- Vierter Englisch-Niederländischer Krieg
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Die Englisch-Niederländischen Seekriege wurden im 17. und 18. Jahrhundert zwischen Großbritannien und der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande (Vereinigte Provinzen), von 1581 bis 1795 Vorläufer der heutigen Niederlande, ausgetragen. Diese Kriege heißen "Dutch Wars" (Holländische Kriege) in England und "Engelse Oorlogen" (Englische Kriege) in den Niederlanden. Es wurde um die Kontrolle der Ozeane und Handelsrouten gekämpft.
Inhaltsverzeichnis
Hintergründe
Der Zusammenbruch der spanischen Vorherrschaft am Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 ließ in den jungen spanischen und portugiesischen Kolonien ein Machtvakuum entstehen, in das das Vereinigten Königreich (Commonwealth of England) und die Vereinigten Provinzen der Niederlande stiessen, die beide im Achtzigjährigen Krieg noch Verbündete gewesen waren.
Die Niederlande waren zunächst erfolgreicher, sie erlebten im 17. Jahrhundert ihr Goldenes Zeitalter, eine rund einhundert Jahre andauernde wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Sie stiegen zur führenden Weltmacht und Handelsnation auf, verfügten über die größte Handelsflotte in Europa und beherrschten den europäischen Handel. Sie hatten die meisten portugiesischen Territorien in Südostasien annektiert und so den höchst ertragreichen Welthandel mit Gewürzen unter ihre Kontrolle gebracht.
Die Niederlande waren auch dabei, wichtigen Einfluss auf Englands Überseehandel mit seinen nordamerikanischen Kolonien zu nehmen, als Folge der Wirren nach den Englischen Bürgerkriegen (1642-1649). Die niederländische Kriegsmarine jedoch war in keinem guten Zustand, während der britische Lordprotektor Oliver Cromwell eine starke Flotte aufgebaut hatte.
England entwickelte sich zum Konkurrenten im Seehandel, und mit der Navigationsakte bekundete das das Parlament 1651 den Seemachtsanspruch Englands.
Überblick über die Kriege
Die Navigationsakte war eine Beeinträchtigung für den niederländischen Seehandel. Das wollten die Niederlande nicht hinnehmen und es kam 1652 zum 1. Krieg. Im Frieden mußten die Niederländer die Navigationsakte anerkennen.
Die Rivalitäten waren jedoch nicht ausgeräumt, es kam 1665 zum 2. Krieg mit Niederlagen für die Engländer. Im Frieden wurden einige Bestimmungen der Navigationsakte im Sinne der Niederländer geändert.
Die Engländer vereinbarten mit Frankreich ein gemeinsames Vorgehen gegen die Niederlande, dies führte 1672 zum 3. Krieg, den England wegen ausbleibenden Erfolg bereits nach 2 Jahren beenden mußte.
In den folgenden Jahrzehnten steigerte sich der englische Seehandel, während der niederländische Seehandel einen allmählichen Niedergang erfuhr. Die Rivalität zwischen beiden Ländern führte 1780 noch einmal zu einem Krieg, in dem jedoch die Niederlande hoffnungslos unterlegen waren.
Erster Krieg (1652-1654)
- Hauptartikel: Englisch-Niederländischer Krieg (1652–1654)
Streitigkeiten über den Handel gingen dem Krieg voraus. 1651 erließ England die Navigationsakte, die dem niederländischen Handelsinteresse schadete. Der Krieg begann mit Angriffen auf die Handelsschifffahrt. Bald kam es auch zu größeren Zusammenstößen der Kriegsflotten von England und den Niederlanden. Die englische Marine konnte die Kontrolle über die Seegebiete um England gewinnen, und im Frieden von Westminster wurden die Niederländer gezwungen, das englische Monopol über den Handel mit den englischen Kolonien anzuerkennen.
