Fußball-EM 1984

Fußball-EM 1984
UEFA-Europameisterschaft 1984
UEFA EURO 1984
Anzahl Nationen (von 34 Bewerbern)
Europameister Frankreich (1. Titel)
Austragungsort Frankreich
Eröffnungspiel 12. Juni 1984
Endspiel 27. Juni 1984
Spiele   15
Tore 41  (Ø: 2,73 pro Spiel)
Torschützenkönig Michel Platini (9)

Die Endrunde der 7. Fußball-Europameisterschaft wurde vom 12. bis 27. Juni 1984 in Frankreich ausgetragen.

Ab diesen Meisterschaften wird das Spiel um den dritten Platz nicht mehr ausgetragen und es wird wieder ein Halbfinale der zwei Gruppenersten und -zweiten ausgetragen. Frankreich war als Gastgeber automatisch qualifiziert.

Inhaltsverzeichnis

Die Qualifikation der deutschsprachigen Mannschaften

Hauptartikel: Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft 1984

Die Bundesrepublik Deutschland traf in der Gruppe Sechs auf Österreich, Nordirland, Türkei und Albanien. Die Österreicher starteten gut in die Qualifikation, im Gegensatz zur deutschen Mannschaft. Deren Niederlage im ersten Spiel gegen Nordirland mit 0:1 folgte ein knapper 2:1-Erfolg in Albanien. So sollte das Rückspiel in Gelsenkirchen zwischen Deutschland und Österreich zu einem vorentscheidenen Spiel werden (Hinspiel 0:0). Die deutsche Mannschaft begann sehr druckvoll und führte bereits nach 4 Minuten durch Karl-Heinz Rummenigge mit 1:0. Rudi Völler erhöhte in der 19. und 21. Minute auf 3:0. So war das Spiel schnell entschieden. Österreich war nach dieser Niederlage und weiteren in Nordirland und der Türkei gescheitert. Die deutsche Mannschaft setzte sich selbst noch unter Druck, als sie in Hamburg gegen Nordirland ein zweites Mal mit 0:1 verlor. So musste im letzten Spiel gegen Albanien unbedingt ein Sieg her, um Nordirland noch von der Tabellenspitze zu verdrängen. Der Schock saß tief, nachdem Albanien in der 23. Minute in Saarbrücken in Führung gegangen war. Rummenigge konnte zwar eine Minute später bereits ausgleichen, doch war die Mannschaft sehr verunsichert und lief immer wieder Gefahr, in Konter zu laufen. Erst in der 80. Minute erlöste der Kölner Innenverteidiger Gerhard Strack mit seinem Kopfball zum 2:1-Sieg die deutschen Fans.

Die Mannschaft der DDR spielte in der Gruppe Eins gegen die Schweiz, Belgien und Schottland. Die Belgier dominierten die Gruppe und die DDR wie die Schweiz hatten nicht die geringste Chance, sich für das Turnier in Frankreich zu qualifizieren.

Teilnehmer

Gruppe 1 Gruppe 2
Frankreich Frankreich Spanien Spanien
Dänemark Dänemark Portugal Portugal
Belgien Belgien Deutschland Deutschland
Jugoslawien Jugoslawien Rumänien Rumänien

Austragungsorte

Stadt Stadion
Lens Stade Félix Bollaert
Lyon Stade Gerland
Marseille Stade Vélodrome
Nantes Stade de la Beaujoire
Paris Parc des Princes
Saint-Étienne Stade Geoffroy-Guichard
Straßburg Stade de la Meinau

Spielergebnisse

Endrunde

Gruppe 1

Rang Land Tore Punkte
1 Frankreich 9:2 6:0
2 Dänemark 8:3 4:2
3 Belgien 4:8 2:4
4 Jugoslawien 2:10 0:6
12. Juni 1984 in Paris
Frankreich - Dänemark 1:0 (0:0)
13. Juni 1984 in Lens
Belgium (with spacing)Belgium (with spacing) Belgien - Jugoslawien 2:0 (2:0)
16. Juni 1984 in Nantes
Frankreich - Belgium (with spacing)Belgium (with spacing) Belgien 5:0 (3:0)
16. Juni 1984 in Lyon
Dänemark - Jugoslawien 5:0 (2:0)
19. Juni 1984 in Saint-Étienne
Frankreich - Jugoslawien 3:2 (0:1)
19. Juni 1984 in Straßburg
Dänemark - Belgium (with spacing)Belgium (with spacing) Belgien 3:2 (1:2)

