Albertschwil

Albertschwil
SG dient als Kürzel für den Schweizer Kanton St. Gallen und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Gossau zu vermeiden.
Gossau
Wappen von Gossau
Basisdaten
Kanton: St. Gallen
Wahlkreis: Wahlkreis St. Gallen
BFS-Nr.: 3443Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Gemeinde
PLZ: 9200
UN/LOCODE: CH ZHH
Koordinaten: (736685 / 253339)47.4166649.25638Koordinaten: 47° 25′ 0″ N, 9° 15′ 0″ O; CH1903: (736685 / 253339)
Höhe: 638 m ü. M.
Fläche: 27.51 km²
Einwohner: 17'192
(31. Dezember 2007)[1]
Website: www.stadtgossau.ch
Karte
Karte von Gossau
Das Stadtzentrum von Gossau

Gossau (SG) [ˈɡoːsau̯] ist eine politische Gemeinde im Kanton St. Gallen in der Schweiz und gehört zum Wahlkreis St. Gallen. Sie umfasst mit 17'192 Einwohnern zwei Ortschaften – die Stadt Gossau und das Dorf Arnegg.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Gossau ist eingebettet zwischen Alpstein und Bodensee und vor den Toren der Kantonshauptstadt gelegen. Das gesamte Gebiet der Stadt hat eine Fläche von 2'750 Hektaren. St. Gallen und Gaiserwald im Osten, Waldkirch und Andwil im Norden, Niederbüren, Oberbüren und Flawil im Westen sowie Herisau im Süden haben gemeinsame Grenzen mit Gossau.

Bodengestalt

Während der Eiszeit hat ein Ausläufer des Rheingletschers eine flache Decke vor der Sitterschlucht bis gegen Wil aufgeschüttet. Beim Abschmelzen hinterliess der Gletscher eine Reihe von Wallmoränen. Deren Reste erkennt man zum Beispiel an den Hügeln, welche die drei Schulhäuser im Norden von Gossau tragen. Andere Zeugen der Eiszeit sind sogenannte Drumlins (Gletscherschutthügel); eine Reihe dieser langgestreckten rundlichen Erhebungen zieht sich von Arnegg gegen Niederbüren und Waldkirch. Im Süden flankieren die Hügel des Appenzellerlandes die langgestreckte Mulde, in der Gossau liegt.

Die Schmelzwasser der Eiszeit füllten die Gossauer Ebene mit einer gewaltigen Menge von Sand und Kies. Im Kies versickerte das Wasser. Wegen der undurchdringlichen Molasse fand es keinen Weg nach unten und bildet bis heute ein ergiebiges Grundwasservorkommen.

Die Schwellenhöhe des Bahnhofs Gossau beträgt 638 m über Meer. Der tiefste Punkt des Stadtgebietes liegt bei der Henessenmühle auf 570 m. Den höchsten finden wir südlich im Roserwald in der Nähe des Schochenberges auf 820 Metern über Meer.

Klima

Das Klima in Gossau ist eher rau, bedingt durch den bereits subalpinen Charakter der Gegend und beeinflusst durch die Nähe des Alpsteingebietes. Die Winde dringen ungehindert zwischen die in West-Ost-Richtung verlaufenden Hügelzüge. Die Durchschnittstemperatur ist daher etwas niedriger als etwa am Bodensee oder im Rheintal. Die Winde bringen auch häufig Temperaturstürze. Dafür gehört das Fürstenland zu den Gebieten mit weniger als 20 jährlichen Nebeltagen. Der eher gemässigte Föhn ist nach den zunehmend schneearmen Wintertagen ein willkommener Frühlingsbote.

Geschichte

Erste Besiedlung (400 v.Chr.–536)

Die Siedlungsgeschichte der Gegend ist weitgehend unbekannt. Um 400 v.Chr. waren wahrscheinlich keltische Siedler in der Gegend. Die rund 400 Jahre römischer Herrschaft blieben ohne Spuren. Im 5. Jahrhundert n.Chr. errichtete der Alemanne Coz oder Cozzo hier eine Siedlung. Sie erhielt den Namen Cozeasauva: ”Die Aue des Coz“. Vermutlich nach 535 n.Chr. wurde die Region von Westen her besiedelt.

