Fußballeuropameisterschaft 1988

Fußballeuropameisterschaft 1988
UEFA-Fußball-Europameisterschaft 1988
UEFA EURO 1988
Anzahl Nationen (von 33 Bewerbern)
Europameister Niederlande (1. Titel)
Austragungsort BR Deutschland
Eröffnungspiel 10. Juni 1988
Endspiel 25. Juni 1988
Spiele   15
Tore 34  (Ø: 2,27 pro Spiel)
Torschützenkönig Marco van Basten (5)

Die Endrunde der 8. Fußball-Europameisterschaft wurde vom 10. bis 25. Juni 1988 in der Bundesrepublik Deutschland ausgetragen.

Inhaltsverzeichnis

Qualifikation der deutschsprachigen Mannschaften

Hauptartikel: Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft 1988

Die Bundesrepublik Deutschland war als Gastgeber der EM automatisch qualifiziert. Die Mannschaft der DDR startete mit dem Wunsch, erneut an einem internationalen Turnier teilzunehmen, wie 1974 in Westdeutschland. In Gruppe Drei spielte die DDR gegen die Sowjetunion, Titelverteidiger Frankreich, Island und Norwegen. In dieser Gruppe schlug sich die DDR relativ erfolgreich und verlor nur ihr Auswärtsspiel in der Sowjetunion, die sich schließlich qualifizierte. Da reichte der 1:0-Erfolg der Ostdeutschen am letzten Spieltag gegen Europameister Frankreich nicht mehr und die DDR wurde Tabellenzweiter. Nach den für Österreich erfolgreichen WM-Teilnahmen 1978 und 1982 wartete die Alpenrepublik immer noch auf eine Teilnahme an einer Europameisterschaft. In Gruppe Eins standen sie in Konkurrenz zu Vize-Europameister Spanien, Rumänien und Albanien. Österreich konnte nur seine Spiele gegen Albanien gewinnen und wurde Dritter. Die Schweiz hatte in Gruppe Zwei eine als schwer eingestufte Gruppe mit Italien, Schweden, Portugal und Malta. Da sie nur ein Spiel zu Hause gegen Malta gewinnen konnte, wurde sie nicht für die EM qualifiziert.

Teilnehmer

Gruppe 1 Gruppe 2
BR Deutschland Bundesrepublik Deutschland (Kader) England England (Kader)
Italien Italien (Kader) Irland Irland (Kader)
Dänemark Dänemark (Kader) Niederlande Niederlande (Kader)
Spanien Spanien (Kader) UdSSR UdSSR (Kader)

Austragungsorte

Aufgrund der unterschiedlichen Auffassungen über die Zugehörigkeit West-Berlins zur Bundesrepublik Deutschland wurde vom DFB bereits frühzeitig auf die Austragung von Spielen in Berlin verzichtet und so eine Zustimmung der osteuropäischen UEFA-Verbände für die deutsche EM-Bewerbung ermöglicht. Dafür gab es 1988 im Berliner Olympiastadion ein Vier-Länder-Turnier mit den Nationalmannschaften der BRD, der UdSSR, Argentiniens und Schwedens. [1]

Spielergebnisse

Endrunde

Gruppe 1

Rang Land Tore Punkte
1 BR Deutschland 5:1 5:1
2 Italien 4:1 5:1
3 Spanien 3:5 2:4
4 Dänemark 2:7 0:6
10. Juni 1988 in Düsseldorf
BR Deutschland - Italien 1:1 (0:0)
11. Juni 1988 in Hannover
Dänemark - Spanien 2:3 (1:1)
14. Juni 1988 in Gelsenkirchen
BR Deutschland - Dänemark 2:0 (1:0)
14. Juni 1988 in Frankfurt
Italien - Spanien 1:0 (0:0)
17. Juni 1988 in München
BR Deutschland - Spanien 2:0 (1:0)
17. Juni 1988 in Köln
Italien - Dänemark 2:0 (0:0)

