Friedrich Hrozny

Friedrich Hrozny

Bedřich Hrozný, auch Friedrich Hrozny (* 6. Mai 1879 in Lissa an der Elbe; † 12. Dezember 1952 in Prag), war ein tschechischer Sprachwissenschaftler und Altorientalist. Er entzifferte die Schriftsprache der Hethiter und legte Grundsteine zur Erforschung von deren Sprache und Geschichte.

Bedřich Hrozný im Jahr 1915

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines evangelischen Pfarrers besuchte bis 1897 das Gymnasium in Kolín, an dem er sich sein Grundwissen der hebräischen und arabischen Sprache aneignete. Anschließend studierte er an der theologischen Fakultät in Wien. Auch dort widmete er sich weiter orientalischen Sprachen, vor allem der assyrischen, der aramäischen, äthiopischen Sprache, dem Sanskrit und Sumerisch. Seine Aufmerksamkeit galt vor allem der Erforschung der Keilschrift, die in der Zeit vom dritten bis ersten Jahrtausends v. Chr. im Gebiet Mesopotamiens, in Kleinasien und im Perserreich verbreitet war. In dieser Schrift war unter anderem auch die Geschichte der Sumerer, Akkader, Assyrer, Babylonier, Perser und der Hethiter aufgezeichnet.

1904 besuchte er die Türkei, Syrien und Ägypten und nahm dort an der Erstellung von Abschriften der Keiltexte teil. Nach seiner Rückkehr nach Wien arbeitet er in der Universitätsbibliothek. 1909 heiratete er.

1906-07 wurde in Hattuša ein großes Archiv von Tafeln mit Keilschrift in unbekannter Sprache entdeckt, die viele Forscher vor eine unlösbare Aufgabe stellte. Hrozný gehörte zu den Personen, die sich des wissenschaftlichen Rätsels annahmen und präsentierte inmitten des ersten Weltkrieges die Lösung des Problems. Gleichzeitig veröffentlichte er eine kurze grammatikalische Skizze und wies nach, dass es sich um die Sprache der Hethiter handelt. Außerdem belegte er, dass diese Sprache zur indoeuropäischen Sprachfamilie gehört und Ähnlichkeit mit Griechisch, Latein, aber auch indischen Sprachen hat.

Nach der Gründung der Tschechoslowakei wurde er 1918 an der Prager Karls-Universität zum Professor für Keilschrift und Geschichte des Alten Orients ernannt. 1924 erhielt er Gelder für die erste tschechische Expedition nach Syrien. Er fand Überreste griechischer Bauten, keramische Gegenstände und Terrakottastatuen. 1925 fand er bei Ausgrabungen in Kleinasien weitere etwa tausend Tontafeln. Es handelte sich meist um Verträge und Schreiben assyrischer Händler. Bei weiteren Ausgrabungen entdeckte er die Stadt Kaneş bei Kültepe. Im November 1925 kehrte er in die Tschechoslowakei zurück.

Er hielt erfolgreiche Vorträge an zahlreichen Universitäten. 1929 gründete er das orientalische Archiv. 1939 bot sich ihm die Möglichkeit zu emigrieren. Er blieb, wurde zum Rektor der Karls-Universität ernannt und wurde 1940 für einen Posten im Bildungsministerium vorgeschlagen, den er jedoch ausschlug.

Am 12. November 1952 erfolgte die Ernennung zum Mitglied der neu gegründeten Akademie der Wissenschaften. Einen Monat später verstarb er am 12. Dezember 1952.

Werke (Auswahl)

  • Sumerisch-babylonische Mythen von dem Gotte Ninrag (Ninib). Wolf Peiser, Berlin 1903.
  • Obilí ve staré Babylónií (Korn in Altbabylonien). Hölder in Komm., Wien 1913.
  • Die Lösung des hethitischen Problems, In: Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 56, 1915, S. 17-50.
  • Die Sprache der Hethiter, ihr Bau und ihre Zugehörigkeit zum indogermanischen Sprachstamm. J.C. Hinrichs, Leipzig 1917, TU Dresden, Dresden 2002 (Neudr.). ISBN 3-86005-319-1
  • Hethitische Keilschrifttexte aus Boghazköi, in Umschrift, mit Übersetzung und Kommentar. Hinrichs, Leipzig 1919.
  • Über die Völker und Sprachen des alten Chatti-Landes. Hethitische Könige. Hinrichs, Leipzig 1920.
  • Keilschrifttexte aus Boghazköi. Bd 5/6. Autographien. Hinrichs, Leipzig 1921, Zeller, Osnabrück 1970 (Neudr.).
  • Les inscriptions hittites hiéroglyphiques: essai de déchiffrement; suivi d'une grammaire hittite hiéroglyphique en paradigmes et d'une liste d'hiéroglyphes. Orientální Ústav, Praha 1933.
  • Über die älteste Völkerwanderung und über das Problem der proto-indischen Zivilisation: Ein Versuch, die proto-indischen Inschriften von Mohendscho-Daro zu entziffern. Prag 1939.
  • Die älteste Geschichte Vorderasiens und Indiens. Melantrich, Prag 1940, 1941, 1943.
  • Inscriptions cunéiformes du Kultépé. Bd 1. Prag 1952.
  • Ancient history of Western Asia, India and Crete. New York 1953.

Literatur

  • Jiri Prosecký: Akademik Bedrich Hrozný (6. V. 1879 - 12. XII. 1952), bibliogr. 1902-1979. Prag 1979.

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