Alca impennis

Alca impennis
Riesenalk
Riesenalk. Gemälde von J. G. Keulemans

Riesenalk. Gemälde von J. G. Keulemans

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Familie: Alkenvögel (Alcidae)
Gattung: Alca
Art: Riesenalk
Wissenschaftlicher Name
Alca impennis
(Linnaeus, 1758)
Balg aus der Sammlung Leipzig

Der Riesenalk (Alca impennis, ehem. Pinguinus impennis) ist ein ausgestorbener flugunfähiger Seevogel.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Riesenalk war etwa 70 bis 85 cm groß. Sein Körper war an den Aufenthalt in kaltem Wasser angepasst. Der lange spitze Schnabel war für den Fischfang optimiert. Durch das dichte Federkleid, die kurzen Flügel und die weit hinten am Körper sitzenden, mit Schwimmhäuten versehenen Füße waren Riesenalke gute Schwimmer und Taucher. An Land konnten sie sich nur mühsam fortbewegen.

Verbreitung und Lebensraum

Der Riesenalk kam früher auf Inseln vor Neufundland, Grönland, Island, Schottland und Norwegen sowie auch in Nord- und Ostsee in großer Zahl vor, wurde aber letztlich bis zum Aussterben bejagt.

Seine größte Schwäche war die Tatsache, dass er zu Lande brüten musste. Klippen, wo andere Alke oft brüten, waren für ihn unzugänglich. Er musste darum mit kahlen, ziemlich flachen Inselchen weit vor dem Festland vorlieb nehmen, damit ihm Beutegreifer wie Eisbären nicht gefährlich werden konnten. Solche Stellen sind selten. Er brütete darum nur an wenigen Stellen in enormen Kolonien, unter anderem an der Küste von Neufundland, auf den Magdalenen-Inseln im Sankt-Lorenz-Golf und an ein paar Stellen an der grönländischen und isländischen Küste, vor allem auf der den Vestmannaeyjar-Inseln gehörenden Schäre Geirfuglasker (vgl. isländisch geirfugl für den Riesenalk, wörtlich: Speervogel).

Der „Pinguin“ der Nordhalbkugel

Der veraltete Name „pinguinus“ verrät, dass es sich um den Vogel handelt, den man ursprünglich als Pinguin bezeichnete, um dann den Namen auf die nicht verwandten Pinguine der Südhalbkugel zu übertragen. Der Ursprung des Namens Pinguin ist wahrscheinlich Walisisch: pen bedeutet Kopf, und gwyn bedeutet weiß. Der Vogel hatte in der Tat einen auffallenden großen Fleck weißer Federn auf seinem Vorderschnabel. Auch sein Bauch war weiß, der Rücken hingegen schwarz, so dass eine gewisse Ähnlichkeit zu Pinguinen bestand.

Andere Quellen nennen das Englische „ping wing“ („kurzer Flügel“) als Wurzel des Wortes „Pinguin“.

Aussterben

Gemälde von Heinrich Harder (1916)
Balg aus der Sammlung Leipzig

Die kanadischen Brutplätze wurden erst durch hungrige Matrosen geplündert, später im 18. Jahrhundert etablierten sich Menschen auf den Inseln, um die Vögel niederzuknüppeln, zu blanchieren und dann von ihnen Daunen zu gewinnen. Die fetten Gebeine wurden als Brennstoff gebraucht. 1785 war die Abschlachtung durch das Daunensammeln so weit, dass Kapitän George Cartwright vor dem Aussterben der Art warnte. Durch ihre geringe Vermehrungsrate (jedes Weibchen legte pro Jahr maximal ein Ei) konnten sich die Bestände nicht erholen. 1808 wurde das letzte Exemplar auf den Färöern gesichtet, als Vogelfänger Stóra Dímun besuchten. Dort war er allerdings nur ein Invasionsvogel.

Im 19. Jahrhundert war zunächst die unzugängliche Geirfuglasker der letzte Zufluchtsort der Art. 1830 wurde die Insel durch einen Vulkanausbruch zerstört. Der letzte bekannte Brutplatz wurde der schmale Fuß der für die flugunfähigen Vögel ansonsten unerreichbaren steilen Felseninsel Eldey. Zehn Vögel wurden zwischen 1831 und 1840 getötet, und am Morgen des 3. Juni 1844 wurden die letzten beiden brütenden Exemplare unter großen Mühen – die Insel ist nur sehr schwer anzulanden – von vier Seeleuten, nämlich durch Jón Brandsson, Vilhjálmur Hákonarson, Sigurður Ísleifsson und Ketill Ketilson erlegt, um sie einem dänischen Sammler zu verkaufen. Die genaue Beschreibung ihres Fanges, der Tötung und des Verkaufs der Bälge ist durch die Recherche der 1858 in Hafnir weilenden Ornithologen Prof. Alfred Newton und John Wolley aus Cambridge überliefert. Sie erschien in Ibis, der Zeitschrift des britischen Ornithologenverbandes.

Die Seltenheit des Riesenalks und die damit hohen Preise für Sammlerexemplare besiegelten das Aussterben des Vogels. Man könnte sagen, dass diese Art tatsächlich endgültig durch Ornithologen und Vogelbalgsammler vernichtet wurde, die auf ein Exemplar in ihrer Sammlung nicht verzichten wollten. So sind die letzten beiden Bälge von der Insel Eldey heute beispielsweise im Kopenhagener Naturkundemuseum eingelegt in Formaldehyd zu besichtigen. Es gibt vergleichsweise viele Präparate, so z. B. in den Schausammlungen einiger Museen, in Deutschland in den Naturkundemuseen in Berlin, Bonn, Braunschweig, Bremen, Darmstadt, Dresden, Frankfurt am Main, Gießen, Gotha, Göttingen, Hannover, Kiel, Köthen, Leipzig, München, Oldenburg, Stuttgart und Wittenberg, in der Schweiz im Naturama in Aarau. Die Zahl der erhaltenen Museumsexemplare (Bälge, Schaupräparate) wird mit 78 angegeben. Dazu kommen zwei Skelette, Schädel und andere Skelettteile sowie zweifelhafte Stücke. So klein diese Zahl erscheint, sie ist doch für einen in historischer Zeit ausgestorbenen Vogel relativ hoch; viele andere Arten sind nur mit einem einzigen Exemplar oder überhaupt nicht belegt.

Siehe auch

Literatur

  • Dieter Luther: Die ausgestorbenen Vögel der Welt. Magdeburg 1986, 4. Auflage 1995, ISBN 3894322136
  • Wolfgang Müller: Blue Tit - das deutsch-isländische Blaumeisenbuch, Die Riesenalkbälge von Berlin und Reykjavík, S. 19 - 24., Berlin 1997, ISBN 3927795194
  • Farley Mowat: Der Untergang der Arche Noah - Vom Leiden der Tiere unter den Menschen, Rowohlt, 1987, Originalausgabe 1984, Toronto, ISBN 3498042971 Kapitel 1, (30 Seiten), „Der Speerschnabel“.
  • Ein Kapitel in: Anita Albus: Von seltenen Vögeln, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-10-000620-8
  • Burkhard Wetekam: Vom Ende einer Art. Die Zeit, Nr. 20, 8. Mai 2008, S. 90, Zeitläufte

Weblinks


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