Gastgeber Frankreich um Michel Platini galt als großer Favorit. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien waren sie noch unglücklich im Halbfinale nach Elfmeterschießen gescheitert. Jetzt wollte die Mannschaft von Trainer Michel Hidalgo endlich den ersten Titel. Im Eröffnungsspiel traf die Mannschaft auf die Sensationsmannschaft der Qualifikation Dänemark (sie hatten England mit einem 1:0-Sieg in Wembley ausgeschaltet) unter dem deutschen Trainer Josef Piontek und tat sich überraschend schwer. Großes Pech hatte der ehemalige Mönchengladbacher Allan Simonsen auf Seiten der Dänen. Er brach sich in der ersten Halbzeit das Bein und das Turnier war für ihn bereits beendet. Platini schaffte in der 78. Minute dann endlich die Erlösung für die französischen Fans im Pariser Prinzenparkstadion mit seinem Treffer zum 1:0. Der junge linke Verteidiger Manuel Amoros wurde kurz vor Schluss noch vom Platz gestellt. Franzosen und Dänen zeigten im weiteren Gruppenverlauf begeisternden Angriffsfußball. Dabei lieferten sich am letzten Gruppenspieltag -Frankreich war bereits als erste Mannschaft für das Halbfinale qualifiziert- Dänen und Belgier im entscheidenden Spiel ein packendes Duell um den zweiten Tabellenplatz. Zwar konnte das belgische Team 2:0 in Führung gehen, hatte dann aber gegen die aufopferungsvoll kämpfende Dänen nichts mehr entgegenzusetzen und verlor durch Preben Elkjær Larsens entscheidenden Treffer mit 2:3.

Gruppe 2

Rang Land Tore Punkte
1 Spanien 3:2 4:2
2 Portugal 2:1 4:2
3 Deutschland 2:2 3:3
4 Rumänien 2:4 1:5
14. Juni 1984 in Straßburg
Deutschland - Portugal 0:0
14. Juni 1984 in Saint-Étienne
Spanien - Rumänien 1:1 (1:1)
17. Juni 1984 in Lens
Deutschland - Rumänien 2:1 (1:0)
17. Juni 1984 in Marseille
Portugal - Spanien 1:1 (0:0)
20. Juni 1984 in Paris
Spanien - Deutschland 1:0 (0:0)
20. Juni 1984 in Nantes
Portugal - Rumänien 1:0 (0:0)

Deutschland enttäuschte im ersten Gruppenspiel gegen Portugal maßlos und konnte in einem langweiligen Auftaktmatch nicht zu spielentscheidenden Szenen kommen. Gegen Rumänien siegte die deutsche Mannschaft durch zwei Tore von Rudi Völler. Bei Rumänien spielte in der ersten Halbzeit der erst 19jährige Gheorghe Hagi. Durch diesen Erfolg hatte Deutschland einen Vorteil gegenüber Spanien vor dem letzten Gruppenspiel. Ein Unentschieden hätte ausgereicht, um ins Halbfinale vorzustoßen. Die Deutschen hatten einige Chancen, um in Führung zu gehen. Geschockt wurden sie in der Endphase der ersten Halbzeit als der tschechische Schiedsrichter Christov einen Elfmeter gegen Deutschland gab, doch Toni Schumacher parierte gegen Carrasco. Das Glück stand der deutschen Mannschaft bis zur 90. Minute zur Seite. Doch dann landete eine Flanke der Spanier auf dem Kopf ihres Liberos Maceda und von dort im Tor der deutschen Mannschaft. Der amtierende Vize-Weltmeister war damit bereits in der Vorrunde ausgeschieden. Trainer Jupp Derwall, dem die Hauptschuld gegeben wurde, trat später von seinem Amt zurück und wurde durch Franz Beckenbauer ersetzt.

