Frischlin

Frischlin
Nicodemus Frischlin

Philipp Nicodemus Frischlin (* 22. September 1547 in Erzingen heute Ortsteil von Balingen; † 29. November 1590 in Urach) war ein späthumanistischer Philologe, neulateinischer Dramatiker und Lyriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frischlin wurde als Sohn eines Pfarrers geboren. Er wuchs auf der Schwäbischen Alb auf, war Schüler verschiedener evangelischer Klosterschulen und Stipendiat des Tübinger Stifts. In Tübingen studierte er 1563 Philologie, Poesie und Theologie und wurde 1568 Professor für Poesie und Geschichte. Kurze Zeit später heiratete er Margarethe Brenz. 1576 wurde er von Rudolf II. zum Dichter gekrönt (Poeta laureatus, Comes Palatinus). Wegen Unstimmigkeiten mit seiner Fakultät (vor allem mit Martin Crusius) und seiner stark kritisierten Schrift Oratio de vita rustica (1578) verließ er Tübingen. Von 1582 bis 1584 war er Schulrektor in Laibach (heute Slowenien). Ab 1584/85 lebte er in Straßburg.

Wegen eines drohenden Ehebruchsprozesses führte er ein unstetes Wanderleben und kam u.a. nach Prag und Wittenberg. 1588 wurde er Leiter der Lateinschule in Braunschweig. Nachdem er eine gegen den württembergischen Hof gerichteten Streitschrift verfasst hatte, wurde er auf der Burg Hohenurach eingekerkert. Bei einem Fluchtversuch in der Nacht vom 29. auf den 30. November 1590 stürzte er ab und brach sich das Genick.[1]

Frischlin galt als lebenslustiger Querdenker. Er war ein radikaler Verfechter des Protestantismus.

Laut der Kopernikus-Biographie von Pierre Gassendi aus dem Jahr 1654 hatte er Kenntnis von dessen 1543 veröffentlichen Hauptwerk De Revolutionibus Orbium Coelestium und war ein früher Anhänger von dessen Weltbild.

Werke

  • Hymnen und Epigramme des Kallimachos, Übersetzung, 1571
  • De studiis linguarum et liberalium artium, 1575
  • Rebecca, biblisches Drama, 1576
  • Oratio de vita rustica, 1578
  • Priscianus vapulans, 1578
  • Hildegardis Magna, Drama, 1579
  • Frau Wendelgard, deutschsprachige Komödie, 1579
  • Dido, Tragödie, 1581
  • Venus, Tragödie, 1584
  • Julius Caesar redivivus, 1585
  • Helvetiogermani, Drama, 1589
  • Dialogus logicus contra Ramum, 1590
  • 62 Facetiae, 1600
  • Operum Poeticorum
  • Helvetio-Germani
  • Phasma
  • Hebraeis, continens duodecim libros
  • Operum Poeticorum pars epica
  • Operum poeticorum pars elegiaca, continens viginti duos elegiacorum carminum libros
  • Horologiographia
  • Nomenclator trilinguis, Graecolatinogermanicus: continens omnium rerum, quae in probatis omnium doctrinarum auctoribus inueniuntur, appellationes … Opus nova quadam methodo, secundum categorias Aristotelis … concinnatum. – Et tertio iam … recognitum. Francofurti ad Moenum: Spies, 1591.
  • Sieben Buecher von der Fuerstlichen Wuertembergischen Hochzeit des durchleuchtigen … Herrn Ludwigen / Hertzogen zu Wuertemberg vnd Theck

Literatur

  • Nicodemus Frischlin (1547–1590), poetische und prosaische Praxis unter den Bedingungen des konfessionellen Zeitalters. Tübinger Vorträge, hrsg. v. Sabine Holtz u.a. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1999. (= Arbeiten und Editionen zur mittleren deutschen Literatur; N.F., 1) ISBN 3-7728-1832-3
  • David Price: The political dramaturgy of Nicodemus Frischlin. Essays on humanist drama in Germany. Univ. of North Carolina Press, Chapel Hill u.a. 1990. (= University of North Carolina studies in the Germanic languages and literatures; 111) ISBN 0-8078-8111-2
  • David Friedrich Strauß: Leben und Schriften des Dichters und Philologen Nicodemus Frischlin. ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte in der zweiten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts. Literar. Anst., Frankfurt am Main 1856.
  • Thomas Wilhelmi u. Friedrich Seck: Nikodemus Frischlin (1557-1590). Bibliographie. DRW-Verl., Leinfelden-Echterdingen 2004. (= Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte; 4) ISBN 3-87181-704-X
  • Wilhelm Scherer: Frischlin, Nicodemus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 96–104.

Weblinks

Einzelbelege

  1. Gedicht zum unglücklichen Ende seines Fluchtversuchs

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