Mittelalter

Katholische Andreaskirche

Bereits 721 erhielt das Kloster St.Gallen eine Liegenschaft in Arnegg geschenkt. Am 24. Oktober 824 überschrieb ein Heirih seinen Besitz in Cozesauva dem Kloster.

Andreaskirche (910)

Eine erste Pfarrkirche ist im Jahr 910 urkundlich erwähnt. Ausgrabungen im Jahr 1989 belegen, dass bereits diese am Kirchplatz stand. Im Appenzellerkrieg (1428) und bei den Dorfbränden von 1638 und 1731 wurden die Pfarrkirchen zerstört.

1737 wurde die Andreaskirche geweiht. 1850 bis 1873 und 1884/85 wurde sie innen und aussen renoviert und 1925 vergrössert. Ihr heutiges Aussehen hat die Andreaskirche während der umfassenden Restauration von 1990 bis 1992 erhalten. 1978 erfolgte die letzte Erdbestattung auf dem Friedhof im Stadtzentrum. Die Umgebung der Pfarrkirche wurde in eine Park- und Grünanlage umgewandelt mit dem ersten Bibelgarten der Schweiz.

Die sechs Bronzeglocken im Turm wurden von der Glockengiesserei Rüetschi (Aarau) in der Schlagtonfolge f0–a0–c1–d1–e1–f1 gegossen und bilden eines der grössten und schwersten Geläute der Schweiz; die grosse Andreasglocke von 1958 wiegt 8.690 kg.

Das frühere Schloss Oberberg (1262)

Das Schloss Oberberg stand bei der ersten urkundlichen Erwähnung (1262) im Besitz der Meier von Oberberg. Es diente der Sicherung des fürstäbtischen Gebietes gegen den Bischof von Konstanz und die Grafen von Toggenburg.

In den Appenzellerkriegen wurde das Schloss 1406 erobert und eingeäschert. Die Edlen von Andwil als damalige Besitzer konnten sich trotz des Wiederaufbaus im Jahr 1413 wirtschaftlich nicht mehr erholen. Sie verkauften das Schloss 1452 dem Heilig-Geist-Spital in St. Gallen, von dem es 1483 an das Kloster St. Gallen überging und die Bezeichnung Schloss erhielt.

Volksbund (1401)

Gossau schloss sich am 17. Januar 1401 einem von der Stadt St.Gallen ins Leben gerufenen Volksbund an. Dem Bündnis gehörten auch Appenzell, Hundwil, Urnäsch, Trogen, Teufen, Speicher, Gais, Wittenbach, Herisau, Waldkirch und Bernhardzell an. Im Bündnisvertrag wurde ein Siegel verwendet, welches einen stehenden Bären und einen Lindwurm mit Kreuz im Rachen zeigt. Darauf basiert das Gossauer Wappen.

Appenzeller Kriege (1401–1408)

Die Appenzellerkriege brachten unruhige Zeiten. Nach einigen Scharmützeln musste sich der Volksbund auflösen und Gossau die Herrschaft der Appenzeller anerkennen. In den folgenden Auseinandersetzungen standen die Gossauer meist auf Seiten der streitbaren Appenzeller. Nach deren Niederlage besetzte Graf Friedrich VII von Toggenburg das Dorf und legte es in Schutt und Asche.

Das heutige Gasthaus Sonne

Gossauer Offnung (1469–1481)

Abt Ulrich Rösch (1426 - 1491) erliess 1469 für die Gemeinde Gossau eine Offnung, eine Art Gemeindeverfassung. Dieses Hof- und Dorfrecht regelte die Rechte und Pflichten der bäuerlichen Einwohner. Mit der Offnung wurde Gossau das Recht auf einen Markt oder ausgedehntes Handwerk genommen.

1481 wurde das erste Amts- und Gerichtshaus erstellt, das heutige Gasthaus „Sonne“.

