Forschungs- und Landesbibliothek Gotha

Forschungs- und Landesbibliothek Gotha
Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha

UFB Gotha im Schloss Friedenstein
Gründung: 1647
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Bibliothekssigel: 547 (UB Erfurt)/39 (Forschungsbibliothek Gotha)
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Die Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha ist eine wissenschaftliche Bibliothek des Freistaats Thüringen. Sie ging 1999 aus der Vereinigung der Landes- und Forschungsbibliothek Gotha sowie der Universitätsbibliothek Erfurt hervor. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit der Forschung, Lehre und Studium der Universität Erfurt sowie der wissenschaftlichen Arbeit und der Weiterbildung. Sie ist innerhalb der Gesamteinrichtung das Bestands- und Kompetenzzentrum für Handschriften und alte Drucke. Die Bibliothek ist öffentlich mit Lesesaal zugänglich.

Die Universitätsbibliothek Erfurt ist auf dem Campus der Universität untergebracht; die Forschungsbibliothek Gotha befindet sich im Schloss Friedenstein.

Inhaltsverzeichnis

Universitätsbibliothek Erfurt

Der Aufbau der Universitätsbibliothek Erfurt begann im Zuge der Wiedergründung der Universität Erfurt Ende 1993. Ihr heutiges Medienangebot geht wesentlich auf die Förderung durch Investitionsmittel nach dem Hochschulbauförderungsgesetz (1997-2008) sowie die Integration der Bibliotheken mehrerer ehemaliger Einrichtungen (Kirchliche Hochschule Naumburg, Pädagogische Hochschule Erfurt/Mühlhausen, Philosophisch-Theologisches Studium Erfurt) zurück. Außerdem enthält sie den erhaltenen Bestand der Bibliothek der alten Erfurter Universität (1392–1816), darunter die Bibliotheca Amploniana als die größte noch vollständig erhaltene Handschriftensammlung eines spätmittelalterlichen Gelehrten weltweit.

Die Universitätsbibliothek konnte 2000 einen Neubau (Architekten: Koch + Partner, München) auf dem Campus der Universität im Norden Erfurts beziehen. Sie bietet ihre Medien überwiegend in Freihandaufstellung an und ist aktives Mitglied der Regensburger Verbundklassifikation.

Forschungsbibliothek Gotha

Geschichte

Herzog Ernst I.
Herzog Ernst II.

Herzog Ernst der Fromme (1601-1675) übernahm 1640 die Regentschaft über das Herzogtum Sachsen-Gotha. Er brachte seine Büchersammlung aus ernestinischen Familienbesitz und aus der Kriegsbeute des Dreißigjährigen Krieges mit nach Gotha. Dazu gehörte auch die Prachthandschrift der Ottheinrich-Bibel. Durch Schenkungen und Ankäufe wurde die Büchersammlung kontinuierlich erweitert. Unter anderem durch die Bibliothek des Theologen Johann Gerhard (1582-1637), seines Sohnes Johann Ernst Gerhard (1621-1668) und durch Herzog Ernsts Sohn, Herzog Friedrich I. (1646-1691) mit Teilen der Altenburger Hofbibliothek.

Die Bibliothek erhielt durch den Bibliothekar und Theologen Ernst Salomon Cyprian (1679-1745) wissenschaftliches Profil. Nachdem Herzog Ernst II. (1745-1804) wertvolle Handschriften und alte Drucke der Sammlung hinzufügte, darunter das Evangeliar von Echternach, wurde die Herzogliche Bibliothek über den Hof hinaus bekannt gemacht. Nach einer Forschungsreise in den Orient, brachte Ulrich Jasper Seetzen (1767-1811) orientalische Handschriften mit. Die Herzogliche Bibliothek wurde am 13. Dezember 1824 zu einem Fideikommiss erhoben. Der dauerhafte Verbleib in Gotha sollte hiermit gesichert werden.

