- Flintenlaufgeschoss
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Bei Flintenmunition handelt es sich um Patronenmunition für Flinten. Meistens sind es Schrotpatronen oder Patronen mit Flintenlaufgeschossen.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau
Die äußere Hülle der Patrone besteht aus einer Bodenkappe mit Zündhütchen, die mit einer Hülse aus Pappe oder Kunststoff verbunden ist. Bei Schrot und bei Posten als Geschossladung ist die Hülse an der Stirnseite sternförmig zusammengefaltet oder aber über einer Papp- oder Kunststoffscheibe umgebördelt, damit die Ladung nicht herausfällt. Die Bodenkappe wird in der Regel aus vermessingtem Blech gefertigt. Der Rand der Bodenkappe verhindert, dass die Patrone zu weit in das Patronenlager rutscht. Bei Flintenmunition werden offensive (schnell abbrennende) Nitrozellulosepulver verwendet. Pulverladung und Geschossladung werden durch ein Zwischenmittel (zum Beispiel ein Filzpropfen) getrennt. Dadurch wird eine Vermischung vermieden und beim Schuss die vollständige Kraftübertragung von der abbrennenden Treibladung auf die Geschossladung erreicht. Als Geschossladung werden Kugelschrot, Posten und Flintenlaufgeschosse verwendet. Bei allen drei Arten wird Blei wegen seiner hohen Dichte bei günstigem Preis bevorzugt. Aus Gründen des Umweltschutzes werden jedoch auch Eisenschrote und Schrote aus anderen Materialien verwendet. Schrotladungen werden bei modernen Patronen meist in einen Kunststoffbecher mit eingeschnittenen Seiten eingesetzt. Der Becher unterbindet den direkten Kontakt der Schrotladung mit dem Lauf. Das schont den Lauf vor Abrieb und Ablagerungen durch die Schrotkugeln.
Kaliber
Flintenmunition wird durch das Kaliber, die Hülsenlänge und die Angaben zur Ladung gekennzeichnet.
Die Kaliberangabe ist nicht metrisch. Angegeben wird die zum Laufdurchmesser passende Anzahl gleichgroßer Rundkugeln, die aus einem englischen Pfund (453,6 g) Blei gegossen werden können. Werden aus einem Pfund Blei 12 gleichgroße Kugeln gegossen, so wird deren Kaliber als 12 angegeben. Dementsprechend ist das Flinten-Kaliber 20 kleiner als das Kaliber 12. Die verbreitetsten Kaliber sind 12, 16, 20 und 36. Kaliber 10 wird seltener verwendet, für die Großwildjagd wurden auch Flinten in den Kalibern 8 und 4 gefertigt, zum Teil als exklusive Sonderanfertigungen. Die Kalibermaße entsprechen folgenden Laufbohrungen, wobei Fertigungstoleranzen von einigen zehntel Millimetern möglich sind:
Kaliber: 4 8 10 12 16 20 24 28 32 36 (.410) Bohrung in mm: 26,77 21,25 19,69 18,53 16,84 15,63 14,71 13,97 13,37 10,2 Die Kaliberangabe wird in den Patronenboden geprägt.
Die Hülsenlänge wird in Millimetern angegeben und ist in der Regel auf die Hülse aufgedruckt. Die Angabe bezeichnet die Länge der noch unverschlossenen Patrone bzw. die Hülsenlänge nach dem Schuss. Schrotpatronen mit Bördelverschluss oder mit Sternverschluss sind verschlossen 6mm bis 11mm kürzer. Beim Schuss öffnen sie sich und erreichen wieder die ursprüngliche Länge. Die gängigen Hülsenlängen sind 65, 67.5, 70 und 76 mm. Die geöffnete Hülse darf nicht länger als die Patronenkammer sein, damit die Hülse sich beim Schuss vollständig öffnet. Andernfalls kann sich die Hülse beim Schuss nicht vollständig öffnen und der dadurch erhöhte Gasdruck kann zur Beschädigung der Waffe mit Gefährdung von Personen führen.
Bei Schrotpatronen und Posten wird zusätzlich noch der Schrotdurchmesser durch Aufdruck auf die Patronenhülse angegeben. Neben der Angabe des Durchmessers in Millimeter werden teilweise auch Kennziffern verwendet, die sich jedoch international stark unterscheiden.
Bei Magnumpatronen (besonders hohe Geschossenergie, Gasdruck bis 1050 bar) muss der Zusatz "Magnum" auf der Hülse angegeben sein. Diese dürfen nur aus dafür vorgesehene Flinten verschossen werden. Andernfalls kann es zu Beschädigung der Waffe mit Gefährdung von Personen kommen. Weitere Kenndaten der Munition werden auf der Packung oder in Datenblättern angegeben. Dies sind u.a. Ladungsgewicht, Ladungsmaterial (Blei, Weicheisen etc), Streueigenschaft der Schrotgarbe, Durchschnittliche Anzahl Schrotkugeln, Abgangsgeschwindigkeit.