16. bis 18. Jahrhundert

Oberbergeramt (1491–1798)

Abt Ulrich Rösch errichtete 1491 das Oberbergeramt, einen von vier neuen Verwaltungsbezirken des Klosterstaates. Das Amt umfasste die Gemeinden Gossau, Oberdorf, Niederwil, Oberarnegg, Waldkirch und Sitterdorf. Es wurde von einem Vogt mit Sitz auf Schloss Oberberg regiert. Die 29 Vögte des Oberbergeramtes hatten insbesondere die Gemeinden zu beaufsichtigen und Gemeindeversammlungen (Wahlgemeinden) abzuhalten. Sie prüften ferner die Kirchenrechnungen und die Rechnungsablagen von verbeiständeten Waisen und Witwen. Ab dem 17. Jahrhundert waren sie zudem einbezogen in die Glaubenssorge und mussten Sittenmandate durchsetzen. Schliesslich waren sie Untersuchungsbehörde, Vorsitzender des Gerichts und zuständig für den Vollzug von Strafen und Bussen. Da der Abt die Hochgerichtsbarkeit ausüben durfte, wurden auf Schloss Oberberg auch Todesurteile gefällt.

Reformationszeit (1523–1532)

Auf dem Höhepunkt der Reformationszeit nahmen 1'500 Gossauer den protestantischen Glauben an. Drei Wiedertäufer wurden wegen Aufruhrs zum Tode verurteilt und hingerichtet. Nur 25 Einwohner hielten am alten Glauben fest. Sie sollten letztlich recht behalten, denn der protestantische Glaube setzte sich in Gossau erst rund 400 Jahre später einigermassen durch.

Das Schloss Oberberg heute

Schloss Oberberg (1545–1958)

Der mittelalterliche Wehrturm ist auf Höhe des Wohnstocks mit den Symbolen der Abtei St.Gallen, der Grafen von Toggenburg und von Abt Diethelm Blarer von Wartensee geschmückt. Letzterer hatte 1545 dem Gebäude sein heutiges Aussehen verliehen. Bis 1789 wohnten die Obervögte des Fürstabtes auf dem Schloss und hielten dort Gericht.

Mit der Aufhebung der Klöster (1804) geriet das Schloss in Privatbesitz. Es diente der Reihe nach als Käserei, Stickerei, Steindruck-Werkstatt und Restaurant.

1924 erwarb die Genossenschaft Oberberg das Gebäude. Nach erfolgreicher Renovation brannten der Dachstuhl und die oberen Stockwerke ab. Mit einer grossen Sammelaktion wurde das seit 1927 dem eidgenössischen Denkmalschutz unterstellte Gebäude wieder aufgebaut und 1958 eingeweiht.

Dorfbrand (1638)

Von einer Bäckerei griff ein Brand auf Kirche, Kapelle, Pfrundhaus und 19 weitere Häuser über. Der Wiederaufbau war nicht so einfach, weil die Wirtschaftslage wegen des Dreissigjährigen Krieges angespannt war und kaum Handwerker im Dorf waren. 1731 ereignete sich ein zweiter Dorfbrand. Dabei fielen die Kirche sowie 20 Häuser und Scheunen den Flammen zum Opfer.

Der Schwarze Adler

Schwarzer Adler (1750)

Der „Schwarze Adler“ am Kirchplatz ist ein Bijou im Ortsbild von Gossau. Das Eckhaus wurde 1750 vom reichen Tuchhändler Condamin gebaut, 1782 zu einer Wirtschaft und 1820 zu einem Gasthaus umgewandelt. Ab 1865 diente es abermals als Tuch- und Wäschegeschäft. 1979 wurde das baufällig gewordene Haus von der Stadt erworben, mit grossem Aufwand restauriert und 1990 einer Stiftung und seinem Bestimmungszweck als Begegnungsort übergeben.

Zölle und Grenzen (1789)

An der Weggabelung in Richtung Flawil (Toggenburg) und Wil (Fürstenland) steht seit 1789 das Zollhaus. Der dreigeschossige Bau mit Mansarddach war unter Fürstabt Beda Angehrn erbaut worden. Hier wurden Zölle und Lagergelder eingezogen und der Zehnten eingelagert. 1802 sollte das Zollhaus Sitz der Regierung der St.Gallischen Alten Landschaft werden, welche allerdings nur 40 Tage Bestand hatte. Das Gebäude wurde 1816 versteigert und hatte in der Folge verschiedene private Eigentümer. Es diente als Wirtschaft (Zur Krone) und ab 1861 als Handstickerei-Fabrik. Heute ist es Sitz einer Textil-Handelsunternehmung. Seine Stellung, die Architektur und das Gesamterscheinungsbild der modernen Remise machen das Zollhaus zum bedeutendsten Profanbau des Dorfkerns.

