Fort Kalkofen

Fort Kalkofen
Four à Chaux
Typ: Artilleriewerk
Festungsabschnitt: Vosges
Besatzung: 580 Mann des 165. RIF u. 168. RAP davon 24 Offiziere
Kommandant: Major Exbrayat
Aufbau
Eingänge: 1x für Mannschaften (ebenerdig)
1x für Munition (Schrägstollen, aufwärts)
Kampfblöcke: 3x Artilleriebunker, 2x Infanteriebunker, 1x Infanteriekasematte
Stromversorgung: 4x Sulzeraggregate a 160 PS
Munition und Bewaffnung
Die Munitionsanlieferung erfolgte über Feldbahn oder LKW. Im Inneren wurden die Loren von Hand geschoben. Die Anlage war für einen Munitionsverbrauch von ca. 40 t pro Großkampftag ausgelegt.
Munitionslager: Nur ein Nebenmunitionslager bei den Kampfblöcken.
Block 1: 1x 13,5 cm-Turm, 2x GFM-Glocken
Block 2: 1x 7,5 cm-Turm (Mod.32), 1x GFM-Glocke, 1x JM-Glocken
Block 3: 1x 8,1 cm-Turm, 1x GFM-Glocke, 1x LG-Glocke
Block 4: 1x GFM-Glocke, 1x VDP-Glocke, 2x JM-Glocken
Block 5: 1x MG-Turm, 1x GFM-Glocke
Block 6: 1x 4,7 cm-PAK/JM, 1x JM, 1x GFM-Glocke, 1x JM-Glocke, 1x VDP-Glocke
Munitionseingang: 1x 4,7 cm-PAK/JM, 1x GFM-Glocke
Mannschaftseingang: 1x 4,7 cm-PAK/JM, 2x GFM-Glocken

Four à Chaux (abgekürzt: FAC) war die Bezeichnung eines Artilleriewerks der französischen Maginot-Linie (die deutsche Bezeichnung lautete Kalkofen oder Panzerwerk 615) bei Lembach im Elsass. Das Werk, es war dem Festungsabschnitt Vosges zugeordnet, erhielt seinen Namen von einer in der Nähe befindlichen Kalkbrennerei und hatte zusammen mit dem nur 1,5 km entfernt liegenden Infanteriewerk Lembach die Aufgabe, das Tal der Sauer zu sperren.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Munitionseingang des Artilleriewerks Four à Chaux

Die gesamte Festungsanlage wurde in einen etwa 270 m hohen Berg zwischen der Sauer und dem Schmelzbach hineingebaut. Wegen des sehr schmalen Bergrückens entstand ein sehr kompaktes Artilleriewerk mit einer für die Maginot-Linie geringen Ausdehnung von nur etwa 650 m. Zwischen 1930 und 1935 entstanden insgesamt acht Blöcke, an deren Errichtung zum Teil 800 Arbeiter pro Schicht rund um die Uhr beschäftigt waren. Der Mannschaftseingang führt ebenerdig in das Werk. Im Munitionseingang ist ein elektrischer Schrägaufzug eingebaut, der Munition und andere Versorgungsgüter nach oben transportiert. Dies ist einmalig für die Anlagen im Nordosten. Die Anlieferung geschah über LKW oder mit der erst im Mai 1940 fertiggestellten 60 cm Feldeisenbahn. Wegen der besonderen baulichen Gegebenheiten war das unterirdische Gangsystem nur etwa 1,6 km lang, weswegen man von einer Elektrifizierung der Werksbahn absah - die Loren mit beispielsweise der Munition wurden also von Soldaten bis an die Sohle der Kampfblocks geschoben und von dort per Aufzug nach oben transportiert.

