Französisch-Holländischer Krieg

Französisch-Holländischer Krieg

Der Holländische Krieg war ein gesamteuropäischer militärischer Konflikt, der von 1672 (Rampjaar) bis 1679 dauerte. Ausgelöst wurde der Krieg durch einen Angriff des französischen Königs Ludwig XIV. und dessen Verbündeten auf die Vereinigten Niederlande. Um eine Hegemonie Frankreichs auf dem europäischen Kontinent zu verhindern, verbündeten sich Spanien und das Heilige Römische Reich mit den Niederlanden. Einige Teilkonflikte dieses Krieges gingen als eigenständige Konflikte in die Geschichte ein, wie der Dritte Englisch-Niederländische Seekrieg (1672-1674) und der Schwedisch-Brandenburgische Krieg (1674-1679). Die für den französischen König günstigen Friedensschlüsse von Nimwegen (1678) und Saint-Germain (1679) beendeten diesen europäischen Krieg.

Ein anderer Name für diesen Konflikt ist Niederländisch-Französischer Krieg.

Der Holländische Krieg gilt als ein expansiver Eroberungskrieg und wurde deshalb in der älteren deutschen Literatur auch oft als (zweiter) Raubkrieg Ludwigs XIV. bezeichnet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Im Jahre 1667/68 hatte der französische König Ludwig XIV. den sogenannten Devolutionskrieg gegen Spanien geführt, um Teile der Spanischen Niederlande zu erobern.[2] Dabei operierten die französischen Truppen erfolgreich, doch im Januar 1668 hatte sich eine Koalition aus England, Schweden und den Niederlanden, die sogenannte Tripelallianz, gebildet, die Frankreich mit einer gemeinsamen Kriegserklärung gedroht hatte, falls dieses den Eroberungszug nicht einstellte. König Ludwig XIV. hatte daraufhin am 2. Mai 1668 widerwillig den Frieden von Aachen unterzeichnen müssen. Da der französische König vor allem die Vereinigten Niederlande für das Zustandekommen der Tripelallianz verantwortlich machte und sich persönlich von dem ehemaligen Verbündeten betrogen fühlte, richtete sich seine Politik in den folgenden Jahren vor allem gegen diese.[3] Doch zunächst war Frankreich im Ergebnis des Devolutionskrieges außenpolitisch isoliert. Diese zu überwinden und gegen die Vereinigten Niederlande vorzugehen war zunächst das vorrangige Ziel der französischen Diplomatie.

Diplomatische Kriegsvorbereitungen

König Ludwig XIV. von Frankreich; Portrait von 1672

Für die politische Situation Europas waren zu diesem Zeitpunkt vor allem zwei Konfliktlinien bedeutend. Zwischen dem Königreich England und den Vereinigten Niederlanden herrschte ein tiefer wirtschaftlicher Interessengegensatz. Beide Staaten hatten deshalb zwischen 1652 und 1668 bereits zwei Kriege gegeneinander geführt. Der Frieden von Breda stellte deshalb lediglich einen praktischen Waffenstillstand dar. Beide Mächte konkurrierten auch im Ostseeraum miteinander, in dem wiederum die Königreiche Dänemark und Schweden um die Vorherrschaft stritten. Dabei stand Dänemark traditionell den Niederlanden nahe, während sich Schweden an England anlehnte. Unter diesen Bedingungen war es natürlich, dass die Diplomaten Ludwigs XIV. sich in erster Linie an England und Schweden wandten. Ergebnis dieser Bemühungen war der am 1. Juni 1670 abgeschlossene geheime Vertrag von Dover zwischen dem „Sonnenkönig“ und König Karl II. von England (1630-1685), in welchem neben anderen Aspekten auch ein gemeinsames Vorgehen gegen den unliebsamen Konkurrenten, die Niederlande, vereinbart wurde. Karl II. erhielt jährlich 2.000.000 livres (ca. 166.000 Pfund) an Subsidien (im Kriegsfall sogar 3.000.000 livres)[4] und im Falle eines Sieges sollte das englische Königreich die Insel Walcheren erhalten.[5] Auch Schweden, das sich davon Vorteile gegenüber Dänemark versprach, schloss sich kurz darauf dem Abkommen an und erhielt von Frankreich im Gegenzug dringend benötigte Subsidien zugesichert. Damit war die außenpolitische Isolation Frankreichs überwunden und die Tripelallianz, die den ersten Eroberungszug Ludwigs XIV. gestoppt hatte, aufgelöst.