Volksaufstand (1792–1795)

Am Dreikönigstag 1792 wurden die Gossauer mit „Zahl nünt, du bist nünt scholdig“ aufgefordert, dem Abt keine Steuern mehr zu bezahlen. Dieser Volksaufstand veranlasste den Abt, die Leibeigenschaft aufzuheben und dem Volk zahlreiche Rechte einzuräumen. An der Landsgemeinde vom 23. November 1795 wurden diese besiegelt.

19. und 20. Jahrhundert

Eigenständigkeit (1798–1803)

Ein vom Volk gewählter Landrat trat die Regierungsgewalt an. Johannes „Bot“ Künzle wurde erster Landammann. Diese Phase der Eigenständigkeit dauerte nur kurz: Gossau musste die Franzosen als neue Herren anerkennen und wurde Teil des Kantons Säntis. Die Mediationsakte Napoleons begründete den heutigen Kanton St. Gallen. Der ehemalige Obervogt von Gossau, Karl Müller-Friedberg, wurde erster Präsident des St. Galler Grossen Rates.

Textilfabrik Daltroff um 1870

Industrialisierung

Bis etwa 1850 war Gossau ein Bauerndorf, in welchem Ackerbau und Flachskulturen vorherrschten. Danach wurde der Ackerbau durch die Milchwirtschaft abgelöst, bedingt durch die Zuwanderung von Bauern aus dem Kanton Bern. 1857 wurde im Dorf die erste Handstickmaschine installiert, was eine rasante wirtschaftliche Entwicklung auslöste. Die Stickerei wurde zum tragenden Element der örtlichen Wirtschaft und erlebte ihre Blüte um die Jahrhundertwende. Zu dieser Zeit war Gossau zudem bekannt für sein florierendes Mühlegewerbe. (→St. Galler Stickerei)

Dorfbach verlegt

Um 1830 ergänzte der Kanton St. Gallen das Strassennetz mit dem Ausbau der Bischofszellerstrasse und 1833 übernahm er die wichtigsten Verbindungen als Staatsstrassen. Damals floss der Dorfbach vom Mettendorf bis zum heutigen Zollhaus noch mitten in der Hauptstrasse. Erst die Wassernot von 1831 veranlasste den Kanton, den Dorfbach 1835 auf ausserhalb des damals überbauten Gebietes zu verlegen.

Die Eisenbahn kommt

1855 kam die Eisenbahn von Westen her bis nach Wil und zum Jahresende nach Flawil. 1856 erfolgte der Brückenschlag über die Glatt und am 15. Februar 1856 hielt der erste Zug am Bahnhof Gossau. Dieser stand damals noch am heutigen Marktplatz. Am 24. März 1856 überquerte die Bahn das Sittertobel und erreichte die Stadt St. Gallen. 1876 wurde die Linie Sulgen-Gossau in Betrieb genommen und am 1. Oktober 1913 dampfte erstmals die Appenzeller Bahn nach Herisau.

Gedenktafel an Isaak Gröbli

Isaak Gröbli

Ab 1886 war Gossau Wohnort von Isaak Jakob Gröbli (1822–1917), dem Erfinder der Schifflistickmaschine. 1867 hatte Gröbli seine Maschine an der Weltausstellung in Paris vorgestellt und ab 1880 eroberte sie den Markt. Gröbli hatte allerdings wenig vom Erfolg, denn Patente und Gewinnrechte hatten sich seine Financiers gesichert. Im Gossauer Niederdorf betrieb er ab 1886 ein Stickereigeschäft. Am Gröbliplatz erinnert seit Oktober 1958 ein Gedenkstein an ihn.

Moderne Wasserversorgung

Die Idee einer Lösch- und Trinkwasserversorgung kam 1883 auf, sechs Jahre später wurde die „Wasserversorgungs-Gesellschaft“ ins Leben gerufen. Am 3. Juli 1891 schliesslich konnte Gossaus moderne Wasserversorgung endlich den Betrieb aufnehmen. Trotz stetig steigendem Bedarf konnte sich Gossau bis 1970 gänzlich aus eigenen Grund- und Quellwasservorkommen versorgen. Das erste Gossauer Wasserreservoir im Lätschen war 1888 erstellt, 1898 erweitert und 2001 abgebrochen worden.

