Frauenschuh (Gattung)

Frauenschuh (Gattung)
Cypripedium
Gelber Frauenschuh (Cypripedium calceolus)

Gelber Frauenschuh (Cypripedium calceolus)

Systematik
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Unterklasse: Lilienähnliche (Liliidae)
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Cypripedioideae
Gattung: Cypripedium
Wissenschaftlicher Name
Cypripedium
L.

Die Gattung Cypripedium gehört zur Familie der Orchideen (Orchidaceae). Mit ihren etwa 50 Arten, kommt sie vor allem in den kühleren Regionen der nördlichen Hemisphäre, in Nordamerika, Europa und Asien (hier vor allem China) vor. Sie wachsen terrestrisch und sind teilweise sehr widerstandsfähig gegenüber Kälte. Der Großteil der Arten ist durch Zerstörung der Habitate bzw. illegale Wildentnahmen stark gefährdet. Der botanische Name leitet sich vom griechischen Kypris = Venus und podilon = Schuh ab, da die Blütenform an eine Schuh erinnert und die Arten umgangssprachlich auch als Frauen- oder Venusschuhe bezeichnet werden. Die einzelnen Arten tragen zum Beispiel Namen wie Gelber Frauenschuh (Cypripedium calceolus) und Weißer Frauenschuh (Cypripedium candidum).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Diese Orchideen sind ausdauernde, krautige Pflanzen. Sie wachsen terrestrisch, die Sprosse entspringen einem kurzen Rhizom. Am Stängel befinden sich mehrere Niederblätter, darüber ein oder mehrere stängelumfassende, parallelnervige Laubblätter. Die Blätter sind lanzetllich, oval oder fächerförmig, meist einfarbig grün, bei einigen Arten mit rotbraunen Flecken. Viele Arten besitzen zumindest auf der Blattunterseite Haare, bei einigen sind diese drüsig. Der Blattrand kann bewimpert sein. Im Querschnitt des Blattes zeigt sich das Mesophyll kaum nach Ober- und Unterseite differenziert, auch Stomata sind meist auf beiden Blattseiten vorhanden.

Sie haben traubige Blütenstände mit ein bis zwölf Blüten. Die Tragblätter sind auffallend groß und ähneln einem kleinen Laubblatt. Die Blütenstiele sind je nach Art sehr unterschiedlich lang, bei einigen werden sie nach der Bestäubung länger. Der Fruchtknoten ist einkammerig mit parietaler Plazentation. Die zwittrigen, zygomorphen Blüten sind dreizählig. Von den drei äußeren Blütenhüllblätter sind die zwei seitlichen zu einem Synsepal verwachsen (frei in der Sektion Criosanthes). Die seitlichen inneren Blütenblätter sind meist bewimpert. Die sehr große Lippe ist bauchig aufgeblasen. Zwei fruchtbare Staubblätter, ein unfruchtbares (Staminodium) und die Narbe bilden zusammen die Säule. Die Staubblätter stehen auf sehr kurzen Staubfäden. Der Pollen ist pudrig oder klebrig, er besteht aus einzelnen Pollenkörnern (Monaden), die eine längliche Keimöffnung aufweisen (monosulcat). Die Form des Staminodiums ist je nach Art unterschiedlich und wird häufig zur Abgrenzung der Arten genutzt. Die Narbe ist gestielt, dreilappig und papllös. Es werden Kapselfrüchte gebildet.

Die Chromosomenzahl beträgt meist 2n=20. Die Chromosomen sind recht groß. Einzelne Sektionen weisen eine unterschiedliche Verteilung von meta- und telozentrischen Chromosomen auf.

Inhaltsstoffe

Einige Arten der Gattung Cypripedium enthalten Inhaltsstoffe, die bei Berührung Hautirritationen auslösen können. Beim Kleinblütigen Frauenschuh und beim Königin-Frauenschuh befinden sich die auslösenden Stoffe in drüsigen Haaren an Stängeln und Blättern. Im Gelben Frauenschuh wurde ein hautreizendes Chinon gefunden, Cypripedin genannt, das wohl auch bei anderen Arten für diese Reaktion verantwortlich ist.

Als Blütenfarbstoffe wurden Anthocyane festgestellt. Von einigen Arten sind auch Duftstoffe bekannt, etwa Alloocimen beim Gelben Frauenschuh, Pyridin und Dimethylbutansäure beim Stängellosen Frauenschuh. Einigen Arten gemeinsam ist das Vorhandensein von Methylanisol.

Verbreitung

Die Gattung kommt vor allem in der gemäßigten Zone der nördlichen Hemisphäre vor. Amerika wird im Norden bis in die Tundra besiedelt, im Süden reicht das Vorkommen Mexiko und Mittelamerika. In Europa kommen nur wenige Arten vor, in Ostasien ist die Artenvielfalt am größten.

Systematik

Königin-Frauenschuh
(Cypripedium reginae)
Stängelloser Frauenschuh
(Cypripedium acaule)
Widder-Frauenschuh
(Cypripedium arietinum)
Kleinbütiger Frauenschuh
(Cypripedium parviflorum)

Ursprünglich gehörten alle Frauenschuh-Arten zu dieser Gattung. Nach und nach wurden jedoch verschiedene Gattungen innerhalb der Unterfamilie Cypripedioideae etabliert. Dabei stellen sich die Verwandtschaftsverhältnisse wie folgt dar:

  ┌───── Cypripedium
  │
  │   ┌─ Phragmipedium
  │  ┌┤
  │  │└─ Mexipedium
─┬┴──┤
 │   └── Paphiopedilum
 │
 └────── Selenipedium

Die folgende Aufstellung der Frauenschuh-Arten richtet sich nach Phillip Cribb. Die mit einem * gekennzeichneten Arten weisen Varietäten und/oder Formen auf, die hier nicht aufgelistet sind:

  • Sektion Irapeana
    • Cypripedium californicum
    • Cypripedium dickinsonianum
    • Cypripedium irapeanum
    • Cypripedium molle
  • Sektion Trigonopedia
    • Cypripedium fargesii
    • Cypripedium lentiginusom
    • Cypripedium lichiangense
    • Cypripedium margaritaceum
    • Cypripedium sichuanense
    • Cypripedium wumengense
  • Sektion Sinopedilum
    • Cypripedium bardolphianum
    • Cypripedium forrestii
    • Cypripedium micranthum
  • Sektion Retinervia

Folgende Naturhybriden sind bekannt:

Cypripedium × ventricosum
  • Cypripedium × alaskanum (guttatum × yatabeanum)
  • Cypripedium × andrewsii (parviflorum × candidum)
  • Cypripedium × catherinae (macranthos × shanxiense)
  • Cypripedium × columbianum (montanum × parviflorum var. pubescens)
  • Cypripedium × herae (parviflorum var. pubescens × reginae)
  • Cypripedium × ventricosum (calceolus × macranthos)
  • Cypripedium × wenqingiae (farreri × tibeticum)

Literatur

  • Cribb, Phillipp: The Genus Cypripedium, Timber Press (1997), ISBN 0-88192-403-2
  • Alec M. Pridgeon, Phillip J. Cribb, Mark W. Chase, Finn N. Rasmussen (Hrsg.): Genera Orchidacearum. General Introduction, Apostasioideae, Cypripedioideae. 1, Oxford University Press, New York und Oxford 1999, ISBN 0-19-850513-2, S. 114–132. 

Weblinks


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