Die Sammlungen nahmen ab 1918 schweren Schaden, weil das Eigentum an der Bibliothek umstritten war. Nachdem das Reichsgericht in einer Entscheidung 1925 die Fürstenenteigung von 1919 für ungültig erklärt hatte, wurde die Bibliothek mit den anderen Sammlungsteilen in die 1928 gegründete und ab 1934 wirksamen Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha'schen Stiftung für Kunst und Wissenschaft eingebracht. schon zu diesem Zeitpunkt kam es zu einzelnen Verkäufen. Fast alle Spitzenstücke der Sammlung, darunter u.a. das Evangeliar von Echternach, die Mainzer Riesenbibel und das Gothaer Missale, wurden Anfang Juli 1945 kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges vor dem Abzug der Amerikaner von der herzoglichen Familie nach Coburg verbracht und durch Verkauf zerstreut.[1] Durch die Rote Armee wurde im April 1946 die Herzogliche Sammlung fast vollständig in die damalige Sowjetunion gebracht.[2]

Der Bestand der Gothaer Bibliothek umfasste jetzt ldiglich die 1945 aufgenommene Bibliothek des aufgelösten Gothaer Gymnasium Ernestinum, Reste der Gothana-Sammlung und Teile der Thüringen-Literatur.

In den ansonsten weitgehend leeren Räumen wurde 1953 die Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände eingerichtet. Sie hatte den Auftrag, Buchgut aufzufangen, das durch die gesellschaftlichen Veränderungen in der sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR durch Enteignung, Aussonderung aus weiterbestehenden Büchereien oder Auflösung ganzer Bibliotheken herrenlos geworden war. Es wurde bibliographisch verzeichnet und den wissenschaftlichen Bibliotheken der DDR zugänglich gemacht. Bücher, die auf diese Weise nicht vermittelt werden konnten, gelangten über das Zentralantiquariat in Leipzig in den staatlich gelenkten, exportorientierten Antiquariatsbuchhandel.[3] 1959 ging die Zentralstelle nach Berlin.

Die Sowjetunion gab 1956, bis auf geringe Teile, die abtransportierten Bestände (330.000 Bände) zurück. Im Jahr 1968 erhielt die Bibliothek den Namen Forschungsbibliothek. Es fand eine Zuordnung zum Methodischen Zentrum für Wissenschaftliche Bibliotheken in Ost-Berlin statt.

Als Forschungs- und Landesbibliothek Gotha wurde sie 1991 dem Thüringer Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstellt. Nach einem langjährigen Restitutionsstreit schuf 2001 die investive gütliche Einigung zwischen dem Land Thüringen und dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha bzw. seinen Stiftungen Rechtssicherheit für die Sammlungen. Mit der Neufassung des Thüringer Hochschulgesetzes wurde die Forschungsbibliothek Gotha und Universitätsbibliothek Erfurt zur Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. Es kam 2003 die Sammlung Perthes Gotha hinzu, die durch die Forschungsbibliothek am Standort Gotha betreut wird.

Bibliotheksprofil

Sammelschwerpunkt

Herzogtum Sachsen-Gotha

Die Forschungsbibliothek Gotha nimmt, als ehemalige Landesbibliothek des damaligen Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg, für ihre Altbestände die Aufgabe als Regionalbibliothek wahr und für das Gebiet Süd- und Westthüringen führt sie die Sammlung landesgeschichtlicher und regionalkundlicher Literatur fort. Zu den Sammelschwerpunkten gehört die kontinuierliche Erwerbung und Pflege der Literatur zur Geschichte und Landeskunde Thüringens. Es wurden seit der Gründung des Landes Thüringen 1920 durch die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar und Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena Pflichtexemplare gesammelt. Für den Freistaat Thüringen übernimmt das seit 1990 die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Wissenschaftliche Arbeit

Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit stehen die Herzoglichen Privatbibliotheken, die Kultur des deutschen und europäischen Fürstenhofes Gotha, Korrespondenzen und der Hofkalender. Es werden weiterhin frühneuzeitliche Reiseberichte und Länderkunden zu den modernen Geo- und Astrowissenschaften, die Rezeption und Geschichte der europäischen Literatur 16. bis 19. Jahrhundert, die Geschichte der Deutung der Religionskulturen des biblischen und des klassischen Altertums, Protestantismus und des Islam und die Geschichte und Philosophie der deutschen und europäischen Aufklärung wissenschaftlich bearbeitet.