Schutzengelkirche

Am 26. Oktober 1891 läuteten zum ersten Mal die Glocken zur Konsekration der den heiligen Schutzengel geweihten Jugendkirche von Gossau. Die Kirche musste 1972 dem Neubau des Andreaszentrums weichen.

Elektrifizierung

Nach einigen Jahren diskutieren und verhandeln wurde am 28. Oktober 1893 erstmals ein Gebäude (der „Ochsen“) elektrisch beleuchtet. Am Chläusler-Montag, 4. Dezember 1893 wurden in Gossau 35 Strassenlampen in Betrieb genommen. Gossau war die vierte Gemeinde im Kanton mit einer Elektrizitätsversorgung. Der Strom stammte vom Kraftwerk in der Haslenmühle.

Die evangelische Haldenbühl-Kirche

Evangelische Kirchgemeinde (1897)

Die Zuwanderung ab Mitte des 19. Jahrhunderts führte auch zu einer konfessionellen Durchmischung der zuvor weitgehend katholischen Bevölkerung. Die evangelischen Gossauer waren lange nach Flawil kirchgenössig. 1897 konstituierten sie sich zur eigenen Kirchgemeinde und begannen unverzüglich mit dem Bau ihrer Kirche auf dem Haldenbüel, welche sie 1900 einweihten.

Dorfkorporation (19. März 1899–31. Dezember 1976)

Die Jahrhundertwende brachte Gossau verschiedene Neuerungen: Wasserversorgung, elektrische Strassenbeleuchtung, Badeanstalt. Für den Betrieb dieser und weiterer Einrichtungen (Nachtwache, Dorf-, Markt- und Gesundheitspolizei, Bau- und Katasterwesen, Kanalisation, öffentliche Anlagen, Strassen und Wege) wurde am 19. März 1899 die Dorfkorporation gegründet. 1904 organisierte die Dorfkorporation eine Kehrichtabfuhr. Von 1905 bis 1960 betrieb die Dorfkorporation ein eigenes Gaswerk.

Bahnhof verlegt

Das 20. Jahrhundert begann mit einer wichtigen städtebaulichen Entscheidung. Der Bahnhof wurde vom ersten Standort (beim Marktplatz) an seinen heutigen Standort verlegt. Auslöser dafür waren der Bau der Appenzeller Bahn von Gossau nach Herisau und das Wachstum der Gemeinde. Der neue Bahnhof wurde am 1. Oktober 1913 dem Betrieb übergeben. Das Bahnhofsgebäude wurde an der Flawilerstrasse wieder aufgebaut. Erkennbar an den grossen Türen, der Bauart und der ehemaligen Schalterhalle. Man erkennt heute noch die Spuren der Eisenbahnlinien von früher. An der Gerenstrasse lässt sich noch gut die Trassenführung der Bahnlinie Gossau - Arnegg erkennen. Enbenso sind nach Angaben von Strassenarbeitern, die Schwellen immer noch unter der Strassenoberfläche.

Lebensmittel-Industrie

Die guten Transportmöglichkeiten auf Strasse und Schiene prägten die zweite Welle der industriellen Entwicklung von Gossau. 1927 kam die „Butterzentrale“ nach Gossau, 1965 eröffnete Coop seine Verteilzentrale im Industriegebiet und zwei Jahre später zog die Migros nach. Auch CCA oder Spar gehören zu den wichtigsten Vertretern der Versorgungs-Industrie. Die aus der „Butteri“ hervorgegangene „Säntis“ und spätere „Swiss Dairy Food“ ist hingegen in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts von der Landkarte verschwunden.

Seit 1858 wurde auf dem Stadtbühl Bier gebraut. Und bis heute hat die mittlerweile von der fünften Generation geführte Familien-Brauerei „Stadtbühler“ der Konzentration im europäischen Biergeschäft Stand gehalten.

10'000er-Marke durchbrochen

Im Juni 1961 wurde die Grenze von 10'000 Einwohnern erreicht. Gossau blieb aber in Charakter und Selbstverständnis noch lange ein grosses Dorf. Einen grossen Schub als Wohnort und Arbeitsplatz erlebte Gossau 1969 mit dem Bau der Autobahn. Die Wohnbevölkerung hat sich von 1950 bis zum Jahrtausendwechsel dann auch verdoppelt.

