Fort Konstantin

Fort Konstantin
Fort Konstantin, Ostseite
Blick vom Fort auf den Koblenzer Hauptbahnhof, im Hintergrund links befindet sich die Festung Ehrenbreitstein
Der Hof des Forts mit der linken Hälfte des Kasemattenkorps
Das Innere des Forts mit der rechten Hälfte des Kasemattenkorps, rechts der Bunkereinbau

Das Fort Großfürst Konstantin thront auf dem äußersten Bergsporn des Hunsrück im Stadtteil Karthause über der Stadt Koblenz und ist ein Bestandteil der ehemaligen Festung Koblenz. Benannt nach dem Bruder des russischen Zaren Alexander I., Konstantin Pavlovich, wurde es von 18221827 als Vorposten der Feste Kaiser Alexander errichtet unter Leitung der preußischen Militäringenieure Gärtner und Schubarth.

Das Fort besetzt den Standort des alten Kartäuserklosters. Durch einen Rechtsstreit zwischen dem Benediktinerkloster und dem Nonnenkloster auf dem Oberwerth 1215 hatte Erzbischof Dietrich von Wied alle früheren Urkunden der streitenden Parteien vernichten lassen und damit eine geschichtliche Rekonstruierung zur Zeit des Klosters nahezu unmöglich gemacht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mittelalter - Benediktinerkloster, Stift, Kartäuser Orden

Das Fort steht auf einem der ältesten Siedlungsgebiete von Koblenz. Erstmals urkundlich erwähnt wurde eine Bebauung auf dem Gebiet des heutigen Forts 1153 in der Besitzbestätigungsurkunde des Trierer Erzbischofs Hillin von Fallemanien. Ausgrabungen der letzten Jahre belegen Grablegungen in diesem Bereich, die wesentlich weiter in die Vergangenheit reichen. Die bei Grabungen freigelegten Fundamente und Gräber sowie die Krypta sind heute in die Hofgestaltung des Fort integriert. Das belegte Kloster war ein dem heiligen St. Beatus geweihtes Benediktinerkloster, das im Januar 1315 in ein Chorherrenstift umgewandelt wurde. Im August 1331 wurde das Stift aufgelöst und Gebäude sowie Besitzungen dem Kartäuserorden übertragen. Der Name der Erhebung bei Koblenz änderte sich dadurch im Laufe der Zeit vom Beatusberg zur Karthause. In napoleonischer Zeit wurde 1802 das Kloster aufgelöst. Das Gelände wurde 1818 von den Preußen erworben.

19. Jahrhundert – Fort

Durch den Wiener Kongress 1814/1815 gingen die rheinischen Besitztümer des Trierer Kurstaates als Teil der Rheinprovinz zum Königreich Preußen über. Am 11. März 1815 ging die „Order zur Neubefestigung der Stadt Coblenz und der Festung Ehrenbreitstein“ durch König Friedrich Wilhelm III. aus. In den folgenden Jahren entstand mit Bau der Festung Koblenz auch das Fort Konstantin. Das Fort diente der vorgelagerten Sicherung der Feste Kaiser Alexander auf der Karthause. Bereits 1818 hatte der preußische Staat das Gelände des ehemaligen Klosters gekauft. Nach einer Akte des Klosters Marienstatt standen dort zu diesem Zeitpunkt noch fünf verschiedenen Gebäude: der Prioratsbau, das Kapitelhaus, die Schaffnerei und ein Gebäude mit Waschhaus, Küche, Remise und Pferdeställen. Das Fort hatte die Aufgabe, das unmittelbare Vorfeld der Stadtbefestigung von Koblenz sowie die Verbindung zwischen der Feste Kaiser Alexander und der Stadt zu sichern.

20. Jahrhundert – Bunkeranlage

Mit der Niederlage des Deutschen Kaiserreiches einher ging die im Versailler Vertrag bestimmte Entmilitarisierung des Rheinlands. Fort Konstantin blieb aufgrund von Erhaltungsanträgen - mit einigen kleineren Ausnahmen - erhalten. Um die Anlage militärisch unbrauchbar zu machen, wurden 1921/22 das riesige Pulvermagazin geschleift, die splitterschützenden Erddächer entfernt und die Kanonenschächte verkleinert. Während des Zweiten Weltkriegs baute man die Anlage zum Bunker um. Hier befanden sich Luftschutz und Polizei im Bunker in der rechten Flanke und in der Kehlcaponniere. Im Fels unter dem Fort baute man Stollenbunker für die Reisenden des nahen Koblenzer Hauptbahnhofs und der umliegenden Wohnhäuser. Noch bis Mitte der 60er Jahre bewohnten obdachlose Familien das Fort. Danach verfiel die Anlage bis sich 1994 der Verein Pro Konstantin e.V. das Fort wieder zugänglich machte und entschuttete sowie die Bausubstanz sicherte. In der Kehlcaponniere befindet sich das Rheinische Fastnachtsmuseum.

