Friedrich Adolph Vinnen

Friedrich Adolph Vinnen

Friedrich Adolf Vinnen (* 19. April 1868 in Bremen; † 11. Mai 1926 ebenda) war ein Bremer Reeder, Unternehmensgründer und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Vinnen war der zweitälteste Sohn des Bremer Reeders Johann Christopher Vinnen (1829-1912) und der Jenny Friederike Vinnen, geb. Westenfeld (1841-1870).

Sein älterer Bruder ist der bekannte Worpsweder Maler Carl Vinnen (1863-1922), der eigentlich die Familienfirma übernehmen sollte, doch er überzeugte dank seiner schon früh bewiesenen Begabung auch seinen Vater, der ihm anschließend seine Ausbildung an der Düsseldorfer und später der Karlsruher Kunstakademie ermöglichte. Carl Vinnen musste aufgrund seiner gesicherten finanziellen Verhältnisse nicht von der Malerei leben, sondern konnte sich auf zahlreichen ausgedehnten Kunstreisen durch Europa, Asien und Afrika Anregungen holen. Aus Düsseldorfer Zeiten mit Otto Modersohn und Fritz Mackensen befreundet, ließ er sich später auf dem elterlichen Gut Osterndorf (Kreis Wesermünde) nieder und hielt engen Kontakt zur Künstlerszene in Worpswede, zu der er heute gerechnet wird.

Friedrich Adolf Vinnen heiratete am 14. November 1903 Magdalene Volkmann (1884-1963), die Tochter des Kaufmanns und Teilhabers der Firma Lahusen Johann Heinrich Volkmann (Kaufmann) und der Alwine Kommallein. Die Bremer Kaufleute Johannes Daniel Volkmann und Wilhelm Volkmann waren Brüder seiner Frau.

Drei Söhne wurden dem Paar geboren, darunter der Reeder und spätere Präses der Bremer Handelskammer Werner Vinnen (1904-1981).

Friedrich Adolf Vinnen starb, wie es in den Nachrufen steht, nach langem schweren Leiden am 11. Mai 1926 in Bremen, als sein ältester Sohn Werner erst 21 Jahre alt und noch mitten in der Ausbildung war. Seine Frau Magdalene, genannt Leni, überlebte ihren Mann um 37 Jahre. Sie starb am 4. Dezember 1963 in Bremen. Beide sind auf dem Familiengrab der Vinnens auf dem Riensberger Friedhof beigesetzt.

Werdegang

Vinnen war nach einer kaufmännischen Lehre und einem längeren Aufenthalt in England und Amerika im Jahre 1896 in die seit 1797 im Familienbesitz befindliche Reederei E.C.Schramm &  Co. eingetreten.

Er war neben seiner Tätigkeit für das Familienunternehmen einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen und internationalen Reedereiwirtschaft. So wurde er im Jahre 1904 bei der Konstituierung der „Sailing Ship Owners International Union“ in London, an der sich die Segelschifftonnage Deutschlands, Frankreichs und Englands mit Schiffen über 1000 NRT zu über 85% beteiligte, in das Leitende Komitee der Union gewählt.

Der Bremer Autor Horst Adamietz schreibt in seinem 1984 erschienenen Buch „Gezeiten der Schiffahrt“ u.a. über diese Lebensphase Friedrich Adolf Vinnens:

„Als die Segelschiffahrt 1909/1910 weltweit darniederlag und ihre Zukunftsaussichten allgemein als ausgesprochen schlecht beurteilt wurden, kaufte Adolf Vinnen die ganze Hamburger Reederei Aktiengesellschaft „Alster“ mit ihrer Segelfrachterflotte zu einem außerordentlich günstigen Preis, benannte die „Alster“ in „Bremer Stahlhof AG“ um und setzte die Flotte in Fahrt. 1911 ging es – wie allgemein – plötzlich auch wieder mit der Segelschiffahrt aufwärts. Die neuen Vinnen-Schiffe waren nun das Zehnfache wert, brachten auf einer jährlichen Rundreise 35.000 englische Pfund Reingewinn, so dass die Reederei F.A.Vinnen &  Co in kurzer Zeit vermögender war als je zuvor und danach.“

Die Bremer Biographie 1912-1962 aus dem Jahre 1969 führt weiter zu ihm und seiner Reederei aus:

„Ursprünglich Importhaus, das sich vornehmlich dem Handel mit Tabak aus den USA widmete, hatte sich diese seit der napoleonischen Zeit zu einer bedeutenden Reederei entwickelt, die sowohl die Fracht- als auch die Passagierfahrt betrieb, letztere mit dem Aufkommen der Dampfer jedoch wieder aufgab. Der Rückgang auch der Güterladungen für Segelschiffe veranlasste Vinnens Vater, sich Mitte der 70er Jahre dem Import von Petroleum zuzuwenden, für dessen Löschung und Lagerung er seit 1879 in Nordenham Ländereien erwarb und ausgedehnte Schuppenanlagen errichtete.

