- Forensische Linguistik
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Forensische Linguistik umfasst eine Vielzahl von Unterdisziplinen der Angewandten Linguistik, die sich mit Themen wie die Identifikation von Sprechern durch Stimmanalysen (Forensische Phonetik) und die Autorzuordnung von juristisch relevanten Texten, seien es Erpresserbriefe, Bekennerschreiben, Geständnisse, Testamente oder Plagiate befassen. Im weiteren Sinne untersucht die Forensische Linguistik auch andere Schnittstellen zwischen Sprache, Gesetz und Verbrechen.
Die forensische Linguistik deckt ein breites Themengebiet ab. Geforscht wird vor allem auf folgenden Gebieten:
Inhaltsverzeichnis
Autorschaftsbestimmung von Texten
Besonderes Gewicht kommt den quantitativen Methoden zu, die am häufigsten zu Autorschaftsbestimmung von Texten verwendet werden, aber auch andere Verfahren wie die Analyse von Handschriften, graphischen Merkmalen und Untersuchung des Schreibmaterials werden hierzu gezählt.
Durch Untersuchung sprachlicher Besonderheiten von Texten kann der Kreis der Täter (z.B. der Schreiber von Drohbriefen) erheblich eingegrenzt werden. Einige Forensische Linguisten warnen vor der Erwartung, anhand eines „sprachlichen Fingerabdrucks“ Verdächtigen eine Täterschaft eindeutig nachweisen zu können.[1] Raimund Drommel, dem „Pionier der sprachwissenschaftlichen Kriminalistik“[2], zufolge reichten jedoch in vielen Fällen die sprachlichen Indizien aus, um gegen Verdächtige ein Strafverfahren in Gang zu setzen.
Die Sprache von Gesetzestexten
Dieses Teilgebiet beinhaltet historische Interessen, wie etwa die Auswirkungen des normannischen Französisch und des kirchlichen Latein auf die zeitgenössische Juristensprache.
Die Sprache der Juristerei
Hierunter fallen linguistische Betrachtungen der Vorgänge in Gerichtssälen, etwa die Sprache in Kreuzverhören sowie die Auswirkungen von Interpretation und linguistischer Verletzbarkeit vor Gericht. Weitere Themengebiete sind etwa investigative Interviews und die sprachlichen Rechte ethnischer Minderheiten.
Ergebnisse
Die Linguistik konnte bisher vor allem auf folgenden Gebieten Ergebnisse vorstellen:
- Verhandlungen zum Markenrecht
- Identifikation der Autoren anonymer Texte (Drohbriefe u.ä.)
- Ethnische Herkunft von Asylbewerbern
Literatur
- Eilika Fobbe: Forensische Linguistik. Eine Einführung. Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen 2011. ISBN 978-3-8233-6654-6.
- Sandra Hansen: Als Sprachwissenschaftler auf Verbrecherjagd: Die forensische Linguistik beim Bundeskriminalamt In: Lingua et Opinio, 2005
- Helle Körner: Anthroponym - Pseudonym - Kryptonym: Zur Namensgebung in Erpresserschreiben. In: Peter Grzybek, Reinhard Köhler (hrsg): Exact Methods in the Study of Language and Text. Dedicated to Gabriel Altmann on the Occasion of his 75th Birthday. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2007, Seite 331-341, ISBN 978-3-11-019354-1, Seite 331.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Sandra Hansen: Als Sprachwissenschaftler auf Verbrecherjagd. Die forensische Linguistik beim Bundeskriminalamt. scienzz-magazin. 15. August 2006
- ↑ Profiler Raimund Drommel: Der Sprache des Verbrechens auf der Spur. Die Zeit. Ausgabe 4/2011
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