Autobahnbau

Im Herbst 1963 erreichte der Autobahnbau das Fürstenland. Auf Gossauer Gebiet waren elf Unter- oder Überführungen und zwei Bachdurchlässe nötig. Zum Glück für Gossau, hatte der damalige Gemeinderat hartnäckig Korrekturen am Autobahnprojekt gefordert. Kaum vorzustellen, dass der Anschluss in der Schönau gebaut werden und die Autobahn rund 450 Meter südlicher verlaufen sollte.

Einheitsgemeinde

Mit Bildung der Einheitsgemeinde am 1. Januar 2001 nahm Gossau die Bezeichnung „Stadt“ an. Im Frühjahr 2002 wurde die Grenze von 17'000 Einwohnern durchbrochen.

Volksbund-Siegel im 15. Jahrh.

Wappen

Das Gemeindewappen der Stadt Gossau stammt aus der Zeit der Appenzellerkriege (1401–1429). Um sich vom st. gallischen Abt Kuno von Stoffeln (1379–1401) zu lösen, schloss die Stadt St. Gallen mit anderen fürstenländischen Gemeinden am 17. Januar 1401 einen Volksbund. Dieser Vereinigung trat auch Gossau bei. Das Siegel, welches die Gemeinde zum Abschluss des Bündnisses benützte, zeigt einen aufrechten Bären, unter ihm einen Lindwurm, dem ein hohes Kreuz, im Rachen steckt, ferner die Umschrift: Siegel der Gemeinde Gossau. Das heutige Gemeindewappen beruht zum grossen Teil auf diesem Siegel. Die korrekte Blasonierung lautet:

In Gold ein grüner Lindwurm, im Rachen rotes Kleeblattstechkreuz, oben links begleitet von aufrechtem schwarzem Bären mit roter Zunge und Zeichen mit goldener Bewehrung..

Die Flaggenfarben sind Gelb und Schwarz.

Demografie

Bevölkerungsentwicklung

Seit 1950 ging es mit der Wohnbevölkerung in Gossau steil bergauf. 1961 wurde die 10'000 Grenze erstmals überschritten und mit dem Autobahnbau 1969 erlebte die Gemeinde einen weiteren Schub. So stieg die Bevölkerungszahl bis zur Jahrtausendwende kontinuierlich an. Seither stagniert die Kurve bei etwa 17'000 Einwohnern. Nach St. Gallen, Rapperswil-Jona und Wil ist Gossau die viertgrösste Stadt im Kanton St. Gallen.

Jahr 1910 1930 1950 1970 1980 1990 1995 2000 2006
Einwohner 8'434 7'846 8'289 12'639 14'712 15'652 16'363 16'788 17'073

Am 1. Januar 2007 lebten 17'073 Menschen in Gossau, der Ausländeranteil betrug 17.6 %.

Bevölkerungsstruktur

Die Altersstruktur in Gossau deckt sich beinahe identisch mit dem Schweizer Durchschnitt:

  • 0–19 Jahre: 3'867 (22.7 %)
  • 20–39 Jahre: 4'868 (28.5 %)
  • 40–64 Jahre: 5'829 (34.1 %)
  • Über 64 Jahre: 2'509 (14.7 %)

Die Konfession der Gossauer ist vorwiegend katholisch. Mit 9'495 Personen machen die Katholiken einen Anteil von 55.6 % aus. Die Anzahl Einwohner evangelischen Glaubens (3'777 / 22.1 %) und der restlichen Glaubensrichtungen sowie Konfessionslosen (3'801 / 22.3 %) halten sich etwa die Waage.

Behörden

Stadtparlament

Das Stadtparlament ist die Legislative von Gossau. Es zählt 30 Mitglieder und behandelt die vom Stadtrat vorgelegten Berichte und Anträge. Die Mitglieder des Parlamentes können dem Stadtrat Motionen, Postulate, Interpellationen und Einfache Anfragen zur Behandlung einreichen und werden alle vier Jahre neu gewählt. Die öffentlichen Parlamentssitzungen - in der Regel zehn pro Jahr - finden jeweils im Fürstenlandsaal statt.