Nach der letzten Fußball-Europameisterschaft 1984 hatte Franz Beckenbauer die deutsche Mannschaft von Jupp Derwall übernommen und wurde 1986 Vize-Weltmeister. Das Turnier im eigenen Land machte sie automatisch zu einem der Mitfavoriten. Das Eröffnungsspiel bestritt die Bundesrepublik dann im Düsseldorfer Rheinstadion gegen die Italiener. Die relativ junge Mannschaft um Franco Baresi und Giuseppe Bergomi war in diesem Spiel der bundesdeutschen Mannschaft überlegen. Italien war von Beginn an die stärkere Mannschaft und ging in der 53. Minute durch Roberto Mancini in Führung. Andreas Brehme konnte jedoch durch einen Freistoßtreffer, der dadurch entstand, dass der italienische Torwart, Walter Zenga, den Ball zu lange festhielt, schon drei Minuten später ausgleichen. Trotz mehrerer Chancen für Italien blieb es beim 1:1. Im zweiten Spiel gegen Dänemark im Parkstadion von Gelsenkirchen traten die Deutschen offensiver auf. Sie führten ab der 10. Minute durch ein Tor von Jürgen Klinsmann. Der Schalker Olaf Thon erhöhte in der 87. Minute per Kopf auf 2:0. Die Niederlage Dänemarks markierte den Abschied der mittlerweile überalterten dänischen Fußballgeneration um Sören Lerby, Preben Elkjær Larsen und Co. Am letzten Spieltag musste Deutschland gegen Spanien mindestens ein Unentschieden erreichen, um das Halbfinale zu erreichen. Rudi Völler, der im bisherigen Turnierverlauf überwiegend kritisiert worden war, erzielte beide Treffer zum 2:0-Sieg.

Gruppe 2

Rang Land Tore Punkte
1 Sowjetunion 5:2 5:1
2 Niederlande 4:2 4:2
3 Irland 2:2 3:3
4 England 2:7 0:6
12. Juni 1988 in Stuttgart
England - Irland 0:1 (0:1)
12. Juni 1988 in Köln
Niederlande - Sowjetunion 0:1 (0:0)
15. Juni 1988 in Düsseldorf
England - Niederlande 1:3 (0:1)
15. Juni 1988 in Hannover
Irland - Sowjetunion 1:1 (1:0)
18. Juni 1988 in Frankfurt
England - Sowjetunion 1:3 (1:2)
18. Juni 1988 in Gelsenkirchen
Irland - Niederlande 0:1 (0:0)

Die Niederlande galten mit ihrer spielstarken Mannschaft um die Stars Ruud Gullit und Marco van Basten schon vor dem Turnier als Geheimfavorit. Der Vize-Weltmeister-Trainer von 1974 Rinus Michels hatte die Mannschaft erneut übernommen, nachdem sie in den Qualifikationen zu den internationalen Turnieren seit 1980 gescheitert waren. Die Sowjetunion stellte sich im ersten Spiel der Niederländer im Kölner Müngersdorfer Stadion als technisch starkes und gut organisiertes Team dar und bezwang die Niederländer durch einen Fernschuss von Abwehrspieler Wassili Raz mit 1:0.

Irland bezwang den vermeintlich großen Konkurrenten England mit 1:0. Ray Houghton erzielte im Stuttgarter Neckarstadion bereits in der 6. Minute den Siegtreffer. Mit Trainer Jack Charlton spielte Irland gegen die Sowjetunion in Hannover 1:1 unentschieden. Vor dem letzten Spiel gegen die Niederlande in Gelsenkirchen fehlte den Iren ein Punkt für den Einzug ins Halbfinale. Die Niederlande wären damit vorzeitig aus dem Turnier ausgeschieden. In der 77. Minute wechselte Rinus Michels den Mittelstürmer Wim Kieft als zusätzliche Angriffskraft ein, der bereits fünf Minuten später per Kopf das entscheidende Tor für die "Elftal" schoss und ihnen damit das Halbfinale sicherte.

Die englische Auswahl von Trainer Bobby Robson mit Gary Lineker, Bryan Robson oder Glenn Hoddle schied nach drei Niederlagen in der Vorrunde aus.