Halbfinale

Das erste Halbfinale war das dramatischste Spiel dieser Europameisterschaft. Frankreich stürmte gegen eine auf Konterangriffe ausgelegte portugiesische Mannschaft 120 Minuten lang und doch schien Portugal bis in die Schlussphase der Verlängerung wie der sichere Sieger. Frankreich war in der ersten Halbzeit durch ein Tor von Jean-François Domergue in Führung gegangen, doch Portugals Ausgleich in der 74. Minute durch Mittelstürmer Rui Jordão wirkte wie ein Schock. In der Verlängerung bedrängte Frankreich das Tor von Torwart Manuel Bento permanent und lief dann doch in der 98. Minute in einen Konter, den Rui Jordao zum 2:1 für Portugal verwandelte. Michel Platini trieb seine Mannschaft jetzt noch intensiver an und die Bemühungen wurden in der 114. Minute belohnt mit dem zweiten Tor von Domergue. Platini selbst besorgte dann 1 Minute vor Schluss den 3:2-Siegtreffer.

Die Überraschungsmannschaft Dänemark begeisterte auch in diesem Spiel die europäischen Fußballfans. Doch Spanien war sehr gut in der Defensive besetzt und hielt dagegen. Auch nach der 1:0-Führung der Dänen in der 7. Minute durch Sören Lerby, hielten sie die Gefahr durch schnelle Konter begrenzt und kamen in der 67. Minute durch Maceda zum Ausgleich. Nach torloser Verlängerung kam es zum Elfmeterdrama für die Dänen. Preben Elkjær Larsen verschoß seinen Elfmeter und Spanien zog ins Finale ein.

23. Juni 1984 Marseille Frankreich - Portugal 3:2 n.V. (1:1, 1:0)
24. Juni 1984 Lyon Spanien - Dänemark 1:1 n.V. (1:1, 0:1), 5:4 i.E.

Endspiel

Frankreich wurde in diesem Spiel zunächst durch sehr offensiven Fußball durch die Spanier überrascht. Spanien kam zu den ersten Chancen. Altstar Mittelstürmer Santillana von Real Madrid führte die spanische Mannschaft an. In der zweiten Halbzeit, als die französischen Fans bereits beunruhigt waren, führte ein fataler Fehler von Spaniens Torwart Luis Arconada zu Frankreichs Führung. Einen direkten Freißstoß von Michel Platini ließ Arconada durch die Hände gleiten und im Zeitlupen-Tempo rollte der Ball über die Linie. Die 1:0-Führung für Frankreich erlaubte bei noch stärkerer Offensivbemühungen der Spanier nun Konterchancen, zu dem erhielt der französische Innenverteidiger Yvon Le Roux in der 85. Minute die rote Karte. In der 90. Minute entschied dann ein solcher Konter durch Linksaußen Bruno Bellone das Finale in Paris. Frankreich gewann seinen ersten großen Titel.

27. Juni 1984 Paris Frankreich - Spanien 2:0 (0:0)

Europameister 1984

Frankreich

Die Europameistermannschaft

(in Klammern: Einsätze/ggf. Tore)
Joël Bats (5), Philippe Bergeroo (0), Albert Rust (0); Manuel Amoros (2), Patrick Battiston (5), Maxime Bossis (5), Jean-François Domergue (5/2), Yvon Le Roux (3); Daniel Bravo (1), Luis Fernández (5/1), Jean-Marc Ferreri (2), Bernard Genghini (2), Alain Giresse (5/1), Michel Platini (5/9), Jean Tigana (5), Thierry Tusseau (2); Bruno Bellone (3/1), Bernard Lacombe (4), Dominique Rocheteau (2), Didier Six (3). Trainer: Michel Hidalgo

Statistik

Beste Torschützen

Name Land Tore
Michel Platini Frankreich 9
Frank Arnesen Dänemark 3
Rui Jordão Portugal 2
Rudi Völler Deutschland 2
Preben Elkjær Larsen Dänemark 2
Jean-François Domergue Frankreich 2
Antonio Maceda Spanien 2

Stars der EM

Folgende Liste enthält die in den Medien als wichtige Spieler des Turniers herausgestellten Fußballer.

Torhüter Abwehr Mittelfeld Stürmer

Manuel Bento

Antonio Maceda
Morten Olsen

Fernando Chalana
Alain Giresse
Rafael Gordillo
Sören Lerby
Michel Platini
Jean Tigana

Preben Elkjær Larsen
Rui Jordão
Michael Laudrup

Der Franzose Michel Platini wurde zum besten Spieler des Turniers erklärt. Nicht wenige Beobachter hatten allerdings den Portugiesen Fernando Chalana nach dem packenden Halbfinalspiel Frankreich-Portugal noch vor Platini gesehen.

Weblinks


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