Nachlässe

Schloss Innenhof - Eingang zur FB Gotha

Es befinden sich derzeit in der Forschungsbibliothek Gotha 89 Nachlässe von Bibliothekaren, Wissenschaftlern, Literaten und kulturellen Vereinigungen. Unter anderem Nachlässe des Gothaer Naturwissenschaftler und Schriftsteller Kurd Lasswitz (1848-1910), des Gothaer Malers und Grafikers Franz Vetter (1886-1967) mit der Hermann-Hesse-Sammlung und des Publizisten und Herausgeber Joseph Kürschner (1853-1902) unter anderem mit Korrespondenzen von Henrik Ibsen, Karl May und Wilhelm Raabe. [4]

Projekte

Es gibt mehrere Projekte zur Katalogisierung des Bestandes an Handschriften und alten Drucken. Schwerpunktmäßig werden folgende Themen bearbeitet:[5]

  • Die Bibliothek besitzt einen Bestand von etwa 100 Bänden deutschsprachiger mittelalterlicher Handschriften aus dem 13. bis 16. Jahrhundert. So hat sie, die mit vielen illustrierten Kodizes, ausgestattete Handschrift der Sächsischen Weltchronik und Zeugnisse der klassischen mittelhochdeutschen Literatur und Unikate wie den Versroman Reinfried von Braunschweig.
  • Unter den Handschriften der frühen Neuzeit sind die theologischen und kirchenhistorischen Handschriften von besonderer Wichtigkeit.
  • Die Musikaliensammlung enthält neben musiktheoretischen Schriften ungefähr 8000 Noten. Neben Kompositionen der Kapellmeister der Gothaer Hofkapelle des 17. und 18. Jahrhunderts sind einige der Herzoglichen Familie sowie die der thüringischen Komponisten des 18. bis 20. Jahrhunderts vorhanden. Die größte thüringische Sammlung von Kompositionen der Musikerfamilie Bach enthält teilweise nur in Gotha vorhandene Werke des Bückeburger Johann Christoph Friedrich Bach.
  • Im Jahrhundert der Aufklärung, hatte der Gothaer Hof eine bedeutende Rolle bei der Rezeption und Verbreitung der neuen Ideen. Dies fand seinen Niederschlag in den Privatbibliotheken der Herzöge und seiner Angehörigen.
  • Die Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha nimmt seit 1996 an der Erstellung des VD 17, der retrospektiven Nationalbibliografie des 17. Jahrhunderts teil.

Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V.

Auf Schloss Friedenstein wurde im Mai 2006 der Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V. gegründet. Damit die Forschungsbibliothek Gotha stärker in der Öffentlichkeit wahr genommen wird, möchte der Verein mit seiner Arbeit dazu beitragen. Die Bibliothek wurde in das von Paul Raabe erarbeiteten Blaubuch aufgenommen.[6]

Literaturverzeichnis

  • Christiane Schmiedeknecht: Der Bibliotheksneubau der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. In: Bibliothek 27(2003), 1/2, S. 76-78-
  • Der Schatz des Amplonius : die große Bibliothek des Mittelalters in Erfurt. Herausgegeben von Kathrin Paasch in Zusammenarbeit mit Eckehart Döbler im Auftrag der Kulturdirektion der Landeshauptstadt Erfurt, Erfurt 2001, ISBN 3-910111-17-3.
  • Christiane Schmiedeknecht: Universitätsbibliothek Erfurt. In: 3. Thüringer Bibliothekstag in Erfurt am 11. Oktober 1997 anlässlich des 100jährigen Bestehens der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt. Erfurt1998, S. 22-26 (online).
  • Fürstliche Bücherlust: Kostbarkeiten der Forschungsbibliothek Gotha, 2004, ISBN 3-910027-19-9
  • Jacobsen, Roswitha, Hans-Jörg Ruge: Ernst der Fromme - Staatsmann und Reformer, Jena 2002, ISBN 978-3931505967
  • Helmut Claus: Bibliotheca Gerhardina: Eigenart und Schicksal e. thüring. Gelehrtenbibliothek d. 17. Jh., 1968
  • Theuerdank, Helmut Roob: Aus den Schätzen der Gothaer Bibliothek, 1957

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zum Verbleib siehe diese Verlustliste der Bibliothek
  2. Mitteldeutsche Zeitung Gotha/dpa
  3. Eintrag im Handbuch der historichen Buchbestände
  4. http://www.flb-gotha.de/nachlaesse/nachlaesse.html
  5. http://www.flb-gotha.de/projekte/projekte.html
  6. http://www.freundeskreis-forschungsbibliothek-gotha.de/

50.94583333333310.7044444444447Koordinaten: 50° 56′ 45″ N, 10° 42′ 16″ O


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