Zweiter Krieg (1665-1667)
- Hauptartikel: Englisch-Niederländischer Krieg (1665–1667)
Seit 1663 kam es wieder zu Auseinandersetzungen, in denen es vor allem um die Gewinnung wirtschaftlicher Vorteile ging. Die Königreiche Frankreich und Dänemark sowie das Fürstbistum Münster traten ebenfalls in den Krieg ein, nahmen jedoch kaum teil. Erst 1665 erklärten die Engländer den Niederländern den Krieg. Mit Unterstützung der Franzosen, die in der Zwischenzeit in die Spanischen Niederlande – heute Belgien – einmarschiert waren, bekamen die Niederländer die Überhand. Nachdem die Niederländer einen großen Teil der englischen Flotte auf der Themse zerstört hatten, unterzeichneten Engländer und Niederländer 1667 den Frieden von Breda. Die Engländer behielten die niederländischen Besitzungen in Nordamerika (das Gebiet um das heutige New York City), während die Niederländer Suriname von den Engländern erhielten. Die Navigationsakte wurde zu Gunsten der Niederlande modifiziert.
Dritter Krieg (1672-1674)
- Hauptartikel: Dritter Englisch-Niederländischer Krieg (1672–1674)
Dieser Krieg war Teil des Französisch-Niederländischen Krieges (auch Holländischer Krieg genannt), der von 1672 bis 1678 dauerte. Eine Ursache waren die wirtschaftliche Interessen des englischen Königshauses, das sich 1670 im geheimen Vertrag von Dover mit dem Königreich Frankreich gegen die Vereinigten Niederlande verbündet hatte.
Beide Staaten griffen im Frühjahr 1672 an - dieses Jahr ist ist in den Niederlanden als das Rampjaar (Katastrophenjahr) bekannt. Frankreich, das Fürstbistum Münster und Kurköln marschierten in die Republik ein, während eine Landung der Engländer verhindert werden konnte. Nach mehreren erfolglosen Seeschlachten zwang das englische Parlament König Charles II. zum Friedensschluss. Mit dem Frieden von Westminster schied England ohne Gewinn aus dem Krieg aus.
Vierter Krieg (1780-1784)
- Hauptartikel: Vierter Englisch-Niederländischer Krieg (1780–1784)
Der wirtschaftliche Abstieg der Generalstaaten und der Aufstieg der britischen Seemacht führte zu Spannungen zwischen beiden Ländern. Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) unterstützen die Vereinigten Niederlanden die aufständischen Amerikaner. Im Dezember 1780 erklärte Großbritannien deshalb den Niederlanden den Krieg. Die niederländische Flotte war kein ernstzunehmender Gegner mehr für die Royal Navy. Nur das Eingreifen der französischen Marine verhinderte Schlimmeres - Frankreich befand sich seit 1779 ebenfalls mit Großbritannien im Krieg. Im Herbst 1783 kam es zu Verhandlungen, die im Mai 1784 zum Abschluss des Pariser Friedens führten.
Weitere Kriege
Einige Historiker zählen die Seekriege zwischen Großbritannien und der Batavischen Republik bzw. dem Königreich Holland während der Napoleonischen Zeit als Fünften und Sechsten Englisch-Niederländischen Seekrieg. So unterstütze die niederländische Flotte die Franzosen - wurden aber in der Seeschlacht bei Kamperduin von den Briten besiegt.
Literatur
- Jaap Bruijn: Varend Verleden – De Nederlandse Oorlogsvloot in de 17e en 18e Eeuw. Meppel 1998, ISBN 90-5018-407-3.
- Charles Ralph Boxer: The Anglo-Dutch Wars of the 17th Century. Her Majesty’s Stationery Office, London 1974.
- Roger Hainsworth/Christine Churchers: The Anglo-Dutch Naval Wars 1652–1674. Sutton Publishing Limited, Thrupp/Stroud/Gloucestershire 1998, ISBN 0-7509-1787-3.
- Jonathan Israel: The Dutch Republic - Its rise, greatness and fall 1477-1806, Clarendon Press, Oxford 1995. ISBN 0-19-873072-1
- James R. Jones: The Anglo-Dutch Wars of the Seventeenth Century, Longman House, London/ New York 1996. ISBN 0-582-05631-4
- Alexander Meurer: Seekriegsgeschichte in Umrissen. Leipzig 1942,
- Helmut Pemsel: Seeherrschaft. Bd. 2. Wien/Garz 2005. (= Helmut Pemsel: Weltgeschichte der Seefahrt. Bd. 5.)
- Jan Willem Schulte Nordholt: The Dutch Republic and American Independence, University of North Carolina Press, Chapel Hill/ London 1982. ISBN 0-8078-1530-6
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