Fritz Unruh

Fritz Unruh
Fritz von Unruh; Gedenktafel in Diez/Lahn

Fritz von Unruh (* 10. Mai 1885 in Koblenz; † 28. November 1970 in Diez an der Lahn) war ein deutscher Schriftsteller und Dichter des literarischen Expressionismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von Unruh stammt aus einer schlesischen Adelsfamilie. Er war das vierte von acht Kindern des preußischen Generals Karl von Unruh, Friedrich Franz von Unruh und Kurt von Unruh waren seine jüngeren Brüder. An der Kadettenschule in Plön (Holstein) wurde Fritz von Unruh gemeinsam mit den Söhnen des Kaisers Oskar und Wilhelm unterrichtet. Erste literarische Werke entstanden bereits in der Schulzeit. Nach dem Dienstantritt als Offizier beim Kaiserlichen Garderegiment in Berlin schrieb er sein zweites Stück "Offiziere", das 1911 von Max Reinhardt am Deutschen Theater mit großem Erfolg aufgeführt wurde. Sein Regimentskommandeur hatte ihn zuvor zum Ausscheiden aus dem Offiziersberuf gezwungen. Die Aufführung des nächsten Stückes um Louis Ferdinand Prinz von Preußen wurde 1913 vom Kaiser sogar verboten. Vor dem ersten Weltkrieg lebte Fritz von Unruh im legendären Rententurm am Frankfurter Römer.

Kriegserfahrungen

Als Freiwilliger zog von Unruh in den Ersten Weltkrieg. Hier sammelte er als Bataillonschef und Kompaniechef Fronterfahrung. Dazu beauftragt, schrieb von Unruh zunächst Propaganda-Literatur für die oberste Heeresleitung. Die Darstellungen waren jedoch zu realistisch, so dass sie nicht publiziert wurden. Aus dem Grauen des Krieges erwuchsen aber das dramatische Gedicht "Vor der Entscheidung" (1915) und die Prosaerzählung "Opfergang" (1916, veröffentlicht 1919). Der Kampf gegen Krieg und Gewalt wurde die unverwechselbare Grundlage seines künstlerischen Schaffens.

Von Unruh wurde 1916 schwer verwundet und wandelte sich in seiner Einstellung. "Was ich in harter Erziehung, in strengem Dienst in der Garde – im blutgetränkten Acker des Kriegs begriff vom Sinn des Genius – ich werde es sagen und verdichten. Dieses Recht zu Bekenntnis und Gestaltung erwarb ich mir an der Marne und vor Verdun." (Brief an Thomas Mann vom 31. Juli 1935)

Er wurde ein entschiedener Pazifist und republikanisch gesinnter Militärgegner und galt fortan in konservativen und deutschnationalen Kreisen als Nestbeschmutzer.

Weimarer Zeit

Fritz von Unruh redet 1932 auf einer Kundgebung der Eisernen Front

1919 befreundete er sich mit Alma Mahler-Werfel und dem expressionistischen Schriftsteller Franz Werfel. In der Weimarer Republik war er ein angesehener Schriftsteller und Bühnenautor, dessen Stücke auf zahlreichen Bühnen gespielt wurden. Die Gründung der Republikanischen Partei 1924 war nicht von Erfolg gekrönt. 1931 schloss sich von Unruh der Eisernen Front, einem Zusammenschluss gegen die Harzburger Front der nationalsozialistischen und deutsch-völkischen Kräfte, an. In seinem Stücke "Zero" (eine Komödie) warnte er 1932 vor dem kommenden Vernichtungskrieg, was den Hass der rechten Kreise auf ihn verstärkte und zum Absetzen seiner Stücke u.a. in Frankfurt führte.

Verfolgung und Emigration

Obwohl er nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ noch am 19. März 1933 eine Loyalitätserklärung der Preußischen Akademie der Künste unterzeichnet hatte,[1] fielen seine Werke den nazistischen Bücherverbrennungen zu Opfer. Er emigrierte wegen der Verfolgung durch die Nationalsozialisten bereits vor deren Machtergreifung nach Italien, musste aber schon 1935 das Land Richtung Frankreich verlassen. 1936 sagte er den kommenden Krieg Nazideutschlands erneut voraus, und dass danach "auf dem Potsdamer Platz Schafe weiden werden". Er sollte recht behalten. 1939 führte sein Weg dann über Spanien in die USA, wo er zeitweise in New York City wohnte. Im Jahre 1940 heiratete er die Schauspielerin Friederike Schaffer (1890-1971).