Zwar musste er sich bereits 1887 aus dem für ihn nicht mehr einträglichen Petroleumgeschäft zurückziehen, doch erwies sich seine Investitionstätigkeit, die den Anstoß zur Entwicklung Nordenhams zu einem Hafen- und Industrieplatz gegeben hatte, nachträglich als Erfolg. Schon bei seinem Eintritt in die Familienfirma konnte Friedrich Adolf Vinnen hier 1896 die Deutsche Dampffischerei-Gesellschaft „Nordsee“ gründen, die einen überaus schnellen Aufstieg nahm und zeitweise die größte Hochseefischereiflotte der Welt unterhielt.

1905 rief er die „Midgard“ Deutsche Seeverkehrs-AG ins Leben, die die inzwischen errichteten Hafenanlagen von Nordenham übernahm, verwaltete und ausbaute sowie eine Anzahl von größeren Fischdampfern bereederte. Auch mit der Gründung der Nordenhamer Terrain-AG (1906) und der „Visurgis“ Heringsfischerei AG (1907) trug er zum wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes bei.

Während Vinnen alle diese Unternehmungen als Vorstand leitete oder als Aufsichtsrats-vorsitzender kontrollierte, widmete er seine Arbeitskraft seit der Jahrhundertwende doch vornehmlich der Firma E.C.Schramm & Co. Zunächst Teilhaber, nach dem Ausscheiden seines Vaters 1909 alleiniger Inhaber, führte er die Reederei, die er 1912 in F.A.Vinnen & Co. umbenannte, zu neuer Blüte.

Ihre unter der weiß-blauen Hausflagge fahrenden Schiffe bildeten die letzte in Bremen noch beheimatete große Seglerflotte. Umso schmerzlicher musste ihn der durch den 1. Weltkrieg verursachte Verlust seiner stolzen Viermastbarken treffen. Doch ging er ungebrochenen Mutes an den Wiederaufbau der Firma und erlebte es noch, dass sie den überseeischen Frachtdienst mit modernen Motorseglern erneut aufnahm.“

Friedrich Adolf Vinnen hatte mit dem erneuten Bau von Frachtsegelschiffen nach dem Ersten Weltkrieg angesichts der technischen Entwicklung hin zu Dampfschiffen in Fachkreisen zunächst für Kopfschütteln gesorgt, war dann allerdings angesichts des ungeheuren wirtschaftlichen Erfolges seiner schneller und billiger als die Treibstoff verbrauchende Konkurrenz fahrenden Segelschiffe glänzend bestätigt worden. Seine Viermastbarken, die nach seiner Frau benannte, waren riesig. Die 1921 auf der Krupp Germaniawerft in Kiel gebaute zweite „Magdalene Vinnen“ war bei ihrem Bau und ist auch heute noch mit 3709 BRT das größte Segelschiff der Welt. Sie fährt bis heute unter russischer Flagge und dem Namen „Sedow“ über die Weltmeere.

Weiter war Friedrich Adolf Vinnen Mitglied des Aufsichtsrates der Adler Kaliwerke Oberröblingen und der Superphosphatfabrik Nordenham AG. Er war Ehrenmitglied des Vereins der Bayern in Bremen. Er bewohnte an der Contrescarpe ein großes Haus und baute am Alten Wall das heute noch bestehende Kontorhaus der Reederei.

Ehrenämter und politisches Engagement

Hierzu führt die Bremer Biographie 1912-1962 folgendes aus:

„Vinnen gehörte dem Plenum der Handelskammer Bremen, dem Vorstand des Vereins der Reeder des Unterwesergebietes e.V. (seit 1917: Bremer Rhederverein e.V.), dem Verwaltungsrat des Verbandes Deutscher Reeder, dem Vorstand des geschäftsführenden Ausschusses des Deutschen Schulschiff-Vereins und dem Vorstand der Deutschen See-Berufsgenossenschaft an.