König Karl II. von England; Portrait von John Michael Wright (1617-1700)

In einem weiteren Schritt wurde nun versucht die Vereinigten Niederlande außenpolitisch zu isolieren, damit kein potentieller Verbündeter ihnen bei einem französischen Angriff beispringen würde. Mit den Kurfürsten von Brandenburg bestand bereits seit 1669 ein Bündnis (Frankreich unterstützte darin die preußischen Ansprüche auf Schlesien) und im Winter 1670 wurde ein weiteres mit dem Kurfürstentum Bayern abgeschlossen in dem wiederum Ansprüche auf österreichische Territorien von Ludwig XIV. unterstützt wurden. Nachdem Ludwig XIV. die beiden größten Staaten im Heiligen Römischen Reich auf seiner Seite wusste, ließ der „Sonnenkönig“ im April 1670 das Herzogtum Lothringen besetzen. Herzog Karl IV. (1604-1675) hatte im letzten Krieg der Tripelallianz seine Unterstützung angeboten und stellte damit einen potentiellen Gegner Frankreichs dar. Ein französisches Heer unter dem Maréchal de Crequy (1624-1687) vertrieb den Herzog und eroberte innerhalb kurzer Zeit dessen Festungen.[6] Obwohl der Krieg in dieser günstigen außenpolitischen Situation ursprünglich für 1671 vorgesehen war, nutzte Ludwig XIV. dieses Jahr für eine weitere Absicherung seiner Pläne. Es schien erforderlich, Kaiser Leopold I. (1640-1705) zu gewinnen. Schon im Januar 1668 hatten sich Frankreich und Österreich einander angenähert, als sie einen geheimen Teilungsvertrag über die spanische Monarchie ausgearbeitet hatten (Der Vertrag wurde jedoch nie ratifiziert.) Und tatsächlich verpflichtete sich der Kaiser am 1. November 1671 in einem weiteren Geheimabkommen dazu im Falle eines Krieges nur dann einzugreifen, wenn deutsche oder spanische Interessen direkt betroffen würden. Leopold I. standen ohne Bayern und Brandenburg keine Unterstützung in einem Krieg zur Verfügung und ein Aufstand in Ungarn erforderte es die Truppen eher in den Erblanden zu belassen.[7] Außerdem hoffte Leopold I. auf diese Weise die Ausbreitung eines Konfliktes zu einen gesamteuropäischen Krieg verhindern zu können.[8] Doch es gab zwei weitere deutsche Staaten, die ein direktes territorielles Interesse gegenüber den Vereinigten Niederlanden besaßen. Maximilian Heinrich von Köln (1621-1688), der Erzbischof von Kurköln, und Christoph Bernhard von Galen (1606-1678), der Bischof von Münster, schlossen sich dem anti-niederländischen Bündnis am 4. Januar 1672 an, nachdem sie bereits zuvor (11. Januar 1671) ihre Neutralität verkündet hatten, um somit selbst vom französischen Angriff zu profitieren. Damit stand einem Angriff auf die Vereinigten Niederlande, die ohne einen Verbündeten standen, im Frühjahr 1672 nichts mehr im Wege.

Der Kriegsverlauf

Im März 1672 erklärten Frankreich und England den Niederlanden den Krieg. Ebenfalls verbündet mit Frankreich war der Fürstbischof von Münster und der Erzbischof von Köln. Die Franzosen drangen beinahe ungehindert über Lüttich und Kleve nach Gelderland vor und nahmen Utrecht ein. Der am Anfang des Krieges als Generalkapitän eingesetzte Wilhelm III. von Oranien konnte eine vollständige Niederlage nur verhindern, indem er gezielt Schleusen und Dämme öffnen ließ, um so das Land zu überfluten und den Vormarsch der Franzosen zu stoppen. Ein Großteil der Bewohner wurde hinter die so gebildete Holländische Wasserlinie evakuiert. In Groningen konnten die Niederländer einen Sieg über die Truppen des Bischofs von Münster erringen. Im Juli wurde Wilhelm zum Statthalter der verbleibenden Provinzen Holland und Zeeland ernannt. Ungeklärt ist seine Rolle bei der Ermordung der Brüder Johan und Cornelis de Witt im August.

