Franz Ludwig Neugebauer

Franz Ludwig Neugebauer

Franciszek Ludwik Neugebauer (* 13. April 1856 in Kalisch; † 13. November 1914 in Warschau) war ein polnischer und russischer Gynäkologe, der in der Zeit der Jahrhundertwende wirkte.

Er wurde im letzten Jahr der Kalischer Tätigkeit seines Vaters Ludwig Adolf Neugebauer als einer von zwei Söhnen in dessen Ehe mit Klara Schroetter geboren. Bald nach seiner Geburt zog die Familie nach Warschau, wo Franciszek im Jahre 1874 das Abitur ablegte und sich an der medizinischen Fakultät der Universität Warschau immatrikulierte. Nach zwei Jahren ging er nach Dorpat, damals ein großes Ausbildungszentrum der polnischen Protestanten, die über eine eigene Burschenschaft verfügten. Er beendete sein Medizinstudium im Jahre 1881 und war danach sechs Jahre lang als praktizierender Frauenarzt an verschiedenen Kliniken in ganz Westeuropa tätig.

Nach der Rückkehr nach Kongresspolen wurde er Assistent am renommierten Warschauer Heilig-Geist-Krankenhaus, wo er unter der Leitung seines Vaters arbeitete. Im Jahre 1893 ging er zum Evangelischen Krankenhaus in Warschau, wo er dann ab 1897 bis zu seinem Tode als Chef der Gynäkologischen Abteilung tätig war. Gleichzeitig war er viele Jahrzehnte Mitglied des Rats der Evangelischen Gemeinde.

Neugebauer war Autor von 391 wissenschaftlichen Arbeiten und Aufsätzen, die ihn in der ganzen Welt berühmt machten und Mitglied von 33 in- und ausländischen wissenschaftlichen Gesellschaften. Er galt als Weltautorität in der Frage des Hermaphroditismus. 1904 sollte er zum Professor der Kaiserlich-Russischen Universität Warschau ernannt werden, bekam den Titel aber nicht wegen mangelnder Kenntnisse der russischen Sprache (die polnische Universität Warschau wurde erst 1915, in der Zeit des Regentschaftskönigreiches Polen, von den deutschen Besatzungsbehörden eröffnet).

Seine riesige Bibliothek schenkte er der Warschauer Ärztekammer. Er und sein Bruder Edmund Ludwig, Doktor der Chemie († 1925), wurden neben den Eltern auf dem Evangelischen Friedhof in Warschau begraben. (Allee A Nr 15).

Literatur

  • Eugeniusz Szulc: Cmentarz Ewangelicko-Augsburski w Warszawie. Warschau 1989

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