eine gekapselte Brandgelladung, die der amerikanischen M202 „Flash“ ähnelt. Der Streubereich der napalmähnlichen Substanz reicht über einen Streifen von circa 4 m Breite und 30 m Länge
  • Die RPO-A besitzt einen etwa 2 kg schweren, thermobarischen Gefechtskopf mit erweiterter Sprengwirkung. Neben der thermischen Wirkung entspricht die Zerstörungskraft ihrer Druckwelle in etwa der einer 122 mm HE Artilleriegranate oder einer 120 mm Mörsergranate. (Siehe auch unter Aerosolbombe zur Differenzierung von thermobarisch und Fuel-Air-Explosive.)
  • Die RPO-D dient zur Erzeugung einer 50 bis 90 m langen Rauchwand auf Basis von rotem Phosphor.
  • Die RPO-Z ist eine flächenwirksame Leucht/Brandwaffe, die 20 Brandpellets nach dem Aufschlag streut. Die Pellets entzünden alles Brennbare auf einer Fläche von vier mal dreißig Metern.

Diese Waffen befinden sich noch immer in Gebrauch und werden auch exportiert. Von den russischen Streitkräften wurden sie in Afghanistan, Tadschikistan und im Tschetschenien-Konflikt in beiden Grozny-Feldzügen in großem Umfang eingesetzt. Die russischen Streitkräfte verfügen darüber hinaus über das TOS-1 Buratino (Pinocchio) Kettenfahrzeug mit einem 30 -Schuss-Mehrfachraketenwerfersystem zum Verschießen von 220-mm-Brandraketen. Mit einer Salve von vier TOS-1-Systemen (120 Raketen) wird eine Fläche von 200 x 400 m schlagartig in Brand gesetzt. Die maximale Schussdistanz liegt bei rund 5 km.

Weitere Brandwaffen mit thermobarischer- bzw. FAE Gefechtsladung:

  • ODAB-500PM - FAE Freifallbombe
  • KAB-500Kr-OD - FAE Bombe mit optischer Lenkeinrichtung
  • ODS-OD - Cluster-Bombe mit 8 FAE-Bomblets
  • 9A52-2 "Smerch" - 300 mm 12 Schuss Mehrfachraketenwerfer
  • 9P140 "Uragan" - 220 mm 16 Schuss Mehrfachraketenwerfer
  • "Shturm" - Hubschraubergestützte Panzerabwehrlenkwaffe mit FAE Ladung
  • "ATAKA" - Hubschraubergestützte Panzerabwehrlenkwaffe mit FAE Ladung
  • S-8D (S-8DM) - 80 mm Flugzeuggestützte Rakete mit FAE Ladung
  • S-13D - 122 mm Flugzeuggestützte Rakete mit FAE Ladung
  • Kornet-E - Langstrecken-Panzerabwehrlenkwaffe mit thermobarischem Gefechtskopf

Australien

Australien führte die amerikanischen Flammenwerferserien. Da diese aber weder weiterentwickelt noch weiterproduziert wurden, entfernte man mangels Verfügbarkeit von Ersatzteilen die Restbestände Mitte der 1990er aus den Arsenalen. Die australischen Streitkräfte führten keinerlei Ersatz dafür ein.

Sonstige Nutzung

Eine zivile Nutzung militärischer Flammenwerfer findet, bis auf einige wenige Einzelfälle, praktisch nicht statt.

So wurden zum Beispiel in Deutschland während des zweiten Weltkriegs auch an Polizei und Feuerwehr Flammenwerfer ausgegeben, um der großen Anzahl an Todesopfern unter der Zivilbevölkerung als Folge des alliierten Bombardements deutscher Städte Herr zu werden und die Gefahr von Seuchen einzudämmen. Die Werfer dienten dazu, die Leichen schnell zu verbrennen. Einsätze dieser Art sind auch aus der jüngeren Geschichte, nach verheerenden Umweltkatastrophen mit vielen Toten, bekannt.

Vereinzelt sollen auch Flammenwerfer zum Legen von Gegenfeuern in der Brandbekämpfung, gegen bedrohliche Insektenplagen und zum kontrollierten Abbrennen des Bewuchses in der Land- und Forstwirtschaft verwendet worden sein. Zumindest der Einsatz in der Landwirtschaft erscheint fragwürdig, da der Boden durch unvollständig verbranntes Flammöl sowie giftige und krebserzeugende Verbrennungsrückstände kontaminiert würde.

Die im Zivilbereich vor allem zur Vernichtung von Unkraut und Schädlingen, aber auch die in Filmproduktionen und bei Showveranstaltungen, wie z. B. der Fire Show bei Rhein-Fire-Spielen oder Konzerten der deutschen Band Rammstein, immer unter Kontrolle der Feuerwehr und ausgebildeten Pyrotechnikern, genutzten Flammgeräte, verwenden ein brennbares Gas, meist Butan- oder Propangas, als Flammstoff. Diese mit Gas betriebenen Show- und Gartengeräte sind aber weder funktionell noch in ihrer Wirkung mit dem militärischen Flammenwerfer vergleichbar.

Am 11. Juni 1964 tötete der psychisch und physisch kranke Frührentner Walter Seifert in Köln-Volkhoven mit einem aus einer Unkrautspritze selbstgebauten Flammenwerfer und einer Lanze acht Schüler und zwei Lehrer einer katholischen Volksschule und verletzte 21 weitere schwer; anschließend tötete er sich selbst. Siehe dazu auch: Attentat von Volkhoven.

Privater Besitz

Flammenwerfer unterliegen heute in Deutschland dem Waffengesetz und dem Kriegswaffenkontrollgesetz und den damit verbundenen Einschränkungen:

§1 WaffG (Auszug): Waffen sind tragbare Gegenstände, die ihrem Wesen nach dazu bestimmt sind, die Angriffs- oder Abwehrfähigkeit von Menschen zu beseitigen oder herabzusetzen, insbesondere Hieb- und Stoßwaffen.

Anlage 1:

Tragbare Gegenstände nach §1 Abs. 2 Nr. 2 Buchstabe a sind insbesondere Gegenstände,

  • bei denen gasförmige, flüssige oder feste Stoffe den Gegenstand gezielt und brennend mit einer Flamme von mehr als 20 cm Länge verlassen.
  • bei denen leicht entflammbare Stoffe so verteilt und entzündet werden, dass schlagartig ein Brand entstehen kann.

In den USA unterliegt der Privatbesitz nicht dem federal law (Bundesgesetz), sondern dem state law, und ist somit Bundesstaatensache. In Kalifornien ist er z. B. nur eingeschränkt möglich.

Siehe auch

Weblinks


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