Freie Rhythmen

Freie Rhythmen

Als Freie Rhythmen bezeichnet man reimlose, metrisch ungebundene Verse mit beliebiger Silbenanzahl und unterschiedlich vielen Hebungen und Senkungen, die dennoch einen bestimmten Rhythmus aufweisen: Im Unterschied zur Prosa sind Korrespondenzen in der Verteilung der Hebungen erkennbar. Freie Rhythmen erscheinen in Gedichten ohne feste Strophenform, die Verse können aber dennoch in Versgruppen beisammen stehen. Bsp.: Goethe: Prometheus, Wanderers Sturmlied. Vgl. auch Ode. Für die Exil-Lyrik Bertolt Brechts sind freie Rhythmen ebenfalls kennzeichnend.

Von freien Versen oder reimloser Lyrik der Moderne unterscheiden sie sich zum einen durch die größere Regelmäßigkeit und das stärkere Hervortreten der Hebungen und durch den gehobenen, oft ekstatischen Ton.

In der deutschen Dichtung treten sie zuerst in Klopstocks Dem Allgegenwärtigen (1758) und Frühlingsfeier (1759), dann in Goethes früher Lyrik (Wanderers Sturmlied, Prometheus) und bei Friedrich Hölderlin Hyperions Schicksalslied auf, während sie im englischen Sprachraum insbesondere bei Walt Whitman und T. S. Eliot zu finden sind.

Das Vorbild für den freien Rhythmus liegt in den Dithyramben Pindars, an die Klopstock in der ersten Version seines Wingolf („ununterwürfig Pindars Gesängen gleich“) und Nietzsche mit seinen Dionysos-Dithyramben ausdrücklich anspielen.

Die englische und französische Verslehre unterscheiden mit ihren Termini free verse und vers libre nicht so deutlich zwischen freien Rhythmen und freien Versen.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • freie Rhythmen — freie Rhỵthmen,   metrisch ungebundene, reimlose Verse von beliebiger Zeilenlänge und meist beliebiger Anzahl unbetonter Silben zwischen den betonten, ohne feste Strophengliederung, doch häufig sinngemäß in verschieden lange Versgruppen… …   Universal-Lexikon

  • Freie Füllung — Als Füllungsfreiheit bezeichnet man die Eigenschaft von Versmaßen, in ihren Takten neben je einer Hebung nach Belieben eine oder mehr (selten mehr als drei) Senkungen unterzubringen, ohne dabei einem regelmäßigen Muster zu folgen. Als typische… …   Deutsch Wikipedia

  • freie Verse — freie Verse,   gereimte, meist jambische oder trochäische Verse verschiedener Länge und freier Hebungszahl; zuerst im italienischen Madrigal (deshalb auch: Madrigalverse), danach auch in anderen, mit Musik verbundenen literarischen Formen (Oper,… …   Universal-Lexikon

  • Rhythmus — Takt; Metrum; Versmaß * * * Rhyth|mus [ rʏtmʊs], der; , Rhythmen [ rʏtmən]: 1. Gliederung des Zeitmaßes, Ablauf von Bewegungen oder Tönen in einem bestimmten Takt: ein bewegter, schneller Rhythmus; der Tänzer geriet aus dem Rhythmus; auf den… …   Universal-Lexikon

  • Свободный стих — (франц. «vers libre», итал. «verso libero», немец. «freie Rhythmen») термин, применявшийся различными поэтическими школами к разнообразным попыткам реформировать устоявшиеся и канонизованные традицией формы организации стиха и вне конкретного… …   Литературная энциклопедия

  • frei — leer stehend; leer; unausgefüllt; frei heraus; offen; offenherzig; unverblümt; gerade heraus; direkt; freimütig; zwanglos; ungehindert; …   Universal-Lexikon

  • Macedonski — Alexandru Macedonski. Alexandru Macedonski (* 14. März 1854 in Craiova; † 24. November 1920 in Bukarest) war ein rumänischer Schriftsteller. Er orientierte sich an den Parnassiens, später am französischen Symbolismus …   Deutsch Wikipedia

  • Verhaeren —   [französisch vɛra rɛn, niederländisch vər haːrə], Émile, belgischer Schriftsteller und Kunstkritiker französischer Sprache, * Sint Amands (Provinz Antwerpen) 21. 5. 1855, ✝ Rouen 27. 11. 1916; gilt als bedeutendster belgischer Dichter der… …   Universal-Lexikon

  • Füllungsfrei — Als Füllungsfreiheit bezeichnet man die Eigenschaft von Versmaßen, in ihren Takten neben je einer Hebung nach Belieben eine oder mehr (selten mehr als drei) Senkungen unterzubringen, ohne dabei einem regelmäßigen Muster zu folgen. Als typische… …   Deutsch Wikipedia

  • Hölderlin — Friedrich Hölderlin, Pastell von Franz Karl Hiemer, 1792 Johann Christian Friedrich Hölderlin (* 20. März 1770 in Lauffen am Neckar; † 7. Juni 1843 in Tübingen) zählt zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern. Sein Werk nimmt in der deutschen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”