Nachdem französische Versuche, die Wasserlinie zu überwinden, fehlgeschlagen waren, wandte sich Ludwig anderen Zielen zu und belagerte 1673 die Festung Maastricht, die im Juli an die Franzosen fiel. Hierdurch wurden Spanien und Österreich auf den Plan gerufen, die nun einen französischen Angriff auf die spanischen Niederlande befürchteten. Damit weitete sich der Krieg auf große Teile Europas aus. Ludwig sandte seine zwei fähigsten Feldherren, Turenne und Condé, an den Mittelrhein und ins Elsass, um die kaiserlichen Truppen aufzuhalten.

England zog sich nach mehreren Niederlagen zur See mit dem Friede von Westminster mit den Niederlanden Anfang 1674 aus dem Krieg zurück. Der niederländisch-österreichisch-spanischen Koalition schloss sich auch Friedrich Wilhelm von Brandenburg an. Die Abwesenheit der brandenburgischen Armee nutzte Schweden Ende 1674 für einen Einfall in der Mark Brandenburg (Schwedeneinfall 1674/1675), hieraus entstand der Schwedisch-Brandenburgische Krieg, in dem sich Brandenburg mit Dänemark verbündete (Schonischer Krieg). Der Bischof von Münster stellte sich ebenfalls auf die Seite der Koalition und nahm mit seinem Heer unter anderem am Bremen-Verdener Feldzug teil.

Die Friedensschlüsse

Da die alliierten Streitkräfte denen des französischen Königs unterlegen waren, wurde 1678 der Friedensvertrag von Nimwegen, eine Vielzahl einzelner Friedensverträge zwischen den beteiligten Staaten, geschlossen. Das Vertragswerk trat im Jahr 1679 in Kraft. Frankreich ging aus diesem Krieg als Sieger hervor und konnte den Großteil seiner Eroberungen behalten, musste aber den Norden der besetzten Spanischen Niederlande wieder zurückgeben. Die Niederlande gelobten Neutralität für die Rückgabe ihrer Territorien. Frankreich erhielt von Spanien die Franche-Comté, tauschte einige flandrische Städte und erhielt Freiburg aus österreichischem Besitz. Brandenburg, das zunächst diesem als unvorteilhaft angesehenen Vertrag nicht beitreten wollte, musste schließlich 1679 im Frieden von Saint-Germain einlenken und einen Großteil seiner Eroberungen zurückgeben.

Anmerkungen

  1. Eugen von Frauenholz: Deutsche Kriegsgeschichte, Leipzig 1942, S.113; Siegfried Fiedler: Taktik und Strategie der Kabinettskriege 1650-1792, Bonn 1986, S.215; D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: Bernhard von Poten: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd.5, Leipzig 1878, S.302
  2. Für eine detaillierte Vorgeschichte des Konfliktes, siehe: Paul Sonnino: Louis XIV. and the origins of the Dutch War, Cambridge/ New York/ New Rochelle 1988.
  3. John A. Lynn: The Wars of Louis XIV 1667-1714, London/ New York 1999, S.109
  4. John A. Lynn: The Wars of Louis XIV 1667-1714, London/ New York 1999, S.110
  5. Kurt Kluxen: Geschichte Englands, Stuttgart 1991, S.351
  6. Einzelheiten in: Paul Wentzcke: Feldherr des Kaisers - Leben und Taten Herzog Karl V. von Lothringen, Leipzig 1943, S.79ff
  7. John P. Spielman: Leopold I. - Zur Macht nicht geboren, Graz / Wien / Köln 1981, S.56f
  8. John A. Lynn: The Wars of Louis XIV 1667-1714, London/ New York 1999, S.111

Literatur

  • Peter Burke: Ludwig XIV. - Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993. ISBN 3-8031-2412-3
  • Pierre Gaxotte: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951. ISBN 3-404-00878-2
  • John A. Lynn: The Wars of Louis XIV 1667-1714, London/ New York 1999. ISBN 0-582-05629-2
  • D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: Bernhard von Poten: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd.5, Leipzig 1878, S.300-313.
  • Heinz Schilling: Höfe und Allianzen - Deutschland 1648-1763, Berlin 1998. ISBN 3-442-75523-9
  • Paul Sonnino: Louis XIV. and the origins of the Dutch War, Cambridge/ New York/ New Rochelle 1988. ISBN 0-521-34590-1
  • John P. Spielman: Leopold I. - Zur Macht nicht geboren, Graz / Wien / Köln 1981. ISBN 3-222-11339-4
  • Paul Wentzcke: Feldherr des Kaisers - Leben und Taten Herzog Karl V. von Lothringen, Leipzig 1943.
  • Maxime Weygand: Turenne, München 1938.


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