Halbfinale

Seit dem WM-Finale 1974 trifft die deutsche Nationalmannschaft in unregelmäßigen Abständen auf den Rivalen Niederlande. Vor dem Spiel wurde das Duell zwischen Jürgen Kohler und Marco van Basten als spielentscheidend dargestellt. Zunächst erhielt Deutschland nach einem Foul an Jürgen Klinsmann einen Elfmeter vom rumänischen Schiedsrichter Igna. Kapitän Lothar Matthäus verwandelte diesen in der 55. Minute gegen den niederländischen Torwart Hans van Breukelen. Nach einer umstrittenen Aktion Kohlers gegen van Basten entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter für die Niederlande. In der 74. Minute verwandelte Ronald Koeman diesen Elfmeter und markierte somit den Ausgleich. Jan Wouters schickte gegen Ende der Begegnung van Basten mit einem langen Pass in den Strafraum, der in der 89. Minute den 2:1-Siegtreffer für die Niederlande markierte, der für die Niederlande den Einzug ins Finale dieser Euro 88 bedeutete. Der Sieg führte zu einer nationalen Euphorie in den Niederlanden: Schätzungen zufolge befanden sich danach neun der damals 15 Millionen Niederländer auf der Straße und feierten.[2]

Die Sowjetunion war Italien sowohl spielerisch als auch taktisch überlegen. Die Mannschaft von Walerij Lobanowskyj gewann nach Treffern durch Gennadij Litowschenko (60. Minute) und Oleg Protassow (62. Minute) mit 2:0 Toren. Italien schien die gesamte Spieldauer chancenlos.

21. Juni 1988 Hamburg BR Deutschland - Niederlande 1:2 (0:0)
22. Juni 1988 Stuttgart Sowjetunion - Italien 2:0 (0:0)

Endspiel

Das Finale in München sollte für die Niederlande nicht nur Genugtuung für das verlorene WM-Finale von 1974 im selben Stadion bringen, sondern auch den ersten internationalen Titel für den als „ewigen Zweiten“ Geltenden. Die Niederlande übernahmen zu Spielbeginn die Initiative. Die Sowjetunion wirkte gehemmter als noch im Halbfinale von Stuttgart gegen Italien. In der 33. Minute erzielte dann auch Kapitän Ruud Gullit mit einem Kopfball die Führung. Der Stürmer der Sowjetunion Igor Belanow vergab mehrere Chancen, und in der 70. Minute hielt Hans van Breukelen einen Elfmeter. In der 54. Minute bediente der niederländische Mittelfeldspieler Arnold Muhren mit einer Flanke quer über das Feld den Mittelstürmer Marco van Basten vom AC Mailand. Dieser spielte den Ball volley aus relativ spitzem Winkel von der rechten Angriffsseite in den linken Torwinkel von Torwart Rinat Dassajew und machte die Niederlande mit diesem Treffer zum Europameister.

25. Juni 1988 München Niederlande - Sowjetunion 2:0 (1:0)

Europameister 1988

Niederlande

Die Europameistermannschaft

Hans van Breukelen, Joop Hiele; Berry van Aerle, Sjaak Troost, Ronald Koeman, Frank Rijkaard, Wilbert Suvrijn, Wim Koevermans, Adri van Tiggelen; Ruud Gullit, Erwin Koeman, Aron Winter, Hendrie Krüzen, Arnold Muhren, John van 't Schip, Jan Wouters; Marco van Basten, John Bosman, Wim Kieft, Gerald Vanenburg, Trainer: Rinus Michels

Statistik

Beste Torschützen

Name Land Tore
Marco van Basten Niederlande 5
Oleg Protassow Sowjetunion 2
Rudi Völler BR Deutschland 2

Anmerkungen

  1. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation: Four Nations Tournament (West-Berlin, West Germany 1988)
  2. Henk van Houtum und Frank van Dam: Topophilia or Topoporno? Patriotic Place Attachment in International Football Derbies In: International Social Science Review, Vol. 3(2) 2002: 231-248

Weblinks


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