Fornerod

Fornerod
Constant Fornerod

Constant Fornerod (* 30. Mai 1819 in Avenches; † 27. November 1899 in Bettens) war ein Schweizer Politiker. Nach einer Karriere als Kantonspolitiker wurde er 1855 als Vertreter der liberal-radikalen Fraktion (der heutigen FDP) in den Bundesrat gewählt, dem er bis 1867 angehörte. Nach seinem Rücktritt leitete er ein Finanzinstitut und musste wegen dessen Bankrott eine mehrjährige Gefängnisstrafe verbüssen.

Inhaltsverzeichnis

Studium und Kantonspolitik

Der Sohn des Friedensrichters von Avenches studierte Rechtswissenschaft und Philosophie an der Akademie in Lausanne. Weitere Studiengänge absolvierte er an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen und an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg. Seine Ausbildung vervollständigte er in Paris und war anschliessend als Dozent für römisches Recht an der Lausanner Akademie tätig.

Fornerods politische Karriere begann 1845, als er für den Kreis Avenches in den Grand Conseil, das Kantonsparlament des Kantons Waadt gewählt wurde. Diesem gehörte er bis 1855 an. Von 1845 bis 1848 war er als Staatsschreiber tätig und wurde danach in die Kantonsregierung, den Conseil d’État, gewählt. Als Regierungsrat leitete er das kantonale Justiz- und Polizeidepartement. Von 1853 und 1855 vertrat er darüber hinaus seinen Kanton im Ständerat, diesen präsidierte er 1855.

Bundesrat

Die vereinigte Bundesversammlung wählte ihn am 11. Juli 1855 als Nachfolger des verstorbenen Daniel-Henri Druey in den Bundesrat. Fornerod erhielt dabei im dritten Wahlgang 84 von 148 abgegebenen Stimmen. Von 1855 bis 1856 sowie 1858 stand er dem Handels- und Zolldepartement vor. Von 1859 bis 1861 leitete er das Finanzdepartement und 1862 sowie von 1864 bis 1866 das Militärdepartement. In den Jahren 1857, 1863 und 1867 war Fornerod Bundespräsident und übernahm, wie damals üblich, jeweils das Politische Departement (Aussenministerium).

Fornerod war unter anderem am Ausbau der diplomatischen Vertretungen der Schweiz im Ausland beteiligt (insbesondere Berlin und Turin). Nach dem Neuenburgerhandel von 1856, in dem er neben Friedrich Frey-Herosé als Vermittler tätig gewesen war, setzte er eine Generalamnestie für alle am Putsch beteiligten Personen durch und konnte Preussen zum Verzicht aller Ansprüche bewegen (der Kanton Neuenburg war zuvor auch ein preussisches Fürstentum gewesen). Im Savoyerhandel von 1860 unterstützte er zum Teil die Meinung von Jakob Stämpfli, der eine militärische Besetzung Hochsavoyens forderte.

1863 war Fornerod bei der Gründung der von Jakob Stämpfli initiierten Eidgenössischen Bank involviert, der Vorläuferin der Schweizerischen Nationalbank. Bei der Frage um die Streckenführung der Bahnlinie Bern-Lausanne wurde Fornerod von seinen Bundesratskollegen überstimmt und musste wegen des Kollegialitätsprinzips die Streckenführung über Oron vertreten, die in seinem Kanton auf Ablehnung stiess. Dadurch verlor er in der Waadt an Glaubwürdigkeit.

Nach dem Rücktritt

Am 31. Oktober 1867 trat Fornerod zurück und übergab sein Amt an Victor Ruffy. Im selben Jahr übernahm er die Leitung des Finanzinstituts Crédit Franco-Suisse mit Sitz in Genf, später siedelte er nach Paris über. 1870 ging das Unternehmen bankrott, als verantwortlicher Direktor wurde Fornerod verurteilt und hatte eine mehrjährige Gefängnisstrafe zu verbüssen. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz fand er eine Anstellung als einfacher Angestellter der Jura-Simplon-Bahn. Sein Bruder Justin, Pfarrer im Ruhestand, nahm ihn später auf. Als dieser verstarb, lebte Fornerod als Pensionär auf einem Bauernhof in Bettens, wo er im Alter von 80 Jahren vereinsamt starb.

Literatur

  • Urs Altermatt (Hrsg.): Die Schweizer Bundesräte. Ein biographisches Lexikon. Artemis Verlag, Zürich / München 1991 (2. Auflage), S. 149–152. ISBN 3-7608-0702-X.

Weblinks



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