Die unterirdische Kaserne bestand wie für ein solches Werk üblich aus einer Sanitätsabteilung mit Operationsraum, einer Versorgungsabteilung zur Bevorratung von Lebensmitteln und einer Großküche mit getrennter Zubereitung der Essen für Mannschaften und Offiziere, Ruhe- und Bereitschaftsräumen mit Duschen und Toiletten sowie einer technischen Abteilung mit Kraftwerks- und Heizungsanlagen und entsprechenden Werkstätten. Das Frischwasser wurde aus einer unterirdischen Quelle gewonnen.

Bei den sechs Kampfblöcken handelt es sich um drei Artilleriebunker (Block 1, 2 u. 3), zwei Infanteriebunker (Block 4 u. 5) und eine Infanteriekasematte (Block 6).

Kampfhandlungen

1938 wurde das Artilleriewerk mit Truppen des 165. RIF und des 168. RAP. belegt. Am 20. Mai 1940 eröffnete man von hier erstmals das Feuer auf deutsche Patrouillen. Die deutsche 215. Infanteriedivision erhielt am 16. Juni den Auftrag, die nur mit Blockhäusern befestigte Linie zwischen Windstein und Lembach anzugreifen. Die schwachen Befestigungsanlagen konnten überhaupt nur bei funktionierender Telefonverbindung durch die Artilleriewaffen des FAC geschützt werden. Nach einigen kurzen Feuergefechten in den folgenden Tagen begann der eigentliche Angriff am 19. Juni. Insgesamt 27 Stukas bombardierten ab 9:00 Uhr vor allem die Kampfblöcke des FAC, später auch das Infanteriewerk Lembach. Nachmittags erfolgten weitere Luftangriffe. Abgesprengte Betonteile deckten den Panzerdrehturm von Block 2 so zu, dass er von zwei Soldaten freigeräumt werden musste. Durch einen Zufallstreffer war zudem die Telefonleitung zu den Blockhäusern unterbrochen worden. Entsprechende Zielangaben konnten nicht mehr durchgegeben werden. Den deutschen Truppen gelang so der Durchbruch und sie standen abends bereits in Haguenau. Das Artilleriewerk Four à Chaux gab letztmals am 24. Juni 1940 gegen 17:00 Uhr einige Salven ab. Erst am 1. Juli, sechs Tage nach dem Waffenstillstand, ergab sich auf schriftliche Anweisung der französischen Heeresleitung mit allen kriegerischen Ehren die Besatzung des Four à Chaux. Am nächsten Tag erfolgte die Entwaffnung der Mannschaften. Zwischen 1940–1944 führte die deutsche Wehrmacht mehrere Sprengversuche durch, wobei praktisch alle Panzerdrehtürme zerstört wurden. Des weiteren wurden die Dieselaggregate demontiert.

Die Festung heute

Gedenktafel am Eingang

Zwischen 1951–1953 ließ die französische Armee das Werk bis auf Block 1 wieder instandsetzen. Es gehört heute noch immer der Luftwaffe. Allerdings konnte der Fremdenverkehrsverein Lembach & Umgebung seit 1983 das Artilleriewerk für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Neben der Anlage selbst (Mannschaftseingang, Kaserne, Block 2 usw.) können ein Museum mit Ehrendenkmal für die französischen und deutschen Gefallenen besichtigt werden. Einzelführungen werden nicht durchgeführt.

Die Werksoberfläche ist Militärgelände und darf nicht betreten werden. Eine Begehung ist wegen der dort noch immer vorhandenen Infanteriehindernisse (u. a. versenkte Stahlspitzen) lebensgefährlich.

Literatur

  • Jean Paul Pallud: Blitzkrieg in the West. London 1991, ISBN 0-900913-68-1, S. 555-558. 
  • Jean Bernard Wahl: Damals und heute. Die Maginotlinie. Hamburg 2000, ISBN 3-8132-0685-8, S. 345-349. 
  • Jean Bernard Wahl: Die Maginot-Linie im Elsaß. Steinbrunn-le-haut 1989, ISBN 2-86339-034-1, S. 82-98. 

Weblinks

48.9967777777787.79772777777787Koordinaten: 48° 59′ 48″ N, 7° 47′ 52″ O


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