Folgende Parteien sind im Stadtparlament vertreten (Stand: September 2007)

Stadtrat

Die Exekutive in Gossau ist der Stadtrat mit fünf Mitgliedern. Jedes Ratsmitglied steht einer Verwaltungsabteilung vor. Hauptamtlich tätig sind der Stadtpräsident und der Schulpräsident. Mitglied mit beratender Stimme und Protokollführer ist der Stadtschreiber Toni Inauen.

Folgende Personen sind im Stadtrat vertreten (Stand: Dezember 2007)

  • Alex Brühwiler (parteilos), Stadtpräsident, Vorsteher Präsidialabteilung und Stadtwerke
  • Hans Peter Steiner (FDP), Schulratspräsident
  • Paul Egger (parteilos), Vorsteher „Jugend, Alter, Soziales“
  • Gaby Krapf (FDP), Vorsteherin Sicherheit und Versorgung
  • Kurt Züblin (FDP), Vizepräsident, Vorsteher Tiefbau

In Gossau gibt es ausserdem einen nebenamtlichen Vermittler (in anderen Kantonen Friedensrichter):

  • Heinz Walser (CVP), Vermittler
  • Franz Fürer (CVP), Vermittler-Stellvertreter

Bildung

Gossau besitzt ein reichhaltiges Angebot an Schulen. Die Mädchen und Knaben besuchen die Primar- und Sekundarschule in neun Schulhäusern. In der Schule der Stadt Gossau wird ausserdem die Oberstufenschuljugend aus dem Gemeindeteil Arnegg und aus der Nachbargemeinde Andwil unterrichtet. Für die Schulbildung der jüngeren Kinder aus Arnegg und verschiedenen Weilern ist die Primarschule Andwil-Arnegg verantwortlich. Eine private Trägerschaft führt die Katholische Mädchensekundarschule, eine Stiftung das Gymnasium Friedberg mit kantonal anerkannter Maturität. Gossau ist ausserdem Standort eines kantonalen Seminars für Fächergruppen-Lehrkräfte (Handarbeit und Hauswirtschaft), einer Baumeister- und einer Schreinerschule.

Verkehrslage

Gossau liegt im Schnittpunkt der Verbindungsachsen St. Gallen-Zürich und Süddeutschland-Thurgau-Appenzellerland. Entsprechend gut ausgebaut sind die Strassen (A1) und die Bahnen (SBB und Appenzeller Bahn). Die A1 stellt den Anschluss an das nationale Strassennetz sicher - fünf Staatsstrassen verbinden Gossau mit der Region: über Flawil ins Toggenburg, nach Wil, über Bischofszell in den Thurgau, nach St. Gallen und über Herisau ins Appenzellerland.

Gossau liegt an der SBB-Hauptlinie Genf-Bern-Zürich-St. Gallen. Auch bestehen direkte Bahnverbindungen mit Herisau und Appenzell sowie Bischofszell und Weinfelden. In der Stadt und im Umland verkehren die Busse der Regiobus AG auf fünf Linien sowie das Postauto auf einer Linie.

Das Industriegebiet in Gossau

Wirtschaft

Gossau ist ein bedeutender Wirtschaftsstandort für die Ostschweiz. Die Betriebe in Gossau stellen rund 11'000 Arbeitsplätze zur Verfügung. An erster Stelle sind die bedeutenden Betriebe der Lebensmittelindustrie zu erwähnen. Mit den grossen Verteilzentralen von Migros und Coop kann durchaus erklärt werden: Gossau verpflegt die Ostschweiz.

Im primären Wirtschaftssektor (Land- und Forstwirtschaft) bestehen 118 Betriebe, im Bereich Industrie und Bau (sekundärer Sektor) bieten 207 Betriebe Beschäftigung. Am bedeutendsten ist der Dienstleistungssektor mit 554 Betrieben. (Betriebszählung 2005)