Nachkriegszeit

Infolge einer von Walter Kolb geäußerten Bitte kehrte er im Jahre 1948 erstmals nach Deutschland zurück und hielt in der Frankfurter Paulskirche seine große Rede An die Deutschen.[2] Seine literarischen Werke waren nunmehr wenig erfolgreich. Der Besuch in der Zeit von 1952 bis 1955 entfremdete von Unruh mit seiner Heimat. Von Unruh klagte über eine Restauration in Deutschland und fühlte sich verfolgt. Die Wiederbewaffnung 1954 nahm er als Anlass, erneut in die USA zurückzukehren. Bis 1962 folgten Aufenthalte in den USA, Frankreich und in Deutschland. 1962 erfolgte dann die endgültige Rückkehr nach Deutschland. Eine Flut zerstörte 1962 sein Haus und spülte sein gesamtes Hab und Gut ins Wasser. Die Stadt Frankfurt bot ihm daraufhin erneut eine Wohnung an. Ein schriftstellerischer Erfolg stellte sich nicht mehr ein, bis er am 28. November 1970 in Diez auf dem Familiengut Oranienhof verstarb.

Auszeichnungen und Ehrungen

Zitate

  • "Unruh und die deutschen Expressionisten jener Zeit waren Friedensfreunde, waren humanitär und bei aller Heimatliebe weltbürgerlich gesinnt." Victor Klemperer

Werke (in Auswahl)

Dramen

  • Offiziere, 1911
  • Louis Ferdinand Prinz von Preußen, 1913
  • Vor der Entscheidung, 1914
  • Ein Geschlecht, Tragödie, 1917
  • Opfergang, 1918
  • Platz, 1920 (Fortsetzung von Ein Geschlecht)
  • Stürme, Schauspiel, 1922
  • Rosengarten, 1923
  • Bonaparte, Schauspiel, 1927
  • Phaea, Komödie, 1930
  • Zero, Komödie, 1932
  • Gandha, 1935
  • Charlotte Corday, 1936
  • Miss Rollschuh, 1941
  • Der Befreiungsminister, 1948
  • Wilhelmus, 1953
  • Duell an der Havel, Schauspiel, 1954
  • Bismarck oder Warum steht der Soldat da?, 1955
  • Odysseus auf Ogygia, Schauspiel, 1968

Romane

  • Der nie verlor, 1948
  • Die Heilige, 1952
  • Fürchtet nichts, 1952
  • Der Sohn des Generals, 1957

Sonstiges

  • Vaterland und Freiheit. Eine Ansprache an die deutsche Jugend, 1923
  • Flügel der Nike. Buch einer Reise, 1925
  • Seid wachsam! Eine Goethe-Rede, 1948
  • Rede an die Deutschen, 1948
  • Mächtig seid ihr nicht in Waffen, Reden, 1957
  • Meine Begegnungen mit Trotzki, 1963
  • Friede in USA? Ein Traum, 1967

Literatur

  • Ina Götz, Tradition und Utopie in den Dramen Fritz von Unruhs. Bouvier, Bern 1975. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 175) ISBN 3-416-01051-5
  • Karola Schulz, Fast ein Revolutionär. Fritz von Unruh zwischen Exil und Remigration (1932-1962). Iudicum, München 1995. (= Cursus; 11) ISBN 3-89129-461-1
  • Dieter Kasang, Wilhelminismus und Expressionismus. Das Frühwerk Fritz von Unruhs 1904-1921. Akademischer Verlag Hans-Dieter Heinz, Stuttgart 1980. (= Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik; 78) ISBN 3-88099-082-4
  • Robert Meister, Fritz von Unruh. Kraus Repr., Nendeln 1967. Nachdr. d. Ausg. Berlin 1925. (= Germanische Studien; 39)
  • Volker Weidermann: Das Buch der verbrannten Bücher. Köln: Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2008; ISBN 978-3-462-03962-7. (Zu Unruh Seite 100-102)

Weblinks

Anmerkungen

  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 626.
  2. Ein in seiner Vehemenz beeindruckender Ausschnitt dieser Rede ist in dem Hörbuch Anna Blume trifft Zuckmayer: 60 legendäre Dichter in Originalaufnahmen, Hörverlag 2005, ISBN 3-89940-732-6, enthalten.

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