Der Bau

Das Fort Konstantin ist fast vollständig erhalten. Es besteht aus dem Kasemattenkorps auf der unteren Rheinterrasse am Nordostende der Karthause und der Kehlcaponniere im Tal.

Das Kasemattenkorps besteht aus einer Front und zwei Flanken, deren -heute zu Fenstern erweiterte- Geschützscharten die Simmerner Straße beherrschten, aber auch aus den Enden der Flanken Richtung Rhein und Mosel wirken konnten. Es ist eingeschossig, hat aber bis zu zwei Kellergeschosse, und auf dem Dach des aus Geschützkasematten gebildeten Erdgeschosses lag einst eine Brustwehr aus Erde als Deckung für Geschütze.

Die rechte Flanke birgt das einst mit einer Zugbrücke gesicherte Tor. Über diesem und auch in der linken Flanke war je ein Geschützaufzug eingebaut; deren Dachaufbauten bestehen noch. Der Graben vor dem Kasemattenkorps ist noch in Spuren erkennbar.

Die Hofseite des Kasemattenkorps ist von hohen Fenstern, Türen und Toren gegliedert, die Front hat zudem zum Hof ein Gesims mit Blendbogenfries, und die Treppentürme setzen mit ihren turmartigen Aufsätzen besondere Akzente.

Die rechte Flanke ist zum Hof hin vom Ziegelbau des Bunkers umschlossen, dessen Decke und Mauern mit Beton verstärkt sind. Sein Inneres ist nur noch in Resten überliefert.

Auf der Rheinseite des Hofes ist, unter Verwendung von Resten des Prioratsgebäudes, die Kriegsbäckerei errichtet worden. Sie diente als Geschützplattform und birgt im Inneren Lagerräume sowie eine große Halle mit den Resten zweier riesiger Backöfen.

Im Rasen des Hofes sind die Tuffsteieneinfassungen von Gräbern der oberirdisch abgetragenen Klosterkirche St. Beatus sowie unweit der Kriegsbäckerei Reste der spätromanischen Krypta freigelegt.

Eine Rampe führt zum unteren Hof, der wiederum den Weg zur Kehlcaponniere erschließt. Das im Zuge der Entfestigung geschleift wurde und nur noch in Fundamentresten erkennbar ist.

Zur Kehlcapooniere führt ein gegen direkten Beschuss gedeckter Weg. Die Kehlcaponniere mit ihren vier Stockwerken und einer Geschützplattfrom beherrschte die Verbindung zwischen Fort und Stadt sowie das Vorfeld der Stadt. Im Inneren war ein Geschützaufzug eingebaut. Die Caponniere hat einen eigenen Zugang, der mit Graben und Zugbrücke gesichert war.

Besatzung

Bis 1918 war Fort Konstantin in Friedenszeiten mit verschiedenen Einheiten belegt, z. B.:

Literatur

  • Klaus T. Weber (Diss.): Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815–1834). (Reihe: Kunst- und Kulturwissenschaftliche Forschungen) 2003, ISBN 3-89739-340-9
  • Thomas Tippach (Diss.): Koblenz als preussische Garnison- und Festungsstadt Wirtschaft, Infrastruktur und Städtebau. 2000 (Reihe: Städteforschung, Reihe A: Darstellungen Band 53), ISBN 3-412-08600-2
  • Andacht & Krieg. Von der Koblenzer Kartause zum Fort Konstantin. Festschrift zum 10-jährigen Jubiläum Pro Konstantin e.V. Hrsg. v. Dieter Marcos. - Lahnstein: Imprimatur Verlag 2004. ISBN 39807361-5-6

Siehe auch

Weblinks

50.3502777777787.58583333333337Koordinaten: 50° 21′ 1″ N, 7° 35′ 9″ O


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