Fludrocortison

Fludrocortison
Strukturformel
Allgemeines
Freiname Aldosteron
Andere Namen

11β,21-Dihydroxy-3,20-dioxopregn-4-en-18-al

Summenformel C21H28O5
CAS-Nummer 52-39-1
ATC-Code

H02AA01

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Mineralocorticoide

Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 360,44 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [1]
keine Gefahrensymbole
R- und S-Sätze R: keine R-Sätze
S: 22-24/25
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Aldosteron ist ein natürliches Steroidhormon, das aus Cholesterin gebildet wird und zu den Mineralocorticoiden zählt. Aldosteron wird gelegentlich auch als Dursthormon bezeichnet, da es bei Flüssigkeitsmangel vermehrt ausgeschüttet wird.

Inhaltsverzeichnis

Bildung

Aus Cholesterin wird über die Zwischenstufe Pregnenolon durch Oxidation am C3-Atom das Progesteron gebildet. Durch weitere Hydroxylierungen an Positionen 21β, 18β und 11β wird 18-Hydroxycorticosteron gebildet. In einer sich anschließenden Oxidation der Hydroxylgruppe am C18-Atom entsteht daraus das Aldosteron.

Reaktionsweg für die Synthese von Aldosteron ausgehend von Pregnenolon.

Aldosteron wird in der Zona glomerulosa – der äußersten Schicht der Nebennierenrinde – produziert. Die Aldosteronausschüttung steigt durch eine Verminderung von Blutvolumen und Blutdruck (vermittelt über Angiotensin II über AT1-Rezeptoren) und eine Hyperkaliämie (zu hohe Kaliumkonzentration im Blut). Die Natriumkonzentration im Blut beeinflusst die Aldosteronsynthese gegensinnig: steigt das Natrium im Blut, wird die Biosynthese gehemmt, sinkt das Natrium, ist sie stimuliert. ACTH stimuliert die Aldosteron-Synthese während Atriopeptin (ANP) die Ausschüttung hemmt. Die Biosynthese von Mineralcorticoiden wird noch durch Substanzen mit beta-adrenerger Wirkung angeregt und durch Dopamin gehemmt.

Funktion und Regulation

Aldosteron steigert die Rückresorption von Natriumionen in den Verbindungstubuli und Sammelrohren der Niere mit Anstieg des Extrazellulärvolumens durch vermehrten Einbau von Natriumkanälen (ENaC) in die apikale Plasmamembran. Parallel zur gesteigerten Natriumretention kommt es zu einer erhöhten Ausscheidung von Kalium- und Ammoniumionen und Protonen, was zu einer Abnahme der Kaliumkonzentration und Zunahme des pH-Wertes im Blut führt.

Seine Wirksamkeit kann durch Aldosteron-Antagonisten wie Spironolacton, Canrenoat und Eplerenon gehemmt werden.

Die Wirksamkeit von Aldosteron auf den Mineralhaushalt ist etwa 1000 mal höher als die von Cortisol, weil das Cortisol in den aldosteronsensitiven Zellen durch die 11-β-Hydroxysteroiddehydrogenase Typ 2 zu Cortison umgewandelt wird und den Rezeptor nicht aktivieren kann. Die Rezeptoraffinität ist gleich.

Aldosteron wird durch das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System reguliert. Weiterhin kann der Anstieg der Kaliumkonzentration die Synthese von Aldosteron aktivieren.

Eine wichtige Rolle des Aldosteron und des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems ist die Blutdruckregulation. Zudem scheint Aldosteron in der Bewältigung von lebensbedrohlichen Stresssituationen erforderlich zu sein.

Pathophysiologie

Kurzfristige, innerhalb von Minuten oder Stunden eintretende Wirkungen von Aldosteron dienen der Aufrechterhaltung des Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushaltes (Milieu intérieur) durch Steigerung der Rückresorption von Natrium sowie vermehrte Ausscheidung von Kalium und Protonen (physiologische Effekte).

Chronisch, über Tage, Wochen und Monate erhöhte Aldosteron-Spiegel, haben dagegen ungünstige Effekte. Es kommt zu einem Kalium-Mangel (Hypokaliämie), zu einem Anstieg des pH-Werts (Alkalose), Bluthochdruck und zu einer vermehrten Bildung von Bindegewebe (Fibrose) in Herz und Nieren, was letztendlich zu chronischem Herz- und Nierenversagen führen kann (pathophysiologische Effekte).[2]

Normalwerte

Der Normalwert im Plasma liegt bei 2-15 µg/100 ml. Der Aldosteronspiegel ist erniedrigt bei Nebennierenrindeninsuffizienz und Schock, der Aldosteronspiegel ist erhöht bei Stress, nach Operationen, bei erhöhter Angiotensin-II-Aktivität (Hyperaldosteronismus).

Krankheiten

Der primäre Hyperaldosteronismus (ein Conn-Syndrom) ist selten, ein sekundärer Hyperaldosteronismus findet sich hingegen häufiger bei Herzinsuffizienz und Leberzirrhose.

Ein Mangel von Aldosteron kann beispielsweise im Rahmen einer Autoimmunerkrankung (Morbus Addison) oder bei einer Tuberkulose der Nebennieren auftreten.

Fludrocortison

Fludrocortison (C21H29FO5, 380,45 g·mol−1, CAS 127-31-1, ATC H02AA02) ist ein künstliches Mineralocorticoid, das als Arzneistoff einen Aldosteronmangel ausgleichen kann. Der Handelsname ist "Astonin H". Nebenwirkungen bei hoher Dosierung: Hypokaliämie, metabolische Alkalose, Wasserretention (Ödeme), Blutdrucksteigerung.

Quellen

  1. Sicherheitsdatenblatt Sigma-Aldrich
  2. Andrew S Brem: The Janus effect: two faces of aldosterone. In: Kidney International. 75, Nr. 2, 2009-01, S. 137-9. doi:10.1038/ki.2008.567

Siehe auch

Gesundheitshinweis
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