- Friedrich Raschig
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Fritz (Friedrich August) Raschig (* 8. Juli 1863 in Brandenburg an der Havel; † 4. Februar 1928 in Duisburg) war ein deutscher Industrieller, Chemiker und Politiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Fritz Raschig war das älteste Kind (von 13) des Leistenfabrikanten August Raschig. Sein Vater entstammte einer alten Tuchmacherfamilie aus Jessen (Elster) und hatte 1862 seine Fabrik in der Neustadt von Brandenburg (Havel) gegründet, die von einem Bruder Raschigs mindestens bis in die 1920er Jahre fortgeführt wurde. Fritz Raschig entwickelte früh ein starkes Interesse an den Naturwissenschaften, besonders an Chemie, so dass ihm der Vater sogar ein kleines Labor einrichtete. Auch der Besuch des Realgymnasiums „Saldria“ in Brandenburg an der Havel förderte ihn darin, was ihn später zu Stiftungen von hochwertigen Unterrichtsmitteln bewegte. Nach dem Abitur 1881 studierte er folgerichtig Chemie an der Universität Berlin, zwischenzeitlich ein Semester an der Universität Heidelberg. An der Universität Heidelberg war er Schüler des renommierten Chemikers Robert Wilhelm Bunsen. 1884 wurde er in Berlin zum Doktor der Philosophie mit dem Thema „Einwirkung von Kupferchloriden auf Schwermetalle“ promoviert. Schon als wissenschaftlicher Assistent in Berlin von 1885 bis 1887 schrieb Raschig eine viel beachtete Arbeit „Über das Verhalten der salpetrigen zur schwefeligen Säure“. Mit Schwefel und Salpeter beschäftigte er sich sein Leben lang.
Nachdem er seit 1887 jahrelang bei der „Badischen Anilin- und Sodafabrik“ (BASF) tätig war, zuletzt als Betriebsleiter für die Synthesebereiche von Benzoesäure, Karbolsäure (Phenol) und Pikrinsäure, gründete er 1891 die nach ihm benannte Chemische Fabrik Raschig GmbH, die heute noch in Ludwigshafen-Mundenheim ansässig ist. Diese Fabrik errichtete er zur Darstellung reiner Teerbestandteile, wie z. B. Anthracen, Naphthalin, Roh-Karbolsäure (Phenol), Toluol und Benzol. Er verwendete bei der Fraktionierung einen besonderen Füllkörper, der, unter dem Namen „Raschig-Ring“ 1914 patentiert heute in der ganzen Welt bekannt ist. Vorher wurde er geheimgehalten, um den Vorteil der Reindarstellung des Phenol großtechnisch voll zu nutzen. Nach seinem Tode wurde die Firma zunächst von seinen zwei Söhnen fortgeführt und ist seit 1996 eine Tochtergesellschaft eines US-amerikanischen Unternehmens.
Raschig schenkte der Stadt Ludwigshafen am Rhein im Jahr 1916 ein Gelände von 200.000 m² für Kriegsheimkehrer, was zur Gründung der Ludwigshafener Gartenstadt führte. Dazu regte er auch den Zusammenschluss der existierenden Baugenossenschaften an. Dort ist heute nach ihm eine Hauptstrasse als Raschigstraße benannt.
1917 wurde er zum Doktor der Ingenieurwissenschaften ehrenhalber der Technischen Hochschule Darmstadt ernannt. 1918 folgte der Ehrendoktorwürde der Universität Karlsruhe. Er engagierte sich im Verein zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands. 1927 wurde er mit der Liebig-Denkmünze des Vereins Deutscher Chemiker ausgezeichnet.
Zu Raschigs wissenschaftlichen Leistungen gehören vor allem:
- die Entdeckung der Verwendungsmöglichkeiten des Kresols,
- die Entwicklung des para-Chlor-meta-Kresols (Raschit) zu Desinfektionsmitteln,
- die kontinuierliche Teer-Destillation,
- das Kiton-Verfahren beim Straßenbau,
- die Herstellung von Kunstharzen aus Phenol und Formaldehyd (z. B. für Billardbälle).
Um die Versorgung mit Rohteer zu sichern erwarb er im Jahr 1918 die Teerdestillation Chemische Fabrik Dr.Wirth, Waldthausen und Schulz in Bochum-Werne und ließ in Krozingen nach Erdöl bohren. Bei diesen Bohrungen wurde eine Kohlensäurequelle entdeckt, die Grundlage für den Kurbetrieb in diesem südbadischen Ort wurde.
Politik
Raschig betätigte sich auch politisch und war 1919/20 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung. Später saß er von Dezember 1924 bis zu seinem Tode als Abgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei im Deutschen Reichstag in Berlin. Daneben war er von 1900 bis zu seinem Tode Mitglied des Ludwigshafener Stadtrates.
Originaltext (Das Buch der Stadt Ludwigshafen am Rhein, 1927)
"Die chemische Fabrik Dr. F. Raschig nahm im Jahre 1891 ihren Betrieb auf und befaßte sich zunächst mit der Herstellung von reiner Karbolsäure und von Kresolen aus englischer Rohkarbolsäure. Auf diesem Gebiet gewann sie bald maßgebenden Einfluß, denn sie produzierte lange Zeit nicht weniger als den dritten Teil des ganzen Weltbedarfs an kristallisierter Karbolsäure. Nach und nach machte sie sich von den englischen Rohstoffen unabhängig und ging zur Destillation deutscher Teere nach eigenem patentierten Verfahren (ununterbrochene Destillation) und zum Bezug von deutschen Teerölen über, die jetzt das Rückgrat der Fabrikation bildeten. Wurde so die Rohstoffgrundlage allmählich verschoben, so wurde auf der anderen Seite auch die Herstellung mannigfacher Abkömmlinge der Teerbestandteile neu eingeführt, wodurch sich die Bedeutung und der Umfang der Fabrik ganz wesentlich erweiterten."
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"Auf einem anderen Gebiete, nämlich im chemisch-technischen Apparatebauwesen, hat sich die Firma ebenfalls einen bedeutenden Namen erworben durch die Einführung von: zylindrischen Füllkörpern für Absorptions, und Reaktionstürme und derg., der sogenannten "Raschigs-Ringe",
Verfahren und Apparat zur ununterbrochenen Destillation,
Verfahren zur Gewinnung der Benzolkohlenwasserstoffe des Kokereigases aus dem Waschöl,
Verfahren und Vorrichtung zur Aufarbeitung von rohem Ammonikawasser und
Verfahren und Vorrichtung zur Entbenzinierung von Erdgasen,
die alle in namhaften Industrieländern patentiert sind."
(Erwin Stein: Monographien deutscher Städte. Band XXI. Ludwigshafen, Berlin-Friedenau: Deutscher Kommunal-Verlag, 1927)
Literatur
- Frank Dietrich: Fritz Raschig, ein gebürtiger Brandenburger Erfinder, Unternehmer und Politiker. In: Historischer Verein Brandenburg (Havel) e.V., 8. Jahresbericht 1999, S. 10–15
- Arthur Rosenheim: Fritz Raschig (8. Juni 1863–4. Februar 1928). In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band 62, Nummer 11, S. A109–A126
Weblinks
- Literatur von und über Fritz Raschig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten NAME Raschig, Fritz ALTERNATIVNAMEN Raschig, Friedrich August (voller Name) KURZBESCHREIBUNG deutscher Industrieller, Chemiker und Politiker GEBURTSDATUM 8. Juli 1863 GEBURTSORT Brandenburg an der Havel STERBEDATUM 4. Februar 1928 STERBEORT Duisburg
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