Von 1918 bis zu seinem Tode amtierte er als bayrischer Generalkonsul in Bremen. 1925 wurde er zum Vorsteher des Hauses Seefahrt gewählt. Der Gemeinde Unser Lieben Frauen diente er als Diakon, dem Mädchen-Waisenhaus als Administrator.

Auch am kommunalpolitischen Leben nahm er Anteil. Als Vertreter der 2. Klasse war er 1900 - 1908 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft, die ihn in die Schuldeputation und in die Deputation für die Erleuchtungs- und Wasserwerke delegierte.

Ein Mann von entschieden nationaler Gesinnung, der bei Ausbruch des Krieges als 46-Jähriger mit den bayrischen Chevauxlegers freiwillig ins Feld gezogen war und die Kämpfe auf dem Balkan und Westen erlebt hatte, verurteilte er die radikale Tendenz der revolutionären Bewegung in der Hansestadt.

Als Nachfolger von Rudolf Quidde übernahm er am 9. Dezember 1918 den Vorsitz des Bürgerausschusses, der die Interessen des Bürgertums während der Bremer Räterepublik gegenüber den Maßnahmen der linken Partei zu wahren suchte. In dieser Eigenschaft gehörte er zu den Abgesandten, die Ende Januar 1919 in Berlin mit dem Ersuchen um militärische Maßnahmen gegen die inzwischen errichtete Sozialistische Republik Bremen dazu beitrugen, dass die Reichsregierung diese am 4. Februar 1919 durch die Division Gerstenberg unterwerfen ließ.

Als Listenführer des bürgerlichen Landeswahlverbandes, zu dem sich die Ortsgruppen der Deutsch-Nationalen Volkspartei und der Deutschen Volkspartei vereinigt hatten, wurde Vinnen am 9. März 1919 in die Bremische Nationalversammlung gewählt. Als diese mit der Verabschiedung der neuen Verfassung im folgenden Jahr ihre Aufgabe erfüllt hatte, zog er sich aus der parlamentarischen Arbeit zurück.“

Literatur

  • Rudolf Martin: Jahrbuch der Millionäre in den Hansastädten. Berlin 1912
  • Bremische Biographie 1912-1962, Hauschild Verlag, Bremen 1969
  • Horst Adamietz: Gezeiten der Schiffahrt, Bremen 1984

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Vinnen (Begriffsklärung) — Vinnen ist ein Ort im Emsland, siehe Vinnen Vinnen ist der Nachname folgender Personen: Carl Vinnen (1863–1922), deutscher Maler, Sohn von Johann Christoph Vinnen Friedrich Adolph Vinnen (1868–1926), deutscher Reeder und Politiker, Sohn von… …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Vinnen — Carl Vinnen, Holzstich 1899 Carl Vinnen (* 28. August 1863 in Bremen; † 16. April 1922 in München) war ein deutscher Kunstmaler. Er führte als Schriftsteller das Pseudonym Johann Heinrich Fischbeck …   Deutsch Wikipedia

  • Söhne und Töchter der Stadt Bremen — Die folgende Übersicht enthält bedeutende in Bremen geborene Persönlichkeiten, unabhängig von ihrem späteren Wirkungskreis. Unter dem Abschnitt Sonstige Persönlichkeiten werden einige Personen genannt, die in Bremen wirkten, aber anderenorts… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Heinrich Fischbeck — Carl Vinnen (* 28. August 1863 in Bremen; † 16. April 1922 in München) war ein deutscher Kunstmaler. Er führte als Schriftsteller das Pseudonym Johann Heinrich Fischbeck. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 bis 1886 1.2 1886 bis 18 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Vi — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Söhne und Töchter der Stadt Bremen — Die folgende Übersicht enthält bedeutende in Bremen geborene Persönlichkeiten, unabhängig von ihrem späteren Wirkungskreis. Unter dem Abschnitt Sonstige Persönlichkeiten werden einige Personen genannt, die in Bremen wirkten, aber anderenorts… …   Deutsch Wikipedia

  • Am Wall (Bremen) — Am Wall Straße in Bremen …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte Bremens — Stadtwappen Die Geschichte der Freien Hansestadt Bremen ist von der Hanse, vom Handel und der Seefahrt sowie vom Streben nach Selbständigkeit geprägt. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 Ursprünge …   Deutsch Wikipedia

  • Heering a. d. Weser — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Schweewarden — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”