Sehenswürdigkeiten

Mit dem Walter Zoo befindet sich im Norden von Gossau der grösste Privatzoo der Schweiz. Er wurde 1961 gegründet und verfügt über mehr als hundert Tierarten aus allen Kontinenten. Er wurde 1997 als fünfter Tierpark der Schweiz in die Gemeinschaft Europäischer Zoos und Aquarien (EAZA) aufgenommen.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Schloss Oberberg, der älteste erhaltene Wohnbau von Gossau. Die erste Festung datiert aus dem 13. Jahrhundert und wurde im Jahr 1260 erstmals in einer Urkunde erwähnt. Sie diente der Sicherung des fürstäbtischen Gebietes gegen den Bischof von Konstanz und die Grafen von Toggenburg. In den Appenzellerkriegen wurde die Festung 1406 erobert und eingeäschert, aber noch vor 1413 wieder aufgebaut. 1490 gelangte die Burg in den Besitz der Fürstabtei St. Gallen und erhielt die Bezeichnung Schloss. Bis 1789 wohnten die Obervögte des Fürstabtes auf dem Schloss und hielten dort Gericht. Mit der Aufhebung der Klöster (1804) geriet das Schloss in Privatbesitz und diente schliesslich der Reihe nach als Käserei, Stickerei, Steindruck-Werkstatt und Restaurant. 1924 erwarb die Genossenschaft Oberberg das Gebäude und renovierte es. Kurz danach brannten Dachstuhl und die oberen Stockwerke ab. Mit einer grossen Sammelaktion wurde das seit 1927 dem eidgenössischen Denkmalschutz unterstellte Gebäude wieder aufgebaut und 1958 eingeweiht.

Ferner gibt es noch zwei Ruinen, die um Gossau liegen. Einerseits die Burgruine Helfenberg, die sich zwischen Gossau und Flawil befindet, am nördlichen Ufer des Flusses Glatt. Weiter kann man zur Burgruine Rosenberg wandern, die sich zwischen Gossau und Herisau befindet. Sie gehört der Gemeinde Herisau.

Sehenswert ist auch das Motorrad-Museum Hilti. Hier lässt sich die ganze Geschichte des Motorrades erleben – mit rund 140 Ausstellungsobjekten von 70 unterschiedlichen Marken. Gezeigt werden Alltagsmaschinen, Renn- und Sportmaschinen, Militärmaschinen und anderes.

Ausserdem verfügt Gossau über den ersten Schweizer Bibelgarten. Er befindet sich neben der Andreas-Kirche und beherbergt über hundert verschiedene Pflanzen. Es ist ein Platz des Friedens, der zum besinnlichen Verweilen einlädt.

Sport und Freizeit

Das Hallenbad Rosenau
Der Marktplatz während des „Chläusler“

Das Freizeitangebot in Gossau stützt sich einerseits auf das rege Vereinsleben; in Gossau existieren über hundert Vereine unterschiedlichster Interessenlage. Den Vereinen, aber auch freien Benützern steht eine reichhaltige Infrastruktur zur Verfügung: Hallenbad, Freibad, diverse Sporthallen, Fussballplätze, Tennisplätze, eine Skater-Anlage, verschiedene Säle, Wanderwege, Museen und Bibliothek.

Für Gesprächsstoff sorgte kürzlich der FC Gossau. In der Saison 2006/2007 gelang dem Fussball-Verein der Aufstieg in die Challenge-League. Es ist dies bereits der vierte Aufstieg in die zweithöchste Schweizer Liga für den FC Gossau.

Den Handballern des TSV Fortitudo Gossau gelang 2008 der Aufstieg in die SHL, der höchsten Spielklasse der Schweiz.

Weiter locken die alljährlichen „Chläusler“ und „Mai-Markt“ Aussteller und Schausteller sowie viele Besucher nach Gossau. Ein weiteres Spektakel ist der Gossauer Weihnachtslauf, der im Dezember stattfindet. Im Jahr 2007 feierte er das Jubiläum der 20. Austragung. Der Lauf lockt jedes Jahr im Advent um die 3'600 Laufbegeisterte nach Gossau.

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden

Literatur

  • Paul Stärkle: Geschichte von Gossau. Verlag U. Cavelti & Co., Gossau 1961.
  • Karl Eschenmoser, Wolfgang Göldi, Karl Schmuki, Urs Josef Cavelti: Gossau im 20. Jahrhundert – Vom Dorf zur Stadtgemeinde. Verlag Cavelti AG, Gossau 2003. ISBN 3-85603-041-7
  • Diverse: Oberberger Blätter 1964–2007. Verlag Cavelti AG, Gossau.

Weblinks


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