Schrotpatrone
Schrotpatronen dienen dem Verschießen einer Anzahl von Projektilen mit einem Schuss. Diese Schrote bestehen aus ein bis acht Millimeter großen Metallkugeln, die meist aus Blei oder Weicheisen bestehen. Sie werden beim Schuss durch den Pfropfen bzw. Abschussbecher zusammen aus dem Lauf getrieben, wobei der Pfropfen die Schrotladung in Richtung der Treibladung abdichtet.
Die effektive Reichweite einer Schrotladung ist eher gering (ca. 40 m) und hat eine große Streuung, die den Vorteil einer großen Flächenabdeckung hat. Verwendung finden Schrotpatronen bei der Jagd auf Kleinwild, im militärischen und polizeilichen Bereich sowie beim sportlichen Schießen. Der militärische Einsatz ist nur auf kurze Distanzen sinnvoll, wie etwa beim Häuser- oder Straßenkampf. Um die Reichweite zu erhöhen, wurden vor allem für den militärischen Einsatz mit Flechettes geladene Patronen verwendet. Diese Patronen enthalten statt der runden Schrotkugeln ein Bündel Stahlpfeile, die durch kleine Stabilisierungsflossen aerodynamisch stabilisiert werden. Die Hälfte der Pfeile verlässt mit den Flossen nach vorn den Lauf, was zu einem sofortigen Umdrehen führt, wodurch die Geschossgarbe auseinandergetrieben und schnell eine ausreichende Flächenabdeckung mit Geschossen erreicht wird.
Bei der Aufruhrbekämpfung werden häufig statt der üblichen Metallschrote auch Gummikugeln bzw. Schrote in kleinen vernähten Säckchen (sogenannte Beanbags) verschossen, die nicht tödlich wirken sollen und die Wirkung von Faustschlägen aufweisen.
Beim Wurfscheibenschießen ist die Bleischrotmenge bei einigen Disziplinen auf 24 g bzw. 28 g, unter anderem aus Gründen des Umweltschutzes, begrenzt; die Bleischrote haben hier einen Durchmesser von 2 mm (Skeet) bis 2,5 mm (Trap), bei jagdlichen Patronen liegt die Bleischrotmenge sonst bei 32 g bis 40 g und die jagdlich genutzten Durchmesser der Schrote reichen von 2 mm (Kaninchen) bis 4 mm (Dachs). Gröbere Schrote, so genannte Posten (z. B. Sauposten), sind in Deutschland zur Jagd auf Schalenwild verboten. Sie wurden früher zur Jagd auf Rehwild und Wildschweinfrischlinge verwendet.
Flintenlaufgeschosse
Für Flinten werden auch massive Geschosse verwendet, deren Kaliber dem Laufdurchmesser entspricht. Diese Flintenlaufgeschosse werden auch englisch als "Slugs" bezeichnet. Zur eindeutigen Kennzeichnung sind ihre Hülsen von denen der Schrotmunition deutlich verschieden.
Als massive Blei- oder Weicheisenzylinder mit einem Gewicht bis zu 39 g oder aus Kupfer bis zu 28 g haben sie trotz einer relativ geringen Geschossgeschwindigkeit eine hohe kinetische Energie, die sie durch die weichen Materialien schnell an das Ziel abgeben.
Eine weitere Geschossart für Flintenlaufgeschosse - die nicht durch Züge wie bei einem Büchsenlauf stabilisiert werden - sind (Flechett-)Geschosse bei denen man sich einer Pfeilstabilisierung bedient, indem man den Schwerpunkt nach vorne verlagert. Jagdlich werden Flintenlaufgeschosse auf Entfernungen von 30 bis 50 m verwendet, wobei mit einem Streukreis von etwa 10 cm zu rechnen ist. Verstärkt (Magnum) geladene Flintenlaufgeschosse, meist mit 76er Hülsenlänge, erreichen auf eine Entfernung bis 100 m noch hinreichende Treffgenauigkeit.
Es gibt für die Verwendung von Flintenlaufgeschossen optimierte Gewehre, deren Laufseele wie ein Flintenlauf poliert ist, aber an der Mündung in ein ein leicht verengtes Teilstück mit Zügen übergeht. Gewehre mit diesem so genannten Paradox-Choke wurden ab etwa 1880 für die Jagd auf großes Wild eingesetzt[1], da das Geschoss im polierten Teil des Laufes eine höhere Anfangsgeschwindigkeit erreicht und durch die Züge eine höhere Präzision als bei zugloser Bohrung möglich ist.
Flintenlaufgeschosse werden teilweise auch von Sicherheitskräften eingesetzt. Auch gegen Personen mit Schutzwesten haben sie eine relativ hohe Wirkung. Zwar durchschlagen sie diese in der Regel nicht, aber beim Auftreffen wird die Weste so weit eingedrückt, dass genügend Energie übertragen wird um Verletzungen hervorzurufen.
Einzelnachweise
- ↑ Visier Special 47, Magnum Kurz- und Langwaffen, Vogt-Schild Deutschland 2007, S. 39
Literatur
- Henning Hoffmann: Die Flinte – Waffe, Werkzeug, Sportgerät, DWJ Verlag, 2005, ISBN 3-936632-51-0
- How to reload shotgun pinfire shells
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